Oberschwaben-Welt

Kultur Leben Ausflüge

November 13, 2019
von upperswabia
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Siegfried Einstein in Laupheim

Es ist bekannt, dass Laupheim und Bad Buchau in Oberschwaben vor langer Zeit viele Mitbürger hatten, die sich zum jüdischen Glauben bekannten. Diese Mitbürger waren Teil der bürgerlichen Gemeinde, sie engagierten sich genauso wie es auch andere Menschen tun. Damals. Bevor die Nazis kamen und die Meinung vertraten, dass diese jüdisch Gläubigen hier in ihrer Heimat nichts zu suchen haben und in Folge ermordet wurden. Heute gibt es kaum noch Mitbürger mit jüdischen Wurzeln. Trotzdem gibt es noch Antisemitismus.

Einerseits sagen viele Menschen, die diese nationalsozialistische Zeit nicht erlebt haben: „Wo ist das Problem. Es ist Vergangenheit. Ich habe damit nichts zu tun.“
Die andere Seite, es gibt den Antisemitismus immer noch? Warum gibt es immer noch Wörter, die genau diese Menschen mit jüdischem Glauben mit einem bösen hetzerischen Ton betiteln und beschimpfen? Und sind es junge Menschen? Wieso ist in einer Zeit, in der Religion nicht wichtig ist, der jüdische Glauben immer noch eine Zielscheibe?
Woher kommt es also, dass die Vergangenheit wieder zur Gegenwart wird? Fragen, Fragen und nochmals Fragen. Das Wort „Bildung“ fällt. Ein Blick auf menschliche Schicksale bringt es näher, als nur Zahlen und Fakten. An einem menschlichen Schicksal ist die Härte der Unmenschlichkeit nachvollziehbar. In der Geschichte können wir Beispiele entdecken, die helfen, dass wir nicht wieder stumm, wegschauend, ausblendend, unwissend sind. Damals wollte man die bevorstehende menschliche Katastrophe nicht sehen und sie wurde mit Hilfe von Propaganda vereitelt.
Der Blick in die Geschichtsbücher, das Sprechen mit Überlebenden und den Nachfahren hilft zu verstehen, damit wir für das Gestalten unserer Zukunft sensibilisiert sind.
„Katastrophen von Menschen gemacht“ müssen nicht wiederholt werden.

Das Museum für Geschichte von Christen und Juden ist ein fester Anker in Laupheim. Eine Stütze und Hilfe, ein Treffpunkt um von Überlebenden und Nachfahren zu erfahren, was in unserer Heimat in Oberschwaben passierte. Hinschauen, weil es wieder um die Zukunft geht, weil es wieder um ein Miteinander geht. Und es gibt ihn immer noch den Antisemitismus, diese Judenfeindlichkeit, selbst heute wo die jüdische Gemeinde in Oberschwaben kaum zählbar ist.


Das Wort Heimat.

Heimat ist dort, wo die Familie lebt, wo man sich ins Gemeindeleben integriert fühlt und hat. Heimat ist dort, wo mancher auch begraben werden möchte. Heimat ist ein starkes Wort, weil es viel Sehnsucht und Geborgenheit, Angenommensein in einer Gemeinde symbolisiert. Beziehungen haben in einer Gemeinschaft, auch das ist Heimat.

Blick in die Verangenheit: Die Familie Einstein hatte in Laupheim 1832 einen Textilhandel gegründet. Es wurde 1909 ein repräsentatives Kaufhaus eröffnet, das Gebäude gehört heute noch zu den schönsten historischen Gebäuden in der Altstadt. Es gab 1934, zum 100jährigen Jubiläum, ein Dankeschreiben an die Familie Einstein vom Bürgermeister für die Verdienste und das Engagement für die Stadt. Die Steuerabgaben des Textilhandels an die Stadt waren beeindruckend. Trotzdem die NS-Gewaltherrschaft und die Übergriffe auf die Familie Einstein begannen nur ein Jahr später. Fensterscheiben wurden eingeschlagen. Es gab in der Gesellschaft viele Veränderungen, viele Neuerungen, Angst vor der Zukunft breitete sich damals unter den Menschen aus. Die „Angst“ auf etwas nicht Greifbares, etwas nicht Einschätzbares verbreitete sich. Irgend etwas musste her, auf dass die Angst, der Hass gelenkt werden konnte. Damals fiel die Mißgunst und der Hass auf die jüdische Mitbürger. Eine Minderheit.

Verleumdungen, Beleidigungen an die jüdischen Familien gerichtet wurden zur Tagesordnung. Es wurde Alltag, sozusagen „normal“ und dies in wenigen Monaten. Der 13jährige Siegfried wurde gemobbt, mit Steinen beworfen und er musste die Schule verlassen. Die Sorge um die Kinder stieg. Einstein kam auf ein Internat in die Schweiz. Sein Vater Max Einstein wurde nach der Reichspogromnacht 1938 ins Konzentrationslager verschleppt. Er überlebte es, doch er war danach eine gebrochene Persönlichkeit. Für Siegfried Einstein, der seinem Vater ähnlich und sehr verbunden war, eine schmerzhafte Erfahrung. Die Eltern mussten Laupheim verlassen. Mittellos emigrierten sie in die Schweiz. Das Kaufhaus wurde arisiert, das heißt das Kaufhaus musste für einen kleinen Betrag verkauft werden, das Geld kam auf ein Konto. Doch dieses Geld durfte das Land nicht verlassen, allerdings mussten die Kontoinhaber das Land verlassen, wenn sie überleben wollten.  Damit lässt sich erkennen, warum eine Familie mittellos im Exil starten musste, es ging ums Überleben.

Nach dem 25. November 1941 verloren die Juden die deutsche Staatsbürgerschaft, weil sie das Land verlassen hatten. Staatenlose Bürger wurden in der Schweiz in Arbeitslager interniert. So auch Siegfried Einstein von 1941 bis 1945. Ein Jahr später veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband. Es folgten weitere und er etablierte sich als Lyriker. Seine Bücher hatten mehrere Auflagen, was damals selten war.

Siegfried Einstein kam zurück nach Deutschland im Jahre 1953. Er zog nach Mannheim, verließ die Schriftstellerei und engagierte sich als Journalist und Redner für die Aufarbeitung der NS-Zeit. Mit seinem Werk „Eichmann. Chefbuchhalter des Todes“ erhielt er den renommierten Kurt-Tucholsky-Preis im Jahre 1964. Dieser Preis ehrt Autoren, die im Sinne Tucholskys der Realitätsprüfung dienen, Hintergründe recherchieren und aufdecken. Der Preis ehrt einen Beitrag, der dem Leser bei einer kritischen Urteilsfindung helfen soll.

Siegfried Einstein kam immer wieder nach Laupheim, doch er konnte nicht bleiben. Der Schmerz saß tief, vertrieben worden von seinem Kindheitsort. Er starb 1983 und ist beerdigt neben seiner Schwester auf dem Jüdischen Friedhof in Laupheim.

Eines seiner eindrücklichen Gedichte:

Abendlicher Monolog

Der Heimatlose bin ich hier und dort,

in allen Städten und auf allen Gassen.

Da ist soweit ich denken kann, kein Ort,

den nicht der Fremdling, der ich bin, verlassen.

Die andern haben einen Herd, ein Haus,

und manches Glück ist ihrem Tag bereitet:

Da ziehen Kinder ihre Schuhe aus

In Räumen, die mein Fuß nur scheu durchschreitet.

Und wie ein ungebetener später Gast.

Und abends, wenn ich meine Hände hebe,

als hätte ich mein Anderssein umfasst,

so weiß ich manchmal nicht, ob ich noch lebe.

Und staunend sehe ich die andern gehen

Mit Sicherheiten, die mich fast erschrecken;

Und Flammenzeichen, die sie nicht verstehn,

sind Todespein, wenn sie zur Nacht mich wecken.

Der Heimatlose bin ich hier und dort,

in allen Städten und auf allen Gassen.

Da ist soweit ich denken kann, kein Ort,

den nicht der Fremdling, der ich bin, verlassen.

 

Die Sonderausstellung im Museum für Christen und Juden in Laupheim ist noch bis 6. Januar 2020 zu sehen. Es gibt weitere Veranstaltungen und Öffentliche Führungen im Museum.
Adresse: Claus-Graf-Stauffenberg-Str. 15, 88471 Laupheim, Telefon: 07392 96 800-0

Mehr Infos unter Gedenkbuch

Weiterhin gibt es in der Dauerausstellung viele Aspekte wie das Miteinander von Christen und Juden in Laupheim aussah. Carl Lämmle ist ebenfalls ein Thema.

 

November 4, 2019
von upperswabia
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Gewinner der 41. Biberacher Filmfestspiele

Vorbei sind die diesjährigen 41. Biberacher Filmfestspiele. 15.000 Besucher schauten sich in den fünf Festivaltagen verschiedenste Filme an. Neun Filmpreise wurden vergeben. Und es gab wieder sehr gute Filme zu sehen. Die Filme werden in sieben Kategorien eingeteilt: Spielfilme, Debütspielfilme, Fernsehfilme, Dokumentarfilme, Mittellange Filme, Kurzfilme. Erstmalig wurden am Filmfest auch Kinderfilme gezeigt. Die verschiedenen Juroren-Gruppen haben sich für folgende Gewinner der Biberacher Filmfestspiele entschieden.

Publikumspreis

Der Publikums-Biber dotiert mit 2000 Euro wurde für den Film „Mein Ende. Dein Anfang“ von Mariko Minoguchi vergeben.

Filminhalt nach Programmheft
Hatten Sie schon mal ein Déjà-vu? Sind Sie schon einmal einem Menschen begegnet, den Sie meinten, bereits zu kennen? Für Nora und Aron ist es Liebe auf den ersten Blick, als sie sich an einem verregneten Tag in der U-Bahn begegnen. Ihr Aufeinandertreffen war reiner Zufall, sagt Nora. Alles ist vorbestimmt, sagt Aron. Doch dann wird Aron plötzlich aus dem Leben gerissen. Für Nora bleibt die Zeit stehen.

https://www.youtube.com/watch?v=lH5BH5DH1oY


Begründung der Jury (Auszug bei der Preisverleihung)

Zitat: „Das plötzlich tragische Ende einer Liebesgeschichte durch einen Raubüberfall und die Suche nach einer lebenserhaltenden Knochenmarkspende verwebt die Regisseurin kunstvoll miteinander. Der Film hat eine nicht vorhersehbare Handlung mit zahlreichen Überraschungsmomenten. Der dynamische Wechsel durch Gegenwart und Vergangenheit fordert das Publikum heraus.“

Jury: Sarah Borowik-Frank, Margot Glocker, Patric Gessing, Peter Kiene, Christian Lord

 

Schüler-Biber

Der Schüler-Biber, dotiert mit 3.000 Euro wurde an den Film „Coup“ unter der Regie von Sven O Hill.

Filminhalt nach Programmheft
Sommer 1988: Ein 22-jähriger Bankangestellter entdeckt eine Sicherheitslücke bei seinem Arbeitgeber – eine renommierte, altehrwürdige Bank. Er beklaut sie um Millionen und setzt sich mit dem vielen Geld nach Australien ab. Sein Leben als Millionär kann losgehen. Doch seine große Liebe will nicht mit dem gemeinsamen Sohn nachkommen. “Ich habe das Geld doch für euch geklaut! Für uns! Was mach’ ich denn jetzt?”

Begründung der Jury (Auszug bei der Preisverleihung)
Zitat: „Sein Konzept, der einzigartigen Humor, die vielfältige Erzählweise, facettenreiche technische Darbietung, z.B. durch die Bildkomposition, ein Drehbuch als gelungene Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm. Es ist ein Film, der mit einem kleinen Budget eine große Wirkung auf uns erzielte.

Jury:  Nick Arnold, Lotte Dollinger, Robert Kalve, Lea Kurz, Luca Wetterau

 

Filmpreis „Adrian“ für die beste Kamera

Der Preis für die Beste Kamera, dotiert mit 1.000 Euro ging „Zwingli“ für den Kameramann Michael Hammon.

Filminhalt nach Programmheft:
Zürich 1519. Unerschrocken nutzt der junge Ulrich Zwingli seine Wahl zum Priester am ehrwürdigen Großmünster, um gegen die Missstände in der Stadt und in der Kirche zu predigen. Im Namen von Papst und Kaiser verlangt der Bischof von Konstanz schließlich Zwinglis Verhaftung. Als sich der Rat der Stadt nach einem öffentlichen Streitgespräch zwischen Zwingli und einem Abgesandten des Bischofs überraschend an die Seite des Rebellen stellt, kommt es zu weiteren Machtkämpfen.

Jury: Gernot Roll, Monika Plura und Christian Möller

Trailer:

 

Kurzfilm-Biber

Der Preis, dotiert mit 2.000 Euro für den besten Kurzfilm geht an „Alternativen“ von Benjamin Kramme.

Filminhalt nach Programmheft:
Drei Frauen. Drei Generationen. Ein politischer Familienkonflikt. Während eines Besuchs bei ihrer Großmutter trifft Johanna unerwartet auf ihre Mutter, die den Kontakt zu ihr abgebrochen hat, und ein Streit, der vor der Großmutter geheim gehalten werden sollte, bricht offen aus.

https://www.schauspielervideos.de/video/jennifer-sabel?vi=1&vk=10189939&playsingle

Begründung der Jury: (Auszug bei der Preisverleihung)
„Was als Familiengeschichte beginnt, entpuppt sich zur Halbzeit überraschend als Politdrama. Drei beeindruckend starke Frauenfiguren aus drei Generationen verhandeln im bescheidenen Setup eines Gartenhäuschens einen der großen Konflikte unserer Zeit“.

Jury: Erik Borner, Annette Ernst, Martin Blankemeyer

 

Preis für den Besten Mittellangen Spielfilm

Die Kategorie „Mittellange Filme“ wurde 2017 erstmals ins Festivalprogramm aufgenommen.
Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert. Gewonnen hat diesen Preis der Film SCHLAF GUT, DU AUCH

Filminhalt nach Programmheft:
Aus Mangel an Eigenschaften wird Flo von seiner Freundin verlassen. Wohin jetzt? Da lernt er zufällig die herzkranke Leonie kennen, die ihn mit auf eine Reise nimmt. Das eine Herz gebrochen, das andere kaputt.

Begründung der Jury: (Auszug bei der Preisverleihung)
„Ein Mann ohne Eigenschaften“ wird von einer charmanten, wilden, jungen Frau in einen Strudel unerwarteter Erlebnisse gezogen. Er strampelt sich darin frei. Auch der Zuschauer wird von Leonies Lebenswut und Lebensmut mitgerissen und kann sich Svenja Jungs bestechendem Spiel nicht entziehen. Elegant und beiläufig erfährt das Publikum von Leonies Herzkrankheit, die der Grund für ihren Hunger nach Leben sein mag. Jede Szene mit dieser starken Frauenfigur wird zu einem intensiv gelebten, filmischen Augenblick im Hier und Jetzt.“

https://www.schauspielervideos.de/video/svenja-jung?vi=1&vk=10184958&playsingle

 

Doku-Biber

Der Biber für den besten Dokumentarfilm, dotiert mit 3.000 Euro, geht an die Dokumentation „In Search …“ von Regisseur Beryl Magoko und Jule Katinka Cramer.

Filminhalt nach Programmheft:

Eine mutige und entschlossene junge Frau spricht über ihre Erfahrungen bei der weiblichen Genitalverstümmelung und den Wunsch einer rekonstruktiven Operation ihrer Genitalien.

 

 

Begründung der Jury: (Auszug bei der Preisverleihung)

Zitat: „Unsere Welt hat Probleme! Politische, Ökonomische, Kulturelle, Religiöse, Historische und Sexuelle. Alle diese Konflikte spiegelten sich in den Dokumentarfilmen wider, die wir zu bewerten hatten. Für unsere Entscheidung waren folgende Hauptargumente ausschlaggebend: Wir fordern im besten Sinne das Dokumentarische. Das bedeutet für uns humanistische Nähe durch Regie und Kamera und eine emotionale Erzählstruktur, der wir als Zuschauer gerne folgen. Also eine filmische Botschaft, die zu einer Verbesserung der Welt auffordert!

Mit einem Wort: Ein sehr guter Film ist der ruhige Blick auf einen Menschen an dessen Leben man eine ganz Welt begreift. „

Jury: Prof. Eberhard Görner, Silvia Häselbarth, Alexander Landsberger

 

Debüt-Biber

Der Preis in Höhe von 3.000 Euro für den besten Debütfilm geht dieses Jahr an „Kopfplatzen“ von Savas Ceviz

Filminhalt nach Programmheft:
Markus ist ein gut aussehender, sympathischer und angesehener Architekt. Und er ist pädophil. Körper von kleinen Jungs erregen ihn. Er will das nicht. Er leidet sehr unter seiner Neigung. Er quält sich damit und hasst sich dafür. Dennoch ist die Erregung da. Er kann nichts dagegen tun. Seine Qual ist dann am größten, wenn er kurz davor steht, zum ersten Mal tatsächlich sexuell mit einem Jungen zu werden. Er ahnt, dass er sein Verlangen auf Dauer nicht unter Kontrolle haben wird.

Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=DGoTaHmcvGs


Begründung der Jury: (Auszug bei der Preisverleihung)

„Der Preis für den besten Debütfilm 2019 geht an ein Werk, zu dem es großen Mut bedarf. Es zeigt uns das, was wir nicht verstehen wollen. Nicht verstehen können. Der Film erzählt die Geschichte eines Mannes, der seiner Liebe, seinem Begehren unter keinen Umständen nachgeben darf. Tut er es, begeht er eines der schändlichsten Verbrechen, zu dem wir Menschen fähig sind. Die große Provokation und ungeheure Sprengkraft dieses Films liegt darin, sich dem The­ma Kindesmissbrauch aus der Perspektive eines Pädophilen anzunähern. Konsequent, ohne Schwarz-Weiss Zeichnung zeigt er uns den verzweifelten Kampf eines Menschen, der nicht Täter werden will. Der Protagonist ist gefangen zwischen seinem Ringen um Menschlichkeit und einem kaum kontrollierbaren Trieb. Ein Film, der uns herausfordert. Ein unbequem­er, schmerzhafter Film. Ein notwendiger Film.

Jury: Felix Hassenfratz, Ferdinand Ascher, Prof. Vladimir Ignatowski

Eine Jury kann eine Lobende Erwähnung aussprechen, die nicht dotiert wird, dennoch genannt werden soll.

Lobende Erwähnung: Sterne über uns (Christina Ebelt)

Die Lobende Erwähnung geht an einen Film mit einem ebenso wichtigen wie hochaktuellen Thema. Eine alleinerziehende Mutter und ihr Sohn eröffnen überraschend wie berührend eine Perspektive auf ein soziales Netz, das vor unserer aller Augen immer löchriger wird. Emotional, authentisch und bildstark nähert sich der Film seinen Protagonisten, die er nicht mehr verlässt. Er gibt uns die Hoffnung, dass in unseren menschlichen Bindungen selbst unter widrigsten Umständen – vielleicht gerade dann – eine ungemeine Stärke liegt. Die Figuren dieses Films kämpfen mit aller Kraft um ihre Würde – und verraten sich zu keiner Zeit.

Filminhalt nach Programmheft:
Melli hat große Sorge ihren neunjährigen Sohn Ben zu verlieren, aus dem Grund soll niemand wissen, dass sie im Moment keine Wohnung haben. Das improvisierte Lager im Wald ist ja nur eine Notlösung – für den Übergang, glaubt sie. Mit unbändiger Kraft will sie sich aus ihrer Misere herauskämpfen, bis sie erkennt, dass ihr Abmühen völlig chancenlos bleibt. Der Film erzählt davon, wie chancenlos eine alleinerziehende Mutter um ihre Existenz kämpft und keinen anderen Lebensort als den Wald findet.
Offizieller Start: DE 2019, Kinostart 14.11.2019

https://www.youtube.com/watch?v=Uy_7i-V1RNc

 

Fernseh-Biber

Der Preis für den besten Fernsehfilm in Höhe von 3.000 Euro geht an „Herren“ von Regisseur Dirk Kummer.

Filminhalt nach Programmheft:
Ezequiel da Silva ist vor 20 Jahren der Liebe wegen nach Deutschland eingewandert. Inzwischen hat er einen prächtigen Sohn und liebt noch immer dieselbe Frau, doch beruflich hatte er, als ausländischer, schwarzer Mann ohne Ausbildung, wenig Glück. Tief in der Krise fängt er einen neuen Job an, angeblich als Fahrer, und landet bei dem Afrokubaner Reynaldo und dessen Afroberliner Kollegen Jason.

Homepage von Dirk Kummer: https://www.dirkkummer.de/startseite.html


Begründung der Jury: (Auszug bei der Preisverleihung)
Am Anfang des Filmes sehen wir einen Mann, der sich nicht gesehen fühlt. Er schiebt die Schuld gerne auf seine Hautfarbe, die Gesellschaft. Er muss sich auf die Suche begeben, trifft dabei auf außergewöhnliche Menschen, die ihren Platz im Leben schon gefunden haben. Der Film überzeugt durch wohltuenden Humor, Leichtigkeit, spielfreudigen Darsteller*innen und erfrischenden Neuentdeckungen und zeigt, dass die eigene Haltung im Leben, der Weg zum Glück sein kann, egal ob du schwarz, schwul oder vermeintlich anders bist!

Jury: Cathrin Ehrlich, Rita Serra-Roll, Volkram Zschiesche

 

Bester Spielfilm – Goldener Biber

Der Preis für den besten Film bei den 41. Biberacher Filmfestspielen geht an Im Niemandsland von Regisseur Florian Aigner. Der Preis ist mit 8.000 Euro dotiert.

Filminhalt nach Programmheft:
Im Juni 1990 verlieben sich zwei Jugendliche in Deutschland – eine unschuldige erste Liebe kurz vor der deutschen Wiedervereinigung. Aber Katja (16) kommt aus West-Berlin und Thorben (17) aus der DDR, und ihre Familien sind verfeindet: Die Eltern streiten um ein Haus in Kleinmachnow (DDR). Es geht um alte Wunden und neue Vorurteile. Während draußen die Einheit Deutschlands mit großen Schritten voranschreitet, müssen Katja und Thorben um ihre Liebe kämpfen.

Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=vJyNbVdFRiI

Begründung der Jury: (Auszug bei der Preisverleihung)
Der Preis der Spielfilmjury geht an eine vielschichtige Neuauflage von Romeo und Julia, angesiedelt am Rande von Berlin, zwischen Zehlendorf und Klein Machnow, in der Zeit nach dem Mauerfall und vor der Wiedervereini­gung. Grundlage des Familienkonflikts ist die bisher noch selten erzählte Geschichte der Häuserenteignung in der DDR, die im Sommer 1990 durch die Restitution rückgängig gemacht wurde. Alte Wunden und neue Vorurteile befeuern den Konflikt zwischen der West- und der Ostfamilie, während sich die Jugendlichen ineinander verlieben.

Die Geschichte wird kurzweilig erzählt, mit unerwarteten Wendungen und einem guten Gespür für Timing, Zeitkolorit, und mit Dialogsätzen wie dem der Ostmutter: Was links ist, bestimmen immer noch wir. Bis in die Nebenrollen hinein stark besetzt und emotional inszeniert, sorgt Florian Aigner für einen Kinoabend, der durch seine aktuelle Relevanz zu Diskus­sionen einlädt. Der Regiepreis geht in diesem Fall auch an den Drehbuchautor und den Cutter, denn Florian Aigner ist alles in Personalunion. Unser Preisträger ist “Im Niemandsland“.

Jury: Douglas Wolfsperger, Kathi Wolf, Dorothea Neukirchen, Martina Plura

 

 

November 2, 2019
von upperswabia
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Games of Drones – Von unbemannten Flugobjekten

Der Titel wird sehr schnell mit der Filmserie Games of Thrones verwechselt. Während es dort um sieben Königreiche und den Intrigen unter den Menschen geht, ging es in der Ausstellung im Zeppelin Museum um Drohnen. Die fliegenden Helfer der Menschen, die technisch sehr viel „anstellen“ können. Das fliegende Werkzeug des Menschen, die Superwaffe von oben. Klein, schnell und aus der Ferne steuerbar. Ein Traum? Könnte man meinen. Doch auch hier Fluch und Segen für den Menschen.

Die Sonderausstellung endete am 3. November 2019. Und wie sooft. Es steht lange auf der „da-könnten-wir-mal-hin“ und ruckzuck ist die Ausstellung vorbei. Dabei war die Ausstellung soooo gut.

Zwei Augen und einen Mund. Ein Gesicht, das filmen kann.

Mit dem Ende der Ausstellung stirbt auch die Drohne Claire. Es war die Museum-Drohne, die sogar einen eigenen Instagram Account hat. Ein unbemanntes Flugobjekt, dass einen Namen bekam und Mitglied des Museumsteams werden durfte. Claire war bei den Besprechungen dabei, flog über die   Besuchergruppen, durfte über den Buschhornplatz fliegen und über die Boote am Ufer. Sie wurde vom Museumsmitarbeiter Jannik Scheurer betreut, gelenkt, gesteuert. Bei genauerem Anschauen, sie ist zum verlieben die kleine wendige Claire. Doch auch Claire, des Fliegens mächtig, darf nicht überall fliegen, sie ist nicht wirklich frei. Den sie muss die Luftverkehrs-Ordnung beachten. Friedrichshafen hat einen Flughafen, Friedrichshafen liegt am Bodensee, die Schweiz ist in Sichtweite oder auch weil Claire nicht ungefragt über Privatgelände fliegen darf.

Die Flüge der Quadrocopter Drohne müssen penibelst dokumentiert werden und Genehmigungen müssen eingeholt werden. Sie darf nicht unbegrenzt in den Himmel steigen, selbst wenn sie bis zu 6 km hoch fliegen kann. Und sie kann richtig schnell werden, bis zu 72 Kilometer in der Stunde. Dabei wiegt Claire nur 906 Gramm. Dabei kann jeder diese Art von Drohne im freien Handel erwerben. Einen Führerschein für Claire ist hilfreich. Ihr technischer Name: DJI Mavic 2 Pro. Die angebaute Videokamera ist eine Hasselblad L1D-20c.

Claire und ihre Abenteuer können auf Instagram unter @drohneclaire nachgeschaut werden.

https://www.instagram.com/drohneclaire/?hl=de

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Rolloplan aus dem Jahre 1908. Er diente als Spielgerät zum Drachenfliegen lassen.

Neu war für mich auch, dass aus dem Hause Steiff, (bekannt von dem Teddybär mit dem Knopf im Ohr) auch ein großer Stoffdrachen namens Roloplan im Jahre 1908 produziert wurde. Der Neffe Richard von Margarete Steiff erfand und verkaufte diesen 3,60 Meter breiten und 2 Meter hohen Flugdrachen. Was anfangs zum ambitionierten herbstlichen Drachenfliegen diente wurde sehr rasch von Luftbildfotografen eingesetzt. Eine Kamera konnte der große Drachen locker tragen und so konnte ein Überblick gewonnen werden.

 

Cool ist auch ein Stoff, der einen scheinbar unsichtbar werden lässt. Für eine Wärmekamera oder eine Drohne ist es somit schwieriger als Lebewesen erkannt zu werden. Zukunftsmusik. Nein.

Eine Drohne ist nicht lautlos. Mit ihren Rotorblättern und ihrem kleinen Antriebsmotor gibt sie Geräusche. Daher konnte man an einer Hörstation die verschiedenen Geräusche der verschiedenen Drohnen hören. Die eine schnurrt, die andere surrt eher wie ein aufgeregtes Insekt. Ob es wirklich möglich ist, am Geräusch zu wissen, welche Drohne gerade über einem in der Luft hängt, mag sein.  Momentan noch Neuland. Allerdings, wer Vögel am Gesang, Autos am Motor erkennen kann, warum dann nicht auch eine Drohne. Also wenn das Postauto vor der Tür hält, hab ich es oft schon im voraus anfahren hören.

Apropo Vögel: Spätestens seit eine Drohne einen Flughafen in England dieses Jahr lahm legte, weiß hoffentlich jeder, dass so eine Drohne eine Gefährdung sein kann. Und so werden nun Greifvögel trainiert, diese Drohnen auf die Erde zu holen. In Frankreich gibt es schon Trainingsschulen für junge Adler, dass sie ihren Jagdtrieb auf Drohnen einsetzen.

Nachfolgendes Video aus dem Jahre 2017 war ebenfalls zu sehen. Horror, Zukunft oder kann das Wirklichkeit werden?  Slaughterbots. Das Video zeigt einerseits wie wunderbar diese programmierbaren Minidrohnen einsetzbar sind. Auf der anderen Seite, wie schnell diese auch mißbraucht werden können und zu einem Todesfall führen. Das Video entstand aufgrund der Initiative Ban Lethal Autonomous Weapons. Der Mitbegründer Stuart Russell, Experte für künstliche Intelligenz tritt am Ende mit dem eindringlichen Appell auf, dass tödliche autonome Waffensystem verboten werden müssen.

https://www.youtube.com/watch?v=fPqmC16ewYg

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Ein anderes Einsatzgebiet der Drohne zeigte ein Video aus Nordamerika. Dort überwachen die Ureinwohner per Drohne, ob die Leitungen und Pipelines durch das Naturreservat auch so gebaut werden, wie es vertraglich festgelegt wurde.

Eine kreative Idee ist per Handbuch sich den Schatten einer Drohne auf seinen eigenen Garagenvorplatz zu zeichnen. Dieser Schatten ist je nach Drohnenart überraschend groß und beängstigend.

Handbuch Drohnenschatten von James Bridle

Wie diese gezeichnet werden können, kann bei dem Künstler James Bridle http://booktwo.org nachgelesen und geschaut werden.

Der Einsatz der Drohne in Kriegsgebieten wurde ebenfalls vorgestellt. Die Statistik der Toten in Pakistan per Kampfdrohnen, darunter auch Kinder.
Zu diesem Thema ein Filmtipp, wie es diesen Soldaten ergeht, die diese Drohnen in die Kriegsgebiete lenken. Der Film Nationalbird ist im freien Handel erhältlich und/oder auch zu streamen.

Trailer: National Bird

Künstlerisch abstrakt war ein Video, dass motivierte sich zu überlegen oder sich auf diese Vision einzulassen, ob Künstliche Intelligenz auch Kunst machen kann? Wer ist der bessere Künstler? Oder soll dieses kreative Gebiet den künstlichen Intelligenzen verwehrt bleiben?

Eine weiteres Video von Raphaela Vogel zeigt aus der Perspektive einer Drohne auf eine weibliche Figur, deren Stoffbahnen den Blick verschleiern möchte. Die Musik, die Bewegung wirkt live in der Ausstellung viel agressiver und beklemmender.

Das Zeppelin Museum baut diese Ausstellung am 4. November ab. Am 28. November folgt die nächste Ausstellung, dabei sind aber immer noch die Dauerausstellung und eine weitere Sonderausstellung im Museum zu sehen.

Mehr Informationen zum Zeppelin Museum unter Zeppelin Museum Friedrichshafen.

Autorin: Inge Veil-Köberle

 

September 29, 2019
von upperswabia
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Erntedankteppich in Ummendorf 2019

Auch dieses Jahr schaffte das Team um Carmen Janz einen wunderschönen Erntedankteppich in der Katholischen Kirche St. Johannes Evangelist in Ummendorf. Aus Körnern, Samen, getrockneten Blüten und Pflanzen wurde das Kunstwerk gestaltet. Das Motiv wurde dem Gemälde von Tizian aus dem Jahre 1530 mit dem Titel „Die Madonna mit dem Kaninchen“ nachgebildet.
Besonderheit ist zudem, dass das Kunstwerk leicht aufgestellt ist.

Blick auf das Erntedankbild und in den Chorraum der Sankt Johannes Evangelist in Ummendorf

 

 

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Erntedankteppich in der Sankt Johannes Evangelist Kirche in Ummendorf

Detail aus dem Erntedankteppich in der Ummendorfer katholischen Pfarrkirche Sankt Johannes Evangelist. Das Foto ist leider etwas unscharf. Der lilafarbene Bereich wurde mit getrockneten Lavendelblüten gelegt und so besteht das Gesamte Kunstwerk aus Samen, Linsen, Blüten, Körnern …

Der Erntedankteppich wird bis Ende Oktober in der Sankt Johannes Evangelist, Biberacher Straße in Ummendorf aufgestellt sein.

 

 

 

September 28, 2019
von upperswabia
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Erntedankschmuck in Otterswang 2019

Der kunstvolle Erntedankteppich in der geschmückten Sankt Oswald Pfarrkirche in Otterswang bei Bad Schussenried in Oberschwaben ist noch bis 23. Oktober zu sehen. Die Kirche ist täglich von 9 bis 18 Uhr am Abend geöffnet.

Seit 1972 wird diese Gestaltung dieses Erntedankteppiches in Otterswang praktiziert. Es entstand nach einer Anregung von dem damaligen Pfarrer Otto Beck. Seither werden aus Samen, Früchten, Getreide, und Linsen ein kunstvolles Bildnis zur Erntedankzeit geschaffen.

Dieses Jahr widmet sich das Motiv dem Gleichnis aus dem Lukas Evangelium „Der verlorene Sohn“.
Das Bild aus Naturmaterialien hat die Größe von 2,80 Meter Länge und 2,24 Meter Breite.

Frau Nüssle, Telefon 07525 913691 ist Ansprechpartnerin für Führungen von Besuchergruppen.

Erntedankteppich Otterswang 2019

 

Gesamtansicht.

Detailansicht

 

 

September 16, 2019
von upperswabia
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Wendelinus-Ritt von Gutenzell nach Niedernzell

Die Reiterprozession ist jedes Jahr am dritten Sonntag im September. 26 Reitergruppen aus Oberschwaben nehmen an diesem Ritt teil, der entlang von Wiesen, im Wald und auf der Kreisstraße nach Niedernzell. Solange die Reiterinnen und Reiter zu Pferde unterwegs sind, läuft eine Gruppe von Menschen mit einem Pfarrer als Pilger nach Niedernzell. Die Prozessionsreiter warten bis die Pilgerinnen und Pilger in Niedernzell angekommen sind. Erst danach reiten sie auf der Kreisstraße in den Ort. Das nachfolgende Foto zeigt also eine der ersten Gruppen im Wartestatus.

 

Es war wieder ein sonniger, fast heißer vorherbstlicher Septembersonntag mit strahlend blauem Himmel. Mitten in einer landschaftlich hügeligen grünen Umgebung. Sich an den Wegesrand zu stellen oder auch zu setzen und inne zu halten, zu warten oder darüber nachzudenken wie wichtig diese alljährlichen Rituale sind. Rituale und Regeln geben den Menschen halt, egal ob kirchlich engagiert oder nicht.So ist auch der Musiker, der auch vergangenes Jahr in seiner Musikvereinstracht und mit dem Musikinstrument auf dem Rücken von Gutenzell nach Niedernzell radelt.

Hintergrund: Musikkappellen begleiten musikalisch die Reitergruppen innerhalb den Orten von Gutenzell und auch während des Gottesdienstes in Niedernzell.

Welchen Schwerpunkt ein Mensch seinem religiösen Glauben gibt, ist so verschieden wie es die  Menschen nun mal sind. Es gibt viele Gründe, was in einem Gebet wichtig sein kann. Ob es ein Gebet ist zur Hilfestellung, zur Erkenntnis oder als Zeichen der Dankbarkeit. Auch das gemeinsame Beten und Singen, ob Rosenkranz oder ein Lied hat eine medidative Wirkung.
Viele kommen jedes Jahr zu diesem Prozessionsritt, beten, singen und widmen diesen Sonntag diesem katholischen Ritual. Jede Gruppe wird von einem katholischen Pfarrer begleitet. Auch Dekan Sigmund Schänzle ist immer dabei.

Trotzdem. Die Teilnehmerzahlen schrumpfen. „Es fehle an Nachwuchs“, meinte ein Gruppenführer. Auch wenn auf dem Wendelinusritt Frauen, Männer und jede Person egal welchen Alters mitreiten darf, die Reitergruppenteilnehmer schrumpfen – so der Eindruck. Dabei gehört es ebenfalls zur Gruppe, dass regelmässig an Ritten und Treffen teilgenommen wird. Es ist eine Gemeinschaft und ein Netzwerk.

In Niedernzell hält dann ein eingeladener Bischof, Pfarrer, Pater den Gottesdienst. Dieses Jahr war Pater Hubert Veeser, Provinzial der Deutschen Salvatorianer aus München zu Gast. Er greift das Zitat aus der Bibel (Philipperbrief 4,49 heraus: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Nocheinmal sage ich: Freut euch!.

 


Freut Euch! … ein wichtiger Appell. Freude zu haben, zu geben, zu erkennen ist ja auch nicht selbstverständlich. Daher eine Inspiration um zu erkennen, was einem alles Freude bereitet.

Zum Thema Nachwuchs noch ein Foto. Nach dem Gottesdienst reiten die Prozessionsteilnehmer*innen wieder zurück nach Gutenzell. Es stehen dort Pferdeanhänger, wenn von weiter angereist wurde und eventuell gibt es noch ein Zusammensitzen der Gruppen.
Nach Niedernzell geben die Standartenträger die kleine Flagge ab. Auf dem Foto das kleine Töchterchen zurück nach Niedernzell miteiten. Der Großvater nimmt die Flagge entgegen und die Großmutter hebt das Mädchen vor den Papa aufs Pferd.

 

Nächstes Jahr geht es wieder zum Wendelinusritt. Und den Satz hörte ich auch von einer jungen Reiterin, sie dürfte zwischen 14 und 16 Jahre alt sein: „Ich glaube nächstes Jahr hab ich schon 10jähriges“. Denn auch dies wird an diesem Tage nach dem Gottesdienst genannt. Die Reiterinnen und Reiter, die schon zum 25sten, zum 40sten oder zum 50sten Mal mitgeritten sind.

 

September 7, 2019
von upperswabia
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BUGA – die Bundesgartenschau in Heilbronn

Die Bundesgartenschau in Heilbronn ist noch einen Monat. Am 6. Oktober 2019 schließt sie. Es ist zu hoffen, dass dieses wirkungsvolle Gelände, dieses entstandene wertvolle Naherholungsgebiet für Heilbronn erhalten bleibt und weiter genutzt, gepflegt, bestehen kann. Es ist erholsam dort zu verweilen. Und während in Oberschwaben die Regentropfen sich zeigten, schien in Heilbronn die Sonne – soll heißen ein Ausflug im Ländle kann auch Wetterwechsel bedeuten.

 

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Gründe für einen Besuch der BUGA ( Bundesgartenschau) in Heilbronn

Für Freunde des Gartens ist so eine professionell angelegte Präsentation von Blumen, Sträuchern, Bäumen eine Augenweide. Es ist inspirierend wie bekannte Blütenformen in der Kombination von Gräsern und anderen Blumen ihre Einzigartigkeit präsentieren. Die Opulenz der Farben, die die Pflanzen mitbringen und auch in der Kombination mit den Kontrastfarben von anderen Pflanzen. Es fasziniert und öffnet die Augen für Farben, Formen, Konstraste und auch unser Geruchssinn entdeckt unbekannte Düfte. Die Gartenschau zeigt wie unser Lebensraum mit Pflanzen gestaltet werden kann.

 

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Inspiration wie kleine Gärten gestaltet werden können
Die wenigsten haben zwar so große Gärten, dass diese weitläufigen Farbenspiele angelegt werden können, doch es wurden auch Alternativen von kleinen Gärten präsentiert. Urban-Gardening, was kann ich auf meinem Flachdach an nützlichen Pflanzen für die Küche anbauen wurden ebenfalls vorgestellt.

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Rosen blühen immer noch sehr üpig

Der angelegte Rosengarten war sehr beeindruckend, weil die Rosen alle noch in voller Blüte stehen.
In Oberschwaben zeigen sich die letzten Blüten der verschiedenen Rosensorten. Sie trotzden in ihrer Anmut frühmorgens und der herbstliche Nebel reckelt sich um die Blütenknospe. Da scheint in Heilbronn nicht so zu sein. Noch nicht.

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Kunst
Auf keiner Gartenschau – egal ob Landesgartenschau oder Bundesgartenschau sind mir so unterschiedliche Kunstobjekte aufgefallen. Es wurde sogar ein eigener Flyer für die Kunst ausgegeben.
Das Gelände ist weitläufig und so hab ich vermutlich noch gar nicht alle entdeckt.

 

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Wasser, Wasserläufe und der Neckar – sogar eine Bootsfahrt ist auf der BUGA möglich

Mein Ansporn war zu Laufen. Die Wartespur der Menschen für das Boot war mir zu lang, ich wollte weitergehen. Doch meine Empfehlung wäre, gerade bei Menschen, die etwas Gehwege abkürzen wollen, dieses Bootsfahrtangebot zu nutzen.

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Es ist beneidenswert, wenn ein Stadt wie Heilbronn den Neckar so in das Naherholungsgebiet einbinden kann. Ich war vielen Jahren öfters in Heilbronn, doch diese schöne Stadtseite von Heilbronn blieb mir bis zum Buga-Besuch komplett verborgen.
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Pflanzen in der Landwirtschaft

Auch da lernte ich dazu. Einige der Pflanzen, die heute angebaut werden hätte ich nicht erkannt, wenn sie auf einem Acker wachsen. So wie die Pflanzen Amarant oder Quinoa. Umso wichtiger für Menschen, die zwar auf gesunde Lebensmittel achten, doch diese in ihrem Wachstum auf dem Acker noch nicht gesehen haben.

 

Und es war putzig den Bienen zuzuschauen, wie sie in die Blüte einer Artischocke reintauchen und fasst verschwinden. Wieder rauskrabbeln, um erneut einzutauchen.

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Architektur auf dem Gelände.

Auf dem Gelände sind einige Wohn- und Bürogebäude entstanden, die einen Anspruch an Nachhaltigkeit entsprechen sollen. Modern und doch unkonventionell.

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Friedhof-Grabgestaltung
Eigentlich ging ich nicht auf die BUGA um Grabgestaltung zu sehen. Doch die gezeigten Mustergräber gehören zu den Highlights. Sei es der Grabstein oder auch die Anordnungen und Verwendung der Pflanzen auf dem Grab. Ich war dieses Jahr bedingt durch Beerdigungen öfters auf Friedhöfen, doch diese Art von Grabgestaltung war für mich neu. Das Grab als Kunstwerk.
Allerdings muss ich zwei Frauen zustimmen, die sagen, dass sie das zeitlich nicht schaffen würden, die Pflänzchen in dieser Form zu trimmen, dass es immer so perfekt aussieht. Doch es gibt ja spezialisierte Friedhofsgärtner.

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Tag der Schöpfung

Das war eher Zufall, dass dieser Gedenk-Tag mit meinem BUGA-Besuchstag zusammenfiel. Trotzdem gut zu wissen. Die christlichen Kirchen haben 2010 beschlossen immer am ersten Freitag im September den Tag der Schöpfung zu feiern. Es war somit das zehnjährige Bestehen dieses Tages, der erstmals in eine größere Veranstaltung integriert wurde. Einen Tag des Dankes, der Lobpreisung und auch dem Innehalten was man selbst für den Erhalt der Schöpfung tun kann. Aus diesem Anlass sprach auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Festrede auf der BUGA.

Eines seiner Zitate:
„Es muss teuer werden, das Klima zu zerstören, und sich lohnen, das Klima zu schützen“.

Weiter ermahnte er, dass beispielsweise das Fliegen nicht verdammt werden soll, sondern das Kerosin verteuert und regenerative Treibstoffe entwickelt werden sollen. Es soll auch nicht das Auto verteufelt werden, es sollen emissionsfreie Alternativen angeboten werden.

 

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Bahnfahrt zur BUGA nach Heilbronn

Ich fahre gerne mit der Bahn. Auch wenn es sein kann, dass auf der Hin- oder Rückfahrt irgendetwas nicht ganz so optimal läuft. Und ich daher auch mal etwas verärgert bin. Doch die Sicherheit, dass mit der Autofahrt alles pünktlich und ohne Hindernisse passiert, ist ebenfalls nicht gewährt.

Weiterhin ist es eine sehr schöne Bahnstrecke. Kleine Dörfer und Städtchen, deren Ansicht teilweise überraschend schön sein kann. Dann entlang des Neckars, vorbei an Felswänden oder im Wechsel rechts oder links die Weinberge. Wie das wohl im Herbst aussieht. Und wie es sich anfühlt mal auf dem Neckar eine Tagesfahrt zu machen?

Empfehlenswert also die die Bahnfahrt auf die BUGA nach Heilbronn.
Es gibt ein Kombiticket: Bahnfahrt plus BUGA-Eintritt. Das Bahnticket gilt für alle Nahverkehrszüge und egal woher aus Baden-Württemberg. So ist die Fahrtzeit von Oberschwaben mit der Bahn kürzer als mit dem Auto. Und es gab keine Verzögerungen oder Verspätungen auf dieser Fahrt. Und auch die Kosten => ein Schnäppchen.

Klassisch, ohne Kenntnis des speziellen Angebotes:
Für einen Erwachsenen mit dem Baden-Württemberg-Ticket 24 Euro plus BUGA-Eintritt 23 Euro.
DAS BUGA-Ticket … kostet 30 Euro (Bahnfahrt und Eintritt inklusive) !!!

Buchbar siehe

Übrigens ab Hauptbahnhof Heilbronn kann zu Fuß (700 Meter) zum Innenstadt-Eingang der BUGA gelaufen werden. Es startet vor dem Hauptbahnhof die S-Bahnlinie 4 zu den drei Eingängen der BUGA. Mit dem Bahnticket und/oder BUGA-Eintrittsticket können zudem alle öffentlichen Verkehrsmittel gefahren werden.

 

Experimenta

Das neu gebaute Wissenschafts-Museum ist ebenfalls an der BUGA. Es lohnt einen eigenen Besuch. Es werden 275 Möglichkeiten für kleine und große Entdecker zum Ausprobieren angeboten. Diese Science Museen habe ich vor 20 Jahren im Ausland kennengelernt. Und mit meinen Kindern habe ich gelernt, dass wenn selbst ausprobiert, getüfftelt, interaktiv etwas getestet werden kann – es viel mehr Spaß macht als theoretische wissenschaftliche Texte zu lesen.
Wir haben die Experimenta noch nicht besucht. Erfahrungsgemäß waren wir in diesen Science-Museen einen ganzen Tag und nutzten die Öffnungszeiten komplett aus. Es wurde einfach nicht langweilig.

Mehr Informationen unter https://www.experimenta.science/

 

August 18, 2019
von upperswabia
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Der Oberschwabe

Diese Woche habe ich diesen Text entdeckt in der Wallfahrtskirche auf dem Bussen. Der Autor Benedikt Welser, war mir bisher unbekannt. Doch lies selbst. Irgendwie schön, wenn auch schon viele Jahre alt.

Ein unergründlich tiefes Weh,
viel tiefer als der Bodensee,
noch höher steigend als der Bussen,
und reißender noch als die Schussen,
viel breiter als das Tal der Iller;
so still wie’s Donauried, noch stiller,
ist mir ins weiche Herz gegeben
und macht drei Viertel aus vom Leben.

Ein Viertel wohl, ein schönes Stück,
da steht und schwimmt in vollem Glück,
das grünt wie Wolfegg-Waldburgs Wälder,
das blüht wie Tettnangs Obstbaumfelder,
das ist so reich an Freudequellen
und überfließt an tausen Stellen.
O Gott, was hast Du doch begraben
im Herzen eines Oberschwaben

Benedikt Welser

August 11, 2019
von upperswabia
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Buchsbaumzünsler droht alles zu vernichten

An dem Tag, an dem ich beschloss nicht mehr ein Ironblogger zu sein.

Es war der 9. August 2019. Meine etwas dahindörrende Hälfte einer Buchsbaumkugel wirkte sehr kahl. Ob es wohl ein Pilz ist, dachte ich noch. Ich sah keine Fraßspuren und keine Raupen – da war ich fest der Meinung, dass es nicht der Buchsbaumzünsler sein kann. Dieses Insekt ist der gefürchteteste Tod einer Buchspflanze. Vielleicht ist es ja der Pflanze sogar egal, dass sie leiden wird. Doch mir als Gärtnerin eben nicht.

Nun ja – ich streichelte noch die Kugel, dachte noch sie wird sich erholen. Doch zwei Tage später sah ich, dass auch die andere Hälfte dieses Buchsbaumarrangements, zwei halbe Ovale zu einem Herz formiert, plötzlich eine bräunliche Färbung der Blätter anzeigt. Genau angeschaut und nun gesehen, dass es doch dieses Insekt ist, das mich zur Massenmörderin macht. Diese Rolle werde ich übernehmen ohne mit der Wimper zu zucken.

Die Buchsbaumzünsler-Plage hat viele der schönsten barocken Gärten im süddeutschen Raum vernichtet. Formschnitt, Figuren, geometrische Formen – alles war mit dem kleinblättrigen Buchs möglich ist nun entsorgt worden, verbrannt worden. Zurück bleibt ein Fragezeichen, wie geht es weiter. Und keine Ahnung warum ich so naiv war zu glauben, dass meine vielen Buchskugeln verschont bleiben. Nun – der Schock sitzt tief. Als ich jede der zig Kugeln inspirierte, sah ich Raupen und Eiergelege der Falter. Teilweise diese hässlichen Gespinste, die sofort dazu verleiten den ganz Busch unter Feuer zu setzen. Eckelig.

Nach Pfingsten hatte ich ein ähnliches Erlebnis. Doch die Pflanzen erholten sich wieder gut. Jetzt wirkt der Befall gravierender als damals. Ich schaute die schöne Buchslandschaft an und mir kamen die Tränen. In wenigen Tagen könnte alles kahlgefressen sein, wenn diese winzigen Raupen zu fressen beginnen. Das Herz schmerzte.

Jeder Busch wurde von mir selbst groß gezogen. Fast immer von mir zweimal im Jahr frisiert. Und das soll alles vorbei sein. Unfassbar.

Sechs Kugeln habe ich vor zwanzig Jahren gekauft von einem älteren Herrn nahe Augsburg. Er lebte wie ein Eremit zwischen all seinen vielen selbst großgezogenen Buchs. Er schnitt seine hunderte von Pflanzen alle zwei Monate. Wenn er den letzten Buchs gerundet hatte, fing er wieder von vorne. Wir gruben damals die sechs unterschiedlichen Kugeln aus. Sie waren damals noch tragbar und luden sie in das Auto. Dieser ältere Herr konnte alle Rilke Gedichte auswendig, so war mein Eindruck. Er antwortete ganz bescheiden, es seien viele Gedichte, Verse, aber nicht alle. Weiter erzählte er mir, welche Rilke-Symposien er überall besuchte und mit welchen Forschern von Rilke er Kontakt hatte. Ich hatte es damals nicht aufgeschrieben, doch ich sehe heute noch das Leuchten in seinen Augen, wenn er von Rilke Verse, Texte vortrug auf dem Feld inmitten von hunderten von Buchskugeln in verschiedenen Größen. Er starb wenige Jahre danach. Sein Feld wurde verkauft an eine große Münchner Baumschule. Als ich von seinem Tod erfuhr ging ich wieder bewußt zu den Pflanzen, streichelte sie und dachte: Diese Buchs haben ihn persönlich kennengelernt.

Zwanzig Jahre ist es her. Mittlerweile wurden aus diesen sechs Kugeln immer wieder Ableger, neue Pflanzen gezogen, gepflegt, gesetzt. Da stecken tatsächlich viele Erinnerungen. Sie wuchsen, wurden größer. Einen einzigen Buchs verlor ich letztes Jahr. Er stand nach dem Urlaub genauso verdorrt da, wie die Buchs-Herzchenhälfte. Ob es schon damals der Zünsler war, ich wußte es nicht. Ich gab ihm sechs Monate Zeit wieder etwas Grünes zu zeigen, doch es kam nichts mehr. Er wurde dann verbrannt.

Eine Pflanze verloren in so vielen Jahren und nun … wir werden sehen.
Jedenfalls verwendete ich einige Stunden um jeden Ast und jedes Blättchen der Pflanze so genau und gleichmässig mit einem Bakterium zu bespritzen und zu hoffen, dass den Raupen zum Kotzen schlecht wird und sie niemals wieder ein Buchsbaumblättchen essen wollen. Ich werde also noch nicht aufgeben. Trotz Regen und Lieferungsverzögerungen des Bakteriums – ich bleibe weiter dran. Vielleicht hat diese Aktion nichts gebracht, weil der Regen alles wegwusch.
Jedenfalls ist es nicht mehr sicher, dass ich wöchentlich einen Blogbeitrag schreiben will. Ich wünsche mir, dass meine Buchskugeln wieder fit werden. Falls sie doch sterben, werde ich eine Trauerphase brauchen. Mein Garten hat die nächsten Wochen Vorrang.

August 4, 2019
von upperswabia
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Oberschwaben-Welt wird 6 Jahre alt

Ein Sommertag. Einfach schön. Im Garten an den Blüten vorbeistreichen, Schwärme von Insekten, Bienen aufscheuchen. Der Garten ist bienenfreundlich, ein Grund sich zu freuen. Alles richtig gemacht.

 

Der Phlox blüht, die Rosen sind eher verblüht und der Sommerflieder packt jetzt so richtig aus mit seiner Blütenpracht. Der Roseneibisch bricht schon fast auseinander aufgrund der vielen Blüten. Schön ist es.

Heute ist eher ein nachdenklicher Tag. Der Oberschwaben-Welt-Blog feiert morgen seinen sechsten Geburtstag. Jede Woche wurde ein Beitrag veröffentlicht, manchmal auch mehrere. Oft Ausflugstipps und seit ich selbst nicht mehr soviel unterwegs bin aufgrund der beruflichen Situation, folgen auch persönliche Gedanken. Und es gibt viele Themen, um darüber zu schreiben. Doch auch dies benötigt Zeit und Muße.

Vor einigen Wochen habe ich darüber nachgedacht, einmal in der Woche etwas zu tun, was ich noch nie getan habe. Es blieb nicht beim Nachdenken, ich habe es auch getan – nur nicht darübergeschrieben.

Diese Woche habe ich meinen ersten Cousinnen/Cousin- Treff organisiert. Termin ist im September. Adressen, Telefonnummern mussten zuerst recherchiert. Wie es dazu kam? Anlass war die Beerdigung einer gemeinsamen Tante. Und wo wird es stattfinden? Selbstverständlich in Oberschwaben. Für diesen Treff müssen alle etwas weiter anreisen, doch es wurde zugesagt, dass sie gerne kommen wollen. Es gibt viele Ideen, doch vermutlich bleiben wir an einem Ort und es wird gschwätzt.

Lebensgeschichten, die vollgepackt sind mit Glück und Unglück, mit Freude und Trauer, mit Planungen und Was-so-alles-dazwischenkommt.

Übrigens nachfolgender Blumenstrauß hat auch seine Bedeutung. Es ist nicht Geburtstag vom Blog sondern auch ein anderer Jahrestag.