Die Reiterprozession ist jedes Jahr am dritten Sonntag im September. 26 Reitergruppen aus Oberschwaben nehmen an diesem Ritt teil, der entlang von Wiesen, im Wald und auf der Kreisstraße nach Niedernzell. Solange die Reiterinnen und Reiter zu Pferde unterwegs sind, läuft eine Gruppe von Menschen mit einem Pfarrer als Pilger nach Niedernzell. Die Prozessionsreiter warten bis die Pilgerinnen und Pilger in Niedernzell angekommen sind. Erst danach reiten sie auf der Kreisstraße in den Ort. Das nachfolgende Foto zeigt also eine der ersten Gruppen im Wartestatus.
Es war wieder ein sonniger, fast heißer vorherbstlicher Septembersonntag mit strahlend blauem Himmel. Mitten in einer landschaftlich hügeligen grünen Umgebung. Sich an den Wegesrand zu stellen oder auch zu setzen und inne zu halten, zu warten oder darüber nachzudenken wie wichtig diese alljährlichen Rituale sind. Rituale und Regeln geben den Menschen halt, egal ob kirchlich engagiert oder nicht.So ist auch der Musiker, der auch vergangenes Jahr in seiner Musikvereinstracht und mit dem Musikinstrument auf dem Rücken von Gutenzell nach Niedernzell radelt.
Hintergrund: Musikkappellen begleiten musikalisch die Reitergruppen innerhalb den Orten von Gutenzell und auch während des Gottesdienstes in Niedernzell.
Welchen Schwerpunkt ein Mensch seinem religiösen Glauben gibt, ist so verschieden wie es die Menschen nun mal sind. Es gibt viele Gründe, was in einem Gebet wichtig sein kann. Ob es ein Gebet ist zur Hilfestellung, zur Erkenntnis oder als Zeichen der Dankbarkeit. Auch das gemeinsame Beten und Singen, ob Rosenkranz oder ein Lied hat eine medidative Wirkung.
Viele kommen jedes Jahr zu diesem Prozessionsritt, beten, singen und widmen diesen Sonntag diesem katholischen Ritual. Jede Gruppe wird von einem katholischen Pfarrer begleitet. Auch Dekan Sigmund Schänzle ist immer dabei.
Trotzdem. Die Teilnehmerzahlen schrumpfen. „Es fehle an Nachwuchs“, meinte ein Gruppenführer. Auch wenn auf dem Wendelinusritt Frauen, Männer und jede Person egal welchen Alters mitreiten darf, die Reitergruppenteilnehmer schrumpfen – so der Eindruck. Dabei gehört es ebenfalls zur Gruppe, dass regelmässig an Ritten und Treffen teilgenommen wird. Es ist eine Gemeinschaft und ein Netzwerk.
In Niedernzell hält dann ein eingeladener Bischof, Pfarrer, Pater den Gottesdienst. Dieses Jahr war Pater Hubert Veeser, Provinzial der Deutschen Salvatorianer aus München zu Gast. Er greift das Zitat aus der Bibel (Philipperbrief 4,49 heraus: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Nocheinmal sage ich: Freut euch!.
Freut Euch! … ein wichtiger Appell. Freude zu haben, zu geben, zu erkennen ist ja auch nicht selbstverständlich. Daher eine Inspiration um zu erkennen, was einem alles Freude bereitet.
Zum Thema Nachwuchs noch ein Foto. Nach dem Gottesdienst reiten die Prozessionsteilnehmer*innen wieder zurück nach Gutenzell. Es stehen dort Pferdeanhänger, wenn von weiter angereist wurde und eventuell gibt es noch ein Zusammensitzen der Gruppen.
Nach Niedernzell geben die Standartenträger die kleine Flagge ab. Auf dem Foto das kleine Töchterchen zurück nach Niedernzell miteiten. Der Großvater nimmt die Flagge entgegen und die Großmutter hebt das Mädchen vor den Papa aufs Pferd.
Nächstes Jahr geht es wieder zum Wendelinusritt. Und den Satz hörte ich auch von einer jungen Reiterin, sie dürfte zwischen 14 und 16 Jahre alt sein: „Ich glaube nächstes Jahr hab ich schon 10jähriges“. Denn auch dies wird an diesem Tage nach dem Gottesdienst genannt. Die Reiterinnen und Reiter, die schon zum 25sten, zum 40sten oder zum 50sten Mal mitgeritten sind.