Das Barcamp Bodensee 2016, kurz #bcbs16 ist dieses Jahr Mitte April. Wiederholt gibt es im Vorfeld eine Blogparade und die Deutsche Zeppelin-Reederei GmbH als Sponsor verlost einen Zeppelinflug. Zudem können zwölf Blogparadeteilnehmer ein Schlemmer-Event gewinnen. Thema der diesjährigen Blogparade ist: „Zeppelin – Genuss – Tourismus 2026“. Die Frage steht im Raum, was muss passieren, dass der Bodensee auch 2026 noch attraktiv ist.
Mein spontaner Gedanke: Weniger Trubel im Sommer – doch das ist ja touristisch gesehen höchst widersprüchlich. Wer Tourismus will, darf sich nicht daran stören, dass dann die Massen kommen. Der Bodensee selbst bleibt attraktiv mit oder ohne Angebote, da bin ich mir sicher. Im Sommer ist Hochkonjunktur, der einzige Zeitpunkt wo die Zimmersuche schwieriger sein kann. Es gibt lange Staus und auch Schwierigkeiten einen Parkplatz zu finden.
Wer Ruhe mag, wartet auf die Abendstunden und genießt den Sonnenuntergang. Diese Schönheit wird auch 2026 bestehen. Auf dem See wimmelt es jetzt schon von Booten, es gibt viele Strandbäder und die Städte und Dörfer entlang des Bodensees laden ein zum Schlemmen, Bummeln und Einkaufen. Es ist Genuss im Sinne von kultivierter Natur und eine Frage, welche Zielgruppe soll aktiviert werden am Bodensee.
Andererseits frage ich mich gerade, was macht ein Mensch, der minimalistischer leben will. Der Einkäufe nicht mehr braucht, sich mit einem alkoholfreien Getränk plus Vesper auf eine Bank setzen kann und einfach den See überblickt oder die gegenüberliegenden Schweizer Berge anschaut. Möwengeschrei hört, Vögel beobachtet. Ruhe und Weite genießen kann und das Gegenteil von Hektik und Termindruck sucht. Keinen touristischen Trubel sehen will.
Im Grunde gibt es dies am Bodensee nur in der Vorsaison. Ich frage mich, was braucht es denn noch an Angeboten? Museen, Kunst, Ausstellungen, Gaststätten gibt es sehr viele am See und es gibt Eventprogramm das ganze Jahr über. Es gibt Hauptattraktionen. Ich bin immer noch überrascht, wieviele Einheimische am Bodensee und in Oberschwaben es in den letzten 20 Jahren nicht geschafft haben, einmal die Insel Mainau zu besuchen. Dafür waren sie mehrfach an einem See in Italien und genoßen Landschaft und Botanik. Naja. Italien hört sich mehr nach Ferne an. Da poppt der Gedanke wieder auf: „dem eigenen Propheten im Land hört man nicht zu und was man täglich sieht, wird übersehen“.
Meine Liebe zu Oberschwaben und zur Bodenseeregion hat sich vo rüber 10 Jahren festgesetzt, als ich einen botanischen Park in Norditalien besuchte und kopfschüttelnd feststellen musste, dass viele Vorgärten in Oberschwaben liebevoller gepflegt und artenreicher sind als dieser Park mit hohem Eintrittsgeld. Da ist die Mainau ein Schnäppchen dagegen. Auch heute noch, wenn der Preis sich seither deutlich erhöht hat. Auf der Heimfahrt erweiterte ich meine Erkenntnis um den Spruch: Sogar Verkehrsinseln sind bei uns in der Region attraktiver angelegt.
Ausländische Gäste haben sehr häufig die Mainau auf ihrem Besuchsprogramm. Die Meersburg ist auch oft dabei. Der Hohentwiel bei Singen, als Burg ebenfalls beeindruckend samt Ausblick, steht meist auf der Liste beim nächsten Besuch. Wenn ich mich recht erinnere, ist die durchschnittliche Urlaubszeit am Bodensee 5 Tage. Selbst eine Woche ist zu kurz um die vielen Angebote am Bodensee zu besuchen. Daher – es bleibt auch noch einiges übrig für einen erneuten Urlaub am Bodensee und der Region. Mit Blick auf das Hinterland „Oberschwaben“. Es geht auch eine Woche in Oberschwaben ohne Langeweile zu verbringen und der Bodensee wird gar nicht besucht. Geht und ist überlebbar.
Andererseits, wenn ich Wochenendausflügler zuhöre, dann möchten sie ein Zimmer mit Blick auf den See, gutes Essen und am besten nicht Aufstehen und im Bett bleiben. Ähm. Wieso verkopfen sich dann so viele und wollen ein abwechslungsreiches Kulturprogramm auf die Beine stellen. Warum braucht es dann Events auf dem Boot? Party, Party, Party um in der nächsten Unterhaltungs- und Konsumblase berauscht zu werden. Es ist eine Frage, welche Zielgruppe ist gefragt.
Thema Kinder. Leider trifft der Satz jedes Mal meine Ohren, wenn ich am See bin: „Diese vielen Kinder und der Lärm“. Schade. Zweifel blinken auf, ob der Bodensee kinderfreundlich ist. Kurz kritisch nachgedacht, Kopf geschüttelt – der Bodensee hat sehr kinderfreundliche Angebote. Wobei es auch kinderfeindliche Menschen gibt. Anders ist es scheinbar bei Tieren. Die können ja nichts dafür, wenn sie nicht erzogen worden sind. Hundekacke auf dem Weg, wohin den sonst? Müll am Ufer, der sich im Treibholz verheddert oder reingelegt wird – kein Problem. Nebenschauplätze.
Thema Genuss: Ja, es gibt genußvolles gutes Essen in der Region. Und wer wie wir mit früher mit kleinen Kinder unterwegs ist, weiß wie das beste Felchengericht verschmäht wird, weil ein Schnitzel mit Pommes vorgezogen wird. Später leuchten dann bei den heranwachsenden jungen Männern die Augen bei einem saftigen gegrillten Roastbeef. Die Frauen mögen es oft „leichter“, dabei darf es auch vegetarisch sein.
Ein leckeres Essen mit Empfehlungen, die dem eigenen Geschmack entsprechen, ist wie Schatzsuche. Sehr schwierig hier auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Der Preis, die Lage, die Ausstattung der Lokalität sind meiner Meinung nach kein Garant für Essensgenuß. Von daher bleibt nur ausprobieren. Als Familie mit Kindern ein kostspieliges Vergnügen.
Zeppelin. Ja – es gehört zu meinen Highlights 2015. Mein Flug mit dem Zeppelin – ohne Familie. Der Zeppelin gehört zum Bodensee wie den Säntis in der Schweiz gegenüber zu sehen. Ein wundervolles Erlebnis leise über den See zu fliegen. In der Kabine umher laufen, die Hand aus dem Zeppelinfenster strecken, den See mit seinen Tiefen von oben zu sehen. Den Blick weit ins Landesinnere schweifen lassen. Felder, Obstplantagen unter Schutznetzen, Dörfer und Städte erkennen. Nichts hat mich so hungrig auf einen weiteren Zeppelinflug gemacht, wie der 30minütige Flug letztes Jahr. Der Zeppelinflug ist erhaben, fast geräuschlos und macht glücklich.
Mit dem aktuellen Partnerangebot der Zeppelin-Reederei könnte der Traum eines Zeppelinfluges etwas leichter zu realisieren sein. 150 Euro können gespart werden, wenn eine zweite Person mitbucht. Es handelt sich um einen 45 Minutenflug, Summe 530 Euro für zwei Personen. Maximal 12 Personen können in der Kabine mitfliegen. Immer noch ein stolzer Preis. Doch die Hoffnung bleibt, vielleicht werden die Flüge günstiger. Vielleicht wird ein weiterer Zeppelin gebaut und fliegt im Jahr 2018 über den See, Oberschwaben, Nordschweiz. Bisher sind zwei Zeppeline in Friedrichshafen und ein Dritter würde nicht stören nach meiner Meinung.
Optimierungen sind hinsichtlich Verkehrsfluß am Bodensee angesagt. Die langen Staus, die überlasteten Bundes- und Kreisstraßen. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel können besser aufeinander abgestimmt werden, optimiert werden. Viele sagen, dass man mit dem Rad im Sommer schneller von einem Ort zum anderen kommt als mit dem Auto.
Zum touristischen Angebot – wer Badefreak ist, braucht sicher einen ganzen Sommer um all die Angebote zu besuchen. Wer die kulturellen Häuser, Kirchen und Klöster rund um den See sehen will, braucht ebenfalls mehrere Wochen. Der Mix aus diesen verschiedenen Interessenangeboten ist der Reiz und natürlich der Bodensee selbst. Übrigens, wer Kinder hat, weiß, dass wenn etwas Spaß gemacht hat, besucht man dies auch gerne im nächsten Jahr nochmals. Mit Wiederholungen gehen Kinder unbekümmerter um, als die anspruchsvollen Erwachsenen, für die es jedes Jahr besser, doller, neuer abgedrehter sein soll. Bemerkenswert daher, dass es die Kinder sind, die Ruhe in einen Urlaub bringen können.