Was Deko des Heimes zu den Jahreszeiten angeht, bin ich eher sehr minimalistisch. Daher fragte ich mich „Warum soll ich auf den Ostereiermarkt ins Bierkrugstadel Bad Schussenried? Ein Blick, ein Beitrag für meine Blogleser? Werbung ist auch nicht mein Ding. Begeisterung sieht anders aus“ – so waren meine eher sperrigen Gedanken auf der Fahrt nach Bad Schussenried. Doch es kam anders. Ich lass mich doch noch begeistern.
Auf der Fahrt vor Kleinwinnaden kann bei klarer Sicht eröffnet sich der Panoramablick auf die Alpen. Da standen sie die ehrwürdigen Berge. Glänzend, von weiß bis bläulich, scharf in der Kontur, die Sonne beleuchtete einen Teilabschnitt dieses Panoramas. Die Berge wirkten optisch viel näher als sonst. Majestetisch. Am Himmel eine Linie, die die dunkelschwarzblaue Regenwolkendecke zeichnete und die Kontur der Berge noch heller wirken ließ. Autos hielten am Straßenrand, um diesen Moment von Licht, Berge, Blau und dunklem Regenband in Ruhe zu bestaunen. Ein kurzer Moment der Naturschönheit, die alle sonstigen Gedanken verdrängt. Wunderschön. Meine Kamera hatte ich nicht dabei.
In Bad Schussenried angekommen, war es kein Problem einen Parkplatz zu bekommen. Überfüllt wirkte der Markt nicht. Zwei Euro Eintritt kostete die Ostereierausstellung. In der zünftigen Festhalle waren mehrere Reihen mit verschiedensten Ständen von Kunsthandwerkern.
Jeder zeigte eine Besonderheit, was er aus den ausgeblasenen Eiern künsterlisch kreiierte. Die Liebe zum Detail, die Feinheit der Arbeiten, die Ausdauer und Präzision der Eiermaler ist erstaunlich. Anfassen geht nicht, da die Kunstwerke sehr zerbrechlich wirken. Fotografieren ist fast nicht erlaubt und dies wird respektiert. „Zu groß sei der Ideenklau, so eine Kunsthandwerkerin.“ Andererseits denke ich, wer will freiwillig soviel Zeit investieren, um eine Idee nachzumalen. Filigran bemalt oder mit Nadel und Faden besticken. Das Ei mit metallenen Fäden einkleiden. Muster aus der Eischale ausstechen, so daß es wie der Hauch einer Spitze aussieht. Ich schaue, ich staune und begeistere mich für diese vielen verschiedenen Form aus dem Ei ein Kunstwerk zu machen. Schmunzeln musste ich über fotorealistische Katzenporträts. Auch ein heulender Wolf auf einem Riesenei war zu sehen. Ob christliche Themen oder aus der Märchenwelt, es gibt kein Motiv, dass nicht auf ein Ei gemalt werden kann.
In einem Raum präsentierte Zuckerbäcker Gut aus Bad Wurzach traditionelle Zuckerhasen in den Farben Rot, Caramel und in Dunkelbraun. Wie sie schmecken werde ich später ausprobieren.
Verena Keller verkauft die ausgeblasenen Eier, die Grundlage für das künstlerische Werken. Dabei haben die Eier schon von Natur aus sehr schöne Farben. Hühnereier sind weiß oder braun. Ein Rebhuhn oder ein Fasan brüten in freier Wildbahn in erdfarbener Umgebung, somit haben auch die Eier diese Farbe.
Die Eier des Schwans sind grünlich, die Eier der Ente eher bläulich, da die Vögel in Ufernähe brüten. Der Emu lebt in Australien, die Naturfarbe seiner Eier ist dunkelgrün bis schwarz. Diese sind also nicht bemalt, sondern es ist die Tarnfarbe des Bodenbrüters Emu.
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Ebenfalls hatte sie „Hexeneier“ ausgestellt. Früher wußte man es nicht besser und hatte diese „ungewöhnlichen Eiformen“ weggeworfen und es rangten sich Mythen darum. Tatsächlich hatte das Huhn beispielsweise eine Bronchitis. Die ungewöhnliche Form entstand, da das Huhn beim Entstehen des Eies unregelmässig presste. Die Schale dieser Eier ist nicht ganz so stabil wie die klassische Form.
Fasziniert war ich auch von den aufklappbaren 3D-Faltkarten von der kreativen Künstlerin Julia Niepmann-Eisenlauer aus Aulendorf. Sie erklärte wie anhand von vorgezeichneten Linien, Punkten und einem kleinen Messer die vorderen Linien geritzt und auf der Rückseite geritzt wird und sich somit die Faltung ergibt. Näheres zum Nachmachen ist in ihrem Buch „Phantasievolle Weihnachtskarten“ zum Schneiden, Falten, Aufstellen Schritt für Schritt erklärt. Bei hat mir die Papierarchitektur sehr gefallen, wobei sie auch österliche Motive und Skultpuren sowie Schmuck im Angebot hatte.
Yvonne Strauß aus Crailsheim kratzte nach Wunsch des Käufers noch den Namen auf das Ei. Ein Herr hat für alle seine Frauen zu Hause (Ehefrau, Tochter, Enkelinnen) ein Ei mit dem Namen beschriften lassen.
Die Muster sind nach traditioneller oberschlesischer Tradition bemalt, pardon gekratzt. Diese Technik hat sie schon als Kind gelernt. Als Malerin hat sie auch große Eier inspiriert von großen Künstlern der Kunstgeschichte bemalt und ausgestellt.
Inspiriert von den vielen Arten ein Osterei zu gestalten wählte ich ein Päckchen Farbe aus mit verschiedenen Farbschnipseln. Diese können mit einem kleineren Aufwand an das rohe Ei angeheftet werden und beim kochen die Farbe an die Schale abgeben. Ergebnis wäre eine marmorierte Farbe für das gekochte Ei. Ein Versuch ist es wert, soviel Geduld habe ich. Frohe Ostern, wenn es dann soweit ist.