Das Biberacher Schützenfest ist ein 10tägiges Kinder- und Heimatfest. Am Montag laufen tausende von Schülerinnen und Schüler der Schulen im Bunten Umzug in der Innenstadt mit. Kreativ wurden Kostüme zu den jeweiligen Schulmottos gebastelt und genäht. Dazwischen immer wieder Musikkapellen, ebenfalls mit kreativem Outfit.
Die Kleinen Schützentrommler und-Pfeifer liefen als „Kleine Feger“ mit. Die Beavers mit ihren Cheerleadern liefen vor dem TG-Spielmannszug, der sich ebenfalls im Football-Look zeigte.
Die Mitmacher beim Schützentheater fuhren auf vier verschiedenen Wagen, die von Pferden gezogen waren mit. Das diesjährige Theaterstück des ältesten Kindertheaters in Deutschland hieß dieses Jahr „Schneewitchen und die sieben Zwerge“.
Unter dem Motto „Tanz durch die Jahrzehnte“ präsentierte sich die Schwarzbachschule. Von Abba bis zum RocknRoll kleideten sich die Kinder dazu passend. Die Braith-Grundschule hatte das Wetter im Fokus.
Die Gaisental-Grundschule wählte das Motto „Städtepartnerschaften“. Die Pflugschule wird gerade renoviert und umgebaut. Daher war es das Thema für die Schüler*innen, ob Maler oder Bauarbeiter, es muß was getan werden. Um das Thema Gegensätze kümmerte sich das Bischof-Sproll-Bildungszentrum. Schwarz-Weiß, Pechvogel oder Glückskäfer, Grünes und Rotes Ampelmännchen waren die Impulse.
Die Dollinger-Realschule wählte das Thema Film. Das Glamouröse im Filmgeschäft war im Blick. Stars, Bodyguards, der rote Teppich und „Dolliwood“ fanden ihre Präsentatoren. Und zwischendrin – die Breakdancer, die auf einem einfachen Karton ihr akrobatisches Geschick zeigten. Die Trommler des Wieland-Gymnasiums hatten den strahlendem Sonnenschein ins Outfit miteingerechnet. Sie waren in Unterhose und Krawatte gekleidet und trugen das Motto „Biertagswahl“ vor. Sie wünschten sich mehr Freibier in Biberach. Wünsche. Stark war der Auftritt der „Barbie-Girls“ – die Musiker der Kleinen Schützenmusik. Alle hatten blonder Perücken auf. Zu guter Letzt folgten die Gemeinderäte mit der Schützendirektion und bildeten den Abschluss dieses frohen und bunten Festumzuges.
Das Heilig Blut Fest in Bad Wurzach ist nach dem Blutfreitag in Weingarten ebenfalls ein wichtiger Termin im Jahreskalender der Prozessionsreiter in Oberschwaben. In Bad Wurzach reiten auch Frauen mit. An die 1500 Teilnehmer*innen reiten entlang der Hauptstraße in Bad Wurzach in die Fluren im großen Bogen um die Stadt. Ein Blick in die hügelige Landschaft des württembergischen Allgäus und auf die Alpenkette ist je nach Wetterlage klar vor Augen. Vorbei am Gottesberg geht es wieder in die Innenstadt den Berg hinunter.
Unter „Gottßberg“ war der Moränehügel nahe Wurzach in den Kirchenbüchern benannt. Die Wallfahrtskirche auf dem Gottesberg war erst eine kleine Kapelle. Als sie zu klein wurde, wurde an der Stelle eine größere Kirche gebaut. Das Mauerwerk dieses Kirchleins ist heute noch im Altarraum integriert. Im Jahre 1717 wurde die neue Kirche feierlich geweiht. 300 Jahre ist dies her und sie ist bis heute ein Ort für Pilger.
Zum 300 Jahre Kirchweih Jubiläum kam auch Bischof Dr. Gebhard Fürst nach Bad Wurzach. In seinem Festschrift Vorwort benennt er den Kulturraum als „Sakrallandschaft“. Die Kultur- und Glaubenslandschaft in Oberschwaben mache eindrucksvoll deutlich, dass der Mensch Wegzeichen braucht. „Zeichen, die zeigen woher wir kommen und wohin wir unterwegs sind. Zeichen von anderen Menschen, die signalisieren ‚Du bist nicht allein, da sind Mitmenschen, die für uns da sind, die ebenfalls auf dem Weg sind'“, so Bischof Fürst.
Die Diashow gibt Eindrücke der Reiterinnen und Reiter, diesen Wunsch und auch die Freude an dieser Reiterprozession teilzunehmen zu zeigen.
Hab mal wieder aus aktuellem Anlass (G20-Gipfel in Hamburg, Missbrauch des Demonstrationsrechts, Krawalle und Sachbeschädigungen in Hamburg) in den Zitaten von Christoph Martin Wieland geschmökert.
Zitat Wieland aus der Goldene Spiegel II.7, S. 143 – aus dem Jahre 1772
Die Freyheit, …
womit sich die Menschen so viel wissen,
ist so wenig für sie gemacht,
daß sie, so bald sie Mittel finden, sich ihrer zu bemächtigen,
ein so kostbares Gut
zu nichts zu gebrauchen zu wissen,
als sich selbst und andern Schaden damit zu thun.
……
Ich habe diese Woche dafür gestimmt, dass mir Demokratie wichtig ist.
Es ist wunderbar Demonstrieren zu können.
Dann kam Hamburg und was dort abläuft ist nicht gut. Eine Demo wird mißbraucht um Sachbeschädigungen und Menschen zu schaden – das geht zu weit.
Diese Sachbeschädiger, gewaltbereiten Menschen sollen sich vor einem Gericht verantworten müssen. Sie können mit Freiheit und Demokratie nicht sinnvoll umgehen.
Die Normandie ist im Norden von Frankreich und landwirtschaftlich geprägt. An der Küste sind Seebäder und es gibt eine Steilküste ähnlich wie in Südengland. Einzubeziehen sind für die Planungen die Gezeiten an der Küste in Nordfrankreich. Eine Strandwanderung entlang der Klippen kann bei Flut nicht möglich sein. Der Tidenhub, das heißt der Anstieg des Wasser bei Flut, kann an einigen Stellen 14 Meter sein.
Es gibt in der Normandie viele Kühe und Pferde auf der Weide zu sehen. Die Normandie ist so groß wie Belgien. Es soll über 1400 Gestüte in der Normandie geben. Was ich verdrängte in der Vorbereitung, waren die Kriege und Schlachten, die für die europäische Geschichte von hoher Bedeutung waren. Doch dazu später mehr.
Unser Plan war die verschiedenen Regionen in der Normandie kennen zu lernen. Erstes Ziel war Étretat im Nordosten der Normandie. Die normannische Küste beginnt nordöstlich in Le Tréport und endet 600 Kilometer westlich am Mont Saint Michel.
Besuch der nordöstlichen Normandie
Die Klippen stehen steil an der Küste. Sie sind über hundert Meter hoch und meist kreideweiß. Es gibt wenige Zugänge zum Kiesstrand. Am Ende grasgrünen Täler und Schluchten liegen Orte und Städte wie Fécamp, Yport oder Étretat.
Fécamp besteht aus zwei Orten, einmal mit kleineren Kneipen am Hafen und der andere Teil des Ortes liegt oberhalb der Klippen nahe der von fern sichtbaren Kirche Chapelle Notre Dame de Salut, einer Wallfahrtskirche für die Fischer. Im Ort selbst ist das Kloster und die „Église Sainte-Trinité“ zu sehen. Diese Kathedrale ist in ihrer Länge nur drei Meter kürzer als Notre Dame in Paris. Auffallend ist auch der Palais Bénédictine. Ein Gebäudearrangement, das märchenhaft wirkt. Es ist eine Mischung aus Gotik, Renaissance und Barock. Hier wird der berühmte Kräuterlikör „Bénédictine“ hergestellt. Es gibt eine Führung zur Geschichte des Liköres der Benediktinermönche sowie des Erbauers des Palastes und im Anschluss kann dieser verköstigt werden. Wir sind gleich zu den „Riechkästen“ gegangen und konnten auch ohne Führung den Likör gegen einen kleinen Obulus verkosten.
Der Strand besteht aus Kieselsteinen und somit rollen die Wellen die Kieselsteine hin und her, was ein lautes Meeresrauschen erzeugt.
Es gibt einen gut ausgeschilderten Wanderweg von Fécamp nach Yport und weiter nach Étretat. Vorbei an Weiden mit Kühen. Selbst die unterschiedlichen Arten von Kühe zu sehen ist ein Erlebnis.
Abstandshalter
Ètretat ist ein sehr beliebtes Seebad. Im Vergleich zu Yport oder Fécamp war es stärker mit Besuchern frequentiert. Das liegt sicher darand, dass dieses hübsche Fachwerkstädtchen und seine imposanten Felsen ohne große Wege zu erreichen ist. Wir sahen zwei Inderinnen, die mit reich verzierten Sandalen und Pfennigabsatz zu den Klippen fürs Fotoshooting aufstiegen. Kurzum – im Vergleich zu den anderen beiden Orten deutlich touristischer.
Blick auf Algen Steine am Strand in Étratat
Blick auf den Strand Étratat
Blick auf den Strand Étratat
Berühmte Küstenansicht auf die Felsen bei Étratat
Berühmte Küstenansicht auf die Felsen bei Étratat
Entlang des Strandes bei Étratat
Entlang des Strandes bei Étratat
Entlang des Strandes bei Étratat
Blick auf den berühmten Bogen in Étratat
Morgens das Wasser kommt noch tosend auf den Strand
Morgens das Wasser kommt noch tosend auf den Strand
Besuch der Stadt Rouen
Einen Tagesausflug unternahmen wir nach Rouen. Rouen liegt an der Seine im Landesinneren und ist die Hauptstadt der Region Normandie. Trotz Zerstörungen während des Krieges sind viele Fachwerkhäuser erhalten. Die Altstadt ist verkehrsberuhigt. Verschiedene Türme überraschen mit unterschiedlichem Glockengeläut. Es gibt mehrere sehr schöne Kirchen im Altstadtbereich. Die Cathédrale Notre Dame und auch die Saint Maclou mit ihren Fassaden beeindrucken. Auf dem alten Marktplatz, der umgeben ist von dicht aneinander stehenden Fachwerkhäusern, wurde Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Diese Frau, die als Retterin Frankreichs gefeiert wurde und später aufgrund politischer Ränkespiele als Ketzerin 1431 verbrannt wurde. Im Jahre 1920 wurde sie von Papst Benedikt XV selig gesprochen. Auf diesem Platz wurde nach dem zweiten Weltkrieg eine Kirche zu ihrer Erinnerung erstmalig gebaut.
Übrigens das Musée des Beaux Arts präsentiert übergroße Bilder im überdachten Lichtinnenhof mit einem kleinen Café. In der Dauerausstellung werden Werke aus den letzten fünf Jahrhunderten gezeigt, doch es gibt auch einen wechselnden Ausstellungsbereich.
Zweitgrößte Hafenstadt Frankreichs: Le Havre
Ausflug nach Le Havre. Die Stadt feiert ihr 500jähriges Bestehen.
Le Havre hat um die 177.000 Einwohner und hat den zweitgrößten Hafen in Frankreich. Während Rouen als Fachwerkmetropole bezeichnet wird, ist in Le Havre fast nichts mehr da, was an das Stadtbild vor dem zweiten Weltkrieg erinnert. Der Architekt Perret gestaltete die Stadt neu, seine Material war der Beton, der Baustil klassizistisch geprägt. Es ist das einzige Stadtensemble des 20. Jahrhunderts, das auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO steht. Besonderheiten sind das Rathaus und die filigrane Fußgängerhängebrücke, die über das Stadtbassin führt. Das Stadtbassin ist ein Wasserbecken. Das Gebäude Espace Oscar-Niemeyer steht nahe dem Bassin und dazwischen ist das Memorial für die Opfer des zweiten Weltkrieges. Der Espace wird umgangssprachlich auch „Großer Vulkan“ genannt. Le Havre ist eine der wenigen europäischen Städte, in der Oscar Niemeyer seine architektonische Handschrift hinterlassen hat. In diesem futuristischen Bau Espace befindet sich das Kulturzentrum.
Ungewohnt und beeindruckend ist die Kirche „St. Joseph“. Ein Betonbau, der an einen Wolkenkratzer in New York erinnert. Von außen wirkt die Kirche unnahbar, doch im Inneren über dem Altar richtet sich der Blick hoch in den Turm. Außenhöhe des Turmes ist 107 Meter. Obwohl Betonbau und es bei Regen mittlerweile reintropft – eindrücklich ist die Symbolik über dem Altar. Der Blick in den Turm mit den vielen kleinen viereckigen Glasfenstern. Es sind 12.768 farbige Gläser in sieben Farben, die wiederum in rund 50 Abstufungen variieren. Von den dunkelsten bis zu den hellsten Farben in der Spitze des Turmes. Die vertikale Dimension der Kirche wird somit verstärkt. Die Grundsteinlegung der Kirche war am 21. Oktober 1951 und sie kam zehn Jahre nach ihrer Erbauung schon in das Verzeichnis der Kulturdenkmale.
Das Kunstmuseum der Stadt, das Musée Malraux (MuMa) hat dienstags geschlossen. Oft haben die Museen ja am Montag geschlossen. Die Kathedrale Notre Dame wurde wieder rekonstruiert. Sie war ebenfalls sehr stark zerstört. Die Wand, an der das Kruzifix mit Jesus hing, blieb von den Bomben im zweiten Weltkrieg unversehrt.
Überrascht war ich, dass diese große Stadt so wenige Einkaufsgeschäfte in der Innenstadt hat. Doch vorbei an der Innenstadt folgen die Docks Vauban. In diesen ehemaligen Lagerhallen sind die Bekleidungsgeschäfte der nationalen und internationalen Modeanbieter zu finden.
Abstand
Kloster de Montivilliers
Knapp zehn Kilometer nördlich von Le Havre liegt Montivilliers mit seiner ehemaligen Abtei, die „Abbaye de Montivilliers“. Viele der Bauteile wurde aufwendig rekonstruiert. Der Audioguide ist auch in deutscher Sprache erhältlich und erklärt ausführlich die Geschichte und Bedeutung der normannischen Klöster auch mit Blick auf die französische Geschichte. Wir haben nicht alles angehört, doch es gab Informationen, die zur besseren Einordnung der weiteren Kirchen und Klöster in der Normandie hilfreich waren. Museumspädagogisch wurde die Führung per Audioguide zur Ausstellung mit Musik und visuellen Effekten aufgearbeitet.
Nach unserer nordöstlichen Visite in der Normandie reisten wir weiter über Caen in die Nähe von Bayeux. Vorbei an den unterschiedlichen Küstenorten wie Honfleur, Trouville sur Mer und Deauville. Städte, die den Glanz der Belle Époque erahnen lassen. Dieser Küstenabschnitt wird auch Blumenküste genannt und hat weite Sandstrände.
Angenehm ist es, dass es im Sommer in der Normandie später dunkel wird als in Süddeutschland. Anfang Juni war es um 22 Uhr noch recht hell. Das lockte auch am Abend noch, einen längeren Spaziergang zu wagen.
Einsam wirkt die Holzhütte am Blinden See nahe Kanzach. Idyllisch ist dieser Moorsee inmitten eines Waldgebietes. Seit 1989 steht der kleine See und das umgebende Moor unter Naturschutz. Der See verlandet weiter, das es sich um ein wachsendes Hochmoorgebiet handelt. Es gibt einen kurzen Weg als Trampelpfad vorbei an der dreistämmigen Eiche zu der Holzhütte. Hier können Wollgräser und Torfmoose entdeckt werden. Es quackt und springt nahe dem See. Nach der Hütte führen klassische Waldweg um den See herum, wobei dieser nicht mehr gesehen wird. Doch so ein Waldweg mit dem Blick in die verschiedenen Arten von Baumbeständen wie Birken, Kiefern oder Fichten hat auch was. Da steht doch mittendrin eine Blutpflaume … wie kommt die in den Wald?
Anfahrt. Auf der Landesstraße 282 zwischen Kanzach und Marbach ist ein Parkplatz genannt Blinder See. Dem Waldweg und weiter geradeaus dem Trampelpfad folgen, der nach links weitergeht. Hier ist Blick auf den See möglich. Nach der Hütte geht es auf einem Waldweg weiter. Diesem folgen und sich daran orientieren, dass um den See gelaufen wird, daher bei Abzweigungen rechts halten.
Die re:publica in Berlin ist eine Konferenz rund um das Thema Internet, dem Wandel in unserer Gesellschaft. Ich beschreibe sie als die Konferenz, die digitale Themen aufgreift und darüber reflektiert was es mit uns macht.
Unvergessen bleibt mir das Erlebnis auf dem Ausstellungsstand des ZDFs an der re:publica 2017. Wie im vergangenen Jahr konnte mit Hilfe einer VR (Virtuell Reality) Brille in ein visuelles Erlebnis erprobt werden. Dieses Jahr kam allerdings dazu, dass der Körper eine Aufgabe bekam. Und dies war anders.
Ein sehr intensives Erlebnis war diesmal die Aktion mit dem Holzbrett auf dem Boden. Eine körperlich emotional gefesseltes Virtual Reality Erlebnis. Auf dem Boden lag ein Holzbrett. Es war gerade ruhig und ich kam ohne großes Warten an die Reihe. Es wurde mir die Brille und zusätzlich noch Kopfhörer aufgesetzt. In die Hand wurde mir eine Art Fernbedienung gelegt. Eine Stimme sagte zu mir: „Sie befinden sich nun in einem Fahrstuhl – sehen sie schon die Knöpfe? Wenn ja zeigen sie mit der Fernbedienung auf den Startknopf“. Gehört und getan. Ich sah die Fahrstuhltüren vor mir schließen. Ich hatte das Gefühl und meinte auch zu hören, dass ich nun nach oben fuhr. Im Spalt der Fahrstuhltüren sah ich Licht, Flimmern, wie wenn man ein Gebäude hochfährt. Oben angekommen öffnete sich die Fahrstuhltür. Ich befand mich nun im gefühlten 30sten Stockwerk eines Hochhauses und das Holzbrett hing freischwebend über dem Abgrund. Also drunter einfach nur Tiefe. Eine Stimme sagte mir, dass ich auf dem Holzbrett laufen soll. Ich setzte den Fuß auf das Brett, stieg aus dem Fahrstuhl. Nun stand ich da. Unter mir nichts, um mich nur Wolkenkratzer, Hochhäuser unter mir eine Straße, ein Park mit Bäumen angedeutet. „Auf dem Holzbrett laufen. Ok“, dachte ich. In Wirklichkeit stand ich auf einem Holzbrett, das auf dem Boden des ZDF-Ausstellungssttandes lag – doch der Körper fing an sich balancieren zu wollen. Ok. Ich streckte die Arme aus um Balancieren zu können. Die Schritte waren für mich zu wackelig. Ich hüpfte also mit einer gewissen Körperspannung auf dem Holzbrett nach vorne ans Ende. Ich hatte sogar das Gefühl, dass das Brett nachwippt, wie wenn man vom Sprungbrett ins Wasser springt. Vorne angekommen, stand ich und schaute in die Tiefe. Es gibt einen körperlichen Widerstand. Ich konzentriere mich darauf: Es ist ein Brett, das auf dem Boden liegt. Wobei dieser Gedanke immer flüchtiger wurde. Dann wechselte ich die Strategie. Also Springen. Es muss sich anfühlen wie Bungee Jumping – nur ist unten kein Wasser. Ich erinnerte mich an das Video von meinem Sohn. Ich atmete langsam tief ein, schloss die Augen und sprang nach vorne in die Tiefe dieser virtuellen Stadt. Im sogenannten Flug riss ich mir den Kopfhörer und die Brille vom Kopf. Ich freute mich, dass ich mich getraut hatte, auch wenn ich mich wackelig fühlte. Die Gedanken sind ja blitzschnell, schneller als die Buchstaben hier geschrieben sind. Ein Mitarbeiter sagte, „So hat es auch noch niemand gemacht“. Die Mitarbeiterin fragte mich, wie war die Landung? Ich irritiert: „Ach so. Es gibt auch eine Landung. Die habe ich nun nicht mitgemacht“. Sprach es und dachte sofort: Also gut. Dann spring ich nochmals am nächsten Tag.
Der Moment, auf dem Brett, wenn Du springst – die Bilder was unter dem Holzbrett war, die Höhe … Du vergisst es nicht. Trotzdem am nächsten Tag stand ich in der Warteschlange an. Diesmal sah ich, dass die Anderen auf einen Bildschirm an der Seite starrten. Dort wurde gezeigt, was derjenige der auf dem Brett steht sieht. Ich dachte noch: „Oh, da bin ich aber gestern unvorbereiteter aufs Holzbrett gegangen.“ Ich überlegte mir noch, ob dieses Beobachten mich beeinflusst hätte. Egal. Jetzt springe ich zum zweiten Mal. Gleiches Prozedere. Mit Brille und Kopfhörer geht es mit dem Fahrstuhl nach oben, aus dem Fahrstuhl raus, aufs Brett treten, keine Füße sehen, ans Ende des Brettes Schritt für Schritt laufen und gewillt sein nach links zu springen. Doch dann stand ich am Ende des Brettes schaute nach links und vorne in die Tiefe. Der Körper wollte nicht. Ich denk mir: „Wow – gestern ging dies leichter.“ Innehalten. Was war gestern anders? Warum kommt da auch noch Tagesform hinzu. „Ich will ja nur springen, um die Landung zu sehen“, denke ich. Weshalb geht der Sprung nicht. Auch die Gedanken von gestern: Bungee Jumping. Nichts half diese Hürde einfach zu überwinden. Wieder Kopfarbeit. Übrigens der Gedanke – es ist nur ein Brett und ich springe keine 3 Zentimeter tief – meilenweit weg. Konzentration: Ich will springen, weil ich die Landung sehen will. Sprung. Und die Landung? Das Flimmern beim „Runterfallen“ war schneller als bei der Fahrstuhlfahrt. Bei den letzten 10 Metern ist es dann wie ein Filmriss. Weiße geometrische Formen. Sonst nichts. Sieht so der Tod aus? Unspektakulär.
Doch, was habe ich gerade geschrieben? Gefühlte 10 Meter vor dem Aufprall? Tod? Schon verrückt. Der Hüpfer war niedliche drei Zentimeter tief. Jedes Umknicken mit Highheels kann tiefer sein. Petra-Alexandra hat ein Foto gemacht, wie ich mit leicht angewinkelten Knien und Equipment die Landung erlebe.
Fazit: Nach der Landung hat man wackelige Füße, länger als ohne zu Wissen wie die Landung aussieht. Und wie Du gerade liest: Zwischen Schreiben und Erlebnis liegen fast drei Wochen. Es ist sehr intensiv. Einerseits genial was dies mit einem macht. Wie Erlebnisse in Räume, Landschaften virtuell besucht werden können. Andererseits macht es Angst, denn es macht etwas mit einem. Du kannst erschreckt werden, es kann Ängste erzeugen und dies hat einen anderen psychologischen Effekt als „nur“ einen schlechten Film zu sehen. Virtual Reality appelliert an das ureigenste Körpergefühl. Dieses Körpergefühl auszutricksen kann höchst gefährlich sein. Und dann nicht zu vergessen, welche Persönlichkeit der Mensch braucht um NEIN zu sagen: Das mache ich nicht, weil es mir nicht guttut. Es waren einige Menschen dabei, die als die Fahrstuhltür aufging das Experiment abgebrochen haben. Respekt. Für mich selbst die Erfahrung, wie unerschrocken ich manches einfach tue. Es waren ja nur drei Zentimeter Hüpfen.
Es war der 41. Sankt-Georgs-Ritt in Ochsenhausen. Dieser Prozessionsritt findet jedes Jahr am ersten Mai-Sonntag statt. Gestartet wird unterhalb des Klosters am Busparkplatz. Die circa 600 Personen reiten mit ihren Pferden, begleitet von Musikkapellen, entlang der Schloßstraße in die Innenstadt und wieder hinaus in die Flure. Zu dieser Zeit blüht meist der Raps und bei sonnigem Wetter, blühenden Obstbäumen ist die Dankbarkeit an die Schöpfung an die Natur zu spüren. Es wird gebetet, es wird gesungen – es ist ein Prozessionsritt. Auch wenn Personen, die es noch nicht erlebt haben, es als „Kirchengedöns“ abtun, es sei empfohlen es doch einmal mitzuerleben und dann erst zu urteilen. Es menschelt überall – trotzdem ist immer wieder eine Ernsthaftigkeit und Dankbarkeit zu spüren. Auch ein strahlendes Kindergesicht, das sich einfach freut mitreiten zu dürfen. Aus den Gründen, weil es die Eltern selbstverständlich tun oder einfach weil es gilt, dieses Mitmachen erleben zu wollen. Die Pfarrer zu sehen, wie aufgeregt sie sind, wenn sie wenig geübt auf einem Pferd sitzen oder auch das routinierte Reiten der Geistlichkeiten. Alles zu sehen, zu beobachten und sich selbst seine Gedanken zu machen über die Schöpfung, über das Leben und an den Glauben, dass es etwas noch Größeres geben muss.
Im Jahr 2017 galt das geistliche Thema zum Prozessionsritt dem „Sonnengesang des heiligen Franziskus“. Laut Dekan Sigmund F.J. Schänzle ist es einer der schönsten Schöpfungshymnen, die aus dem Mittelalter überliefert sind.
Der diesjährige Sankt-Georgs-Ritt war regnerisch und auf der Anhöhe des Rittes von einem frischen Wind begleitet. Es hatte genieselt. Doch es hätte auch schlimmer sein können, wie langjährige Reiter erzählten: „Es hatte auch einmal geschneit, ein eisiger Wind fegte uns entgegen. Die Pferde haben sich kurzerhand um 180 Grad gedreht und der Kälte ihren Hintern gezeigt haben“, erzählt einer. „So schnell konnte man gar nicht gucken, wie sich die Pferde gedreht haben“, fügte er hinzu.
Anfang Mai startet die re:publica in Berlin. Ich ertappe mich immer noch dabei gedanklich in Berlin zu sein. Drei Tage, bei der ich mich mit Menschen treffe, die ich fast nur online sehe. Themen und Vorträge, die von dem „Digitalen“ in unserer Gesellschaft handeln. Sich freuen und gemeinsam traurig sein über Nachrichten und Enwicklungen. Diskutieren über das Gehörte und Gesehene auf den Vorträgen, den Podiumsdiskussionen, den Workshops. Wie verändert die digitale Welt unser Leben, was ist gut, was ist weniger gut. Selbst der Austausch, welche der Vorträge noch unbedingt angehört werden muss ist Gesprächsthema.
Die re:publica auch #rp17 ist Europas größte Digitalkonferenz. Es geht um den Einfluss der Digitalisierung in unser Leben. „Was passiert mit uns“.
Dieses Jahr stand die Konferenz unter dem Motto „LoveOutLout“. Hasskommentare, Trolle und Socialbots haben sich mit einer Selbstverständlichkeit im digitalen Leben breit gemacht. Es kostet Energie und Kraft, diese zu erkennen und damit umzugehen, darauf zu reagieren oder eben nicht. Auch ein wichtigtes Thema: Fakenews – wie können sie erkannt, eingedämmt und richtig gestellt werden.
Vivien Pein hat es in dem Plädoyer mit weiteren drei Podiumsmitgliedern zur Sprache gebracht. Wie gehen die Community Manager, die sich täglich mit Kommentaren auseinandersetzen damit um, dass das Internet ein guter Ort bleiben soll. Welche Überlebensstrategien werden entwickelt, um dem Sumpf von Hasskommentaren und den Trolle zu begegnen. Es braucht Humor und auch ein gutes Team, das auch mit seinen Aufgaben rotieren kann. Eine „Wall of Happiness“ ist hilfreich. Damit ist eine Wand gemeint, auf der die positiven Kommentare ausgedruckt angeheftet werden. Denn es gibt sie, die vielen positiven Kommentare.
Titel der Session: Ein Plädoyer für anständiges Community Management
In einer weiteren Gesprächsrunde mit Eva-Maria Lemke, Dr. Claus Kleber, Ralf Paniczek wurden Fragen aus dem Publikum beanwortet und diskutiert. Thema: Fakes, Leaks und Desinformation – Verlässlicher Journalismus im Nachrichtensturm.
Ein Zitat von Claus Kleber (44.10 min): „In Deutschland ist es möglich einen Schulabschluss zu machen, ohne einmal mitgekriegt zu haben, wie die Massenmedien, die man täglich liest, funktionieren“ regt zum Nachdenken an, wenn vielerorts von Lügenpresse gesprochen wird. Auch Klebers Zitat wirkt: „Wir haben mit Social Media Möglichkeiten zu recherchieren, Dingen auf den Grund zu gehen, die einfach unvorstellbar waren noch vor 10 Jahren, noch vor 5 Jahren. Es ist eine glänzende Zeit um Journalist zu sein. Doch es hat einen Haken“. In den letzten 15 Minuten sind meiner Meinung nach wichtige Fragen angesprochen worden. Übrigens die Kommentare und Bewertungen unter dem Beitrag auf Youtube zeigen, wie wichtig es ist, dass diese Diskussion hochaktuell ist.
Charmant wie Kleber mich dazu brachte ein Selfie zu machen. Er sagte: „Wenn Sie kein Selfie machen, dann gibt es kein Bild mit mir“. Ich hatte schon jemanden gefunden, der von uns beiden ein Bild mit dem Handy fotografiert hätte. Doch es war ihm ernst. Dabei mag ich keine Selfies. Ich verweigere mich normalerweise. Doch weil es schnell gehen musste, warf ich meine Prinzipien über Bord. Schon verrückt. Ich mag das Fotografieren mit Kamera oder Smartphone sehr – doch Selfies, geht gar nicht, mag ich nicht. Doch Kleber wollte es wissen. Wie konnte er es wissen? Daher – weil ein Dutzend von Menschen mit Mikro und Kamera schon auf ihn warteten, gab es ein schnelles Selfie in schwarzweiß. 😉
Tradition ist natürlich auf der #rp17 dem Mann mit dem roten Irokesenhaarschnitt – genannt Sascha Lobo – zuzuhören. Natürlich könnte man den Vortrag auch „nachhören“, doch in seinem Fall, ziemlich an seiner linken Seite in der Nähe sitzend, hatte ich das Gefühl sein Herz pochen zu sehen. Aus seinem Blickfeld sieht er tausende von Menschen vor sich. Und es sei verraten – er ist aufgeregt auch als Vollprofi. Link zu seinem Vortrag.
Ebenfalls ein Klassiker ist Prof. Dr. Gunter Dueck mit einem Vortrag: Flachsinn – über gute und schlechte Aufmerksamkeit. Auch seine Vorträge genießen höchste Zuhörerdichte. Und wenige Tage nach der #rp17 schon tausenfach auf Youtube nachgehört – hier der Link Flachsinn. Familiärer war danach mit Dueck und in überschaubarer Gruppe das #tasteup_de mit einem Whisky-Versucherle. Wir haben angestossen mit dem Satz „The same procedure like last year“.
Ja – es ist diese Unkompliziertheit, die einem auf der re:publica auf Schritt und Tritt begegnet, trotz 8000 Teilnehmern. Hierarchielos und respektvoll ist das Miteinander, fast immer. Ob Promi, Journalist, Autor, Blogger, Medienexperte, Gründer, Student – jeder spricht mit jedem oder hat die Möglichkeit dazu.
Beim Mittagessen sitzt am Nachbartisch Carolin Emcke, die aktuelle Friedensbuchpreisträgerin. In ihrem Vortrag reflektierte sie ihre Sicht auf das re:publica-Thema „LoveOutLoud“. Zitat: „Wer gedemüdigt und verletzt wird, wer verachtet und angegriffen wird, soll sich nicht selbst wehren müssen. Es braucht andere, die einstehen für die Würde jeder einzelner Person“, sagte sie. Weiter … „Diejenigen mit Arbeit müssen Rechte und Umverteilung einklagen für diejenigen ohne Arbeit“, so geht es weiter in ihrer Rede. Ein intellektueller Vortrag über das respektvolle Miteinander.
Thema Arbeit 4.0. Die Arbeitsministerin Andrea Nahles gab ihr Statement, warum für sie ein Bedingungsloses Grundeinkommen keine Lösung ist. Wenn man bedenkt, dass viele Journalisten, die ihren Job ernst nehmen, nicht mehr ihren Lebensunterhalt dafür verdienen können, steht Nahles Sicht zum Widerspruch zu den vorgenannten Zitaten von Emcke und Kleber. Link zum Nahles-Vortrag:
Auch ein bemerkenswertes Phänomen. Im Jahre 2012 war die re:publica noch eher belächelt von den Politikern. Steffen Seibert, Regierungssprecher war der Erste, der Social Media wichtig fand und gerne Twitter nutzt. Im Jahr 2017 standen nun drei prominente Bundesminister auf der Bühne: Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Thomas de Maizière, Bundesminister des Innern, Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie. Übrigens die Vorträge, die aufgezeichnet und veröffentlich sind, sind auf dem Youtubekanal re:publica zu finden.
Bei über 500 Vorträgen in den drei Tagen kann nicht alles vor Ort gehört werden. Es ist sogar Utopie, diese alle im Lauf des Jahres auf Youtube nachzuhören. Trotzdem noch zwei Empfehlungen:
Vortrag: „Wir hab’n Polizei! – Chancen & Herausforderungen“ zum Link. Es wird sehr gut erklärt, warum die Polizei, seit sie Social Media aktiv ist, viel Positives erfahren hat und diese Arbeit motivierend für die Polizeitarbeit ist.
Einer meiner Vorträge, die ich nocheinmal anhören werde stammt von Elisabeth Wehling: Die Macht der Sprachbilder – Politisches Framing ….
Da ist sehr viel Inhalt drin.
Basteln geht auch auf der #rp17 – Gut war im Makerspace einen Feinstaubsenor zusammen bauen zu können. Fantastisch wie diese Idee nun weltweit Mitmacher findet.
Um was geht es bei diesem weltweiten Projekt, das in Stuttgart begann: Interview mit Frank Riedel
Ich dachte ernsthaft darüber nach nicht mehr auf die re:publica zu gehen. Die Themen sind wichtig und beeinflussen das Leben. Auf dem Land werden jedoch diese Entwicklungen mit Abstand gesehen. Mein Besuch hat mir gut getan. Die re:publica ist für mich Zeichen eines positiven Nach-Vorne-Denkens. Neugierig auf das Neue zu schauen, was uns die digitale Zukunft bringt. Aufmerksam zu bleiben: „Was macht die Digitalisierung mit uns, mit mir.“ Eine Konferenz, die gesellschaftlich und politisch relevant ist – die Digitalisierung ist mittlerweile in allen Lebensbereichen angekommen. Re:publica-Gründer Andreas Gebhard sagte in einem Interview (Zitat aus DER Tagesspiegel): „Es ist die Konferenz der Fortschrittsfreunde. Aber auch derer, die vor der Digitalisierung Angst haben“. Die Änderungen sind rasant in vielen Bereichen wie Politik, Kultur, Bildung, Mobilität. So schnell, dass es einem schwindelig werden kann. Trotzdem. Für mich eine wichtie Konferenz, eine besondere Art von Familienfest.
Ist es paradox?
Ein loderndes Feuer wird aus einem hohlen Baum gesägt. Flammen, die aus totem Holz geschnitzt sind.
Pit Hülsmann hat ein Gespür für Gegensätzliches als auch für daraus Folgendes.
Schon als junger Mann hat er gerne mit Holz gearbeitet und kleinere Figuren geschnitzt. Studiert hatte er Metallurgie. Er weiß um die vielen Arten der Metalle, ihre Herstellung, wie diese verarbeitet werden und wie Qualität gemessen wird. Technisch. Millimetergenau. Sein Beruf führte den gebürtigen Westfalen vor über 40 Jahren nach Oberschwaben. Und nun im Ruhestand – oder eher Unruhestand – widmet er sich dem Material Holz. Mittlerweile auch in größeren Dimensionen. Technisch greift er nach verschiedenen Motorsägen. Da ruht die zwölf Kilogramm schwere Kettensäge neben der kleineren wendigen Carvingsäge in seiner Werkstatt. Zum letzten Feinschliff wählt er das Schmirgelpapier.
Seine Arbeiten sind je nach Holzart sehr schwer. Er arbeitet mit verschiedenen Holzsorten. Sein Faible gilt den Wörtern, dem Wortspiel. Der Arbeitstitel seiner Werkserie heißt „Worte zwischen Baum und Borke“. „Zwischen Baum und Borke entsteht neues Holz. Es fließen die Lebenssäfte. Hier werden die Jahresringe gebildet“, erklärt Hülsmann.
Er schnitzt die Buchstaben ins Holz, verleiht ihnen Tiefe, einen 3D-Effekt. Seine Arbeiten können von allen Seiten angeschaut werden. Er gibt zwei- drei- oder auch vierseitige verschiedene Ansichten des Holzobjektes. Dreht man das Objekt um 180 Grad, ist nicht erwartungsgemäß das Spiegelbild des vorderen Wortes zu sehen, sondern da steht ein anderes Wort. Wort folgt auf Wort – es inspiriert zum Weiterdenken. Wie und wann sich die Buchstaben innerhalb des Holzstückes verwandelt haben, bleibt offen.
Sein allererstes Werk hängt im Garten. SIE ER ES. SIE und ER auf der einen Seite. Auf der anderen Seite steht ES. An diesem Werk erkennt man noch, die einzelnen Kerbungen des Stemmeisens an dem massiven Holz herausgearbeitet.
Bevor er mir eines seiner jüngeren Werke zeigte, fragte er mich: „Welche Worte kann aus den Buchstaben von Regierung zusammengesetzt werden?“. „Das Wort Gier ist im Wort enthalten“, so meine Antwort. Er sagte: „Genug Irre“. „Versteh ich nicht“, war meine Reaktion und wir waren mittendrin in der Diskussion „Erwartungshaltungen an eine Regierung“. Übrigens hat der dieses Wortspiel aus einem Mammutbaum herausgearbeitet. Der Baum hatte einen Durchmesser von 1,5 Metern und musste gefällt werden.
Seine Holzobjekte sollten meist frei stehen, da sie von allen Seiten betrachtet werden können. Sogar zwischen den Buchstaben kann geschaut werden. Manchmal braucht es kurz, bis der Humor, die Doppeldeutigkeit erkannt wird. „Doch da reagieren die Betrachter auch ganz unterschiedlich“, weiß Hülsmann. Seine dreidimensionalen Wortspiele sind frech, auch widersprüchlich. Hilfreich ist sich von der vordergründigen Wortbedeutung zu lösen.
Skulptur „4 Tipps für eine gute Ehe“ Pit Hülsmann – Foto Veil-Köberle
Eine Unikat aus Redwood, dessen Wortspiel zeitlos ist, steht im Standesamt in Burgrieden.
Die leicht gedrehte vierseitige Holzstele trägt vier Wörter: „Verstehen, Vertrauen, Verzeihen, Verzichten“. Titel des Objektes: Vier Tipps für eine Glückliche Ehe.
Am meisten wird nach dem „lodernden Feuer“ gefragt, so Hülsmann. Er hat es in verschiedenen Varianten erschaffen. Jedes ein Unikat. Für Hülsmann ist dies kunsthandwerkliche Arbeit. Beliebt sind auch seine massiven rustikalen Sessel. Sie sind aus Eiche oder aus dem Holz der Thuja gesägt.
Die Wortspiele in Holz ordnet er der Kunst zu, da sie einmalig sind. Er weiß um die Diskussionen. Den Spruch: „Ist dat Kunst oder kann dat weg“ hat er auf einer runden Holzscheibe fixiert hat. Auch darüber lässt sich diskutieren, da hier verschiedene Assoziationen auftauchen. Hülsmann bleibt pragmatisch: „Mein wertvollstes Kaminholz ist eine Skulptur, die ich verschnitten habe“. „Das passierte anfangs mit der Motorsäge. Mittlerweile kann ich millimetergenau sägen“, fügt er lächelnd hinzu. Genau sein, gegensätzliches Ansprechen, Diskutieren und Vereinen sind kein Paradox.
Kontakt zu Pit Hülsmann, Orsenhausen über Telefon 073 53 916 98
Ich hab ihn nun. Den umgangssprachlich genannten Kutscherführerschein. Offiziell nennt sich das Fahrabzeichen FA5. Es ist die erste Stufe im Ausbildungsplan mit praktischer Prüfung um mit einem Pferdegespann zu fahren. Voraussetzung für das FA5 Prüfung ist der Basispass für Pferdekunde. Folglich wurde diese Prüfung auch absolviert.
Warum macht man diese Fahrprüfung? Bisher war es nicht zwingend einen Führerschein zu haben, um ein Pferdegespann lenken zu können. Allerdings falls etwas passiert, es zu einem Unfall kommt, frägt die Versicherung immer öfter nach den Fahrkompetenzen. Somit wird mittlerweile empfohlen das Fahrabzeichen zu machen.
Was sind die Lerninhalte?
Im Basispass wird geprüft wie mit einem Pferd umgegangen wird. Wie erkenne ich die Signale, die ein Pferd mir sendet. Angelegte Ohren beim Pferd ist ein Warnzeichen, es bedeutet für mich wachsam zu sein. Die Pferdepflege, die Pferdegesundheit, dessen Stall und die Bewegung sind Themen, die ausführlich in der Theorie und auch praktisch besprochen und geprüft wurden. Bedeutung hat auch die Unfallverhütung und das Tierschutzgesetz.
Die Inhalte vom Basispass sind Grundlage für das Fahrabzeichen und werden abgefragt. Dazu kommt beim Fahrabzeichen das sachgemäße Aufschirren, Anspannen und danach wieder Ausspannen und Abschirren eines Ein- und/oder Zweispänners. Ein Schwerpunkt ist die Arbeit mit den Leinen (Zügel im Reitsport genannt). Denn diese sind sozusagen das Lenkrad und die Verbindung zum Pferd. Das korrekte Halten und Abmessen der Leinen, die Leinenverschnallung, die die Kutsche mit dem Pferd verbindet ist Schwerpunkt. Auch die Peitsche gehört dazu und sollte ruhig in der Hand liegen. Sie dient als verlängerter Arm, um das Pferd zusammen mit der Stimme anzu sprechen. Beim Reiten kann mit Schenkeldruck auf die Bewegung reagiert werden. Auf dem Fahrersitz fehlt diese Hilfe, daher ist der verlängerte Arm wichtig, diese lange Gerte notwendig.
Wie es mir so erging …
Ich bin schon oft und viel auf einer Kutsche mitgefahren, doch die Leinen hatte ich nicht in der Hand. Auch beim Vorbereiten der Kutschfahrt stand ich bei den Pferden, doch um das Equipment habe ich mir keinen Kopf gemacht. Das Ledergeschirr, das dem Pferd ermöglicht an eine Kutsche angespannt zu werden besteht aus vielen kleinen Einzelteilen. Es sind viele neue Wörter, neue Vokabeln, neue Handgriffe zu lernen. Was ist eine Oberblattstrippe? Was ist ein Oberblattstößel? oder was ist ein Leinenführungsring? Auch die angenähte Schweifmetze gehört zum Brustblattgeschirr. Das Skelett der Pferdes wurde mit weit über 50 Wörter benannt – vom Strahlbein bis zum Hinterhauptsbein. Und hin und wieder nannte ich die Stränge Strippe. Die Eselsbrücke meiner Kutschlehrerin Anita half mir, dass ich die Begriffe nicht mehr verwechselte. 😃 Kurzum – faszinierende Wörter, die ich bisher nicht kannte und im Sprachgebrauch hatte.
Die Peitsche konnte ich anfangs nicht halten. Zu wenig Kraft im Handgelenk. Jede Fahrstunde hielt ich sie etwas länger in der Hand. Ziel ist dieses lange Teil ruhig zu halten. Das ist gar nicht so einfach. Fingerfertigkeit ist nötig um die Leinen zu halten. Verschiedene Griffe (Verkürzen, Verlängern der Leinen) müssen in der jeweiligen Situation angewandt werden. Da heißt es: Üben, üben, üben. Unter Prüfungsstreß war ich übrigens kurz im konsequenten Rechts-Links-Verdrehen. Ich gestehe, diese Art von Lernen hab ich schon lange nicht mehr praktiziert. Handgriffe lernen und weniger digitale Inhalte lesen und sich merken. Daher es ist ein faszinierender Lernzustand, wenn die Griffe, Handbewegungen sozusagen ohne Nachdenken, automatisiert geschehen.
Gelernt und gefahren bin ich mit dem Haflingergespann Dino und Barnie der Fahrgespann-Ausbilder Alwin und Anita Kunz aus Tannheim im Illertal. Er hat den Theorieunterricht kompakt gehalten und mit Ruhe, Humor und Gelassenheit immer wieder die Themen wiederholt. Meine Fahrstunden hatte ich bei seiner Ehefrau Anita, die mit ihrer Ruhe, Beharrlichkeit geduldig und sehr gut erklärend meine Lernfortschritte förderte. Der Fahrlehrgang ist laut Lehrbuch angelegt zwischen 80 und 120 Unterrichtseinheiten. Tatsächlich waren es unter 80 Unterrichtseinheiten. Ohne Fahrkenntnisse bin ich in den sieben Wochen bis zu dreimal wöchentlich am Vormittg Kutsche gefahren. Waren anfangs die Sträucher und Bäume noch etwas kahl, konnte fast täglich zugeschaut werden wie die Vegetation frühlingshaft sich entfaltet. Von daher es macht sehr viel Spaß mit zwei Pferdestärken unterwegs in der Natur zu sein und sich auch auf die Pferde einzulassen, was diese so alles am Wegesrand sehen. Anstrengender sind die Fahrten auf der Landstraße bei hohem Verkehrsaufkommen mit den teilweisen aggressiven Autofahrer und Autofahrerinnen.
Mitmacher:
Unser Fahrkurs bestand aus sechs Personen im Alter von 14 bis 74 Jahren. Alle haben das Fahrabzeichen bestanden. Zur Prüfung der Basispferdekunde kam noch die 9jährige Pia hinzu. Yeah. Natürlich haben wir anschließend gemeinsam gefeiert. 😀
Auf dem Foto sind die sieben Prüflinge, die zwei Prüfer, unsere beiden Fahrlehrer Anita und Alwin und natürlich die Haflinger Barnie und Dino.