Oberschwaben-Welt

Kultur Leben Ausflüge

November 5, 2017
von upperswabia
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Biberacher Filmfestpiele Preisträger 2017

Die Preisträger der 39. Biberacher Filmfestspiele stehen fest. Bei 64 Filmen ist es unmöglich alle Filme gesehen zu haben. Daher bleibt es bis zum Schluss spannend, welcher Film ein Preis erhält. Dieses Jahr wurde die Eröffnungsfeier auf den Dienstag, 31. Oktober, den Reformationstag und außerordentlichen Feiertag, gelegt. Die Cineasten hatten also einen zusätzlichen Tag um Filme zu sehen. Fünf verschiedene Filme kann ein begeisterter Film am Tag anschauen. In vier Kinosäalen, die alle in einem Hause sind, laufen die Filme gleichzeitig. Es braucht daher Organisation, welcher Film zu welcher Zeit angeschaut werden kann. Doch dieses Jahr wurde der bisherige Besucherrekord erhöht auf 15.000 Besucher.

Übrigens Bedingung für die Nominierung im Publikumsfestival ist, dass der Film offizell noch nicht im Fernsehen oder im Kino gezeigt wurde. Der Film darf allerdings auf anderen Festivals schon gelaufen sien. Übrigens ein Publikumsfestival bedeutet, dass jeder die Möglichkeit hat am Festival teilzunehmen. Es gibt auch Festivals, da erhalten nur Filmschaffende, Filmkritiker oder Menschen, die berufsbedingt in der Filmbranche tätig sind, einen Zutritt. Ebenfalls ein besonderes Erlebnis ist in Biberach, die Filmschaffenden nach dem Film im Kinosaal befragen zu können. Das ist ein Zusatznutzen, ein Erlebnis, dass so manchen Film in einem anderen Blickwinkel zeigt.
Neu wurde dieses Jahr die Kategorie der Mittellangen Filme aufgenommen. Hier handelt es sich um Filme die zwischen 35 und unter 60 Minuten lange sind.

Folgende Preise wurden vergeben:

GOLDENER BIBER

Der Goldene Biber geht an den besten Spielfilm und ist dotiert mit 8.000 Euro. Eine fünfköpfige Jury (Jürgen Bretzinger, Bastian Cleve, Didi Danquart, Hans Geißendörfer und Jakob Pochlatko) einigten sich auf den Film FREMDE TOCHTER von Regisseur Stephan Lacant.

Filminhalt:
Die 17-jährige Lena verliebt sich in Farid, einen Moslem. Als sie ungewollt schwanger wird, freundet sie sich mit der Idee an zum muslimischen Glauben überzutreten. Die Mutter von Hannah versucht sie davon abzuhalten. Die Eltern von Farid nehmen Lena und ihren Glaubenswechsel nicht ernst.

Begründung der Juroren (Auszug):
Der Filmhat die Juoren mitten ins Herz getroffen. Kein Wohlfühlkino. Ein Film mit politischer Relevanz. Realistisch bis zur Schmerzgrenze. Zum Mitfühlen, Mitleiden, fast zum Verzweifeln. Eine vielschichtige Auseinandersetzung zwischen westlich-christlicher Lebenshaltung und dem Islam.


DEBÜT-BIBER  &  SCHÜLER-BIBER

Der Debüt-Spielfilm-Gewinner, dotiert mit 3.000 Euro wurde von den Juroren Robert Buchschwenter, Dr. Wladimir Ignatovski und Mareille Klein gewählt und heißt:  BACK FOR GOOD (Regie: Mira Spengler).
Dieser Film wurde unabhängig davon auch von der Schülerjury (Regina Grimm, Lena Kächerle, Marlene Liz Olenberg, Daniel Merkel, Maximilian Quast) zum Gewinnerfilm gekürt. Der Schülerbiber ist dotiert mit 3.000 Euro.

Der Film handelt von drei Frauen. Monika, die Mutter, Angie, die ältere Schwester und Reality TV Sternchen und Kiki das Nesthäckchen sind eine Familie. Angie kommt nach einem Drogenentzug ins verhasste Heimatdorf zurück, die pupertierende Schwester Kiki hat Epilepsieanfälle und bekommt von ihrer Mutter einen Schutzhelm verpaßt. Kiki wird gemobbt. Die Schwestern beginnen sich gemeinsam aus ihrer Isolation herauszustrampeln. Was anfänglich nach einer Katastrophe aussah, entwickelt sich zu einer Chance für die Frauen.

Begründung der Juoren Debüt-Biber (Auszug)
Eine Figur tritt aus dem Scheinwerferlicht in den ungeschminkten Alltag und lernt Verantwortung für sich und ihre Nächsten zu übernehmen. Besonders das feine und lebendige Spiel der Hauptdarstellerin macht diese Entwicklung packend. Der Film überzeugt durch ein gutes Drehbuch, eine unaufdringliche, präzise Inszenierung und hervorragende Leistung von Kim Riedle.

Begründung der Juoren Schüler-Biber (Auszug)
Der Film profilierte sich durch die hervorragenden schauspielerischen Leistungen sowie seiner abwechslungsreichen Story. Die Protagonisten erschienen uns sehr überzeugend und sie durchliefen im Verlauf der Geschichte eine komplexe und authentische Charakterentwicklung.


FERNSEH-BIBER

Bester Fernsehfilm, Fernsehbiber wurde der Eröffnungsfilm DIE NOTLÜGE. Regie führte Marie Kreutzer.
Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert. In der Jury waren Jochen Nickel, Daniel Reich, Marco Wiersch.

Filminhalt: Hubert hat eine neue Freundin. Seine Exfrau mit seinen zwei Töchtern hat einen neuen Freund, von dem sie ein Kind erwartet. Das Patchwork-Leben funktioniert mittlerweile recht gut. Als Huberts Mutter Geburtstag hat, sind alle eingeladen. Doch die herzkranke Damen soll geschont werden und spielt ihr das alte Familienleben vor. Am Ende sind alle erschöpft von den Lügen und es kommt die Wahrheit heraus.

Begründung der Juoren (Auszug)
Aus einer kleinen Ausgangssituation gelingt es dieser Komödie etwas Unmöglihces. Mit lebensnahen, emotional glaubwürdigen Alltagsfiguren einen  Gag auf den nächsten folgen zu lassen. Schauspieler, die einen ebenso großen Sinn für komödiantisches Timing wie für emotionale Wahrheiten beweisen.

Weitere Infos zum Film


DOKU-BIBER

Den Doku-Biber erhielt die Dokumentation ALGO MÍO – Argentiniens geraubte Kinder von den Regisseurinnen Jenny Hellmann und Regina Menning. In der Jury waren Klaus Becker, Michael Chauvistre, Silvia Häselbarth). Das Filmteam von Beer Brothers hat einen Preis in Höhe von 3.000 Euro gewonnen.

Handlung: Hilario und Catalina gehören zu den jüngsten und wehrlosesten Opfern der argentinischen Militärdiktatur. Beide wurden als Babys geraubt und regimetreuen Familien gegeben. Die eigenen Eltern der Babys waren Gegner der Diktatur. Davon erfahren die beiden erst als Erwachsene. Während Catalina im Gericht gegen ihre Zieheltern aussagt, verteidigt Hilario die Eltern seines Herzens.

Begründung der Juoren (Auszug)
Die Filmemacherinnen nehmen uns mit auf eine Entdeckungsreise in die innere Zerrissenheit der Protagonisten. Sie sehen genau hin, zeigen unerwartete Wendungen und lassen uns Konflikte und menschliche Abgründe hautnah erleben. Den Filmemacherinnen gelingt es, die moralische Bewertung allein dme Zuschauer zu überlassen. Ein Blick auf die Wirklichkeit, der ohne politische Rücksichtnahme auskommt.

Link zum Crowdfunding Video mit Jenny Hellmann und Regina Menning (Hintergründe zu diesem Projekt)

Link zum Trailer von Algo mío – Argentiniens geraubte Kinder 

 

KURZFILM-BIBER

Der Kurzfilmbiber ging an WATU WOTE

Auf den Biberacher Filmfestspielen gibt es drei Kurzfilmblöcke in denen jeweils fünf bis sechs Kurzfilme gezeigt werden. Gewinner ist 2017 der Film „WATU WOTE“ von Katja Benrath. Die Juroren waren Wilfried Hippen und Douglas Wolfsperger. Der Preis wurde dotiert mit 2.000 Euro. Übrigens wurde dieser Film schon für den Studentenoskar in Los Angeles nominiert.

Handlung: Seit Jahrzehnten wird Kenia von Terroranschlägen der islamischen AlShabaab erschüttert. Zwischen den Christen und Muslimen wachsen Angst und Misstrauen. Bis im Dezember 2015 den Passagieren eine Reisebusses en beispielloses Zeugnis der Menschlichkeit gelingt.

Begründung der Juoren (Auszug)
Die Filmemacher wollten unbedingt einen postkolonialistischen Blick auf das afrikanische Land vermeiden. Das Drama ereignete sich vor zwei Jahren. Die Filmemacher recherchierten ausführlich vor Ort. Der Film ist wahrhaftig und sehr bewegend. Im Film werden menschliche Tugenden wie Courage, Solidarität und Mitgefühl gefeiert, die die Grenzen von Religion, Ideologie und Ressentiment überwinden können.

Nachfolgend der Trailer zu dem 22minütige Kurzfilm.

 

Ü-60-BIBER

Zusätzlich gab es dieses Jahr einen Preis für die Mittellangen Filme. Diese Filmkategorie nahm Intendant Adrian Kutter erstmalig auf in das Festivalprogramm. Dafür gibt es in Deutschland bisher noch keine Auszeichnung. Diese nominierten Filme waren zwischen 35 und 46 Minuten lang.

Der Ü-60-Biber ist dotiert mit 2.000 Euro. In der Jury waren wie im Kurzfilm Wilfried Hippen und Douglas Wolfsperger.

Gewinnerfilm ist NADRYW (Regisseurin Katja Ginnow)

Handlung: Als der 10-jährige Juri von seiner Lehrerin erfährt, dass er mit dem Ende der DDR auch keine Pioniere mehr gibt, beschließt er den westdeutschen Theaterregisseur Armin zu entführen, um damit von Helmut Kohl die DDR zurück zu erpressen. So möchte er doch noch sein rotes Pioniertuch bekommen.

Begründung der Juoren (Auszug)
Der Film ist eine märchenhaft satirische Zeitreise in das Deutschland der frühen 90er Jahre und es gelang den Filmemachern deshalb so gut, diese vergangene Welt heraufzubeschwören. Den Film durchzieht ein anarchistischer Humor und er ist so prall gefüllt mit kreativen Ideen, dass diese auch noch in Vor- und Abspann überschwappen.

PUBLIKUMS-BIBER

Neben der Schülerjury gibt es die Publikumsjury. Sie vergibt den Publikumsbiber, der mit 2.000 Euro dotiert ist.
Der Publikumsbiber wurde an den Film „SCHNEEBLIND“ von Regisseur Arto Sebastian vergeben.

Handlung:
Schneeblind spielt im Winter des Jahres 1946 im Schwarzwald. Der 16-jährige Peter ist blind und ist mit seinem Vater Heiner, einem ehemaligen SS-Offizier auf der Flucht. Der schwer verwundeten Karl soll sie über die schweizerische Grenze bringen, doch Karl stirbt vorher. Heiner bringt den toten Karl zu dessen Familie auf einen abgelegenen Hof im Schwarzwald. Sie hoffen dort, dass das Versprechen von Karl doch noch eingelöst wird. Doch es passieren schicksalhafte Ereignisse.

Begründung der Juoren (Auszug)
Der Film beeindruckt als düsteres und bildgewaltiges Kammerspiel. Hervorragende Schauspieler bestechen auch in stillen Momenten mit starker Präsenz. Gepaart mit einer mutigen Kameraführung und stimmungsvoller Musik zeigt uns der Film durch die historische Brille, dass in Extremsituationen mancher Mensch bereit ist über Leichen zu gehen.

 

November 5, 2017
von upperswabia
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Geschlängelt – Schlangenmotive in der Jetztzeitkunst

In der Galerie Pro Arte in Biberach, die Kunststiftung der Kreissparkasse Biberach, werden jährlich fünf bis sechs Ausstellungen der zeitgenössischen Kunst für die Öffentlichkeit ausgerichtet. Die Kunstwerke werden von den jeweiligen Künstlerinnen und Künstlern meist in einer fast zweimonatigen Einzelschau gezeigt. Im Herbst gibt es eine Gruppenausstellung, die einem Thema gewidmet ist. Im Jahr 2017 ist es das Motiv der Schlange in der Kunst.

Die Schlange hatte schon immer eine faszinierende Wirkung auf den Menschen. Im Paradies war sie die Verführerin. In der Medizin ist die Schlange, die sich um den Äskulapstab windet das Symbol für ärztliche und pharmazeutisches Wissen. Die Schlange wurde in der griechischen Mythologie als Fruchtbarkeitssymbol dargestellt.

In der Ausstellung am Ulmer Tor in Biberach wird von 13 Kunstschaffenden ihre Inspiration zum Thema Schlange gezeigt. Ein Werk der französisch-schweizerischen Malerin, Niki de Saint Phalle, die 2002 verstarb, ist in der Ausstellung ebenfalls zu sehen. Unter den weiteren zwölf Künstlerinnen und Künstler sind renommierte Kreative, die teilweise oberschwäbische Wurzeln haben. Es sind Arbeiten von Horst Antes, Till Augustin, Elvira Bach, Jörg Bach, Martha Bilger, Wolfgang Flad, Hans Lankes, Sigrid Münch-Metzner, Hermann Schenkel, Markus F. Strieder, Tina Tahir und Rudolf Wachter zu sehen. Die Gruppenausstellung zeigt unterschiedlichen Assoziationen zum Thema Schlange.

Blick in die Ausstellung „Geschlängelt“ – mit Werken von Jörg Bach und Markus F. Strieder

Jörg Bach ist ein Bildhauer. Seine Schlangenformen sind aus Stahl und sind verwickelt, gerollt, gewunden oder langgestreckt. Er legt seinen Duktus auf die faszinierende Form, die ein Schlangenkörper einnehmen kann. Ebenfalls zu sehen sind seine zweidimensionalen Frottagen. Diese zeichnerische Methode bildet die Oberflächenstruktur eines Objektes auf einem Zeichengrund ab. Zweidimensionalität versus Skulptur.

Hermann Schenkel ist ein Zeichner. Er malt auch. Seine Konturen, seine Linien, seine Art wie er den Strich zieht sind Hermann-Schenkel-Like und unverkennbar. Sein Motiv ist der Mensch in seiner Belanglosigkeit, seiner Erotik, seiner Eitelkeit. Die Blicke der gezeichneten Gesichter sind meist kokettierend, frech aber auch einsam, entrückt oder introvertiert. In seinen Arbeiten steht sehr oft der Mensch im Mittelpunkt. Die Schlange scheint eher das Beiwerk zu sein, eine Körperlichkeit die um die Gunst des Menschen wirbt.

Blick in die Ausstellung „Geschlängelt“ mit Werken von Hermann Schenkel

Auch eine Holzskulptur von Rudolf Wachter (gestorben im Jahr 2011) ist in der Ausstellung. Es wurde aus einem Holzstammteil eine nicht enden wollende Windung herausgearbeitet. Ohne den Ausstellungstitel wäre es möglicherweise als Schlangenkörper nicht assoziiert worden. Nachdenkenswert ist, ob ein schlangenförmiger Körper immer einen Anfang und ein Ende hat.

Martha Bilger zeigt in ihren Fotografien einen anderen Blick auf Fäden, die sich gewunden im Bild andeuten. Eng, zart, schwirrend, unscharf. Die schlangenförmigen Konturen verlocken das Auge zu einem Ratespiel.

Der Elefant, der auf die Schlange tritt. Der Scherenschnitt von Hans Lankes zeigt den Elefanten eher leicht und schwebend, während die Schlange platt getreten sich unter Qualen windet.

Markus F. Strieder hat als Stahlbildhauer die symbolische Schlange vom Boden aufsteigen lassen. Keck steht sie im Raum. Trotz Stahl wirkt sie leicht, das Kopfteil wirkt angriffslustig. Jederzeit nach vorne züngelnd schnellend. Dabei ist es eine schwere unverrückbare Stahlskulptur, die allerdings leicht und sehr dynamisch wirkt.

Die Ausstellung ist noch bis 24. November 2017, von Dienstag bis Freitag von 13.30 bis 17 Uhr zu sehen. Zur Ausstellung gibt es einen Katalog zu erwerben.
Link zur Hompage pro Arte
Ort: Stiftung KSK BC – pro Arte, Bismarckring 66, 88400 Biberach

Blick in die Ausstellung „Geschlängelt“

Oktober 29, 2017
von upperswabia
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Besuch der Synagoge Ulm

Synagoge Ulm

Führung und Besuch der Synagoge in Ulm ist im Regelfall nur mit Anmeldung als Gruppe möglich. Rabbiner Shneur Trebnik begrüßte unsere Gruppe. Dabei haben wir gelernt, dass es in der Synagoge ungewöhnlich ist, sich per Händedruck zu begrüßen. Wobei dies bei größeren Gruppen selten praktiziert wird, egal ob Synagoge oder nicht. Rabiner Trebnik sagte, dass sich nur Männer die Hand reichen und Frauen reichen nur Frauen die Hand. Im Empfangsraum erhielten die Männer eine Kippah, eine kleine Kopfbedeckung um den Gebetsraum betreten zu können.

Die Synagoge steht in Ulm nahe dem Schwörhaus in Ulm. 2012 wurde das quadratisch wirkende Gebäude fertiggestellt. Die Synagoge beherbergt den Raum für das Gebet sowie weitere Räume für kulturelle Angebote. Es ist zudem Lehrhaus für die jüdische Gemeinde. Rabiner Trebnik sagt, dass für Veranstaltungen alle Menschen willkommen sind.

Er lebt seit 17 Jahren in Deutschland und gab der Besuchergruppe Einblick wie der Gottesdienst von jedem gestaltet werden kann, sofern er die Gebote und Verbote einhält. Es sei im jüdischen Glauben nicht notwendig ein Studium zu haben, um vor der Gemeinde zu sprechen. Auch darf jeder gläubige Jude aus der Thora lesen. Die Thora besteht aus den fünf Büchern Moses. Die jüdische Gemeinde Ulm sammelt derzeit Geld um eine weitere Thorarolle zu kaufen. Eine Thora wird von Hand geschrieben, Wort für Wort. Auf die Frage einer Besucherin, ob der Preis in Höhe von 30.000 Euro korrekt ist, antwortete der Rabiner: „Eine Person ist ein Jahr mit dem Schreiben der Thora beschäftigt – folglich ist es der Wert eines Jahreseinkommens. Je nach Handschrift und Ausarbeitung variieren die Preise für eine Thora zwischen 25.000 und 50.000 Euro.“

Für einige der Besucher war es ein neuer Aspekt, dass nach dem zweiten Weltkrieg cirka sechstausend Juden unterwegs in Westeuropa waren. Sie kamen aus dem Osten nach Westeuropa zurück um Europa zu verlassen. Deutschland war sozusagen das Sprungbrett in Länder wie USA und Israel. Anfang 1950 gab es in Ulm fünf bis sieben und in Neu Ulm zwei Juden. Auch einen Blick in die Ulmer Geschichte zeigte Rabiner Trebnik. Die heutige Synagoge steht nicht weit entfernt von der letzten Synagoge in Ulm. Diese wurde wie viele Synagogen in der Reichspogromnacht angezündet und zerstört. Trebnik erwähnte, dass die Originalrechnung für das Entsorgen des Schuttes an die jüdische Ulmer Gemeinde im Museum ausgestellt ist. Auch ein Grabstein mit der Jahreszahl 1337 von einem jüdischen Friedhof ist im Museum. Dieser Friedhof war nah an der Stelle, wo heute das Rathaus steht. Der Grundstein für das Münster wurde übrigens 40 Jahre später gelegt.

Heute leben in Deutschland laut Rabiner Trebnik ca. 200.000 Juden. Einige der Besucher hatten viel mehr geschätzt. Das Einzugsgebiet der jüdischen Gemeinde reicht von Heidenheim bis Biberach an der Riß und vereint 500 Mitglieder. Die nächsten Gemeinden sind Stuttgart und Augsburg. Ebenfalls neu war, dass ein Kind nur dann von Geburt Jude oder Jüdin sich nennen kann, wenn die Mutter jüdischen Glaubens ist. Es gibt keine Taufe, wie im Christentum. Und auch wenn der Vater Jude ist, ist es ein Weg des Lernens und Engagements um Mitglied der jüdischen Gemeinde zu werden.

Anmeldung für Gruppen zur Syngogen-Führung: Anmeldung

Homepage der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg

Ort: Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg K.d.ö.R. (IRGW), Weinhof 2, 89073 Ulm

Oktober 19, 2017
von upperswabia
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Goldener Herbst in Oberschwaben

Wow. Diese Woche war golden. Smmerlich warm und der Wald leuchtet in herbstlichen Farben. Jedenfalls habe ich versucht soviel wie möglich draußen in der Natur zu sein. Und ohne Kamera geh ich ja fast nicht aus dem Haus. Daher ohne lange Worte … Bilder anschauen.

Herbst nahe dem Wettenberger Ried

 

Blick auf den Liegewiese des Ummendorfer Badesees

Giftige Herbstzeitlose

Beim letzten Mal war das ein Weg- nun ein umgestürtzer Baum

Folge dem Weg – Rundweg im Ummendorfer Ried

Solange dürfte der Baum noch nicht umgenaggt worden sein – Biber in der Nähe

Herbstlaub im Ummendorfer Ried

Oktober 10, 2017
von upperswabia
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Erntedankteppich Ummendorf 2017

Im Jahr 2017 wurde in der Ummendorfer Pfarrkirche St. Johanes Evangelist von acht Frauen der Heilige Antonius mit Kind aus Samen gemalt.
Das Team um Carmen Jans ist das ganze Jahr aufmerksam für Ideen, die am alljährlichen Erntedankbild verwendet werden kann. Dieses Jahr brachte Carmen Jans das Motiv vom Lago Maggiore mit. Sie entdeckte dort ein Fensterbild in einer Kirche, fotografierte es und druckte es vergrößert zu Hause aus. Diese Idee diente als Vorlage für das diesjährige Erntedankmotiv „Heiliger Antonius“. Für die Arbeit wurden Materialien wie getrocknete Kornblumen, Lavendelblüten, Bohnen, Linsen verwendet. Das Bild ist bis zum 25. Oktober in der Ummendorfer Kirche, nahe Biberach zu sehen. Übrigens, der Heilige Antonius mit einem Kind auf dem Arm gilt als Beistand,  Ansprechpartner, wenn Dinge verloren wurden.

Das Gebet, das Gespräch, die Bitte lautet:
Heiliger Antonius, du kreuzbraver Mann, führ mich dahin, wo ich … verloren habe.

Es gibt viele wundervolle Geschichten, von Menschen die berichten, dass ihnen geholfen wurde. Ist es Ihnen/Dir auch schon so ergangen?
Gerne nachfolgend als Kommentar.

Erntedankteppich in der Kath. Pfarrkirche St. Johannes Evangelist in Ummendorf nahe Biberach an der Riss (Foto ivk)

Oktober 3, 2017
von upperswabia
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Adolf Hölzel: „Mit Religion kann man nicht malen“

Vor Jahren fiel mir in einer Galerie ein kleines Krippenbild auf. Harmonisch farbig abstrakt war es gemalt. Es stammte von Adolf Hölzel. Dieser Künstlername war mir bisher unbekannt und er erweckte meine Aufmerksamkeit, da dieses Bild zu einer Zeit gemalt wurde in der abstraktes Malen  kein Thema war. Hölzel wurde wie Vincen van Gogh im Jahr 1853 geboren. Als Kandinsky das Licht der Welt erblickte war Hölzel 13 Jahre alt. Kurzum er war mit seiner künstlerischen Entwicklung dem Zeitgeist weit weit voraus.

Hölzel wurde 1905 als Professor an die Königliche Akademie der bildenden Künste in Stuttgart berufen. Viele seiner Schülerinnen und Schüler wurden bekannter als er. Hölzel gilt als Vorkämpfer der Abstraktion und Wegbereiter der Moderne. Laut Überlieferungen konnte er es nicht leiden, wenn er als Maler der Religion betitelt wurde. Sein Zugang zur Religion war nicht übers Malen. Hölzels Intention war eher analytischer Natur, die Ordnung der Farben, der Komposition, der Bildaufbau. Allerdings ist eine seiner wenigen Arbeiten im Kirchenraum in der ehemaligen Garnisonskirche in Ulm, der heutigen Pauluskirche zu sehen. Die evangelische Kirche wurde von 1908 bis 1910 gebaut und steht nördlich des Alten Friedhofs in Ulm. Der damalige Architekt Theodor Fischer war befreundet mit Hölzel und bat ihn den Altarraum zu gestalten.

In dieser Kirche, die zu den ersten Betonkirchen in Deutschland gehört, das einzige Wandbild von Hölzel zu sehen. Es zeigt den monumentalen Christus am Kreuz. Beim Umbau der Kirche wurden in den 1960er Jahren Teile des Wandbildes übermalt. Eine Ausstellung widmet sich diesen Veränderungen – auch aus denkmalpflegerischen Aspekten – in der Pauluskirche. Parallel zeigt das Ulmer Museum die Skizzen, Studien von Adolf Hölzel zu diesem Wandbild. Bemerkenswert ist bei genauem Hinschauen, dass er ungewöhnliche farbige Striche, Konturlinien einsetze, die aus der Ferne allerdings flächig wirken.

mehr Infos zu Adolf Hölzel – Wikipedia    Link zur Adolf-Hölzel-Stiftung in Stuttgart
mehr Infos zur Ausstellung im Museum Ulm  „Mit Religion kann man nicht malen“

Ort: Evangelische Pauluskirche Ulm, Frauenstraße 110, 89073 Ulm
Museum Ulm, Marktplatz 9, 89073 Ulm

Foto der Reproduktion des Altarbildes im Museum Ulm

September 28, 2017
von upperswabia
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Erntedankteppich in Otterswang

Ein Ort, der jedes Jahr viele Besucher aus dem In- und Ausland anzieht. Auch dieses Jahr wieder ein Kunstwerk aus Samen und Naturmaterialien. Die Rede ist vom Erntedankteppich im Altarraum der Kirche Sankt Oswald in Otterswang nahe Bad Schussenried.

Erntedankteppich „Der Heilige Michael“ in Otterswang

Dieses Jahr wurde das Motiv „Der Heilige Michael“ gewählt. Sein Gedenktag ist der 29. September. In der christlichen Darstellung wird der Heilige Michael als Kämpfer dargestellt. Er bezwingt die Mächte der Unterwelt. Er kämpft darum, dass die Größe Gottes nicht in Zweifel gezogen wird. Im Bild wird Luzifer mit der Lanze von Michael in den Abgrund gestürzt. Michael ist Kämpfer für Gottes Botschaft, gerüstet mit Waffen und großen Flügeln.

Pfarrer Joachim Meckler schreibt in seinem Begleittext, der in der Kirche ausliegt, dass es heute nicht notwendig ist sich mit der Lanze für Gottes Botschaft einzusetzen. Doch es wäre ein gutes Zeichen sich zur Gottverbundenheit zu bekennen. Zeichen zu setzen mit einem Kreuz, einem Dankgebet beim Mittagessen. Oder dem Besuch einer Kirche mit der Intention, dass hier Gott begegnet werden kann. Im Gespräch bekennen, dass einem der Glaube persönlich wichtig ist.

Die Fotos entstanden an einem sonnigen warmen Septembertag um die Mittagszeit. Die Sonne schien strahlend in den Altarraum. Das Licht fiel auf den Körper des Heiligen Sankt Michael. Wie eine Trennlinie gezogen, es gab keine Sonnenstrahlen für das Dunkle, für den aus Samen gemalten Luzifer. Dabei war auch er sehr schön anzuschauen.

Jedes Jahr will ich dieses Bild mit eigenen Augen sehen. Diese helle spätbarocke Kirche und diesen Erntedankteppich, der von vielen Frauen ehrenamtlich in vielen Stunden gemalt wird mit Naturmaterialien. Jedes Jahr wird dieses Kunstwerk nach zirka vier Wochen unwiederbringlich entfernt, aufgelöst. Gottverbundenheit zeigen. Wenn ich von eine Person weiß, dass sie dieses Werk noch nie gesehen hat, dann fahr ich mit diesem Menschen nach Otterswang. Und ich kann mich freuen, wenn diese Person mit leuchtenden Augen, manchmal sprachlos, ergriffen, meist freudig und erstaunt sagt: Sowas hab ich noch nie gesehen. Und dieser Spruch kann auch von kirchenfernen Menschen kommen. Das sind Momente, da freue ich mich. Es ist eine Besonderheit in Oberschwaben. Ein kirchliches Motiv aus Samen gemalt, vergänglich und doch präsent vier Wochen lang. Einmal im Jahr zirka vier Wochen lang.

Nicht nur das große Erntedankbild auf dem Boden ist sehenswert. Die spätbarocke Pfarrkirche St. Oswald ist geschmückt. Der rechte Seitenaltar ist dem Brot gewidmet, auf der linken Seite sind Erntegaben. Im Kirchengang sind rechts und links von den Kirchenbänken herbstliche dekorierte Erntedanksäulen angebracht.

Der Erntedankteppich wird am letzten Sonntag im September präsentiert. Er ist vier Wochen täglich zu sehen und wird um den 20. Oktober wieder abgebaut.

Rückblick auf die letztjährigen Erntedankteppiche in Otterswang und Umgebung unter Erntedank

Ort: Pfarrkirche St. Oswald, Hopferbacher Straße, 88427 Otterswang

Detail „Heiliger Michael“ – Erntedankbild tterswang 2017

 

 

Detail Luzifer Erntedankbild, Erntedankteppich Otterswang 2017

 

 

 

September 26, 2017
von upperswabia
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70 Jahre Wendelinusritt von Gutenzell nach Niedernzell

70 Jahre Wendelinusritt. Eine Reiterprozession, die jedes Jahr am dritten Sonntag im September von Gutenzell nach Niedernzell führt. Reiterinnen und Reiter mit ihren Pferden wie auch Musikanten und Musikantinnen mit ihren Instrumenten nehmen daran teil.

Gestartet wird der Prozessionsritt in Gutenzell. Die Musikkapellen fädeln sich gleich zu Beginn der Prozession zwischen den zirka 25 Reitergruppen ein. Entlang der Hauptstraße des Dorfes säumen Besucher, Familienangehörige diesen Zug. Am Dorfende scheren die Musikkapellen wieder aus der Reihe. Die Reiterinnen und Reiter reiten entlang von Wiesen und Äckern sowie im Wald nach Niedernzell. Zur gleichen Zeit gehen Menschen auf einem geteerten Feldweg, voran Pater Bernhard Eisele, direkt nach Niedernzell. Pater Eisele feierte ebenfalls ein Jubiläum. Schon seit 50 Jahren begleitet der Salvatorianer aus Bad Wurzach die Fußprozession. Vor 70 Jahren beteiligten sich 250 Reiter an der Prozession und 6500 Fußwallfahrer.

Zum Jubiläum kam Weihbischof Dr. Johannes Kreidler als Reliquienträger und Festprediger zum Wendelinusritt. Kreidler ritt nicht mit, doch er erinnerte in seiner Predigt an Gott und seine Schöpfung. Er zitierte Papst Franziskus, der in seiner Umweltzyklika „Laudato si“ von der Erde als gemeinsames Haus spricht. Ein gemeinsames Haus, das es gilt dringend zu schützen.

In der Schöpfung Gottes haben auch die Tiere ihren Platz. Die Heiligen Wendelinus und Leonhard werden als Beschützer für die Pferde und das Vieh verehrt. Der Flurritt in Gutenzell/Niedernzell wurde bereits im 17. Jahrhundert erwähnt. 1947 brachte der in Gutenzell geborene Pater Ignatius Huchler eine Reliquie des Heiligen Wendelinus aus St. Wendel nach Gutenzell. Der damalige Pfarrer Erwin Sonntag hat daraufhin diesen Prozessionsritt 1948 wieder ins Leben gerufen hat. Eine Tradition, die lebendig gehalten wird.

O-Ton eines Reiters: „In unserer oberschwäbischen Landschaft zu reiten ist Natur pur. Der Prozessionsritt ist ein festlicher und geistlicher Anlass um als Gruppe zu reiten. Gemeinsam Singen und Beten in freier Natur, das tut einfach gut.“

September 18, 2017
von upperswabia
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Magnusfest, das Heimat- und Kinderfest in Bad Schussenried

Nach den großen Heimatfesten in Oberschwaben folgt im September das Magnusfest. Es ist das Kinder- und Heimatfest in Bad Schussenried. Donnerstagabend beginnt das Fest mit der Heimatstunde. Es endet am folgenden Montagabend. Am Montag zieht der Festumzug durch die Innenstadt. Dieses Jahr werden zum 70sten Mal die Heimattage gefeiert. Der Name stammt von weiße Mönche, die den Drachentöter St. Magnus zu ihrem Kirchenpatron und Stadtheiligen ernannten. Der historische Festumzug zeigt Tradition und Brauchtum. Es ist auch Kinderfest, da ab der Kinderkrippe bis zu den weiterführenden Schulen Kinder und Jugendliche am Festumzug teilnehmen.

Nachfolgende Bilder zeigen nicht alle 104 Gruppen mit seinen 2000 Mitwirkenden. Es verleiht einen Einblick in diesen oberschwäbischen Heimat- und Kinder- Festumzug. Beeindruckend ist für Pferdeliebhaber die vielen Pferde und Pferdegespanne, die mitmachen. Der Umzug gliedert sich in vier Bereiche. Anfangs zeigen sich die Zwerge (Kinderkrippe) bis zum Humbold-Institut mit selbstgewählten Motiven und eigenen Kreationen von Kostümen. Das Humbold-Institut ist eine Schule um Deutsch als Fremdsprache zu lernen. Die Radfahrsportgruppe (RMSV) präsentiert sich ebenfalls. Der Radsportverein hat internationale Preise bis zum Weltmeistertitel erreicht. Ein weiterer Part im Festumzug ist der Themenbereich Märchen, dann folgen die Handwerker sowie die historischen Gruppen. Das letzte Themengebiet repräsentiert die vier Jahreszeiten. Es zeigt die besondere Rolle der Landwirtschaft in der Region.

Doch schaut selbst und wenn diese Bildershow Dir/Ihnen zu leise ist, auf einem zweiten Tab über Youtube oder nach Wahl ein Musikstück aufrufen.
Das Magnusfest in Bad Schussenried – ein großes oberschwäbisches Kinder- und Heimatfest.

September 16, 2017
von upperswabia
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Kulturparcours in Biberach

Viele Städte bieten das an, eine Kulturnacht, einen Kulturparcours – unabhängig wie es heißt. Es ist eine ideale Veranstaltung, weil in verschiedene Institutionen gleichzeitig geöffnet sind und es möglich ist einfach neue kulturelle Orte kennenzulernen.

So auch der traditionelle Freitagstermin Mitte September in der Stadt Biberach. An vielen Kulturorten ist geöffnet, es gibt einen kleinen Imbiss und es ist möglich gemütlich bei einem Getränk Musik zu hören oder auch Literatur, darstellende oder bildhafte Kunst zu erleben. Gesprächsanlässe gibt es viele und wer ambitioniert viele Orte besuchen will, kommt prompt wieder in Zeitnot. Daher drei Orte herausgepickt.

Der Rote Bau in Biberach

Das alte Backsteingebäude war jahrelang ein Diskussionsthema. Außer der schönen Außenfassade war das Gebäude nicht mehr nutzbar. Es hätte abgerissen werden sollen. Doch dank einer Bürgerinitiative und viel Protest wurde es restauriert und saniert. Heute befindet sich das Stadtarchiv in dem Gebäude und das beeindruckende Archiv von Christoph Martin Wieland. Das Gebäude hat noch die alte Treppe aus der Jahrhundertwende. Es sind sogar noch Tapeten bzw. damals waren es Muster, die mit der Walze auf die Wand angebracht wurden bei der Renovierung herausgekommen.

Christoph-Martin-Wieland-Archiv

Christoph Martin Wieland war einer der bedeutendsten Schriftsteller seiner Zeit. Er wurde 1733 in Oberholzheim bei Biberach geboren und verstarb 1813 in Weimar. Er lebte zur selben Zeit wie Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller. Wieland war der erste, der Shakespeares Werke übersetzte. Sein erstes Werk war „Der Sturm“, das Wieland auch als Theaterstück in Biberach im Komödienhaus aufführte.

Kerstin Bönsch, die Geschäftsführerin des Wieland Archivs sagte, dass Shakespeare im englischen schon Worte wählte, die neu waren. Es fehlte daher oft an Wörtern, wie diese in die deutsche Sprache übersetzt werden konnte. Wieland übersetzte sogar zuerst ins Französische um es dann in die deutsche Sprache zu übersetzen. Wieland hat 400 neue Worte für die deutsche Sprache „geboren“. Korrekt heißt dies Lehnwörter angewandt, dabei entstanden erstmalig zusammengesetzte Wörter wie „heimatlos“. Dieses Wort hat Wieland erstmalig verwendet. Auf die Frage, warum ist Wieland nie so berühmt geworden wie Goethe und Schiller. Ihre Antwort: Weil die beiden Theaterstücke geschrieben haben. Wielands schrieb mehr Prosatexte. Zudem sind es Texte, die Kritik und Witz beinhalteten, die heute nicht mehr verstanden werden. Theaterstücke können da angepaßt werden. Trotzdem war Wieland war einer der meist gelesenen Autoren seiner Zeit. Und er hatte eine größere Bibliothek als Goethe und Schiller. Über 4000 Bücher besaß Wieland. Im Biberacher Wieland-Archiv sind 2500 Bücher. Seine Bibliothek wird rekonstruiert, das heißt, es wird nach Ausgaben gesucht, die bei ihm in der Bibliothek gestanden sind. Das heißt nicht, es muss genau sein Buch gewesen sein, sondern sozusagen ein Buch aus derselben Auflage, in derselben Ausführung.

Wielands Werke selbst gab es in verschiedenen Ausführungen. Verkauft wurde der Prachtband für die Fürsten als auch eine einfachere Ausgabe für den kleineren Geldbeutel. Und diese Prachtbände stehen im Archiv genauso wie die einfacheren Ausführungen. Das Schriftstück ist in den verschiedenen Ausgaben identisch. Der Unterschied ist in der Ausstattung. So trägt ein Prachtband einen Lederumschlag mit feinen Stanzarbeiten, das erste Deckblatt ist ein Kupferdruck und der Text wurde in einer größeren Schrift abgedruckt. Eine edle bürgerliche Buchausgabe hatte im Vergleich nur einen Goldschnitt und ist kleiner im Schriftbild. Jeder Mensch hatte damals die Chance die Texte von Wieland kaufen zu können. Zudem war er Herausgeber der Literaturzeitschrift „Der Teutsche Merkur“ und dies im Zeitraum von 1773 bis 1789, ungewöhnlich lange für eine Zeitschrift.

Warum ich so begeistert bin von Wieland: Ich hatte vor einigen Jahren die deutschen Übersetzungen verglichen und mir fiel auf, dass Wieland weniger romantisch sondern klarer und präziser die Wörter einsetzte. Ich empfand seine Texte bzw. die Wortwahl für die damalige Zeit sehr modern. Er war seiner Zeit voraus und die Tatsache, dass er 400 neue Wörter „erfinden“ musste bzw. Lehnwörter kreierte, die wir heute noch nutzen. Ich finde das brillant.

Link zum Wieland-Archiv Biberach, Christoph Martin Wieland-Stiftung Biberach
Ort: Haus der Archive, Waldseerstr. 31, 88400 Biberach

Kunstverein Biberach e.V.

Der Kunstverein Biberach e.V. organisiert viermal im Jahr eine Ausstellung, die fast immer im Komödienhaus sind. Die aktuelle Ausstellung zeigte Werke der Künstlerin Ergül Cengiz. Die türkischstämmige Künstlerin schneidete händisch mit dem Cutter Ornamente und Formen aus Pappe. Unendlich wirken diese Reihungen von geometrisch wirkenden Formen. Wie von einer Maschine geschnitten, doch es bei genauem hinsehen der manuelle Duktus zu sehen. Nachdem sie die Formen auf teilweise raumhohen Werken geschnitten hat, werden diese mit Ölfarbe bemalt, dadurch erhalten sie eine gewisse Stabilität. Unterbrechungen sind beabsichtigt. Diese Scherenschnitte stellen einen Mix aus ornamentaler Kunst sowie westlichen figurativen Elementen dar. Der Titel der Ausstellung lautet Somnambulistan. Somnambulisums bedeutet Schlafwandeln und auch Mondsüchtigkeit. Daher der Ansatz der Künstlerin: Somnambulistan ist ein Land, noch an der Grenze eines noch nicht ausreichend erwachten Bewusstseins zwischen islamischer und christlicher Welt.
Die Ausstellung endet am 17. September 2017.

Link: Kunstverein Biberach e.V.
Ort: Komödienhaus, Viehmarktplatz, 88400 Biberach

 

Ausstellung Wasser im Museum Biberach

Im Museum läuft noch bis 22. Oktober 2017 die Sonderausstellung „Wasser“. Es gab an dem Abend stündlich kostenlose Führungen. Die Ausstellung besteht aus drei Abschnitten. Erstens: Welchen Stellenwert hat Wasser. Zweitens historische Entwicklung der Stadt und drittens was bedeutet es, was muss getan werden, dass diese Überschwemmungen wie es letztes Jahr die Stadt und die Region getroffen hatte, eingeschränkt werden.

Es ist immer wieder zu merken, dass ohne Führung wichtige Inhalte der Ausstellung verborgen bleiben. Neu war für mich, dass Biberach lange Zeit gar nicht an der Riss lag. Der Rotbach verlief immer durch die Stadt hindurch. Er diente zu den Anfangszeiten der Ansiedlung als Wasserbringer und auch als Abwasserkanal. Schon im frühen Mittelalter wurden vor den Toren im Umland Weiher und Seen angelegt, um die Wassermassen bei Starkregen oder Schneeschmelze vor den Toren der Stadt zu halten. Doch im Lauf der letzten Jahrhunderte wurden viele Weiher zugeschüttet, damit diese als landwirtschaftliche Fläche wieder nutzbar war. Auch der Rotbach, der auch Biberbach genannt wurde, verschwand unterirdisch im Stadtbild bzw. wurde geteilt und in den Ratzengraben geleitet. Neu war für mich auch, dass Biberach eine eine 1,3 Kilometer lange Uferpromenade hatte. Diese wurde nach dem zweiten Weltkrieg abgeändert. Der Bach wurde verlegt, das ehemalige Bachbett zugeschüttet und bebaut, unter anderem die Gymnasien. Die Entscheidung war einstimmig im Gemeinderat beschlossen und ein Jahr später umgesetzt worden. Das die Stadt an der Riss lag

Link zu den Führungen Museum Biberach

Ort: Museum Biberach, Museumstraße 6, 88400 Biberach