Ich höre schon den Spot … bei schönem Wetter kann jeder fotografieren. Trotzdem. Es strahlt die Sonne, es ist warm.
Vergangene Woche Dauerregen und die vielen Bilder und Videos der Überflutungen, des Hochwassers konnten nicht getoppt werden. Es war einfach beängstigend. Daher war es für mich wichtiger, Zeit für das Helfen zu spenden. Das Gesicht einer Frau beim Vorbeigehen werde ich nicht vergessen. Sie lief wie in Trance, wie von Roboterhand gesteuert, starrer Blick, dunkle Augenränder, sie hat mich nicht mehr gesehen. Vermutlich gehörte ihr die Wohnung, die bis unter die Decke mit Dreckwasser gefüllt war. Sie hat vermutlich alles verloren.
Trotz diesem Unglück fand ich es sehr ermutigend, wieviele Menschen sich in der Not gegenseitig helfen. Das hat in der Ohnmacht solcher Naturgewalten Hoffnung gegeben.
Aktuell also wieder das Bild, dass seit bald drei Jahren ein klassisches Motiv auf dem Blog ist. Ich gestehe, habe jetzt zwei Monate kein Foto gemacht, von dieser Stelle um den natürlichen Wechsel der Jahreszeit festzuhalten.
Heute parkte auf meinem Haltepunkt schon ein Auto. Das ist mir auch noch nie passiert. Er wunderte sich, warum ich so zielstrebig einfach neben ihm parkte. „Es ist mein Platz, um dieses Bild zu machen“, sagte ich fröhlich und zeigte ihm den Landschaftsausschnitt. Er ist ein Tierökologe und hat den Auftrag, die Vögel an diesem Standort sowie noch an anderen Stellen zu beobachten und zu dokumentieren. Einen Milan und einen Turmfalken haben wir gemeinsam beobachtet.
Gelernt habe ich bei ihm heute: Fledermäuse würden nicht auf dieser Freifläche fliegen – sie brauchen eine Orientierungslinie wie eine Hecke, eine Baumallee oder eine Häuserzeile. Und es ist nicht gut, wenn in einem Wohngebiet kein Spatzengezwitscher mehr zu hören ist. Da stimmt die Ökologie rund ums Haus nicht mehr. Die Spatzen haben keinen nutzbaren Lebensraum mehr. Die modernen Gärten mit viel Kies, glatten Zäunen sind nicht lebenswert für Vögel und auch andere Tiere. Folglich sind Spatzen ein gewisser Indikator für eine natürliche heimische Lebensumgebung.
Zuhause wieder – schaue ich meinen momentan bewußt „verwilderten“ Garten mit ganz neuen Augen an. Die Bienen und Hummeln drängeln sich beim Klatschmohn. Die ersten Rosen blühen, auch die Pfingstrose. Erholsam und die Spatzen zwitschern. Yeah.