Eine weitere Möglichkeit den Nationalpark Hortobágy in Ungarn näher zu erleben ist eine Kutschfahrt in die große und flache Gras- und Salzsteppe. Wer sie gesehen hat, kann ahnen wie im Hochsommer bei Hitze die Luft anfängt zu flimmern oder es Luftspiegelungen gibt. Doch bleiben wir bei dem frühsommerlichen Kutschausfahrt. Der Schafschwingel blüht, es ist ein Gras, das die Grassteppe leicht rötlich färbt.
Startpunkt für die Kutschfahrt ist das Gestüt Máta Ménes, das mit 250 Pferden ein bedeutender Zuchtstandort in Ungarn ist. Das Gestüt blickt auf eine mehr als 300 Jahre alte Geschichte zurück. Gezüchtet wird das traditionelle ungarische Noniuspferd. Es gibt 60 Nonius Zuchtstuten am Gestüt. Ihr körperlicher Aufbau und ihre Ausdauer waren zu Napoleons Zeiten ein Zuchtziel. Heute ist es das ideale Freizeitpferd, da es ruhig und ausdauernd ist. Noniuspferde sind dunkel, hellbraun oder schwarz. Die schönen Pferde können in den Stallungen und in der Puszta im Herdenverband bewundert werden.
Die Kutschfahrt mit Führung in die Puszta führt in den fast 2 Stunden vorbei an einer Herde Wasserbüffel mit einem Hirten in seiner historischen Tracht, eine Herde Graurinder schaut neugierig auf die Besuchern, Zackelschafe in der Ferne. Höhepunkt dieser Ausfahrt ist eine Vorführung von in Tracht gekleideten Reitern. Der Hosenrock wird aus sechs Meter Stoff genäht. Zur Tracht gehören zudem ein Hut mit breitem Rand sowie eine Weste.
Zuerst dreht ein vierköpfiges Graurinder-Ochsengespann, das nur mit der Stimme gelenkt wird seine Runde um unser Kutschengespann. Fast ein Jahr dauert es bis ein Ochse in einem Gespann mitlaufen kann. Der Kutscher ruft dessen Namen und sagt links oder rechts. Sie sind mit einem Joch lose verbunden. Die Pferdehirten reiten mit den Noniuspferden. Der ungarische Sattel der Pferdehirten hatte ursprünglich keinen Bauchgurt, doch Steigbügel. Nur Räuber hatten früher Bauchgurte, die den Sattel am Pferd festhielten. Für die Pferdehirten ist es leichter ohne Bauchgurt abzusteigen oder auch das Kunststück, dass das Pferd sich flach auf den Boden legen kann. Die Pferdehirten knallen mit der Kreiselpeitsche auf galoppierenden und liegenden Pferden und demonstrieren die Unerschrockenheit der Noniuspferde. Dass Pferd und Reiter sich flach auf den die Grassteppe legten hatte, den Grund in der flachen Puszta nicht entdeckt zu werden. Das Knallen der Kreiselpeitsche erinnert an einen Pistolenschuss. Es diente zu Kriegszeiten dazu, die Tiere zu konditionieren nicht zu erschrecken. Das sitzende Pferd ist eine untypische Haltung eines Pferdes, doch es wird ebenfalls von dem Pferd auf Zuruf und Tätscheln des Reiters ausgeübt.
Die Kutschfahrt ging weiter zu einem entfernten Stall, der mit seinem Reetdach fast den Boden berührte. Hier sind im Winter die Zackelschafe untergebracht. Leider konnten wir die große Herde nicht von nah sehen – sie weidete in weiter Ferne. Einzelne Tiere waren allerdings noch im Stall. Am Ende der Kutschausfahrt sahen wir wieder einen Reiter, der eine Herde Pferde vor sich hertrieb. Was gibt es schöneres als eine galoppierende Pferdeherde.
Nach der Kutschfahrt gab es noch die Möglichkeit einem Töpfer bei seiner Arbeit zuzuschauen, der schwarze Tonkrüge herstellte mit traditionellem Dekor und Muster.
Möglich ist auch selbst einen Ausritt zu Pferde mit Führer in die Puszta zu unternehmen. Auch hier ist eine Anmeldung bzw. eine Terminvereinbarung notwendig.
Foto und Autor: Inge Veil-Köberle
Link zum Gestüt Mátai Ménes
Ort: Gestüt Hortobágy-Máta (aus Richtung Debrecen kommend am Nationalpark Besucherzentrum vorbei, weiter geradeaus, über die berühmte neunbögige Brücke und sofort danach rechts abbiegen. Der Beschilderung folgen.