Ein sonniger Tag und der Wunsch im Freien zu spazieren mit Blick auf die Weite des Federseegebietes. Nach Wetterlage ist das Alpenpanorama im Süden zu sehen. Das Skulpturenfeld existiert schon lange. Mehrere Bildhauer stellten diese Steinskulpturen anlässlich eines Bildhauersymposiums im Jahre 1968/1969 auf. Die jüngsten Arbeiten stammen von einem zweiten Bildhauertreffen im Jahre 2000. Das Skulpturenfeld in Oggelshausen, nahe der Stadt Bad Buchau am Federsee, ist sehenswert für Freunde der Kunst und Bildhauerei.
Im Ort Oggelshausen sind Schilder, die auf das Skulpturenfeld hinweisen. Auch nahe am Sportplatz kann geparkt und zu Fuß auf dem Feldweg gestartet werden. Eine genaue Ausschilderung oder Rundwanderweganleitung gibt es nicht. Doch die großen Steinskulpturen sind unübersehbar und zeigen den Weg. An einzelnen Skulpturen sind Schilder angebracht, die den Bildhauer benennen und den Titel des Werkes benennen. Zudem sind die weiteren Orte der Skulpturen angedeutet (siehe Foto des Hinweisschildes). Vier Kilometer lang sei der Rundweg, wobei die Tour auch ausgeweitet werden kann. Es gibt viele Wege und da es flaches Gelände ist, kann die Wanderung auch nach Bad Buchau und zum Federsee führen. Der Spruch: Alle Wege führen irgendwohin kann getrost beherzigt werden.
Das Werk Nr. 7 von Josef Nadj mit dem Namen Verantwortung war unser Startpunkt. Blauer Himmel bildet eine wunderbare Kulisse um den Felsen, der mit gelben Flechten bewachsen war. Da die Landschaft naturgemäß keine Felsen zeigt, sondern mit nassem teilweise schwarzem moorigem Boden sich präsentiert, wirken die Skulpturen wie Besucher, die versteinert auf etwas hindeuten möchten. Und so ist es auch. Der Stein muss umrundet werden und je nach Standpunkt gibt die Skulptur einen anderen Blick auf sich selbst als auch mit Blick auf die Landschaft. Die Skulptur von Josef Nadj Stein wirkt im ersten Moment massig, doch von der anderen Seite eher filigran mit einer Öffnung, seiner Aussparung. Den Himmel in der Öffnung zu sehen, ergibt ein eigenes Bild.
Die nächste Skulptur sieht aus wie eine Schale, die im Feld scheinbar wippend liegt. Aufgrund der vielen Regenfälle war sie gefüllt mit Wasser, daneben eine große Wasserpfütze in der Wiese. Die Betonschale steht auf einem Kiesbett, trocken im Vergleich zum feuchten Umfeld. Eine Schale, die scheinbar je nach Standpunkt die ehemalige Klosteranlage von Bad Buchau mit seiner Kirche aufnehmen möchte. Doch da spielt auch Fantasie mit. Das Werk heißt Federschale von Gerold Jäggle, der aus der Region stammt und hat die Nr. 6.
Gegenüber ist ein hohes großes Werk, das bei erstem Eindruck nach schmaler Pyramide aussieht auf. Doch das täuscht. Der Stein ist gespalten, mittig ein schmaler Schlitz. Die dem Weg zugewandte Seite ist bewachsen mit Flechten und Moosen. Die Seite wirkt rau, ungehobelt und die Moose wirken weich und locken gestreichelt zu werden. Wie faszinierend doch Flechten aussehen können. Auf der Rückseite ist eine Öffnung, gerundet, weich mit einer spiegelglatten Oberfläche an der Stelle wo die Hände greifen. Wer eintritt kann durch den Schlitz auf die Stiftskirche nach Bad Buchau sehen. Der Titel lautet „Im Innern“ von Marit Lyckander aus Norwegen, Nr. 5
Einige Meter weiter steht in einer Hecke eine Skulptur und im Feld liegt ein waagrechtes Werk. Diese Werke sind stärker verwittert und teilweise eingewachsen. Ohne es zu Wissen überlegt man sich, ob die wirklich in der gleichen Zeit erschaffen wurden. Später wird klar, dass es an dem Ort zwei Bildhauersymposien gab, einmal im Jahre 1968/1969 und später im Jahr 2000. Das freistehende Werk (Skulptur 11) umgeben von niederen Bäumen stammt von Maria Biljan-Bilger aus Österreich. Dahinter im Feld liegende eine Arbeit von Makoto Fujiwara aus Japan/Deutschland. Übrigens zu einem Bildhauersymposium treffen sich Bildhauer um meist aus demselben Material ihr eigenes Werk zu gestalten. Sie arbeiten und leben in dieser Zeit zusammen und die Bevölkerung der Umgebung ist eingeladen mit Künstlern ins Gespräch zu kommen und den Entstehungsprozess zu verfolgen.
Weiter auf dem Weg steht an einer Weggabelung eine eher feminine Skulptur. Einmal von allen Seiten betrachtet fallen die Rundungen noch stärker auf. Das Werk (Skulptur 12) stammt von Kenneth Campell aus den USA. Wir folgen dem Feldweg, der entlang dem Graben führt und sehen kantige in einer gedachten Reihe stehende aufrechte hohe Rechtecke, die bei genauerem Hinsehen sehr unterschiedlich bearbeitet wurden. Eine Arbeit (Skulptur 13) stammt von Peter Holowka aus Österreich. Kerben, Quadrate, Formungen, die in den Stein von Künstlerhand gemeißelt wurden, sind mittlerweile witterungsbedingt abgerundet worden. Nichts scheint mehr so kantig, wie es vielleicht von dem Bildhauer vor bald 50 Jahren gearbeitet wurde. Der Stein, die Skulptur erfährt durch die Natur Einflüsse wie der Regen, der Wind und die Flechten, die sich in den Stein schmiegen. Eine lebendige Patina.
Bevor es in den Wald geht, kehren wir wieder um und gehen zurück zur Gabelung – leicht die Anhöhe hoch. Dort stehen weitere Skulpturen, wie das eng mit Sträuchern bedrängte Werk von Leo Kornbrust. Ein streng obeliskartiger Stein stammt von Hiromi Akijama (Skulptur 16a) . Auf dieser Anhöhe sind weitere Werke zusehen, ein Treffpunkt der verschiedenen Arbeiten aus den beiden Symposien. In Richtung Straße steht im Waldstück, neben einer Grillstelle die Arbeit (Skulptur 02) von Michael Dan Archer aus England mit dem Titel Heiligtum. Von diesem Standpunkt aufs freie Feld blickend, lässt sich auf die Oggelshausener Kirche und zum Heiligen Berg in Oberschwaben, dem Bussen schauen.
In Sichtweite ist auch die hohe Skulptur von Uli Gsell mit dem verheißungsvollen Namen vom Morgen bis zum Abend. Ein schöner Ort. Dort kann dem Tageslauf der Sonne, mit Blick auf die Landschaft vor Bad Buchau, zugeschaut werden. Wer dem Feldweg folgt kommt zu dem liegenden bootartigen Werk von Hans Michael Franke (Skulptur 04), weiter geht es zur ersten beschriebenen Skulptur 07, der Verantwortung von Josef Nadj.
Es ist ein mit Fantasie und Neugier inspirierender Rundweg. Stein ist nicht gleich Stein. Selbst dieses scheinbar tote Material zeigt Individualität, einerseits weil es der Mensch bearbeitet hat und andererseis ist es dem Einfluß der Natur ausgesetzt.
Hinweis zur Bildbeschriftung und zum Bezug zur Hinweisgrafik: Skulptur 07, 06, 05, 04, 02 sind an die Standorte der Skizze angepasst. Es sind nicht alle Skulpturen hier abgebildet. Skulpturen mit der Nr. 11, 12, 13, 15, 16 wurden von mir mit einer Nummer versehen und sind auf der Hinweisgrafik mit runden Punkten angedeutet.
Link zur Webseite Symposion Oggelshausen
Auch im Gasthaus Löwen wurden Infos dokumentiert.
Ort: Skulpturenfeld am Ortsrand von 88422 Oggelshausen