Oberschwaben-Welt

Kultur Leben Ausflüge

Juni 27, 2015
von upperswabia
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Sigmaringen – nicht nur Blühzauber

Sigmaringen hat mich verzaubert, wieder einmal. Es ist ein hübsches Städtchen, ein guter Startpunkt in den Naturpark Oberes Donautal. Und das Residenzschloss in Sigmaringen auf seiner Anhöhe liegt märchenhaft an der Donau.

Mit „Blütenzauber“ wird in ganz Oberschwaben geworben. Leider ist der Blütenzauber flächenmäßig nicht so groß wie die Werbung suggeriert. Und wie mir Sigmaringer Bürger gesagt haben, es wird mit der Landesgartenschau von vor zwei Jahren verglichen und dieser Vergleich geht gar nicht. Blütenzauber präsentiert sich auf einem kleineren Parkstück entlang dem Donauufer.

Blütenzauber in Sigmaringen - Oberschwaben-Welt

Blütenzauber in Sigmaringen – Oberschwaben-Welt

Die Hauptattraktion ist dieser riesige farbintensive Blütenteppich. Die Blumenbeete sind auf verschiedenen Höhen angebaut – nur so entsteht aus der Ferne dieser eindrucksvolle Teppich. Wären alle Pflanzen auf einer Höhe, wäre es nicht so farbintensiv. Von daher es steckt eine ausgeklügelte Konzeption dahinter. Mit der Kamera unterwegs ist es natürlich verlockend diese Farbmuster spielerisch mit verschiedenen Bildausschnitten festzuhalten. Auch das Staudenbeet mit seinen Einzelblüten verführt zum Hinsehen. Die Heerschar der Bienen liebt dieses große Staudenbeet und erntet, erntet, erntet. Die zwei Plätze mit Sandskulpturen erinnern daran, wie fein doch Künstler Gesichtszüge aus Sand herausarbeiten können. Es gibt zudem viele Programmpunkte auf der Bühne. Während meiner Besuchszeit sah ich allerdings nur Proben für einen Auftritt.

Vorteil: Es werden vielleicht zwei Stunden auf dem Gelände verbracht. Bei Teilnahme an einer der Veranstaltung ist mehr Zeit einzuplanen. Daher bietet es sich an entlang dem Donauufer zu spazieren. Schwäne mit ihren Kindern, grauen Jungtieren schwimmen relativ nah am Uferweg. Das Schild „Achtung Eltern“ gilt vermutlich auch für die Schwaneneltern. 😉 Zur Mittagszeit wird das Gelände für ein Nickerchen, ein Päuschen, Füße ins Wasser hängen genutzt. Ob Schüler, Student, Rentner oder Angestellte, die sich ihre Pause im Park gönnen, das Donauufer ist bevorzugtes Naherholungsgebiet in der Stadt. Die kleine Anne war für das kulinarische Ausprobieren der Kräuter im Kräutergarten zu motivieren. Annes Mama hatte währenddessen aus Gänseblümchen eine Kette gefertigt. Entlang dem Donauufer wird man entschleunigt, es lässt inne halten, der Bilderbuchblick aufs Schloss aus allen Ecken zu sehen.

In der kleinen Stadt Sigmaringen gibt es zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten und Ideen, wie der Hunger beruhigt werden kann. Eigentlich war ein kurzer Aufenthalt geplant … doch es wurde unbeabsichtigt länger.

Kritik zu Blütenzauber … 13 Euro Eintritt kam mir sehr hoch vor. Doch, dieser Text war noch nicht geschrieben, als im Radio verkündet wurde, dass der Eintrittspreis gesenkt wird auf 8 Euro (ab 29. Juni 2015). Das ist gut. Es ist keine Landesgartenschau, die einen mehrere Stunden in Bann zieht. Die Sigmaringer erinnern sich noch freudestrahlend an die großartige Landesgartenschau vor zwei Jahren. Der Blütenzauber ist ein sehenswertes Angebot, kombinierbar mit den Veranstaltungen und mit anschließendem Rundgang ins Städtle. Empfehlenswert ist eine Schloss Besichtigung. Dann wird’s zu einem netten Tagesprogramm. Und vielleicht noch ein Abstecher in den Naturpark Oberes Donautal?

Webseite Blütenzauber und Anfahrt Bluetenzauber

Nachfolgend Sigmaringen in der Bildershow.
Fotos: Oberschwaben-Welt, Musik David Löhstana

Juni 20, 2015
von upperswabia
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Eine Rose ist eine Rose

„Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose“, es ist der meistzitierte Satz des vierzig Bände umfassenden Werkes von  Gertrude Stein. Poesie mit Substantiven. Die Rose ist die Königin unter den Blumen. Ihre Widerstandfähigkeit sich auch nach einem harten Winter, so wie dieses Jahr in Oberschwaben, wieder in Blüte zu werfen, ist beeindruckentd Dieses Jahr mussten Strauchrosen mit einer Höhe von über 1,5 Metern auf 20 Zentimeter zurückgeschnitten werden. Im Frühjahr war noch nicht klar, packt sie es? Wird sie nochmals austreiben? Sie tat es. Und Rosenfreunde sind ja fest davon überzeugt, dass eine Gespräch mit einer Rose hilft sie in ihrer Blühfreude zu motivieren. 🙂
Es gibt weitere wunderschöne Blumen mit verschiedenartigsten farbigen formenreichen Blüten dazu Gräser und Kräuter. Doch eine Rose bleibt die Königin dazwischen. Scheinbar werden alle anderen Grünpflanzen zu Begleitern. In diesem Sinne nachfolgend eine Bildershow mit der Konzentration auf die Rosenblüte. Die 10jährige Schülerin Lauren hat das Phänomen der Rosenblüten fotografisch festgehalten.

Rosenmärkte sind beliebt, es ist ein Fest rund um das Thema Rose.

(Foto: Lauren K., Musik David Löhstana)

 

Juni 13, 2015
von upperswabia
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#Zeppelinflug – ein Rundflug um Friedrichshafen

Kennst Du das Gefühl, etwas verträumt lächelnd an ein schönes Erlebnis zu denken? Am Donnerstag die Nachricht: #Zeppelinflug gewonnen. Am Freitag nach Friedrichshafen an den Hangar gefahren, um Zeppelin zu fliegen. 30 Minuten #Zeppelinflug rund um Friedrichshafen plus Führung stand auf dem Programm.

Zu Erinnerung, es gab eine Blogparade anlässlich des Barcamps Bodensee #bcbs15, an der ich teilgenommen habe. Fünf Blogger konnten einen Flug gewinnen. Und es war traumhaft. Ein Blick ins Hinterland des Bodensees, in die Weiten von Oberschwaben. Es wurde in einer Höhe von 300 Metern über die Stadt Friedrichshafen und nahen Gemeinden geflogen. Der Bodensee lag ruhig und entspannt unterm Luftschiff.

Zeppelin-SchildDer Hangar, die Garage der Zeppeline liegt zwischen Messegelände und Flughafen Friedrichshafen. Als Tipp zur Anreise: an den Messeschildern orientieren und nicht an den Wegzeichen zum Flughafen. Der Flughafen muss umfahren werden.

Tickets und Anmeldung erfolgt im Check In, dort ist auch ein Restaurant mit einer Terrasse.
Für Liebhaber des Beobachtens, hier kann nah dem Starten und Landen der wendigen Zeppeline zugeschaut werden.

Es gibt zwei Zeppeline, die im Wechsel starten und landen. Ein Zeppelin trägt für Wagner das Branding (Werbung) durch die Lüfte, der andere ist für Edelweiß unterwegs. Edelweiß ist eine Schweizer Fluggesellschaft. „Die Schweizer lieben den Zeppelin“, erzählt die Marketingexpertin Andrea Fischer von Zeppelin. Daher führen auch einige Flugrouten in die Schweiz (Zeppelin-Flugrouten).

Von der Terasse konnten wir den Landungen sowie Starts der Zeppeline nacheinander zuschauen. Der „Edelweiß-Zeppelin“ startete mit hocherhobenem Schnäuzchen (Bugspitze) steil nach oben. Als Beobachter denkt man, dass die Passagiere nun in die Sitze gedrückt werden, weil das Luftschiff sein Vorderteil steil nach oben stellt. Es gibt keinen Startanflug wie beim Flugzeug sondern eher wie bei einem Helikopter. Ein Zeppelin braucht wenig Startbahn, er geht fast senkrecht nach oben. Übrigens, als ich drin saß, merkte ich gar nichts davon ob es steil war oder nicht. Es fühlte sich eher an, wie in der Gondel eines Luftballons sitzend. Es wirkte wie leicht schräg nach oben gehoben. Irgendwo schnurrt ein Motor. Die Geräusche stammen von den drei Triebwerken mit jeweils 200 PS. Es ist wesentlich ruhiger, als wenn ein Passagierflugzeug startet. Ich vergleiche das Geräusch eher mit einem lauteren Raumventilator.

Es gab mal ein leichtes Ruckeln, das ich nicht einmal wahrnahm und eher am Hinweis unserer Flugbegleiterin Susanne Pretzinger bemerkte, dass wir gerade eine Thermik erlebten. 12 Passagiere sind mitgeflogen. Und sobald die Flughöhe von 300 Meter erreicht wurde, konnte der Sicherheitsgurt gelöst und in der Gondel hin- und hergelaufen werden. Die Flugbegleiterin erwähnte die Haltestange, doch es war so ein ruhiges Fliegen – es war ein Gehen wie auf Erden. Und mein Eindruck war, dass wir als BloggerInnen eher unruhige Mitflieger sind.  Es wurden Sitzplätze gewechselt, es wurde gefilmt, fotografierte mit Kamera, Handy und Tablet. Der Flugkapitän sitzt im Cockpit mit seinen Hebeln, Knöpfen und kleinen Bildschirmen nah bei seinen Fluggästen – es hatte von der Nähe eher das Flair eines Reisemobiles.

Am Ende der Gondel gab es eine Bank für bis zu vier Personen. Das Besondere die Fenster waren im Heck gewölbt, das hieß der Griff zur Fensterschweibe war ungewohnt tief. Der Blick nach unten – WOW. Überraschend auch: die Fenster im Zeppelin waren geöffnet. Ein ungewohntes Gefühl, dass die Hand, der Kopf ins Freie – außerhalb der Gondel gestreckt werden kann.

Und was sieht man in 300 Meter Höhe, rund um Friedrichshafen?

Rund um Friedrichshafen ist es dichter besiedelt, als ich es mir vorgestellt habe. Auch die verschiedensten Felderflecken, wie ich es schon von Anhöhen in Oberschwaben gesehen habe, wirken komplett anders. Es gibt große Felder. Es sind Obstplantagen die bedeckt sind mit Folie, um Hagel und Wetterschaden von dem Obst fernzuhalten. Im Hinterland, in Oberschwaben dürfte die landwirtschaftlichen Flächen sowie die Waldflächen mit ihren verschiedenen Grüntönen überwiegen. Von oben eine Landschaft mit seiner landwirtschaftlichen wie auch städtebaulichen Entwicklung zu sehen ist grandios. Ein Dorf war ringförmig angelegt. Und der Bodensee – er lag ruhig unter uns. Teilweise schien es, dass man seine Tiefen und Untiefen erkennen kann. Die Alpen und sein Panorama lagen im Dunst.

Zeppelin-20Unser Flugkapitän Benjamin Travis flog entlang der Kaimauer. Es ist faszinierend, wie genau das Luftschiff gesteuert werden kann. Der Zeppelin ist 75 Meter lang, 19,5 Meter breit und über 17 Meter hoch. Er kann eine Höchstgeschwindigkeit von 125 Kilometern in der Stunde erreichen und seine Reichweite beträgt mehr als 1000 Kilometer.

Neben den zwei Zeppelinen in Friedrichshafen ist seit 2014 in Akron, Ohio ein Zeppelin für Goodyear unterwegs. Goodyear hat insgesamt drei Exemplare bestellt und gekauft. Bis 2017 wird der dritte Zeppelin in den USA starten. Er wird in Einzelteilen nach Ohio in den Goodyear Hangar transportiert und dort zusammengebaut.

30 Minuten Flug waren flugs vorbei. Es ist ein unvergessliches Erlebnis. Das ruhige Schweben, die ungeahnten Ausblicke sowie die Bewegungsfreiheit innerhalb der Gondel sowie der nahe Flug über dem Boden bleibt etwas Besonderes.

Mehr Infos zum Zeppelin oder zum Buchen von Tickets: Zeppelinflug

Nachtrag: Wußtest Du? In einen Zeppelin steigt man in Zweiergruppen ein. Zwei steigen aus, dafür steigen zwei Personen ein. Das wird praktiziert, weil somit der Zeppelin leichter ausbalanciert werden kann.

Juni 6, 2015
von upperswabia
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#Zeppelinflug anlässlich des #bcbs15 Bodensee

Einmal im Jahr treffen sich Blogger, internetaffine Kümmerer und Interessierte auf einem Barcamp am Bodensee. Nächste Woche startet das Barcamp #bcbs15 in Konstanz und es ist ein Highlight im süddeutschen Raum. Wer noch nie etwas von einem Barcamp gehört hat, Jan Theofel erklärt es in seinem Erklärvideo. Organisator Oliver Gassner konnte Zeppelin als Bronze-Sponsor für das Barcamp Bodensee 2015 engagieren. Daher gibt es am Vortag eine Führung in der Zeppelin-Werft und fünf Blogger können einen 30minütigen Zeppelinflug gewinnen.

Hach. Wäre ja schon cool. Mit einem Zeppelin fliegen oder sagt man fahren wie bei einem Ballonflug? Ach Nein, es ist ja ein Schiff. Fragen über Fragen purzeln durch die Gehirnwindungen und was bleibt: „Ich weiß nichts über den Zeppelin. Es ist ein Luftschiff, doch da gibt es Unterschiede. Der Zeppelin wird in Friedrichshafen gebaut und es gab viele Jahre keine Zeppeline.

Zeppelin-DoppelblickErst seit dem 18. September 1997 schwebt der Zeppelin wieder in der Luft. Gefühlt sehr selten fliegt er weit nach Oberschwaben hinein. Am Bodensee sieht man das meist graue große Flugobjekt regelmäßig. Und es muss mindestens zwei davon geben, denn vor einigen Jahren war ich irritiert als ich zwei Zeppeline gleichzeitig am Himmel sah und zweifelte ob ich schon den Clarence-Blick von Daktari habe. Ich bin bis zu diesem Zeitpunkt davon ausgegangen, dass es nur ein Exemplar am Bodensee gibt.

Doch wie viele Zeppeline gibt es eigentlich. Ein Rundflug für 30 Minuten kostet 210 Euro, daher ist es eher ein Geschenk zu einem besonderen Anlass. Und mit einem Lächeln fällt einem ein, wie oft schon gemeinsam zusammengelegt wurde, um diesen Rundflug an eine Person zu verschenken. Mit einem Zeppelin zu fliegen hat gefühlt immer noch etwas Exklusives.

Ein Zeppelin schwebt mit einem leichten summenden Schnurrton durch die Lüfte, so die Erinnerung. Doch wie fühlt es sich an, wenn man darin sitzt in der Kabine, pardon es heißt Gondel. Es soll ein kleiner Raum sein, in dem man Platz nimmt, angeheftet unterhalb dieses riesigen Luftschiffbauches. Was ist eigentlich drin in dem Luftschiffbauch? Wo ist die Technik? Ist es ein starres inneres Gerüst aus Leichtmetall, welches mit einer textilartigen Außenhaut verkleidet ist?

Tja und dann die Frage, wie sieht es aus von oben – dieses wunderschöne Oberschwaben mit seinem majestätischen Bodensee mit Blick in die Schweizer und österreichischen Alpen. Wie mag es aussehen, der Blick auf den See, die hügelige Landschaft, die Ortschaften, die entlang dem See enger aneinandergereiht sind? Und wie wirkt das Landesinnere mit seinen Feldern, wie ein bunter Patchwork Teppich? Was ist das für ein Gefühl in einem Luftschiff dahinzugleiten, zu schweben, friedlich und ruhig? Schön wäre es, dies mal zu erleben. Ein Traum wird Wirklichkeit.

Wir sprechen vom Zeppelin, dabei ist nicht jedes Luftschiff auch von Ferdinand Graf von Zeppelin konstruiert worden, der von 1838 bis 1917 lebte und aus Konstanz stammt. Mittlerweile verwenden wir das Wort Zeppelin als Synonym für das Luftschiff. Doch Graf von Zeppelin ist nicht der Erfinder dieses Flugkörpers. Das allererste Luftschiff wurde von David Schwarz konstruiert aus Metall und erhob sich erstmals in die Luft im Jahr 1897. Sie dienten zur Personenförderung und wurden auch für militärische Zwecke eingesetzt. Und dann gab es lange keine Luftschiffe mehr.

Erst seit 1997 steigt der Zeppelin wieder in die Lüfte. Zeppelin als Nostalgie, das wäre spannend wie die Meinungen sind. Sind es die Unglücksbilder aus den Geschichtsbüchern, die überwiegen oder liebt der Schwabe die tüftlige innovative Technik. Er ist sicherlich eine Touristenattraktion am Bodensee und manchmal schwebt der Zeppelin in einem Werbekleid oder trägt eine Markenbotschaft durch die Lüfte, leise und präsent. Und wenn ich Glück habe, darf ich als Oberschwäbin auch mal mitfliegen.

Link zur Infoseite Zeppelin

Juni 4, 2015
von upperswabia
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Wain und die Erinnerung an Bethlehem

Wain ist ein kleines Dorf mit 1500 Einwohnern südlich von Ulm. Es ist ein ländlich geprägter Ort in einem waldreichen Gebiet. Entlang der Hauptstraße überrascht ein barockgelbes Schloss, welches in Privatbesitz ist und ein Ortsschild, auf dem Bethlehem steht.

Michaelskirche-Wain-1„In der Dorfmitte von Wain steht vermutlich die älteste evangelische Kirche in Oberschwaben“, sagt Pfarrer Ernst Eyrich. Die Michaelskirche wurde 1687 gebaut. An dem Platz stand im Mittelalter eine kleinere gotische Kirche. Da im Jahre 1650 viele protestantischen Glaubensflüchtlinge aus Österreich nach Wain kamen wuchs die Gemeinde in kurzer Zeit. Die Kirche wurde bis auf ein Mauerstück rückgebaut und neu erbaut und vergrößert. Dieses alte Mauerstück ist heute Teil in der nördlichen Kirchenschiffwand.

Die Protestanten mussten damals aus Kärnten und der Steiermark fliehen. Laut Pfarrer Eyrich gibt es viele Besonderheiten in der Kirche, die besonders das Thema Taufe in den Mittelpunkt stellt.

Michaelskirche-Wain-InnenSo ist der Altarraum als eine halbe achteckige Wabe gebaut. Würde dieses Achteck gebaut sein, wäre imaginär gespiegelt werden zu einer ganzen Wabe, würde der Taufstein exakt den Mittelpunkt bilden. Die Zahl Acht kann verschieden interpretiert werden. „Der achte Tag ist der Tag der Auferstehung Jesu Christ von den Toten. Mit der Auferstehung beginnt die Neuschöpfung der Welt, ein Umbruch etwas Neues beginnt aus dem Alten“, erzählt Pfarrer Eyrich. „Früher galt es eigentlich als Skandal, wenn im Altarraum mittig ein Taufbecken platziert wurde“, fügt er hinzu. Meist stehen die Taufbecken an der Seite oder in einer Ecke. Ein Ungetaufter durfte früher nicht den Altarraum betreten. Der Taufstein in der Michaelskirche steht zwischen Altar und Kirchengemeinde und ist ein elegantes Kunstwerk aus Marmor auf einem Balusterfuß. Der geschnitzte Holzdeckel ist aufwendig mit Fruchtornamenten und den Initialen der Stifter bestückt. Per Pendelzug kann dieser aufwendige Deckel nach oben gezogen werden. Die Kanzel ist aus Nussbaum gefertigt und es sind ebenfalls üppige geschnitzte Früchtearrangements angebracht. Gegenüber der Kanzel ist die Loge der Grafenfamilie.

Michaelskirche-Wain-ExulantAuf der Südseite des Kirchenschiffs ist eine Exulantentafel angebracht. Exulanten wurden protestantische Glaubensflüchtlinge des 16. bis 18. Jahrhunderts genannt, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Im 17. Jahrhundert kamen viele evangelische Familien aus Arriach in Kärnten sowie aus der Steiermark nach Wain, in das „gelobte Land“, welches die freie Reichstadt Ulm 1650 den Flüchtlingen zur Verfügung stellte. „Auf der Tafel ist der Zug der Kärntner mit vielen Kindern abgebildet, zusammen mit Abraham und seiner Familie“, erklärt der historisch kundige Pfarrer. Es ist eine Aufbruchgeschichte, der Ortsteil beannten die Zugezogenen „Bethlehem“.

Michaelskirche-Wain-EmporeAuf der Empore gegenüber dem Altarraum, die niedrig wirkt, steht eine Orgel die optisch an den Kirchenraum 1967 angepaßt wurde. Die Orgel hat 17 klingende Register. „Das Gemälde der Auferstehung an der Empore bildet exakt den Kreuzpunkt der Laufwege entlang der Kirchenbänke und der Außentüren“, weiß der Pfarrer. Eyrich erzählte, dass die Längenmaße der Kirche immer durch die Zahl drei geteilt werden können. Für ihn ist die Kirche, ihre Gemälde, eine konsequente Umsetzung der Trinität, der Dreieinigkeit.

Michaelskirche-Wain-TaufporAn der Südseite der Michaelskirche wurde 2002 das Taufportal angebracht. Es ist eine doppeltürige Bronzetür mit sieben Szenen aus der Bibel abgebildet. Diese Tür wurde hergestellt von dem schwäbischen Bildhauer Ulrich Henn, der einige Kirchenportale in Deutschland und in der USA geschaffen hat. So auch eine filigrane Gittertür in der National Cathedral in Washington DC. Die figürlichen Szenen an der Bronzetür sind aus einem Guss gegossen worden, freut sich Eyrich über dieses Spätwerk des Bildhauers, der damit seine Technik und seinen Stil perfektionierte.

Wain-DorfbrunnenErwähnt sei auch der zentrale Dorfbrunnen, der zwischen Gemeindehaus und Rathaus, gegenüber dem Pfarrhaus und nahe der Michaelskirche steht. Bei dem Entwurf und Umsetzung konnte Pfarrer Eyrich seine Ideen miteinfließen lassen. Die Grundform des Brunnens bildet ein Achteck, angelehnt an den Chorraum der Kirche. Der grüne Tauernstein liegt in der Mitte des Achteckes und kommt aus Kärnten. Laut Eyrich symbolisiert der Stein eine grüne Insel. Wain war bis Ende des zweiten Weltkrieges eine evangelische Insel im sonst katholischen Umland. Die Frau zieht einen Leiterwagen, symbolisch für die Flucht, in der nur das Nötigste mitgenommen werden konnte. Die aufgetürmten Teller symbolisieren Variationen, wie mit Sorgen umgegangen werden kann. Der fröhliche dreinschauende Junge soll daran erinnern, dass Kinder und die Jugend oft unbekümmert und mit Neugier auf Neuland reagieren.

Ein Blick in die Geschichte lässt daran erinnern, dass Flüchtlinge unfreiwillig ihre Heimat verlassen mussten.

Wain-Bethlehem

Mai 22, 2015
von upperswabia
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Ehemaliges Kloster Heiligkreuztal bei Altheim Riedlingen

Es ist ein erholsamer Ort, im Garten, im neu angelegten Kräutergarten zu laufen, die kleine Kapelle, die Kirche sowie das Areal. In der Gaststätte kann ein Kaffeepäuschen genommen oder auch zünftig gegessen werden. Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Heiligkreuztal liegt im gleichnamigen Teilort der Gemeinde Altheim bei Riedlingen ist heute eine Tagungsstätte. Im Garten, das Labyrinth, die Kirche und das Museum laden ein. Oft hat auch der kleine Büchermarkt geöffnet, der gebrauchte Bücher anbietet, bezahlt wird im Klosterlädle.

Die erste Ansiedlung im heutigen Heiligkreuztal war im Jahre 1227. Eine Beginengesellschaft aus Altheim lebte dort. Im Jahre 1204 wurde die Aufnahme in den Klosterverbund zugestimmt. Den Namen Heiligkreuztal erhielt das Kloster 1231. Der Sage nach wurde ein Splitter vom Kreuz Jesu Christi an das Kloster gestiftet. Die erste Äbtissin, die auch finanzielle Zuwendungen mit ins Kloster einbrachte, trug den Namen Hailwilgilde. Sie war die Schwester des Grafen von Grüningen-Landau, den größten Stiftern.

Da vorallem Töchter aus reichen Adelsfamilien aufgenommen wurde, konnte das Kloster umliegende Höfe und Ortschaften erwerben. Die erste Klosterkirche wurde 1256 geweiht und zwischen 1315 und 1319 wurde die hochgotische Klosterkirche gebaut. Bis zu 125 Nonnen lebten im Kloster, das den Zisterzienserinnen angehörte. Zweihundert Jahre später baute die Äbtissin Veronika von Rietheim es zu einer spätgotischen Anlage um, wie sie heute weitgehenst noch zu sehen ist.

In seiner Geschichte wurde das Kloster mehrere Male geplündert im Jahre 1552, 1632 und 1796.

Ende des 18. Jahrhundert gehörten die Orte Andelfingen, Beuren, Binzwangen, Ertingen, Friedingen, Heiligkreuztal, Hundersingen und Waldhausen zum Kloster.

Im Zuge der Säkularisation 1803/1804 gehörte das Kloster zum späteren Königreich Württemberg und wurde aufgelöst. 1843 verlässt die letzte Nonne das Kloster.

Danach wurde das Territorium unterschiedlich genutzt (Landwirtschaft, Brauerei, Gaststätte, Schule, Rathaus). Seit 1972 wird es als Bildungs- und Tagungsstätte genutzt.

Ort: Tagungshaus Kloster Heiligkreuztal, Am Münster 7, 88499 Altheim-Heiligkreuztal

Weitere Links und Infos:
Heiligkreuztal

Ein Ausflug lässt sich gut verbinden mit einem Besuch in dem nahen Riedlingen.

 

Mai 15, 2015
von upperswabia
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Natur- und Landschaftsschutzgebiet Osterried

Osterried (16)

Naturschutzgebiet Osterried

Ein Insidertipp ist das Osterried bei Laupheim. Ein Naturschutzgebiet, das seit Jahrzehnten vom NABU gepflegt und gehegt wird. Das Gebiet wirkt wie eine andere Welt. Rundherum liegen landwirtschaftlich genutzte Felder. Eine Insel von Naturschutzgebiet, dessen Zugang etwas versteckt liegt.

Die Empfehlung lautet daher von Norden, nahe Baustetten bei Laupheim, dem Weg Oberer Riedweg zu folgen, den Hügel hinab und in der Kurve führt ein Weg in den Wald. Diesem Weg zu Fuß folgen – er führt in das Osterried.

Osterried (21)Auf der Suche habe ich verschiedene Personen nach dem Eingang in das Ried gefragt. Eine Hilfestellung gab mir Mann. Es wurde trotzdem eher ein abenteuerlicher Weg mit fast nassen Füssen bis der vorgesehene Weg entdeckt wurde. In solchen Momenten fällt mir immer das Telefonat mit einem Bürgermeister ein, der mich mahnte NICHT über Naturschutzgebiete zu schreiben. Es sei ja ein Naturschutzgebiet und die Menschen bringen Unruhe in die Natur. Vorallem wenn, sie die Wege verlassen.

Wege verlassen. Ein Stichwort. Meiner Meinung braucht niemand einen Weg verlassen, wenn einer vorhanden ist. Denn die Gefahr im Moor zu versinken, nasse Füße zu bekommen oder sich zu verirren ist in unserer waldreichen Region möglich. Wege sind angelegt und sie führen im Regelfall wieder zu Menschen.

Die Trampelpfade sind zwar nicht ausgeschildert, doch sie sind erkennbar und ermöglichen verschiedene Bilderbuchansichten in das Ried. Die Schilfwiesen werden gemäht und auch die Wege zeigen, dass sie ohne Menscheneinwirkung sehr schnell eingewachsen wären. Keinen Menschen treffe ich auf meinem Rundweg. Einzig die verschiedenen Geräusche sind zu hören. Ein Kuckuck in der Ferne, Spatzengezwitscher und auch ein Vogelruf, den ich noch nie gehört habe und nicht zuordnen konnte. Auch ohne die Kenntnisse eines Vogelbeobachters, es muss ein Vogelparadies sein.

Später auf dem Weg raschelte es im Gebüsch. Es war keine Maus. Ein lautes Rascheln, eines eher größeren Lebewesens. Und mit Geduld wurde gewartet wie und wo es auftaucht unter dem Blattwerk, im Dickicht. Ein niedliches fellartiges Wesen, das mit seinen vier Pfoten unter den Sträuchern den Hügel hinaufkrabbelte. Ein junger Fuchs, wobei auch wenige Meter weiter ein ähnliches Rascheln zu hören war. Spielerisch unbekümmert raschelte – die zwei jungen Füchse spielten Fangen und Verstecke.

Im Osterried sind auch unter Naturschutz stehende Pflanzen im Jahresverlauf zu entdecken. Mehrere Male stand die momentan blühende Mehlprimel nahe dem Weg. Weiterhin sind bedrohte und gefährdete Arten wie verschiedene Knabenkrautarten, das breitblättrige Wollgras, das Preusische Laserkraut und der Lungenenzian, eine seltene Form des Enzians und weitere im Ried und auf angelegten Beobachtungsflächen zu entdecken. Das Ried gleicht nicht den klassischen oberschwäbischen Mooren.

Auf der Recherche nach dem Vogelgesang, den ich nicht zuordnen konnte, bin ich auf den Beitrag bei Wikipedia gestoßen, der den Bienenfresser zeigt und mit einer Mediendatei hören lässt. Auch dieser seltene bunte faszinierende Vogel sei im Osterried gesichtet worden.

Das Natur-und Landschaftsschutzgebiet Osterried liegt auf den Gemarkungen Baustetten (Stadt Laupheim) und nördlich von Baltringen (Gemeinde Mietingen) im Landkreis Biberach und ist 150 ha groß.

Das Osterried ist ein verlandeter See im Rißtal. Quellaustritte und ein hoher Grundwasserspiegel bedingt durch wasserstauende Schichten bildeten das Niedermoor. Heute ist es mit der Dürnach und einem Hügelrücken inselartig umgeben. Erst im Jahr 1996 wurde es als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Ort: Osterried zwischen 88487 Baltringen und 88471 Baustetten

Link zum Thema Osterried

Mai 10, 2015
von upperswabia
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Das Geschenk einer goldenen Hochzeit

In der ersten Maiwoche war die letzten Jahre die Konferenz re:publica in Berlin mein Eventziel. Doch seit Weihnachten war klar, dass mein Earlybirdticket zum weltweit wichtigsten Event zum Thema „digitale Gesellschaft“, für eine andere Person bestimmt ist. Denn ein Familienevent erhält höchste Priorität in Oberschwaben.

Foto - ivk

Goldene Hochzeit – Foto ivk

„50 Jahre verheiratet sein“ war das Thema des Mai-Familienevents. Ein Fest, anders wie die Hochzeit vor 50 Jahren und selten. Vermutlich in Zukunft sogar noch seltener. Laut Statistischem Bundesamt trennt sich nahezu jede zweite Ehe. Auch wenn die Scheidungsrate leicht zurückgeht, eine Ehe dauerte im Jahr 2013 durchschnittlich 14 Jahre und 8 Monate.

Von daher sind 50 Jahre ungewöhnlich lang. Das Ehepaar lud zur kleinen Familienfeier ein. Geladen waren die eigenen Kinder mit ihren Familien, die Schwestern, der Bruder, die Patenkinder sowie nahe Freunde und Bekannte. Es wurde keine so große Hochzeit wie vor 50 Jahren, doch es wurde eine persönliche Feier. Damals vor fünf Jahrzehnten war eine Hochzeit meist ein öffentliches Dorfereignis in Oberschwaben. Viele Paare lernten sich sogar auf einer Hochzeit kennen. „Früher gab es nicht so viele Gelegenheiten für die Jugend, um sich zu treffen, zu tanzen und sich kennen zu lernen. Und eine Hochzeit war solch ein Fest“, erzählten die über 70jährigen.

Rita erzählte, wie sie damals als Kind auf einem Stuhl stand und einen Vers fürs Hochzeitspaar vortrug. „Das war damals selbstverständlich, dass ein Programmpunkt mitgestaltet wurde“, erzählt sie. Nun hält sie die persönliche Ansprache, erinnert an Anekdoten. „Auch Pferde wurden in die Küche, dem Familientreffpunkt gebracht“, wusste sie. „Eine Hochzeit ist der Anfang von „Hochzeiten“, doch es gibt auch andere Zeiten“, gab sie zu bedenken. Auch Krankheiten, Unfälle, Schwierigkeiten beruflicher oder familiärer Art gehörten dazu. Das Leben besteht eben aus Hochs und Tiefs.

50 Jahre ein Ehepaar – eine lange Zeit um gemeinsam und auch einzeln vieles zu Erleben. Der Blick auf die mittlerweile erwachsenen Kinder mit ihren eigenen Familien. Ja, es ist emotional, wenn sich das Paar die Hand reicht, sich anschaut. Anders emotional. Nicht wie der romantische neugierige zukunftsgerichtete Blick von Jungverliebten. Es ist ein reifer liebevoller Blick, erfüllt mit Dankbarkeit und Wertschätzung für die Partnerin und den Partner. Was hat dieses Paar nicht alles in diesen 50 Jahren erlebt und geschafft.

GoldeneHochzeit-01 - Foto ivkEs wurde ein Gottesdienst in einer kleinen Kapelle gefeiert. Der Pfarrer sorgte für die Liturgie, den kirchlichen Segen, eine Musikerin spielte auf dem E-Piano und sang die vom Paar mitausgewählten Lieder. Persönliches aus dem Leben des Jubiläumspaares von Rita vorgetragen. Die Fürbitten der Kinder – all dieses Mitwirken sorgte dafür, dass es feierlich und einzigartig wurde. Und ein Kirchenraum lässt wirkungsvolle Ruhe und Dankbarkeit empfangen.

Im Gasthaus beim Mittagessen – es wird geschwätzt, erzählt, diskutiert. Das persönliche Treffen, sich in die Augen schauen zu können, ist ein menschliches Bedürfnis und so werden Erfahrungen und Anregungen ausgetauscht.

Und was hat das mit der re:publica zu tun, einer Konferenz, die sich um das Digitale in unserer Gesellschaft kümmert?

Auch hier ist es ein Bedüfnis sich zu treffen, sich zu sehen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Impulse und Denkansätze zu hören. Es ist die Tatsache, dass hinter alldem Menschen sind mit ihren Geschichten, Lebensläufen und Ansichten. Es ist auch der kritische Blick, ob Ehe ein Auslaufmodell ist oder mehr denn je wichtig ist, wenn sich ein Paar zueinander bekennt. 50 Jahre im digitalen Wandel – unvorstellbar was sich in dieser Zeit verändern wird. Doch der Mensch passt sich an, überspringt nerdige Ideen, bleibt seinen Idealen treu, hat die Chance gemeinsam mit einem Partner ein gemeinsames Leben zu gestalten. Die größte Herausforderung ist das tägliche Setzen der Prioritäten und diese auch für einen längeren Zeitraum einzuhalten. Kontinuität im Wandel bewahren. Wie verrückt, wie klar, wie normal. Welch ein Geschenk daher an einer Goldenen Hochzeitsfeier teilnehmen zu können.

Übrigens das Thema Beziehung in digitalen Zeiten war auch auf der re:publica ein Thema. Die Bloggerin Journelle beleuchtete das Thema „Fremd gehen immer nur die anderen – Liebe und Beziehung in Zeiten der Digitalität.“ Auch ein Gedankenansatz.

 

Mai 3, 2015
von upperswabia
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Sankt Georgsritt in Ochsenhausen

Einer der ersten Prozessionsritte ist im Frühjahr der Sankt Georgsritt in Ochsenhausen. Die Rapsfelder blühen, die Blüten der Obstbäume und der Zierkirschenbäume sind in voller Pracht, die Felder bearbeitet und oft scheint die Sonne. Doch im Jahr 2015 war Regenwetter angesagt. „In Dietmanns hörte es bis 10 Uhr gar nicht auf zu regnen“, erzählt Hans Zell. Und auch in Ochsenhausen, es nieselte, regnete große und kleine Tropfen – der Regenmantel zu Pferde war Pflicht. Von den angemeldeten 25 Gruppen sind einige nicht gekommen, teilweise war es eine kleinere Blutreitergruppe.

Unruhe herrschte bei den Pferden zu Beginn. Ungewohnt. Pferde tänzelten, blieben nicht in der Reihe. Auch das Pferd, auf dem Dekan Schänzle ritt, war kurz ohne Reiter. Einigen der regelmäßigen Zuschauer und Pilger fiel auf, dass die Pferde etwas nervöser waren wie sonst. Ein Reiter hat sich entschlossen nicht mitzureiten, da er sein Pferd nicht beruhigen konnte.

Hans Zell und Georg Baumeister

Hans Zell und Georg Baumeister

Georg Baumeister, bekannt aus der Filmdokumentation „Die Blutritter“ stand als Zuschauer am Straßenrand. „Mir geht es gesundheitlich nicht so, dass ich mitreiten kann“, erzählt er. „Runterzufallen kann ich mir nicht leisten“, meint er. Seit 52 Jahren ist er  Mitglied in seiner Blutreitergruppe. Zur Nervosität der Pferde meinte er: „Der Reiter muss mit seinem Pferd sprechen, ihm zureden. Wenn ich merke, dass mein Pferd unruhig wird, rede ich mit ihm. Das hat bisher immer geholfen“, erklärt er.

Hans Zell war ausnahmsweise zu Fuß unterwegs. „Wir haben heute Morgen wegen dem Dauerregen abgesagt. Es war alles vorbereitet, doch wir mußten uns entscheiden.“ Ein Ehepaar begrüßte Baumeister. „Ich konnte nicht mitreiten, da ich erst operiert wurde“, erzählt er. Die Männer waren sich einig, dann reiten wir in Bad Wurzach wieder beide mit. Baumeister hofft in Weingarten in zwei Wochen wieder mitzureiten. „Es tut schon weh, wenn man nicht teilnehmen kann“, erzählt Baumeister. Andererseits – es ist Treffpunkt und auch als Zuschauer und Prozessionsteilnehmer ist es wichtig dabei zu sein.

 

Mai 1, 2015
von upperswabia
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Kunst von Alf Setzer :: Amely Spötzl – Stein oder Nichtstein

So einfach ist das gar nicht mit den Titeln für eine Ausstellung, erzählt Kuratorin Dr. Barbara Renftle von der Stiftung BC – pro arte bei der Eröffnung der Ausstellung „Stein oder Nichtstein“ der Arbeiten von Alf Setzer und Amely Spötzl.

Schon beim Eintritt liegt vor einem eine lange Skulptur aus Stein von Alf Setzer. Der Sockel wirkt naturbelassen, aus dem Steinbruch herausgebrochen, transportiert und abgelegt. Darauf liegt eine ovale geschliffene perfektionierte Form, ebenfalls aus dem Material Marmor. Doch beide sind eine Einheit. Dabei wirkt im Gegensatz zum Sockel das ovale Objekt wie wenn es aus vielen dünnen Pappe Schichten aufeinander gestapelt wäre. Mit der Kontursäge hat der Bildhauer Alf Setzer diese dünnen Linien in den Stein gefräst und auch linienartige etwas breitere Aussparungen gesägt. Die Hand will drüber streicheln, ob es wirklich Stein ist. Es wirkt eher wie warme Pappe, die auf einem marmornen Bodensockel liegt. Eine naturbelassene Form versus eines streng bearbeiteten geometrischem Objektes. Dieses Objekt spielt damit, was Stein oder Nichtstein sein kann. Es täuscht optisch und eröffnet damit im Kontrast neue Strukturen, die nun eher wahrgenommen werden.

Ebenfalls einen fesselnden Blick erhält eine große Fotografie. Eine Frau mit weißer Bluse (Amely Spötzl) senkte ihren dunkelhaarigen Kopf in eine rundliche Ansammlung von grauen weichen Weidenkätzchen. Der gesenkte Kopf, der Blick auf den freien Nacken, die Schultern deuten mit dem gesammelten Blütenhaltern der Weide eine geometrische Form an. Diese Anordnung wirkt zart und feminin. Die Haare sind geflochten und in einer Kranzform um den Kopf penibel genau angeordnet. Schon diese Frisur wirkt wie ein Kunstwerk. Und so mancher Allergiker würde am liebsten niesen – schon beim Anblick der Fotografie.

Nebenan sind Brombeerzweige auf einer Rolle aufgewickelt. Wieder lockt der Streicheleffekt, da diese gewickelten Dornen gefahrlos wirken und somit kann ihre geometrische Form in Ruhe angeschaut werden. Ein anderes Objekt zeigt in runder Form viele angeordnete Brombeerzweigestücke. Diese Zweigestücke zeigen ihren Durchmesser und lassen teilweise jeweils ein gerundetes Fünfeck erkennen. Es ist wieder das Wechselspiel von geometrischen und organischen Formen, die sich erst im Vergleich, aufeinander aufmerksam machen.

Zarte Zeichnungen präsentieren eine Vervielfachung einer Blattkontur. Ein dichtes Netz an organischen Linien ergibt ein geometrisches Ornament. An der nächsten Wand hängen Steinrechtecke, möglicherweise aus Granit, in die viele parallele Linien gefräst wurden. Das Steinbild wirkt wie ein feiner Wandteppich. Kontraste von Stein und Nichtstein, von naturbelassen organisch zu konstruiert geometrischen Formen – unsere Sehgewohnheiten werden irritiert und aktiviert. Ob Bild, Skulptur, Objekt oder Installation, die Naturmaterialien und pflanzlichen Rohstoffe sind das Grundwerkzeug der beiden Bildhauer.

Amely Spötzl studierte Bildhauerei und Freie Kunst an der Alanus University of Arts and Social Sciences in Alfter / Bonn.
Alf Setzer studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Er lehrt in der Werkstatt für Bildhauerei in Stuttgart an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste.

Link zur Einladungskarte, die die beschriebenen Werke teilweise zeigt.

Am Freitag, 26. Juni 2015, 19 Uhr findet ein Öffentliches Galeriegespräch mit Amely Spötzl und Alf Setzer in der Ausstellung statt. Die Ausstellung wird gezeigt vom 30. April bis 26. Juni 2015

Besuchszeiten: Dienstag bis Freitag, 13.30 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung
Telefon: 07351 / 5703319
Ort: Stiftung BC – pro arte, Bismarckring 66, 88400 Biberach