Oberschwaben-Welt

Kultur Leben Ausflüge

Februar 13, 2016
von upperswabia
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ZKM – Museum für Kunst und Medientechnologie

Das ZKM Karlsruhe steht schon lange auf meiner Wunschliste der Museen. ZKM heißt Zentrum für Kunst und Medientechnologie und zeigt unter dem Sammelbegriff GLOBALE verschiedene Ausstellungen rund um das Thema Daten, Überwachung, Mensch und Medientechnologie. Der Vorstand des ZKM Peter Weibel tituliert es als „Die „Renaissance 2.0“. Der Bereich Global Control and Censorship – Weltweite Überwachung und Zensur sowie die Infosphäre waren der Auslöser meines Besuchs. Wobei der Bereich Infosphäre mittlerweile beendet ist. Die GLOBALE endet am 31. Mai 2016

Rückblick:
10 Jahre dauerte es, bis ich wieder in der Eingangshalle des ZKM stand. Damals wickelte ich unsere fünfmonatige Tochter auf einer Bank nahe dem Hintereingang. Ich setzte sie wieder in den Babysafe, griff nach dem gewechselten Windelpaket und drehte mich um. Der damalige Ministerpräsident Oettinger kam gerade zur Tür herein und schaute mich an. Seine Bodyguards schauten auf meine Hände. Ich so: „Windelbombe, alles gut“. Breites Grinsen und ein Blick auf die Kleine. Und weiter ging es zum Kongress. Eine der Anekdoten, die ich mit dem ZKM verbinde.

Auch dieser Besuch wird unvergessen bleiben, da die An- und Heimreise mit der Bahn emotional ungewöhnlich war. Gut, das sind Nebenschauplätze, den der Blick richtet sich auf die Ausstellung in dem seit 1997 denkmalgeschützten Industriebau.

Ausstellung GLOBALE
In der Eingangshalle stehend habe ich mich in die rechte Hälfte der Hallen orientiert. Infosphäre lautete der Ausstellungsbereich, der mittlerweile beendeet ist. Der erste Blick fiel auf eine sehr großformatige farbige Grafiken – sie wirkten wie eine abstrakte Malerei. Entstanden sind diese Bilder aus Analysen von Instagram Bildern.  2,3 Millionen Bilder aus dreizehn Metropolen, Städten aus der ganzen Welt wurden heruntergeladen und ausgewertet. Analysiert wurde, welche Stadtbewohner gerne nachts fotografieren. Jedes Instagrambild, welches ein Instagramnutzer speichert Ort, Datum und Uhrzeit.  Eine andere Analyse hebt Farblieben heraus. Mehr Infos dazu unter Lab Softwarestudies

ZKM 001cEbenfalls im Bereich Infospähre war das Video von Oliver Laric. Es zeigt Reproduktionen, Kopien aus denen scheinbar immer wieder Neues entstanden ist. Es ist eine Diskussion wert, ob Kopiertes zu einem Original wird, weil es in einem aktuellen Zusammenhang gesehen wird. Der Gedanke, was ist wichtiger das Original oder die Kopie? Oder wieviele Versionen (Kopien) existieren gleichzeitig, wer weiß noch was das Original ist. Auf dem Bild ist exemplarisch eine Szene gezeigt – einmal mit Winnie Puuh und einmal die viel ältere Version von Mogli.

Ebenfalls in diesem Modul Infosphäre zeigte Jon Rafman Fotografien. Er nutzt neun öffentliche Google Street-View-Kameras und ihren täglichen Aufnahmen. Im entscheidenden Moment macht er ein Standbild. Er sieht sich als Fotojournalist, der den Augenblick festhält, wenn alles zusammenkommt. Mehr Beispiele unter 9-Eyes

ZKM 06 BiosensorAusprobiert habe ich auch die Installation Nonfacial Mirror von Scottie Chih-Chieh Huang aus Taipei. Es ist ein Spiegel, in dem sich ein Biosensor befindet der das Gesicht des Betrachters analysiert. Je mehr gelächelt wird, desto mehr blüht die virtuelle Löwenzahnpflanze auf. Hab sie zum Blühen gebracht. (Modul Infosphäre)

Irritiert war ich von den Postkarten des Clement Valla. Es sind keine typischen Urlaubsorte. Die Postkarten zeigen Landschaften, die nicht stimmen. Er zeigt Bilder von Google Earth, die einen realen Raum darstellen sollen. Es sind allerdings Fehler drin. Google Earth täuscht Dreidimensionalität vor.
Es wird auf die menschliche Erfahrung von Licht, Schatten und Landschaft gesetzt und damit Raumtiefe suggeriert. Dazu kommt, dass die flachen Satellitenaufnahmen, die über ein 3D-Modell gelegt werden ebenfalls Raumtiefe und Landschaft visualisieren. Wir meinen somit ein reales Bild von Google Earth zu erhalten, doch es ist technisch zusammengesetzt und es gibt Fehler, die die Postkarten zeigen. Gebogene Straßen, geknickte Flußläufe usw. Mehr zu sehen unter Clement Valla

Nachfolgende genannte Exponate sind bis Ende Mai zu sehen.
ZKM-17Das südkoreanische Künstlerduo Shinseungback Kimyounghun hat ein Jacket entworfen, dass mit Knöpfen benäht ist. Jeder Knopf ist eine Webcam und kann per Knopfdruck einen 360 Grad Rundumblick aufnehmen. Fühlt man sich mit dieser Jacke sicherer im Stadtraum? – ist der Träger Opfer oder Täter? Wer das Aposematic Jacket trägt kann sich vor Angreifern schützen in dem es das Warnsignal „I can record you“ sendet. Wenn es weiter gedacht wird: Wird dann der Stadtbesucher von den Überwachungskameras überwacht oder ist der Jacketträger der Überwacher?

Ebenfalls wird an anderer Stelle in der Ausstellung ein Stadtplan gezeigt, wo und wieviele Überwachungskameras in Karlsruhe installiert sind.

Auch das Thema Wasser wird in einem Ausstellungsteil (linker Bereich der Eingangshalle) betrachtet. Ein Kurzfilm, der mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Der Science Ficton Film heißt Pumzi (es ist Suaheli und bedeutet übersetzt Atem). Im ZKM sah ich nur die letzten 5 Minuten (Kurzversion). Der Link führt zum 21 minutigen Film. Es geht darum, dass Wasser kostbar ist und eine Pflanze ungewöhnlicher Weise keimte. Dieses Wunder sollte frei wachsen.

ZKM 07 Snowden Zimmer

ZKM – Snowden-Room

Charmant – das ZKM hat Edward Snowden einen geschützten Aufenthaltsraum mit Arbeits- und Grundausstattung vorbereitet. Weiterhin ist ein Briefkasten angebracht, in dem ihm Briefe gesandt werden. Die abgegebenen Briefe werden vom ZKM ungeöffnet nach Russland an Snowden zugestellt.

 

ZKM 03 Video FukiBeklemmend ist das Video der Live Camera Fukuichi, die auf das Atomkraftwerk Fukushima gerichtet ist. Im März 2011 löste ein Erdbeben die Nuklearkatastrophe aus. Ein Mitarbeiter nähert sich an diesem Tag atmend mit einem Fingerzeig auf die Kamera zu. Die Videokamera sendete kontinuierlich Aufnahmen vom Ort der Katastrophe.  Ein in der Folge als „Finger Pointing Worker“ bezeichneter, dem Künstler bekannter Arbeiter, nutzte diese Aufmerksamkeit. Künstler Kota Takeuchi, Pointing at Fukuichi, Live Cam 2011.

ZKM 11 DiskettenIn einem ganz anderen Raum sei erwähnt die Installation von Sascha Pohle. Hunderte von übereinander gestapelten CD- und DVD-Computerlaufwerke. Überbleibsel einer veralteten Technologie.

Insprierend ist sind auch die Fotos von historischen Beobachtungs- und Wehrtürmen. Damals als man sich vor Eindringlingen schützen wollte/mußte. Wobei – damals waren es Piraten und Eroberer – heute sind es Flüchtlinge. Eine andere Fotoserie zeigt Strände auf dennen sich die Menschen bewegen, sitzen, sich sonnen – während unter ihnen die Datenkabel zu anderen Kontinenten führen. Wieder ein andere Tafel in einem anderen Teil der Ausststellung gab genauen Namen und Standort des jeweiligen Kabels an, dass unterirdisch die Kontinente verbindet. Per GPS kann theoretisch jedes Datenkabel genau lokalisiert werden. Das Wort Eindringlinge, Datenfluß, grenzenlos, Datenschutz bekommt unter diesen Blickwinkeln eine andere Dimension.

ZKM 05 TukuliAuffallend war auch Turul – ein sagenhafter Vogel aus der ungarischen Mythologie. Turul ist ein göttlicher Bote, ein Symbol für Macht. Erik Mátrai hat eine Überwachungskamera so inszeniert, dass sie wie eine Art edler Vogel von der Decke herabschaut.

Immer wieder fürs Stehenbleiben und lesen sorgten die Zeichnungen oder poetischen Sätze von Dan Perjovschi wie: your money in the Bank; your data in the cloud, your future …

ZKM-16+Zum Stehenbleiben führen die „Girls Dogs“ von Julia Scher, die scheinbar den Plexiglasraum von Alicia Framis bewachen. Das ist nun meine Interpretation. Die gefährlich wirkenden Hunde aus Marmor haben jeweils eine Tonspur, die erklärt wie harmlos sie sind. Damit wird das Skurrille zwischen Verteidung und Angst sowie enge Beziehung dargestellt.
Die Plexiglas Installation heißt Confessonarium und soll einen durchsichtigen Beichtstuhl darstellen. Alicia Framis will laut Ausstellungstext die damit vorherrschende Heuchelei der Kirche präsentieren. Das Wechelspiel zwischen Transparenz und Überwachung wird angedeutet wie auch mit dem Wunsch, dass sich eine transparente Gesellschaft, die ihre Fehler selbst verantwortet sich auch verbessern kann.

Michael Bielick und Kamila B. Richter haben eine Projektion erstellt, einen sogenannten Dategeist der mit schwebenden, wellenförmigen Texten aus Twitter die Vorbeilaufenden bedeckt. In meinem Fall konnten sich die Buchstaben nur auf den Boden legen.

ZKM-13-PressefreiheitZKM-15Informativ der Raum von Reporter ohne Grenzen. Pressefreiheit und Zensur. Eine Tafel mit Rankings der Länder, die Journalisten unzensiert arbeiten lassen. Deutschland ist auf dem 12. Platz. Finnland auf dem ersten Platz des Rankinks. Auch die Todesfälle, Verhaftungen, Folterungen sind benannt. Blogger sind aufgeführt, ohne Zahlen.

 

 

 

ZKM 12Würden Sie nachfolgende Nummer wählen, wenn Sie wüßten, dass diese Nummer einem NSA-Whistleblower gehört, der überwacht wird? Sie wissen, dass Sie mit ihrem Anruf automatisch in das zu überwachende Personenumfeld geraten? Wollen Sie wirklich ein Leben führen, in dem Sie sich davor scheuen, vollkommen normale, legale Dinge zu tun, wie zum Beispiel eine Handynummer anzurufen?
Die Telefonnummer lautet: +49 (0) 174 276 6483.  Christian Sievers (Exoponat war ebenfalls im Modul Infosphäre präsentiert)

Und zu guter Letzt sei noch das Stockwerk mit Global Games genannt. Computerspiele. Computerspiele die über den Irrsinn von Bomben, Sklavenarbeit und weiterem spielerisch zum Denken anregen.

Ich werfe verschiedene Exponate vor Augen, doch diese hatten unterschiedliche Ausstellungszeiträume. Es kann also sein, dass einige der genannten Werke mittlerweile abgebaut sind. Da es ein fließendes ineinandergehen der Ausstellungsreihen ist, kann ich nicht mehr zuordnen – welches wo war. Daher mein Rat, sich auf die Ausstellung einlassen und je nach Thematik und Tagesstimmung interessiert Dich/Sie vielleicht ein ganz anderer Aspekt.

Wenn ich an meinen ersten Besuch im ZKM denke, würde mich die Reaktion von Günther Oettinger interessieren. Damals war er Ministerpräsident – heute arbeitet er in der EU für den Bereich Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologie (CNECT) sowie Datenverarbeitung. Genau das Ausstellungsthema. Wie ist es also mit unserem Schutz der persönlichen Daten? Er hat den Ruf, dass ihm der Schutz der persönlichen Daten nicht an höchster Stelle steht.

Ob sein Mobile auch seine Daten sendet, wenn es an dem Bildschirm im ZKM vorbeiläuft. Wie würde er schauen, wenn seine Daten für alle sichtbar auf dem Bildschirm stehen. Obwohl ich Namen sah, bin ich doch überrascht gewesen, als ich meinen eigenen Mobilenamen sowie meine genutzten WLAN-Netzwerke auf einem Bildschirm aufleuchteten. Es bleibt ein sehr unangenehmes Gefühl „ausgelesen“ zu werden. Ich hatte WLAN, GPS ausgeschaltet – trotzdem, der Sensor schnappte sich meine Daten beim Vorbeilaufen.

Schon ver-rückt. Vor 10 Jahren schaute man auf ein harmloses Windelpaket und wußte nicht, wie der Sicherheitsdienst nun mit einem umgeht. Heute werden unbemerkt meine Datenspuren abgesaugt. Irgendjemand maßt sich an, meine Reaktionen und Gedanken vorauszusagen und zu interpretieren. Was bringt uns die Zukunft?

Ort: ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Lorenzstraße 19,
76135 Karlsruhe, Telefon +49 (0)721 – 8100-0

Infos zu den verschiedenen Ausstellungen der  GLOBALE.
Vertiefende Informationen zum Bereich Globale-Control-and-Censorship.
Ausstellungsbeschreibung zu Globale-Control-and-Censorship
Besucherinfo
des ZKM

Februar 1, 2016
von upperswabia
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Mit der Bahn von Biberach-Karlsruhe und zurück

Jedes Mal wenn ich mit der Deutschen Bahn fahre wünsche ich mir eine Fahrt ohne besondere Vorkommnisse. Und nach der Fahrt denke ich immer, es hätte schlimmer kommen können. Die Deutsche Bahn als Helfer in positivem Denken.

Schon seit langem steht ein Besuch des ZKM (Zentrum für Kunst und Medientechnologie) auf meiner Wunschliste. Anlass angenommen und umgesetzt. Es begann wie im Bilderbuch. Regen und Sturm war angesagt. Doch in Biberach, Oberschwaben scheinte die Sonne, der Zug kam pünktlich. Was will man mehr. Umsteigen in Ulm. Alles im Fluss. Pünktlich kommt der Zug. Auf dem Bahnsteig treffe ich Josepha. Wiedersehensfreude. Wir hatten Kontakt bei einem Projekt. Mehr nicht. Wir setzten uns im IC nach Stuttgart zusammen. Als ich nach meiner Geldbeutel (schwäbisch für Geldbörse) kramte, stellte ich fest: er ist nicht dabei. Verloren. Vergessen? Ich war mir sicher, dass er nicht verloren ist. Vermutlich liegt er im Auto. Brauche ich Geld lautete die rhetorische Frage. Notgroschen sind in der Tasche. Nein ich brauche kein Geld heute – alles ist dabei was ich brauche.

Dann kam die Schaffnerin. Freudestrahlend zeigte ich ihr meine Online-Fahrkarte. Die Bahncard und der Personalausweis waren in der fehlenden Geldbörse. Ich zeigte ihr allerlei Dokumente, Emails, Visitenkarte. Genug Papier um zu beweisen, dass ich ich bin und eine gültige Fahrkarte habe. Das reichte der Schaffnerin nicht. Sie stellt mir eine Fahrpreisnacherhebung in Höhe von 60 Euro aus. Sie gab mir den Hinweis, dass ich mit einer Bearbeitungsgebühr von 7 Euro der Fall sich mit Bahncard und Personalausweis am Bahnschalter erledigt. Mach ich – ist ja mein Problem, wenn ich ohne das wichtigste Accessoire unterwegs bin. Josepha bestand drauf, dass sie mir jetzt 30 Euro leiht. Nach einem Zögern nahm ich an. Sie weiß, dass ich es ihr am Montag bringen werde. Und wieder war ich mir sicher, ich werde das Geld nicht brauchen. Doch es kam unerwartet anders.

Trennung in Stuttgart und Weiterfahrt nach Karlsruhe. Kein Zugbegleitpersonal wollte etwas von mir wissen. Glück gehabt, denn vermutlich wäre die nächste Fahrpreisnacherhebung notwendig geworden. In Karlsruhe direkt das ZKM angefahren und die Ausstellung Globale angeschaut. Auf dem Weg zurück am Bahnhof nachgefragt, ob es tatsächlich jede Fahrt eine Fahrpreisnacherhebung bedingt, auch wenn alle auf einem Ticket stehen. Er sagte ja. Mit einem Lächeln fügt er hinzu: „Warten Sie die Schaffnerin ab, vielleicht haben sie Glück.

Ok. Glück im Unglück. Die Zugbegleiterin im IC meinte nach Sicht der Onlinefahrkarte: „Sie hatten heute Morgen Stress, das reicht für heute“. Voll nett. „DANKE“, sagte ich.

Es gab während der Fahrt eine Ansage, dass der Zug nicht in Stuttgart hält. Störte mich nicht. Ich wollte ja nach Ulm. Doch es kam anders. Der Zug hielt in Plochingen. Zuerst für unbestimmte Zeit, kurz danach eine Ansage, dass alle Fahrgäste nach Ulm aussteigen sollen. Ok. Schnell eingepackt und raus. Übers Remstal nach Augsburg wollte ich dann doch nicht. Ein Notarzteinsatz zwischen Göppingen und Eislingen war der Grund. Am Bahnsteig Plochingen kam eine unverständliche Ansage. Online wurde der Zug eine Stunde später empfohlen. Die ungehorsame Gruppe von ausgestiegenen Bahnfahrern wählte die Bummelbahn, die nach Prüfung immer noch früher in Ulm ist und somit Anschlusszüge Richtung Bodensee erreichbar macht. „Lieber bummeln wir das Filstal hoch, als dass wir eine Stunde in der Kälte stehen“, so das gemeinsam gefundene Credo. Weiter ging es bis Göppingen. Dann stoppte der Zug erneut und versprach keine Weiterfahrt. Vollsperrung. Der Zug fährt wieder zurück nach Stuttgart. Pause. Eigentlich müsste man nur an der Notfallstelle vorbei. Ob die Bahn wohl einen Schienenersatzverkehr anbietet? Im Göppinger Hauptbahnhof wimmelte es von über 100 Personen, die nicht wussten wie es weitergehen soll. Multilingual. Und die Ansage war viel zu leise um irgendetwas zu verstehen. Es hieß es werde ein Bus angefordert. In einer Stunde ist er da.

Busabfahrtsplatz wurde auf dem ZOB gesucht. Keiner wusste Bescheid. Wieder zurück zum Bahnhof. Schienenersatzverkehr gestrichen, mangels Bussen. Es sei Fasnet, alle Busse sind im Einsatz. Die Ansage immer noch sehr leise. Es war ein Hinhalten mit Infobroken und immer wieder der Hinweis: Vollsperrung Notfalleinsatz. Was da wohl passiert ist. Es heißt nichts Gutes. Einer sagte: „Schei.. Job, die Teile wieder einsammeln“.

Mit Blick auf die Gruppendynamik. Es gab Personen, welche die wenigen Infos, die wir von der Bahnmitarbeiterin per Lautsprecher erhielten, ins Englische für die Mitwartenden übersetzten. Wieder andere Personen standen direkt unter dem Lautsprecher um den Wortlaut besser zu verstehen. Andere suchten online oder telefonisch nach Informationen, wie es und wann es weitergeht. Wieder Andere telefonierten und sandten Nachricht, dass die Heimreise sich verzögert. Auffallend – trotz digitalem Zeitalter – die Menschen schauten sich an, reagierten auf einander und sprachen miteinander. „Können Sie auf meine Tasche aufpassen? Ich muss aufs Klo“ war einer der Sätze. Koffer wurden in die Mitte der Gruppe gestellt und es gesellten sich weitere Taschen zum Aufpassen hinzu. Auch wurde relativ schnell recherchiert für andere, wer wo wie in welchen Zug noch zur Heimreise braucht.

Mittlerweile fand die Ansagestimme den Lautstärkeregler. Vielleicht hatte sie endlich auf ihrem Pult gesehen, dass die Wartenden in Richtung Lautsprecher sprangen, um besser hören zu können. Es hallte sehr in der Bahnhofsvorhalle. Fast hätte es Beifall gegeben, doch die Info war immer noch unbefriedigend. „Woher sollen sie auch mehr wissen“, sagte ein Mann beruhigend. Es ist abhängig wie lange die Polizei und der Notarzt vor Ort arbeiten müssen, sagte ein Mann. Nachdenken. Ein Zug nach dem anderen fiel aus. Die Frage stand im Raum, wann zahlt die Bahn ein Taxi. Wie kommen wir weiter. Ja, richtig gelesen. Mittlerweile gab es ein WIR-Gefühl. Gewissheit gab es nicht, ob der Zug ab 22.00 Uhr fahren wird.

Die Entscheidung fiel – WIR fahren mit dem Taxi nach Ulm, auch auf eigene Kosten. Hauptsache weiter. Heimwärts. Taxis waren ebenfalls Mangelware. Eine Frau aus Ulm kam extra nach Göppingen gefahren, um ihre Angehörige abzuholen und sie nahm weitere Personen mit. Der Kreis von wartenden Menschen wurde kleiner. Es gab eine gruppendemokratische Entscheidung, wer das nächste Taxi bekommt. Die Personen, die am weitesten noch eine Heimreise hatten, sollten zuerst fahren, damit die weiterfahrenen Züge ab Ulm besser erreicht werden. Übrig blieb eine Anzahl von Personen, die nicht in einen PKW reingepasst hätte. Wiederum Glück. Es kam ein 7-Sitzer um die Ecke.

Die Taxikosten wurden in Ulm auf die Personen verteilt. Gut, dass ich die 30 Euro von Josepha dabei hatte. Jetzt kamen sie zum Einsatz. Im Bahnhof bescheinigte ein Bahn-Mitarbeiter den Ausfall der Züge, empfahl auch die Taxikosten bei der Beschwerde miteinzureichen. Wieder im Zug in Richtung Süden …. WIR saßen alle in einem Wagen, unterhielten uns. Es ging uns gut.

Eine Biberacherin stellte fest, dass wir doch ein sehr positives Grüppchen sind. Keine Nörgler, Jammerer, Schimpfer, Stinkstiefel, Miesepeter dabei, eher Menschen die aus der Situation das Beste machen. O-Ton von ihr: Wann fahren wir das nächste Mal gemeinsam? Es wurde gelacht. Antwort: „Unter anderen Umständen gerne wieder“.

Januar 27, 2016
von upperswabia
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Schwäbisch Alemannische Fasnet

Wenn ich als Tourist in der Karnevalzeit nach Oberschwaben kommen würde, dann würde ich mir die Schwäbisch Alemannische Fasnet anschauen. Und sonst als Oberschwabe, Wahloberschwabe, Baden-Württemberger und so weiter natürlich auch. Es ist skurril. Je nach Umzug stehen tausende Menschen rechts und links von der Hauptstraße und schauen vermummten Menschen zu. Sie haben alle Gewänder an und sind nicht erkennbar ob Männlein oder Weiblein. Die Masken sind aus Holz geschnitzt und können freundlich, grimmig, traurig, heiter, furchterregend wirken. Es scheint so, dass das menschliche Gemüt in eine Maske gepackt wurde. Übrigens diese Vollvermummung des Gesichtes wird auch Larve genannt. Das Wort Larve wird meist als eine Art Raupe verwendet, die sich in einen Schmetterling verwandelt. So kann dies sicherlich auch für so manchen Hästräger verwendet werden. Oft schaut aus einer hässlichen Maske einen doch ein nettes Gesicht an.
„Häs“ wird das Kostüm genannt, das die Narren tragen. Das komplette Kostüm, das die Narren in der schwäbisch-alemannischen Fasnet wird nicht gewechselt. Es wird jedes Jahr getragen und wer nicht mehr mitmacht, gibt es dem Neuling in der Zunft oder seinen fast erwachsenen Kindern weiter. Übrigens die Kinder tragen selten Masken, weil diese sehr schwer und auch sehr teuer sind.

Die schwäbisch-alemannische Fasnacht oder Fasnet wird im südwestdeutschem Raum gefeiert und in Teilen der Schweiz (Nordost und Zentralschweiz). Es nehmen viele Hexen an den Umzügen teil, dazu muss man wissen, dass diese erst Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Davor gab es die meist freundlichen Masken, die nach Weihnachten bis zur Fastenzeit die Bürger, die geistlichen und die weltlichen Herrscher ins Gespräch verwickelten und Themen hinterfragten, die sonst tabu waren. Es ist also eine Art weiterentwickelter Hofnarr.

Übrigens die schwäbisch-alemannische Fastnacht wurde im Dezember 2014 in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Häufigster Ablauf der schwäbisch-alemannischen Fasnacht, Fasnet, Fastnacht im süddeutschen Raum:

6. Januar – Heilige Drei Könige:
An Dreikönig werden die Masken (Larven, es gibt noch einen Begriff Schemen) abgestaubt. Die ersten Narrenumzüge und Veranstaltungen finden statt.

Es gibt Besonderheiten in den jeweiligen Orten. Erwähnenswert ist auch das „Klepfen oder Schnellen der Peitsche“ die Narren erzeugen damit einen markanten Knall (Markdorf, Pfullendorf, Weingarten, Überlingen) Fuhrmannspeitsche“.

Donnerstag vor Aschermittwoch
Mit dem Gumpigen Donnerstag oder Schmotzige Dunnschtig startet der Höhepunkt der Fasnet. Dicht sind die Ereignisse und es gibt auch lokale Spezialitäten wie die Fasnetsküchle (ähneln dem Gebäck „Berliner“ oder dem Dresdner „Pfannkuchen“.

Fasching ist jedes Jahr an einem anderen Tag. Berechnet wird dies rückwärts. Ostern wird am Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühjahrsbeginn gefeiert. Der Aschermittwoch, Beginn der Fastenzeit liegt 46 Tage vor dem Ostersonntag. Und der Fasnetdienstag (oder Faschingsdienstag, Karnevaldienstag) ist vor dem Aschermittwoch.

Wer mehr darüber erfahren will, wie Ostern festgelegt wird – siehe Link Berechnung des Osterdatums auf Wikipedia

 

Januar 23, 2016
von upperswabia
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Die Welt ist ein Dorf, auch auf der CMT

Kürzlich war ich auf der CMT in Stuttgart. Es sei weltweit die größte Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit. Über 2.000 Aussteller aus fast 100 Ländern weltweit präsentieren eine Woche lang ihr Ländle. In der Halle 6 sammelten sich die vielen Urlaubsregionen aus Baden-Württemberg. Es gibt scheinbar für jede Frage, für jedes Interesse einen Prospekt. Als Reisende aus Oberschwaben wollte ich aber nicht soooo viel Papier tragen. Und mein Feuer für etwas weitere Länder, Kontinente wurde zudem aus der fast erloschenen Glut lagerfeuergroß angefackelt.

Warum geht man auf die CMT?

CMT-02-Steiff-BärSchon während der Bahnfahrt ist mir aufgefallen, dass einige der Reisenden die CMT als Ziel hatten. Es wurden Wanderwege, Radtouren, besondere Sehenswürdigkeiten und Lokale markiert und versucht in eine Rundtour einzubinden. Die beiden Frauen planten ihre Reise nach Irland. „Wir brauchen noch weitere Informationen und Insidertipps für die Radtour. Und das gibt es sicherlich auf dem Ausstellerstand. Wenn nicht dort, wo dann“, erklärte die Mitvierzigerin. Die Beiden erkunden jedes Jahr eine anderes Land. Ein anderes Ehepaar kennt sein Zielland und die Region und hofft auf der Messe eine Reisearrangement inklusive Messerabatt buchen zu können. Viele Anbieter von Wohnmobilen waren in den Hallen präsent. Ein Ehepaar hat seit 10 Jahren ein eigenes Wohnmobil. „Wir schauten uns einige Modelle an und mit welchen Neuerungen und Trends geworben wird. Interessiert waren wir auch an Informationen über Frankreich. Leider waren nur wenige Regionen präsent“, sagte das Paar enttäuscht.

BaWueMein Anliegen war das Bloggertreffen, Kontakte auffrischen und neue knüpfen. Außerdem der Blick auf die jeweiligen Tourismusangebote im eigenen Ländle bzw. mögliche Kooperationen. Von daher war ich gefühlt sehr lange in der Halle 6, Schwerpunkt Baden-Württemberg. Das Thema Pilgern im eigenen Ländle wurde von der Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie der Evangelischen Landeskirche gemeinsam vorgestellt. Pilgern ist religionsneutral. Wenn man sich die Routen verlaufen viele Wege in Oberschwaben. Interesse keimt auf, einen Klosteraufenthalt in Bad Wimpfen zu wagen. Warum nicht: Konzentration, Ruhe, Auszeit.
Ob Bodensee, Allgäu, Oberschwaben, Donautal, Schwäbische Alb, Stauferland, Taubertal, Schwarzwald, Region Stuttgart. Unser Ländle hat so unsagbar viele Ausflugsorte, dass einem schwindelig wird. Ein Grund zum Glücklichsein über die vielen Möglichkeiten. Übrigens ein Schluck Schwäbischer Whisky aus dem Filstal habe ich auch probiert. Nicht so torfig, wie ich Whisky mag – aber feinmundig für Einsteiger.

CMT-01-Freilichtmuseum-03Ein freudiges Wiedersehen war das Werbeschild der Freilichtmuseen aus Baden-Württemberg. Eines der Bilder und seine Entstehungsgeschichte kenn ich zu gut.

Entdeckt habe ich Ungarn auf der Messe. Das Pferdeland, weite grüne Landschaft, Seenlandschaften, Nationalparks, traditionelle Feste und leckeres Essen. Es gibt Pläne für die Pfingstferien. Mehr kann ich noch nicht verraten.

Zum weiten Fernweh gesellte sich wieder Australien – eine Schmuckdesignerin frischte meine Opalkenntnisse auf. Es war erfrischend ihr zuzuhören. Sie beschrieb die Abzweigungen zu Opalschürfgebieten, wie wenn ich den Weg zum nächsten Badesee beschreibe. Alles ganz nah.
Ich folgte in Gedanken ihren Beschreibungen, wie wenn ich es demnächst selbst fahren müsste – ohne Navi. Und Wehmut breitete sich aus, als sie mir erzählte, dass Pit, der mich für Opale begeisterte verstorben sei und sein Laden aufgelöst wurde. Die Welt ist ein Dorf.

Fazit: Liabe Lait, gucket Euer schees Ländle inklusive Oberschwaben an. Manchmal muss mer gar net soweit fahra. Action, Outdoor, Kultur, Genuß gibt’s auch im Tagesausflug-Rhythmus. Und die CMT weckt #Hunger auf #Reisen. So soll es sein.

Mehr Infos zur Messe CMT Stuttgart 2016 #cmt16

CMT-04-Porsche-Museum

Repräsentant aus dem Porsche Museum

Januar 3, 2016
von upperswabia
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Film: Das brandneue Testament

Das brandneue Testament ist ein Film über den trefflich diskutiert werden kann, weil er Sätze aus dem Testament aufgreift und neu anstrahlt.  Der Film kann auch nur unter dem Aspekt Satire angeschaut werden oder absurd benannt werden. Geht auch. Läuft auch.

Gott lebt und er wohnt in Brüssel. Anders wie es im alten Testament steht hat Gott zuerst eine Stadt und zwar Brüssel geschaffen. Da diese Stadt ziemlich grau und langweilig war setzte er noch zwei Menschen rein und hat einen heiden Spaß Chaos und Unglück in die Welt zu setzen. Der Typ Gott lebt mit seiner Frau und seiner Tochter Ea in einer 3-Zimmer-Wohnung. Der Bruder Jesus kam irgenwie ums Leben und steht als Statue auf der Komode. Die Tochter ist 10 Jahre alt und cool drauf. Sie war nur noch nie draußen, weil es keine Wohnungstür nach draußen gibt. Ihr Vater arbeitet in einem Raum, in dem sie nicht rein darf. Der Raum ist hoch und rundum mit Aktenschubladen ausgestattet, mittig steht ein Computer in dem Gott seine Spielchen mit den Menschen produziert. „Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbild“, dieses Zitat aus der Bibel hörte ich kurz danach wieder im Gottesdienst unserer Gemeinde. Das gibt einen ganz anderen Blick auf diese Filmgottfigur. Gott ist im Film ein selbstgefälliger gewalttätiger schmudeliger Typ. Er schlägt seine Tochter und mißachtet seine Frau. Das Gegenteil, was uns als Vorbild gepredigt wird. Nichts zu spüren zum Thema gütiger Gott. Er ist ein Ekel.

Seine Tochter trotzt und schleicht sich in seine Homeoffice und hakt die Daten im Computer und sendet die Todestage per SMS an jeden einzelnen Menschen. #Deathleak wurde diese Aktion genannt. Danach flieht sie durch einen Geheimgang und landet bei den Menschen. Im neuen Testament ist ja die Rede von 12 Aposteln. Allerdings sagte Eas Bruder zu ihr: Such dir weitere sechs Apostel. Mama ist Baseballfan und da besteht ein Spiel aus 18 Mitgliedern. Ea sucht sich also willkürlich sechs weitere Apostel, Weibliche und Männliche. Und jede Person bringt so ihre eigene allzu menschliche Geschichte mit. Der bekannte Todestag löst bei den Menschen wie zu erwarten neue Denkprozesse aus. Auf einmal gibt es wichtigeres zu tun als Kriege zu führen. Ein heiterer Aspekt ist der junge Mann, der noch zig Jahren leben wird und deshalb alle Möglichkeiten eines Selbstmordversuches ausprobiert. Kurzum ein Film der das bekannte Testament etwas rüttelt und schüttelt. Penner Vincent hat nach Anweisung von Ea die Aufgabe diese Geschichte, das „brandneue Testament“ aufzuschreiben.

Ein Flächenbrand wird der Film nicht auslösen und als Grundlage für ein neues Testament wird der Film auch nicht werden. Der Bibelsatz (Moses, 1, 27): „Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er sie“ bekommt bei diesem Ekel an Filmgott eine neue Sicht. Dazu gesellt sich die Frage, welche Bedeutung hat der Tod in unserem Leben? Warum verändern Menschen ihr Leben erst, wenn es begrenzt wird. Und der Film läuft seit einem Monat in den Kinos, je nachdem wo man wohnt in Oberschwaben. Deutschlandweit betrachtet genießt er Popularität. Ach, ebenfalls ein Aspekt: Sind wir religiöser, wenn wir unsere Religionsschriften nicht ganz so ernst nehmen?

Link zur Webseite des Filmes DAS BRANDNEUE TESTAMENT

Dezember 31, 2015
von upperswabia
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Christbaum loben

Christbaum Das Christbaumloben ist ein Weihnachtsbrauch, den ich in Oberschwaben erst kennengelernt habe. In der Zeit zwischen den Weihnachtsfeiertagen und Heilig Drei König werden die Häuser von Freunden und Bekannten besucht, um deren Christbäume zu bestaunen. Wenn es ein besonders schöner Baum ist wird intensiv gelobt, der Christbaumbesitzer dankt dies mit einem Schnäpschen, Likörle oder ähnlichem. Es gab auch eine zeitlang die Pseudo-Christbaumlober, die sich jeden Baum „schöngetrunken“ haben. Dieses Jahr fröhlicherweise keinen getroffen. Neuerdings gibt es auch antialkoholisches, weil alte Bräuche auch der Zeit angepaßt werden müssen und nicht jeder mag das „scharfe Zeug“. Schön ist der Brauch allemal, da es innerhalb der Familie schon heiße Diskussionen gibt, wie breit hoch dicht der Nadelbaum sein darf. Er soll nicht picksen und schön gewachsen sein. Die Qualitätskriterien für den optimalen Wuchs und Standort im Wohnzimmer sind vielfältig. Ein O-Ton dieses Jahr war auch: „Das ist ja kein richtiger Christbaum, der hat ja nur eine Baumspitze“. Kurzum, es gibt also Familien, die erwarten auch bestimmte Besonderheiten von einem Tannenbaum. Nichtsdestotrotz, nach der Auswahl des Naturbaumes, seinem Aufstellen im Wohnzimmer erfolgt die Deko.

Der klassische Christbaum hat meist viele rote Kugeln. Manchmal auch noch mit goldenen Kugeln behängt. Was ich schon lange nicht mehr sah: Lametta. Es gibt Weihnachtsbaumschmuck in zarten Pastelltönen. Manchmal hängt auch etwas zum Knabbern dran, das abgepflügt werden darf. „Es soll probiert werden, die Nachfülldose steht schon bereit“, erzählt die Hausherrin. In Haushalten mit kleinen Kindern hängen auch Kugeln aus Plastik dies hat den großen Vorteil, dass diese auch mal runterfallen kann ohne zu brechen.

Kurzum der Brauch sollte belebt werden, da er einen spontanen kurzen Besuch erlaubt und wenn es grad nett ist, dann bleibt man länger sitzen. Gerade in der entschleunigten Feiertagszeit ist Zeit für andere zu haben sicherlich eines der schönsten Geschenke. Im Lauf des Jahres klappt es ja meist doch nicht mit dem Besuch.

Dezember 29, 2015
von upperswabia
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Weihnachtsgurke ein neuer Brauch?

Weihnachtsgurke-01Vergangenes Jahr erhielt ich eine Weihnachsgurke von meiner Freundin geschenkt. Es sei Brauch diese am Weihnachtsbaum zwischen den Tannenzweigen zu hängen. Die aus Glas gefertigte grünliche Gurke hat die Größe einer Spreewaldgurke und tarnt sich gut zwischen den Zweigen. In den USA ist es seit Jahren der Brauch diese „Christmas Pickle“ anzubringen. Derjenige, der sie zuerst entdeckt erhält ein weiteres Geschenk.
Amüsant ist es, dass im englischsprachigen Raum geglaubt wird, dass dies ein deutscher Brauch sei. Vermutlich ein Brauch, der bei uns aus den Überlieferungen verschwand. Oder kannte jemand diese Tradition?

Ein speziallisiertes Handelshaus (Lyra-Fahrrad-Werke) aus Prenzlau für Fahrräder wie auch für Spielwaren bot in einem Katalog 1909 einen zwölfteiligen Christbaumschmuck an, in dem eine Gurke enthalten war. Vielleicht war die leckere Spreewaldgurke, doch die Inspiration für den Tannenbaum.

Jedenfalls war dieses Jahr die Gurke nun in vielen Geschäften rund um das Thema Weihnachtsdekoration zu finden. Es scheint so, dass sich eine Geschichte, eine Idee sich ausbreitet und vielleicht wird es dann zur Tradition. Sie wird in drei verschiedenen Größen angeboten, die größte gleicht einer Spreewaldgurke. Die mittlere Größe gleicht der traditionellen Vespergurke auf dem schwäbischen Teller und dann gibt es noch die kleine Variante, die Cornichon. Hintergrund sei, dass je nach Alter der Kinder diese kleiner wird, weil sie dann schwieriger zu finden sei im Weihnachtsbaum. Übrigens in Oberschwaben nennt man den dekorierten Tannenbaum auch Christbaum.

 

Dezember 23, 2015
von upperswabia
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Du bist die Kunst! Ausstellung zum Mitmachen

Es bleibt noch ein wenig Zeit die Ausstellung im Kloster Schussenried. „Du bist Kunst“ zu besuchen. Es ist eine lustige Mitmach-Ausstellung. Jeder Besucher kann sich „ins Bild“ stellen. Beispielsweise ist der Dinosaurier zwar an die Wand gemalt, doch je nach Standpunkt wirkt er wie wenn er aus dem Bild laufen würde. Daher noch schnell fiktiv nach dem Seil greifen und es sieht aus, wie wenn man den Riesen an der Leine führt. Die Bilder sind räumlich gemalt, sie haben je nach Standpunkt einen dreidimensionalen Effekt. Und auch für Großeltern – ein verrücktes Erlebnis: „Oma sitzt auf dem Einhorn und der Enkel fotografiert mit dem Handy. Bei der Gelegenheit erklärt der Enkel seinem Opa wie die Kamera auf dem Handy funktioniert. Sattelwechsel und auch Opa sitzt aufs Einhorn.
Oder wer wollte schon immer mal eine Giraffe mit dem Fläschchen füttern oder frivol unter einen Rock schauen. Klick – und festgehalten. Es gibt Motive für ungewohnten Posen. Kunst kann selbst inszeniert werden und dies generationsübergreifend. Einzig die Tatsache, dass sich manchmal kleine Warteschlangen ergeben, erfordert einen flexiblen Rundgang. Auf zwei Stockwerken sind die verschiedenen Bilder untergebracht. Fotoapparat, Kamera, Handy, Tablet dürfen mitgebracht werden um sich selbst zu fotografieren.

Weiterhin ist jahreszeitengerecht die Krippenausstellung aufgebaut. Große raumfüllende Krippenlandschaften, Krippen in Holz und aus Papier wie auch Einzelfiguren. Genaues Hinschauen lohnt mit so mancher Grimasse einer Krippenfigur. Und es gbit auch sehr lustige Krippenfiguren. Unabhängig wie alt die Krippe ist, es gab schon immer Künstler mit Humor. Und auch mal wieder den wunderschönen Bibliothekssaal des ehemaligen Klosters bestaunen. Einer der schönsten Räume in Oberschwaben.

Im Erdgeschoß ist eine Ausstellung mit Bildern der Hinterglasmalerin Tilly Bahnmüller. Diese sehr detailreichen aufwendig gemalten Arbeiten zeigen fröhliche kindliche Motive. Es ist wie der Titel schon beschreibt eine zauberhafte Welt. Kinder, Clowns, Pirots tanzen und spielen. Es sind meist idyllische Dorfansichten oder märchenhaften Stadtmotive, wie der Biberacher Marktplatz, die Klosteranlage in Ochsenhausen oder Riedlingen mit seinen verschiedenen Fasnetsgestalten wie der „Gole“.

Das Bild wird seitenverkehrt auf die Rückseite einer Glascheibe aufgemalt. Die Leuchtkraft erhalten die Bilder, da Blattgold verwendet wird. Dies hat den Effekt das Licht scheinbar aufgesogen wird und besonders intensiv leuchtet. Tilly Bahnmüller ist 1935 im unterfränkischen Kirchheim geboren. Ihre Kindheit ist katholisch geprägt, aufgrund einer schweren Krankheit hat sie das Malen entdeckt und es hat ihr geholfen diesen Leidensweg zu überwinden. Ihre gemalten Madonnen wirken wie Ikonen und lassen ahnen, wie meditativ die Arbeiten für den Heilprozess der Künstlerin waren.
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Besucherinformation
Öffnungszeiten: ab 26. Dezember von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr
Geschlossen an Heilig Abend, am 25. und 31. Dezember sowie 1. Januar.
Telefon: +49 (0) 75 83 92 69 140

Ort: Kloster Schussenried, Neues Kloster 1, 88427 Bad Schussenried

Die Ausstellung „DU BIST KUNST“ ist noch bis 10. Januar 2016 zu sehen.
weitere Informationen Du bist Kunst
Öffnungszeiten: von 9. November 2015 bis Januar 2016:
Sa, So und Feiertage 13.00 – 17.00 Uhr
Tage: 25.12.15, 31.12.15, 01.01.16 ist das Kloster Schussenried geschlossen

Die Krippenausstellung ist aufgebaut bis 31. Januar 2016
weitere Informationen Krippenausstellung

Die zauberhafte Welt der Tilly Bahnmüller bis 31. Januar 2016
weitere Informationen zur Ausstellung Tilly Bahnmüller

 

 

Dezember 20, 2015
von upperswabia
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Festival Schokoladengenuß Tübingen

Ein Tipp für Schokoladen Fans für das Nächste Jahr. Zum zehnten Mal jährte sich das Internationale Schokoladenfestival im Jahre 2015, auch chocolART genannt in der Altstadt von Tübingen. Schokoladen-Genuß nicht nur für den Gaumen sondern auch fürs Auge. Malerisch sind die historischen Fassaden am Tage, während sie am Abend durch Lichtkünstler beleuchtet werden. Meist Anfang Dezember sind zig Stände und kleine Zelte in den Gassen aufgebaut. Überall kleine Tellerchen mit Schokoladensplitter zum Probieren und natürlich auch zum Einkaufen. Ob handgeschöpfte Schokoladentafeln, Früchtespieße im Schokobrunnen geduscht, ungewohnte Gewürzschokokreationen, das Auge und der Gaumen werden nicht satt.

Einer Künstlerin malt mit Schokolade, es wirkt wie eine zarte Tätowierung auf den Körpern. Aus Schokolade wurden auch Gegenstände gebaut, wie eine Kamera oder eine kleine Handtasche. Bei einigen Ständen kann dem Entstehungsprozess des schokigen Kunstwerkes zugeschaut werden. Und auf dem Marktplatz hörte man auch italienische sprechende Schokomarktrufer. Erwähnenswert ist der Rairer Markt rund ums Nonnenhaus, der allerdings nur am Sonntag stattfand. Weiterhin wird auch in den Restaurants und Gaststätten die Speisekarte mit schokoladiger Note kredenzt. Kurzum, Zeit mitbringen um die Köstlichkeiten und Angebote auch sehen, schmecken, riechen, erleben zu können.

Merke:
Nächste chocolART beginnt
Dienstag, 29. November 2016 bis Sonntag, 4. Dezember 2016
Ort: Altstadt in 72072 Tübingen
mehr Informationen unter www.chocolART.de

 

 

Dezember 10, 2015
von upperswabia
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Adventsreiten im Reit- und Fahrverein

Wer die alljährlichen Heimatfeste in Oberschwaben beobachtet stellt fest: Oberschwaben ist ein Pferdeland. Daher ist es naheliegend mal zu schauen, was ein Reitverein zur Adventszeit präsentiert. Tja und seit diesem Besuch summe ich die Melodie aus dem Märchen „Drei Nüsse für Aschenputtel“. Es ist der Klassiker zur Weihnachtszeit. Es ist Kult. Der Reit- und Fahrverein Eberhardzell e.V. hat das Märchen für sein jährliches Adventsreiten umgesetzt und hoffentlich wiederholen sie nächsten Dezember wieder das Schauspiel.

Festlich geschmückt ist die Reithalle, umrandet mit einer Lichterkette. Mädchen, mehr oder weniger aufgeregt in ihren reittauglichen Prinzessinnenkleidern warten auf ihren Auftritt. In der Reithalle in silbernen Hosen, weißem Oberteil und hell geschminkten Gesichtern tanzen die Mädchen zwischen 5 und 17 Jahren. Sie wirken wie Sternchen, die zu Pferde Handstand und akrobatische Fertigkeiten zeigen. Beeindruckend, die Voltigiergruppe unter der Leitung von Katja Mathiak.

Herzerwärmend dann der die Aschenputtelgeschichte. In der Ballszene ritten die Prinzessinen zu Pferde durch Rosenbögen zum König und haben sich für die Einladung bedankt. Die Ballgäste ritten in Formation wie in einem Tanz durch die Halle. Und wie im Märchen tauchte eine hübsche Prinzessin auf. Um Mitternacht verließ die Prinzessin den Ball und ritt in der von Fakeln beleuchteten Halle wieder nach Hause. Temporeich war die Szene als der Prinz und seine Gefolgsleute im Galopp und auch über die Hindernisse ritt um die hübsche Prinzessin am Tage zu suchen. Die hilfreichen Täubchen wurden dargestellt mit Origamivögeln am Reithelm befestigt. In einem Pas de Deux sind am Ende der Prinz und die Prinzessin in der Reithalle geritten.

Musikalisch spielte die Flötengruppe adventliche Lieder und zum Schluss kam der Nikolaus auf der Kutsche und drehte seine Runde in der von Lichterketten und wenigen Fakeln beleuchteten Halle. Am Ende gab es für alle Kinder eine Überraschung.

Und wer die Melodie vergessen hat oder dazu hören möchte …. der Link zu Youtube mit der Originalfassung von Karel Svoboda. Es ist möglich beides gleichzeitig abzuspielen, wenn ihr beim Musikvideo auf Youtube geht. Dann können die Fotos gesehen werden und im Hintergrund läuft die Musik. Es ist eine Lösung aufgrund der rechtlichen Situation.