Oberschwaben-Welt

Kultur Leben Ausflüge

Juli 7, 2016
von upperswabia
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Musik speichert Erinnerungen

6/7 Tag – Sieben Tage ein Lied posten – ein Musikstück, dass ich immer wieder gerne höre und/oder eine Geschichte hat.
Ich nominiere Silka Screeña sieben Tage ein Lied zu posten, dass sie gerne hört. Und nun zu meiner Wahl heute:
 
1. Ein emotionales Musikstück plus Geschichte … die Ersten Leser scrollen gleich weiter. 🙂
2. ein Musikstück von ABBA … die nächsten scrollen ganz schnell weiter. 😀
3. und jetzt kommt die Geschichte dazu.
 
Damals im Alter von ca. 15 Jahren hörte ich bei meiner Schulfreundin (war auf so einer Kassette drauf, die sie selbst aufgenommen hatte) ein Lied von ABBA. Es war für mich ein „untypisches ABBA-Lied“. Der Inhalt des englischen Text kümmerte mich nicht. Die Melodie blieb mir im Gedächtnis. Ich vergaß den Titel, ich hörte in unregelmäßigen Jahresabständen ABBA-CDs an, ob ich das LIed wiederfinde. Vergebens.
 
2008 kam ABBA der Film ins Kino. Mit drei kleinen Jungs ging ich ins Kino. Meryl Streeb ist eine großartige Schauspielerin, schon deshalb bewegt man sich ins Kino. Und Sommerlaune versprach der Film auch. Nun gut. So im ersten Viertel des Filmes erwischte es mich wie Donnerschlag. Da war es wieder, das verschollene Lied. „Slipping through my fingers“. Ich habe in dem Moment das erste Mal den Text bewußt gehört. Den Jungs hat der Film und die Musik dazu viel Spaß gemacht. Es muss der Text bei den Liedern während dem Film mitgelaufen sein – es wurde mitgesungen. Und die Jungs waren eigentlich „ABBA-frei“ aufgewachsen. Doch die Stimmung in dem vollbesetzten Kinosaal war sehr ansteckend.
 
Es bleibt unvergessen, wenn man spürt wie eine Erinnerung zig Jahre alt sich bei laufender Kamera ausblendet und erneuert mit einem neuen Bild und sich das Lied mit einem neuen Blickwinkel abspeichert. Meist hört man ein Lied, es berührt und es wird die Umgebung, die Gedanken, die Menschen damit im Gehirn abgespeichert und kann immer wieder in Erinnerung gerufen werden. An diesem Nachmittag wurde ein alte Erinnerung mit einer neueren sehr lebensfrohen Version ersetzt. Die nächste Generation.
 
Nach dem Film fragte ich die Jungs – und? Gut? Sollen wir nochmals den Film anschauen? (wobei der letzte Satz als rhetorische Frage gemeint war). Und sie sagten spontan JA.
Damit hatte ich nicht gerechnet. „Und die Kleine muss auch mit“, hieß es zudem. Ok. Vier Tage später saßen wir wieder im Kino – mit der Kleinen. Wobei saßen nicht korrekt ist. Sie konnte nicht stillsitzen und tanzte in der ersten Reihe. Eltern machen sich ja schon große Gedanken, in welchen Kinofilm das Kind zum ersten Mal darf. ABBA war ok.
 
Gleich danach musste ich die MusikCD kaufen und diese lief nur im Auto. Mein Mann fuhr in dem Sommer kaum noch mit dem ABBA-Auto. 😉 Irgendwann kam es ihm zu den Ohren raus. Trotzdem eines der meist gesungenen Lieder im Auto war „Our last summer“.
 
Ja – es war der Sommer in dem mir die Jungs sagten, dass ich schuld bin, dass der bundesweite durchschnittliche Prozentsatz von Kindermuseumsbesucher wegen ihnen jetzt erhöht wurde. Es war ein Sommer in dem wir viele Orte besucht haben – auch Museen. Und manche waren sehr langweilig, da konnte man den Kindern nur zustimmen. Es war der letzte Sommer, in dem wir gemeinsam soviel unternahmen.
 
Übrigens fragt man die Jungs heute – sie können sich nicht mehr erinnern. Für das Mädchen ist es bis heute einer der wichtigsten Filme. Die FilmDVD kam im November 2008 auf den Markt und wurde sehnsuchtsvoll erwartet, gekauft und läuft heute noch. Die DVD ist unkaputtbar. 😉 Und die nicht mehr Kleine möchte die Drehorte eines Tages besuchen.
 
Slipping through my fingers …. wie schnell vergeht die Zeit …
 
https://www.youtube.com/watch?v=Zi7OXmTmgGg

Juli 3, 2016
von upperswabia
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Jüdischer Friedhof Laupheim

Laupheim-01 Juedischer-FriedhofEr ist beeindruckend und doch wirkt er kleiner als erwartet. Der jüdische Friedhof ist im Stadtzentrum von Laupheim. Mitten zwischen Wohnhäusern ist der mit einer mannshohen Mauer umgebene Friedhof zu finden. Unter alten Bäumen erinnern an die tausend Grabsteine sowie Grabstellen an die vielen jüdischen Mitbürger in Laupheim, die hier bis zum Nationalsozialismus gelebt haben. Es ist ein Denkmal. Der älteste noch lesbare Grabstein stammt aus dem Jahre 1740. Gepflegt wird dieser historische Ort von der Stadt und von Privatpersonen.

Im Jahre 1730 siedelten die ersten jüdischen Familien auf dem Judenberg in Laupheim an. Eine Synagoge und ein Friedhof wurden errichtet. Die Synagoge wurde mehre Male zerstört, die meisten Grabsteine blieben unbeschadet.

Viele der Gräber stammen aus der Zeit 1850 bis kurz vor 1900. Bekannte Namen wie Einstein, Guggenheim, Lämmle und Steiner sind auf den Grabsteinen zu lesen. Die Gräber sind mit hebräischen als auch in deutscher Schrift versehen. Bis zirka 1860 sind teilweise lange hebräische Inschriften auf den Grabsteinen vermerkt.

Laupheim-02 Juedischer-FriedhofLaut einer ausführlichen Beschreibung haben die Angehörigen ab cirka den 1880er Jahren ausgefallene Umschreibungen auf die Steine des Verstorbenen geschrieben. Die nüchternen Sätze wie „er starb am“ oder „sie verschied …“ wandelten sich in abwechslungsreichere kreativere Sätze als Inschrift auf den Grabsteinen. Selten wurden allerdings Krankheiten oder die Todesursache in hebräischer Schrift verewigt. Als Beispiel sei der Tod eines jungen Mannes im Fluss Riss genannt.

Grabsteine ab dem 20. Jahrhunderts verraten nicht mehr das Lebensalter des Verstorbenen und auch der Familienname wurde immer seltener genannt. Auch die hebräischen Schriften verschwanden auf dem Grabmal. Erst in den Jahren 1945 bis 1947 wurde mit hebräischen Inschrift deutlich benannt was zum Tode führte.

Im Jahr 2010 verstarb Ernst Schäll mit 83 Jahren. Nach ihm wurde der Platz vor dem jüdischen Friedhof benannt. Er hat drei Jahrzehnte den jüdischen Friedhof gepflegt, die verwitterten Steine restauriert und sich für das „Nicht-Vergessen“ engagiert. Bis zu seinem Tod hat er 120 Steine repariert.

Am Platz ist auch die Dokumentationsstätte zum jüdischen Friedhof zu finden. Das Haus diente früher als Leichenhaus. Heute ist das renovierte schlichte Haus zusammen mit dem Friedhof, das einzig sichtbare Zeugniss von Laupheims jüdischer Geschichte. Mit 800 Mitgliedern war es Mitte des 19. Jahrhunderts die größte jüdische Landgemeinde im Königreich Württemberg. Der Nationalsozialismus beendete diese reiche historisch wichtige Geschichte in Laupheim.

Link zur NS-Dokumentation in Oberschwaben – Erinnerungswege
Link zur Stiftung Steinheim Institut

Kontakt für Besuchergruppen ist über das Museum Laupheim, Telefon 07392 968000 zu erhalten.

Laupheim-04-Juedischer Friedhof Laupheim-06-Juedischer-Friedhof Laupheim-05-Juedischer-FriedhofLaupheim-07-Juedischer-Friedhof

 

Juni 23, 2016
von upperswabia
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50 Jahre Oberschwäbische Barockstraße – Biberach

Barocker Engel im Museum Biberach

Barocker Engel im Museum Biberach

Am 18. Juni 2016 feierte die Oberschwäbische Barockstraße ihr 50jähriges Bestehen. An über 25 Orten gab es Sonderführungen, Erlebnisse in Oberschwaben zum Thema Barock. So auch in Biberach, die eine der Stationen auf der Hauptroute ist. Insgesamt gibt es vier Routen der oberschwäbischen Barockstraße mit einer Gesamtlänge von über 500 Kilometern auf deutscher Seite. Die südliche Route führt entlang des schweizerischen Bodenseeufers bis nach St. Gallen.

Barock – eine Kunstepoche, die die Sinne anspricht

Barock ist meist in stark geprägten katholischen Regionen zu entdecken. Biberach war wie andere freie Reichsstädte zeitweise mehrheitlich protestantisch. Die Kunstepoche des Barocks wird auch als Gegenreformation bezeichnet. Mit den üppigen farbigen Gestaltung der Kirchen dem prachtvollen Bau von Gebäuden, dem üppigen Lebensgefühl sollte die Herrlichkeit des Lebens präsentiert werden, die Sinne sollten angesprochen werden, während der Protestantismus Bilder und Prunk ablehnte und auf die Ratio setzte.

Deckenfresko Stadtpfarrkirche Biberach

Deckenfresko Stadtpfarrkirche Biberach

Biberach und das Barock
Biberach hatte schon sehr früh als freie Reichsstadt eine Stadtpfarrkirche Sankt Martin, die von beiden christlichen Konfessionen genutzt wurde. Die Stadtführerin Brigitte Bruschke zeigte in der simultanen Stadtpfarrkirche Sankt Martin, wo das barocke Katholische und das barocke Evangelische in der Kirche zu sehen ist.

Barock = Gegenreformation

Weshalb wurde das Barock als Begleitumstand der Gegenreformation bezeichnet? Die römisch-katholische Kirche setzte alles in Bewegung wieder ihre ehemaligen Mitglieder zurückgewinnen. Als Auslöser nannte Bruschke das „Konzil in Trient“ ab 1545 n.Ch.. Barock mit seinen heiteren fröhlichen Bildern war die das Gegenteil, des von den Protestanten vorgebenen Verzichts auf Bilder und Kunst. Der reformatorische Bildersturm im 16. Jahrhundert führte dazu, dass Bilder, Skulpturen von Christi und den Heiligen aus den Kirchen entfernt wurden. Auch in Biberach wurden 1531 die Tafeln von Martin Schongauer am Hochaltar gewaltsam herausgerissen. Später im August 1548 wurde die Kirche gleichsam von Protestanten und Katholiken genutzt. Jede Konfession hatte ihren Pfarrer und ihre Zeiten in der Kirche festgelegt.

Die barocke Zeitepoche, die das Ziel hatte die Pracht und Herrlichkeit der Kirche und des Himmels dem Volk nahe zubringen, sorgte auch für einen Zuzug von Künstlern und Handwerkern in die Region. „Die hohe Bautätigkeit und Barockisierung der Gebäude, Klöster und Kirchen brachte auch den wirtschaftlichen Aufschwung in den Süden“, weiß die Stadtführerin. Es wurde unter den Herrschern gewetteifert, wer den schönsten und prächtigsten Bau hat. Gelitten unter dieser kirchlichen als auch weltlichen Baufreude haben die Bauern, die als Leibeigene umsonst arbeiten mussten und oft zusätzlich hohe Abgaben und Steuern abverlangt wurden. Einzig bei der Wallfahrtskirche Steinhausen wurden die Bauern als Bauarbeiter bezahlt.

Barock in der Kirche
Während anfangs in den Kirchen eine Holzdecke zu sehen war, wurde im Barock eine Gipsdecke eingezogen. So entstand zusätzliche Malfläche, die von Kunstmalern mit biblischen Geschichten gestaltet wurde. Das große Deckenfresko im Mittelschiff der Stadtpfarrkiche Sankt Martin malte der Münchner Hofmaler Johannes Zick. Wichtig war, dass in der simultanen Kirche keine biblischen Szenen gemalt werden in denen den Menschen Schmerzen zugefügt werden, weil sie sich zu ihrem Glauben bekennen (Märtyrertod). Zick malte das komplette Leben von Jesu auf die Biberacher Kirchendecke. Die heilige Familie ist sogar zweimal abgebildet. In Biberach an der Riß fand der barockisierende Umbau der Stadtpfarrkirche zwischen 1746 und 1748 statt. Zick hatte mehrere Aufträge in Oberschwaben – auch in Bad Schussenried.

Auffallend ist, dass im Chorraum vergoldete Stuckarbeiten zu sehen sind. Dieser Bereich wurde von den wenigen dafür reicheren katholischen kaisertreuen Bürgern (Patrizier) bezahlt. Im Langschiff konnte Hofmaler Zick mit Farbe dreidimensional wirkende und heitere biblische Geschichten malen. Übrigens links auf den Altar blickend saßen die katholischen und rechts die evangelischen Bürger und es gab bis vor wenigen Jahren zwei Stromschalter, die je nach Konfession eingeschaltet wurden. Froh ist Marianne Bruschke, dass an einer Stelle noch die ehemalige gothische spitze Bogenform der Kirche zwischen zwei Pfeilern zu erkennen ist. Erst während der Barockisierung wurden die Bögen im Mittelschliff gerundet.

Stadtführerin B. BruschkeBarock, Gemälde, Goldschmiedekunst

Ein weiteres barockes Highlight ist im Museum Biberach zu entdecken. Neben Gemälden von Johann Heinrich Schönfeld (*1609 in Biberach), die zu den wichtigsten Werken des süddeutschen Barocks gehören, blinzelt juwelenbesetzt noch ein kleiner Blumenkorb aus der gesicherten Glasvitrine.

Blumenkorb im Museum Biberach

Blumenkorb im Museum Biberach

Dieser Blumenkorb stammt von Johannes Melchior Dinglinger. Dinglinger wurde ebenfalls in Biberach geboren (1664 – 1731). Mit diesem aufwendig gearbeiteten wertvollen Blumenkorb bedankte er sich sozusagen bei dem kunstsinnigen Kurfürsten Friedrich August I aus Sachsen, auch Barockfürst genannt. Dinglinger war der Hofgoldschmied in Dresden von „August dem Starken“, der auch zum König von Polen wurde. Viele seiner virtuosen spätbarocken Arbeiten sind heute im „Neuen Grünen Gewölbe“ der staatlichen Kunstsammlung Dresden zu sehen.

Dass dieser „Blumenkorb“, dieser Schatz wieder nach Biberach zurückkam, liegt daran, dass Bruno Frey diesen für 1,2 Millionen Deutsche Mark vor vielen Jahren auf einer Auktion ersteigert hatte und dem Museum zur Verfügung stellte. Das Geburtshaus von Johannes Melchior Dinglinger (*1664) ist in der Bürgerturmstraße 14. Heute befindet sich das Brillenfachgeschäft Bendel darin. Das Gebäude, in der heute die Allmansche Apotheke untergebracht ist am Holzmarkt, hat Dinglinger als Biberacher Residenz bauen lassen. Zwei Original-Kupferstiche sowie das Familienwappen der Dinglinger Familie erinnern in diesem Haus an diesen berühmten Sohn.

Ort: Stadtpfarrkirche Sankt Martin und Biberacher Museum, 88400 Biberach

Links
zum Simultaneum Stankt Martin Biberach
zum Museum Biberach

Juni 15, 2016
von upperswabia
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Künstler öffnen ihre Ateliers

Die Mitglieder der Gruppe „Bildende Kunst“ des Internationalen Bodensee Clubs (IBC) sowie Gastateliers öffnen am 18. und 19. Juni 2016 zwischen 11 und 18 Uhr ihre Ateliers. Insgesamt sind es 25 Künstler zwischen Stockach und Friedrichshafen und nördlich Hoßkirch sowie Konstanz. Mit den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch kommen und andere interessierte Kunstfreunde zu treffen ist sehr kurzweilig und informativ. Zudem sind im Atelier auch Werke zu sehen, die erst entstehen.

Ateliers sind magische Orte

Anwander-Atelier-02

Atelier Anwander Hosskirch

 

 

 

 

 

Nachfolgend die 25 Künsterlinnen und Künstler, die ihre Ateliers geöffnet haben am Samstag 18. Juni sowie Sonntag 19. Juni von 11 bis 18 Uhr

1  Reiner Anwander – Bildhauerei, Malerei
Seestraße 6, 88374 Hosskirch
Info, Webseite

2  Eva Baumgartl – Druck, Malerei
Druckwerkstatt und Atelier
Fohrenberg 22, 88709 Meersburg
Info, Webseite

3  Ulli Blomeier-Zillich – Malerei, Bildhauerei
Koberleweg 35, 78464 Konstanz
Webseite

4  Angelika Brackrock – Objekte
Daisendorferstr. 4, Spekfabrik (Hintereingang)
88690 Uhldingen-Mühlhofen
Info, Webseite

5  Constanze Brahn – Grafik / Malerei
Schützenstraße 30, 78462 Konstanz
Info, Webseite

6  Sabine Braisch – Malerei
Am Gohren 8, 88662 Überlingen-Andelhofen
Info, Webseite

7  Susanne Färber – Malerei
Goldbacherstraße 45b, 88662 Überlingen

8  Brigitte Fuchs
– Textilkunst
Zum Kretzer 2, 88662 Überlingen-Nußdorf

9  Doris Hertrich-Azesdorfer – Radierung, Zeichnung
Am Gohren 10, 88662 Überlingen-Andelshofen

10 Lars Höllerer – Malerei
Im Allikton 21, 88662 Überlingen
Info, Webseite

11 Daniela Jage – Malerei
Radolfzeller Str. 13, 78333 Stockach
(im Komplex Vollmer-Heimat-Werbeagentur
Einfahrt US-Cars-Haug)

12  Elke Körner – Textilobjekte
Turmgasse 8, 88662 Überlingen
Info, Webseite

13  Erika Lohner – Malerei
Dornierstraße 61, 88048 Friedrichshafen
Info, Webseite

14  Monika Rosenberger – Malerei
Radolfzeller Str. 13, 78333 Stockach
(im Komplex Vollmer-Heimat-Werbeagentur
Einfahrt US-Cars-Haug)
Info, Webseite

15  Kordula Schillig – Malerei
Atelier im Kuhstall
Riedheimer Straße 33, 88048 Friedrichshafen-Efrizweiler
Info, Webseite

16  Werner Schlotter – Bildhauerei
Richentalstr. 21, 78462 Konstanz
Info, Webseite

17 Wolfgang Schmideberger – Malerei, Druck
Ringstraße 12, 88697 Bermatingen
Info, Webseite

18 Gisela Schröder-Fröhlich – Textildesign, Handweberei
In der Eck 27, 88662 Überlingen-Hödingen
Am Sonntag, 19.6. spielt die „Dirty-River-Jazzband“ von 15 bis 18 Uhr

19 Günter Henry Schulze – Fotografie
Atelier im Kuhstall
Riedelheimer Straße 33, 88048 Friedrichshafen-Efrizweiler
Info, Webseite

20 Barbara Seifried – Malerei
Friedhofstr. 12, 88677 Markdorf
Info, Webseite

21  Sine Semljé – Grafik, Installation
Zeppelinstr. 8, 78238 Engen
Info, Webseite

22  Ulrich Seutter – Malerei, Grafik
Kunstzentrum Alte Schmide
Seestraße 6, 88374 Hosskirch

23 Kerstin Stöckler – Objekte, Skulpturen
Hauptstr. 49, 88374 Altshausen

24 Hildegund Wendel – Malerei, Grafik
Bodmanstr. 1, 88048 Friedrichshafen-Fischbach
Info, Webseite

25  Erika Zehle – Holzdruck, Malerei
Riedheimer Str. 33, 88046 Friedrichshafen
Info, Webseite

Juni 7, 2016
von upperswabia
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Spatzen als Naturraum Indikator

Ich höre schon den Spot … bei schönem Wetter kann jeder fotografieren. Trotzdem. Es strahlt die Sonne, es ist warm.

Vergangene Woche Dauerregen und die vielen Bilder und Videos der Überflutungen, des Hochwassers konnten nicht getoppt werden. Es war einfach beängstigend. Daher war es für mich wichtiger, Zeit für das Helfen zu spenden. Das Gesicht einer Frau beim Vorbeigehen werde ich nicht vergessen. Sie lief wie in Trance, wie von Roboterhand gesteuert, starrer Blick, dunkle Augenränder, sie hat mich nicht mehr gesehen. Vermutlich gehörte ihr die Wohnung, die bis unter die Decke mit Dreckwasser gefüllt war. Sie hat vermutlich alles verloren.

Trotz diesem Unglück fand ich es sehr ermutigend, wieviele Menschen sich in der Not gegenseitig helfen. Das hat in der Ohnmacht solcher Naturgewalten Hoffnung gegeben.

Panorama-16-06-07

Aktuell also wieder das Bild, dass seit bald drei Jahren ein klassisches Motiv auf dem Blog ist. Ich gestehe, habe jetzt zwei Monate kein Foto gemacht, von dieser Stelle um den natürlichen Wechsel der Jahreszeit festzuhalten.

Heute parkte auf meinem Haltepunkt schon ein Auto. Das ist mir auch noch nie passiert. Er wunderte sich, warum ich so zielstrebig einfach neben ihm parkte. „Es ist mein Platz, um dieses Bild zu machen“, sagte ich fröhlich und zeigte ihm den Landschaftsausschnitt. Er ist ein Tierökologe und hat den Auftrag, die Vögel an diesem Standort sowie noch an anderen Stellen zu beobachten und zu dokumentieren. Einen Milan und einen Turmfalken haben wir gemeinsam beobachtet.

Gelernt habe ich bei ihm heute: Fledermäuse würden nicht auf dieser Freifläche fliegen – sie brauchen eine Orientierungslinie wie eine Hecke, eine Baumallee oder eine Häuserzeile. Und es ist nicht gut, wenn in einem Wohngebiet kein Spatzengezwitscher mehr zu hören ist. Da stimmt die Ökologie rund ums Haus nicht mehr. Die Spatzen haben keinen nutzbaren Lebensraum mehr. Die modernen Gärten mit viel Kies, glatten Zäunen sind nicht lebenswert für Vögel und auch andere Tiere. Folglich sind Spatzen ein gewisser Indikator für eine natürliche heimische Lebensumgebung.

Zuhause wieder – schaue ich meinen momentan bewußt „verwilderten“ Garten mit ganz neuen Augen an. Die Bienen und Hummeln drängeln sich beim Klatschmohn. Die ersten Rosen blühen, auch die Pfingstrose. Erholsam und die Spatzen zwitschern. Yeah.

Garten-01-Bartnelke Garten-02-Magnolie Garten-03-Pfingstrose-weiss Garten-04-Westerland-Rosenk Garten-05-Gartenklatschmohn Garten-06-Wilder-Klatschmoh Garten-07-Wilderklatschmohn Garten-09-Rose-weiss Garten-10-Rose-blau

Juni 4, 2016
von upperswabia
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Kutschfahrt im Hortobágy Nationalpark

Kutschfahrt-01Eine weitere Möglichkeit den Nationalpark Hortobágy in Ungarn näher zu erleben ist eine Kutschfahrt in die große und flache Gras- und Salzsteppe. Wer sie gesehen hat, kann ahnen wie im Hochsommer bei Hitze die Luft anfängt zu flimmern oder es Luftspiegelungen gibt. Doch bleiben wir bei dem frühsommerlichen Kutschausfahrt. Der Schafschwingel blüht, es ist ein Gras, das die Grassteppe leicht rötlich färbt.

Kutschfahrt-GestütStartpunkt für die Kutschfahrt ist das Gestüt Máta Ménes, das mit 250 Pferden ein bedeutender Zuchtstandort in Ungarn ist. Das Gestüt blickt auf eine mehr als 300 Jahre alte Geschichte zurück. Gezüchtet wird das traditionelle ungarische Noniuspferd. Es gibt 60 Nonius Zuchtstuten am Gestüt. Ihr körperlicher Aufbau und ihre Ausdauer waren zu Napoleons Zeiten ein Zuchtziel. Heute ist es das ideale Freizeitpferd, da es ruhig und ausdauernd ist. Noniuspferde sind dunkel, hellbraun oder schwarz. Die schönen Pferde können in den Stallungen und in der Puszta im Herdenverband bewundert werden.

Kutschfahrt-03Die Kutschfahrt mit Führung in die Puszta führt in den fast 2 Stunden vorbei an einer Herde Wasserbüffel mit einem Hirten in seiner historischen Tracht, eine Herde Graurinder schaut neugierig auf die Besuchern, Zackelschafe in der Ferne. Höhepunkt dieser Ausfahrt ist eine Vorführung von in Tracht gekleideten Reitern. Der Hosenrock wird aus sechs Meter Stoff genäht. Zur Tracht gehören zudem ein Hut mit breitem Rand sowie eine Weste.

Zuerst dreht ein vierköpfiges Graurinder-Ochsengespann, das nur mit der Stimme gelenkt wird seine Runde um unser Kutschengespann. Fast ein Jahr dauert es bis ein Ochse in einem Gespann mitlaufen kann. Der Kutscher ruft dessen Namen und sagt links oder rechts. Sie sind mit einem Joch lose verbunden. Die Pferdehirten reiten mit den Noniuspferden. Der ungarische Sattel der Pferdehirten hatte ursprünglich keinen Bauchgurt, doch Steigbügel. Nur Räuber hatten früher Bauchgurte, die den Sattel am Pferd festhielten. Für die Pferdehirten ist es leichter ohne Bauchgurt abzusteigen oder auch das Kunststück, dass das Pferd sich flach auf den Boden legen kann. Die Pferdehirten knallen mit der Kreiselpeitsche auf galoppierenden und liegenden Pferden und demonstrieren die Unerschrockenheit der Noniuspferde. Dass Pferd und Reiter sich flach auf den die Grassteppe legten hatte, den Grund in der flachen Puszta nicht entdeckt zu werden. Das Knallen der Kreiselpeitsche erinnert an einen Pistolenschuss. Es diente zu Kriegszeiten dazu, die Tiere zu konditionieren nicht zu erschrecken. Das sitzende Pferd ist eine untypische Haltung eines Pferdes, doch es wird ebenfalls von dem Pferd auf Zuruf und Tätscheln des Reiters ausgeübt.

Kutschfahrt-ZackelschafeDie Kutschfahrt ging weiter zu einem entfernten Stall, der mit seinem Reetdach fast den Boden berührte. Hier sind im Winter die Zackelschafe untergebracht. Leider konnten wir die große Herde nicht von nah sehen – sie weidete in weiter Ferne. Einzelne Tiere waren allerdings noch im Stall. Am Ende der Kutschausfahrt sahen wir wieder einen Reiter, der eine Herde Pferde vor sich hertrieb. Was gibt es schöneres als eine galoppierende Pferdeherde.

Nach der Kutschfahrt gab es noch die Möglichkeit einem Töpfer bei seiner Arbeit zuzuschauen, der schwarze Tonkrüge herstellte mit traditionellem Dekor und Muster.

Möglich ist auch selbst einen Ausritt zu Pferde mit Führer in die Puszta zu unternehmen. Auch hier ist eine Anmeldung bzw. eine Terminvereinbarung notwendig.

Foto und Autor: Inge Veil-Köberle

Kutschfahrt-Pferdeherde-01

Link zum Gestüt Mátai Ménes
Ort: Gestüt Hortobágy-Máta (aus Richtung Debrecen kommend am Nationalpark Besucherzentrum vorbei, weiter geradeaus, über die berühmte neunbögige Brücke und sofort danach rechts abbiegen. Der Beschilderung folgen.

Juni 4, 2016
von upperswabia
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Safari im Hortobágy Nationalpark Ungarn

Straße-Nr-33Wer denkt bei Ungarn an Safari? Die sehr gerade Asphaltstraße mit der Nummer 33 führt von der Stadt Debrecen mitten durch die Puszta in das Dorf Hortobágy. Nahe dem Verkehrskreisel ist das Besucherzentrum des Nationalparks mit seinem integrierten Museum und der Kranich-Sonderausstellung im ersten Stockwerk. Die Nationalparkmitabeiterin Kristin Brabender zeigt uns im Museum die präparierten Vögel und Lebewesen, die im Nationalpark lebend entdeckt werden können. Auch der Bodenaufbau der Salzsteppe ist im musealen Aufbau nachvollziebar.

In der Sonderausstellung ist interaktiv sehr viel über die Kraniche zu lernen. Der Kranich ist das Wappentier des Nationalparkes und seine Flugroute kann visuell auf einer Karte verfolgt werden. Ein sehr wichtiger Zwischenstopp für die Kraniche ist der Nationalpark im Herbst. Hunderttausende der Kraniche bleiben im Herbst mehrere Tage im Nationalpark, während sie im Frühjahr nur eine kurze Rast einlegen. „Es ist ein faszinierendes Naturereignis“, erzählt Kristin Brabender zu dem aus der ganzen Welt Vogelbeobachter anreisen. Doch es ist nicht nur der Kranich, der die Ornithologen nach Hortobágy kommen lässt. Auch der größte flugfähige Vogel, die Großtrappe sowie Silber-, Purpur-, Seiden- und Kuhreiher sowie Steppen-, Wiesen-, Schwarz-, Rotweihe, Wald-, Sumpfohreule und viele andere mehr sind im Hortobágy Nationalpark zu beobachten.

Hortobagy-Jeep-01

Kristin Brabender im Safari Park Hortobágy

Hortobagy-Przewalsky-Pferde

Przewalsky Herde im Nationalpark Hortobágy Nationalpark

Allerdings denkt man bei Safari auch an größere Tiere in freier Wildbahn. Mit dem Safari-Geländewagen fährt uns Kristin Brabender in den geschützten Teil des Nationalparkes. Ohne Führung und Anmeldung kann dieses Gelände nicht betreten werden. Nach einigen Schlaglöchern sehen wir die Wildpferde und die -rinder. Das Przewalski-Pferd, das einzige Wildpferd, das bis heute in reiner Form überlebt hat, lebt hier. Die Safari-Park Direktorin Brabender kennt die Pferde und freut sich über jedes neues Fohlen, das Ende Mai täglich erwartet geboren wird. Seit über 10 Jahren arbeitet sie im Nationalpark. Sie kam von Deutschland im Rahmen ihrer Diplomarbeit über den Kölner Zoo nach Hortobágy und blieb bei „ihren“ Wildpferden.

1968 waren die Tiere beinahe ausgestorben. Mit nur 12 Wildpferden wurde wieder eine Population aufgebaut, die heutzutage rund 2.000 Tiere umfasst. In Hortobágy leben rund 350 Tiere – die größte Herde in Europa. Die Population wächst stetig, sodass Tiere an andere Reservate und Zoos weitergegeben werden können.

 

Hortobagy-Auerrinder-02

Auerochsen und -rinder im Hortobágy Nationalpark

Bei dem Wildrind handelt es sich um eine Rückzüchtung des Auerochsen, dem Urahn des europäischen Hausrindes, der 1627 ausstarb. Verschiedene Aufzeichnungen und Fragmente, die teilweise tausende Jahre alt sein können, helfen den Wissenschaftlern bei ihrer Zuchtarbeit. Da kann es schon sein, dass mal ein spanischer oder ein afrikanischer Stier eingesetzt wird. Rückzüchtung bedeutet, dass Merkmale wie kurze Beine für den Stall und die Mast sinnvoll sind. Allerdings nicht in der freien Wildbahn, hier sind lange Beine sinnvoller. Schaut man den Tieren in die Augen, kann man das ein oder andere Gen durchaus erkennen. Wie gut, dass wir mit einem Geländewagen unterwegs sind. Tipp von Brabender: Nicht wegrennen, wenn der Stier auf einen zukommt, das wird als Angriffswunsch interpretiert.

Hortobagy-Auerochsen-02

Auerochsen Hortobágy Nationalpark

Übrigens: die Auerrinder, auch Urrind genannt, tragen gelbe Ohrmarken, denn sie werden „regulatorisch“ als Hausrinder gesehen. Wer auf der Safari „Jäger“ sehen will, der entdeckt diese im Safari-Informationszentrum. Hier leben in verschiedenen Gehegen Wildkatzen, ein Goldschakal, ein Rot- und Feuerfuchs. Diese sind auch in der freien Wildbahn immer häufiger zu sehen. Drei Wölfe sind in einem großen Gehege. „Diese wird es nicht in freier Wildbahn geben“, weiß Brabender.

Hortobagy-Wildkatze-01

Wildkatze im Hortobágy Nationalpark

Hortobagy-Goldfuchs Safari in der Puszta? Nach dieser Führung auf jeden Fall empfehlenswert! Wo es die gibt? Beim Besucherzentrum direkt in Hortóbagy nachfragen. Die cremefarbenen Safarifahrzeuge starten im Hof des Besucherzentrums.

Link zur Sonderausstellung Kranich im Besucherzentrum Hortobágy
Link zum Safari Informationszentrum in Hortobágy

Ort: Besucherzentrum Hortobágy, Petöfi tér, 4071 Ungarn

Foto und Autor: Inge Veil-Köberle

Mai 29, 2016
von upperswabia
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Ökotourismus am Theiss-See und Wasserpromenade

Der Theiss-See ist ein künstlicher See (127 km²) und nach dem Plattensee (Balaton) die zweitgrößte Wasserfläche in Ungarn. Der See entstand durch das Anstauen der Theiß (auch Theiss geschrieben, ungarisch Tisza genannt).
Die Theiss ist neben der Donau der wichtigste und größte Fluß in Ungarn. In früheren Zeiten überflutete er oft die Puszta. Deshalb wurde zu Beginn der 70er Jahre die Bewässerungshauptkanäle reguliert. Glücklicherweise kamen längst verschwundene Wasservögel wieder zurück. Der Theiß-See gehört ebenfalls zum Nationalpark und zum Weltkulturerbe. Das nördliche und mittlere Gebiet gehören zum Vogelreservat Theiß-See.

Ein Spazierweg, der für einen Halbtagesausflug lohnt, ist der „Theiß-Blümchen-Weg“. Dieser Lehrpfad, in einem urwaldähnlichen Wald, ist 1,5 Kilometer lang und hat mehre spielerische Aktivitätsstationen – wie beispielsweise Ringe werfen (es sind aus weichen Zweigen geformte Ringe, die auf einzelne stehende Stöcke geworfen werden). Das macht nicht nur kleinen Kindern Spass und macht den Spaziergang abwechlungsreich. Natürlich kann man am Wegesrand auch seltene Pflanzen entdecken, vor allem mit einer fachkundigen Führung.

Ein Aussichtspunkt erlaubt den Blick auf den See „Borzonat“. Mitte Mai blühte hier schon die gelbe Sumpflilie. Ein schöner Anblick an dem 127 km² größen See, der eigentlich aus vielen toten Armen der Theiß besteht und meist nur bis zu 1,20 m tief ist. Neben einer Vielzahl verschiedenster Pflanzen findet man auch über 200 Vogelarten und über 70 Libellenarten.

Folgt man dem Weg, sieht man am Wegesrand plötzlich viele Gummistiefel in verschiedenen Größen hängen. Diese sollte man anziehen, wenn man einen kleinen Abstecher auf den Lehrpfad einschlägt. Hier wird gezeigt, wie Menschen früher im Theißgebiet gelebt haben und beispielsweise gefischt haben. Manchmal haben sie sicherlich auch einen Linienfisch gefangen, den es auch heute noch gibt. Das besondere an diesem Fisch ist, dass er auch Lungen besitzt, durch die er bei Trockenheit atmen kann. Am Ende dieses Lehrpfades zieht man das Boot erneut an einem Seil auf die nächste Seite und wechselt nach dieser Matsch-Erlebnis wieder in die eigenen Schuhe.

Mittlerweile einzigartig ist die Eintagsfliege in dem Theiß Gebiet. Die 10 cm lange Theißfliege gab es vor vielen Jahren überall in Mitteleuropa, mittlerweile nur noch hier an der Theiß. Die Fliege, die zur Gattung der Hafte gehört, ähnelt einer Heuschrecke. Zehn Stationen beschreiben auch in deutscher Sprache das Leben dieser Fliege: nach drei Jahren Entwicklungszeit schlüpft sie zwischen Ende Mai und Mitte Juni. Diese Zeit nennt man auch „Theißblüte“, die dem Weg den Namen „Theiß-Blümchen-Weg“ verleiht. Mehrere Tausend Exemplare schwirren über dem Gewässer, paaren sich, legen Eier und sterben. Ja, die Theißfliege muss sich beeilen, lebt sie als Eintagsfliege doch nur wenige Stunden! Da die Theißfliege sehr empfindlich auf Umwelteinflüsse reagiert, steht sie für gutes und gesundes Wasser.

Unser Führer Franz Kiss erzählt, dass bei den Überschwemmungen im Jahr 2000 hochgiftiges Zyan in die Theiß kam. Verursacht wurde dies durch einen Dammbruch in Rumänien. Es bestand die große Furcht, dass die Population der empfindsamen Fliege zerstört wäre und womöglich ausgerottet sei. Doch glücklicherweise waren schon im darauffolgenden Jahr wieder Theißfliegen zu sehen.

Um mehr von diesen weitverzweigten Sümpfen, Wäldern und Wasserwegen zu sehen steigen wir ins Kanu. Die Theiß ist anfangs sehr breit und wir sehen zahlreiche Motorboote fahren. Im ersten Moment war dies ein schöner Anblick, doch brachten die Wellen diese Motorboote unser Kanu manchmal ganz schön in Bewegung. Nicht gerade das, was sich Landratten so wünschen. Was uns auch etwas Schwierigkeiten bereitete, war die Orientierung. Eine Beschilderung suchten wir vergebens und uns war nicht immer klar, ob der Weg nun ins Schilf führt oder unser Wasserweg darstellt. Nach einer Stunde waren wir gefühlt noch nicht sehr weit. Wir hatten Ehrenrunden auf den einzelnen Seeplattformen gedreht und steuerten einen kleinen Hafen an. Die Frau erzählte uns, dass wir wieder ein Stück zurück mussten, weil wir eine Abzweigung verpassten. Dabei waren wir noch auf der übersichtlichen und vielbefahrenen Strecke! Wir entschieden, die Kanutour abzubrechen.

Klar, es gibt Karten, es gibt auch Hinweise, doch keine Hinweisschilder. Da das Gebiet öfters überschwemmt wird, wären diese auch nicht von langer Dauer. Später sagte uns ein junger Mann, im Theißgebiet und seinen vielen Wasserarmen können sich auch Einheimische verirren.

Unsere Empfehlung: Entweder die Kanufahrt mit einem Führer oder die Strecke mit einem Motorboot sozusagen vorher abfahren.

Ausgangsort: Szabics Kikötö (Hafen) és Szabadidöpart, 5358 Tiszafüred

Auf unserer Tour sahen wir schon viele Vögel rechts und links. Wir können nur ahnen, welch seltene scheue Arten uns vielleicht in den abgelegenen Wasserstraßen begegnet wären.

Die Topadresse um Vögel zu beobachten ist das Vogelreservat, die Wasserpromenade, das mit einem kleinen Boot vom Ufer (Delfin Hafen, Poroszló) erreicht werden kann. Das Vogelreservat Theiß-See – Vízí Sétány –  hat lange Stege zwischen Schilf, die zu Beobachtungshütten und zu einem Aussichtsturm führen. In diesen Beobachtungsschutzräumen ist ein Vogelexperte des Nationalparks, der die Vögel und ihre Besonderheiten zeigen und erklären kann. Ein Muß für jeden Ornithologen. Dank an Ágnes Kemecsel für die Sensibiliserung für diesen Vogel-Naturschutzpark und die Vielfalt der Lebenswesen in diesem Naturschutzgebiet.

Link über den Nationalpark zur Infoseite

Link zur Wasserpromenade ( Vizisetany )

Startpunkt: Delfin Kikötö (Delfin-Hafen), Poroszló

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Mai 29, 2016
von upperswabia
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Debrecen – zweitgrößte Stadt Ungarns

Die zweitgrößte Stadt in Ungarn hat 210.000 Einwohner, liegt in der Nördlichen Tiefebene, nahe der Rumänischen Grenze und ist eine der sonnenreichsten Regionen in Ungarn. Eine aufstrebende Stadt, die die letzten Jahre sehr viel renoviert und gebaut hat. Über 30.000 Studenten verteilt auf 15 Fakultäten sind in Debrecen am Lernen. Neue und alte Gebäude stehen nebeneinander. Die Innenstadt ist sehr gepflegt, modernes und traditionsbewußtes Denken liegen nah beieinander. In den Außenbezirken fällt auf, dass ein kleines Schrebergartenhaus neben einem neuen Einfamlienhaus stehen kann. Debrecen gilt als wohlhabende Stadt.

Debrecen-01-Wappen

Wappen Stadt Debrecen

Das Wappen zeigt einen Phönix und ein Lamm. Wie Phönix aus der Asche versteht es die Stadt immer wieder neu aufzustehen, trotz aller Widerstände. Die Geschichte sagt, dass die Kirche einmal vollständig niederbrannte bis auf den Stein mit der Abbildung dem Lamm, der nicht zerstört wurde. Das Lamm Gottes ist das älteste Zeichen für Jesus Christus und dessen Auferstehung.

Kirche – Glaubensfreiheit

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Grosse Reformierte Kirche und Kossuth-Statue

Die große reformierte Kirche bildet das Zentrum und ist zugleich die größte protestantische Kirche in Ungarn. 3000 Menschen kann das Gotteshaus aufnehmen. Vor der Kirche erinnert eine Gedenktafel daran, dass ein Stadtvater zur reformatorischen christlichen Gemeinde einmal sagte: „Wenn aus diesem abgebrochenen Ast ein eigener Strauch erwachsen sollte, dann wird aus der reformatorischen Bewegung eine Religion.“ Nun, der Stadtvater sah einen Strauch wachsen und die Religion feiert im Jahr 2017 ihr 500jähriges Bestehen.

Religionsfreiheit hat in Debrecen eine hohe Bedeutung, so die Tourismus Managerin Lívia Darin-Séllei. Es gibt zwei Synagogen, eine griechisch orthodoxe Kirche und an fast jedem Eingang der Stadt steht eine protestantische Kirche. 1991 (2001) entschuldigte sich Papst Johannes Paul II in der großen reformierten Kirche dafür, dass es Zeiten gab, bei denen die christlichen Glaubensbrüder verfolgt und weggebracht wurden. Ein sehr wichtiges Signal für die protestantische Gemeinde.

Kultur

Debrecen-02-Theater

Theater Debrecen

Ungewöhnlich ist die Tatsache, dass eine Stadt, die die größte protestantische Gemeinde in Ungarn hatte und eine Hochburg des Calvinismus war, ein Theater im Jahre 1861 baute. Grund war „Weil wir es können“ und so wurde es gebaut. Allerdings tragen die Felder, die für den Bau des Theaters geopfert werden mussten, bis heute den Namen „Traueräcker“. Trotzdem für Neuerungen waren die Debreciner grundsätzlich immer offen. Heutzutage gibt es fast jedes Wochenende ein Festival, im Theater wird internationales Programm angeboten. Der Blumenkarneval, ein Ereignis, das tausende von Besuchern anzieht, ist ein Umzug mit farbenprächtigen blumengeschmückten Wagen, Figuren und Tieren.

Debrecen-04-Déri-Museum

Déri-Museum in Debrecen

Debrecen hat mehrere Kunstmuseen – zwei seien genannt das Déri-Museum und das Moderne Kunstmuseum. Der Grundstock für das erstgenannte Museum bildete die Sammlung von asiatischen, ägyptischen und griechischen Schätzen sowie heimischer Volkskunst, die der Wiener Seidenfabrikant Frigyes Déri vor knapp hundert Jahren der Stadt gestiftet hat. Hier hängen auch drei Ölgemälde mit jeweils sechs Quadratmeter von Munkácsy Mihály (1844 bis 1900) in einem eignes dafür temperierten Raum. Sie stellen die letzten Tage Jesus dar.

Bildung

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Reformiertes Kollegium Innenhof

Das Reformierte Kollegium ist seit dem 16. Jahrhundert ununterbrochen ein Ort an dem die akademische Bildung das Ziel war. Westliche und geistliche Strömungen wurden in den Lehrplan aufgegriffen. Der Andachtsraum wird heute noch von den Schülern genutzt. Das Parlament tagte 1849 in diesem Raum, als Lajos Kossuth über die Unabhängigkeit Ungarns abstimmen lies. Namensschilder an den Sitzplätzen erinnern daran, wer wo saß.

Das Kollegium bildete auch die Grundlage für die Gründung der Universität im Jahre 1912. Im Schulmuseum wird eine Europakarte gezeigt, auf der weitere reformatorische Kollegien angezeigt sind. Mit Hilfe eines Trafos, der angekurbelt wird, leuchten die Lämpchen der verschiedenen Orte in Europa auf. Auch die ausgestellte Dampfmaschine im Schulmuseum funktioniert heute noch und zeigt, dass interaktive Lehrmaterialien bereits Ende des 18. Jahrhunderts eingesetzt wurden. In einem weiteren Teil des Gebäudes ist die größte kirchliche Bibliothek in Ungarn aufbewahrt. Die Bibel kann hier in 200 (Korrektur: 250) verschiedenen Sprachen eingesehen werden. Weiter ist auch eine Ausstellung der Kirchenkunst zu besichtigen.

Debrecen-05-Universität

Springbrunnen vor dem Universitätsgebäude

Das Hauptgebäude der Universität ist ein klassizistischer Bau. Wer es betritt kann sich gut vorstellen, welche Ehre es doch ist studieren zu dürfen. Vor dem Eingang breitet sich ein großes Springbrunnenbecken aus, in dem jeder Student ein Bad nimmt – wohlgemerkt nach seinem Abschluß. 😉  Die Universität beherbergt 22 verschiedene Fakulitäten wie Medizin, Agrarkultur und Jura. Nach einigen neueren Gebäuden schließt sich der botanische Garten und das Agora an das Unigelände an.

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Innenansicht Agora Museum

Agora ist ein Science Museum, in dem spielerisch physikalische und naturwissenschaftliche Phänomene ausprobiert werden kann – nicht nur was für Kinder, macht auch Erwachsenen sehr viel Spaß. Wir waren die letzten Besucher, die das Haus an diesem Tag verlassen haben. Im gelben Raum hatten wir festgestellt, wie leicht es ist „farbenblind“ zu sein. Eine andere Form zu sandeln erkennt man im nachfolgenden Video. Berge werden angehäufelt, tiefe Meere entstehen, wenn der Sand herausgenommen wird. Es gibt ein deutsches Begleitheft, das die Phänomene gut erklärt. Leichter verständlich als es in einem Physikbuch steht. Und dazu viele BetreuerInnen, die in englischer oder deutscher Sprache an den Stationen zur Lösung halfen oder Impulse gaben.

Aqua, Aqua, Aqua

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Wasserturm in Debrecen

Einen begehbarer Wasserspringbrunnen, der abends illuminiert ist, habe ich in dieser Form auch noch nie gesehen. Die höchste Fontäne ist 18 Meter hoch, die konnten wir sehen, als wir auf die Plattform des noch heute genutzten Wasserturmes (Nagyerdo) gestiegen sind. Der 42 Meter hohe Wasserturm wurde 2015 renoviert. Nach 207 Stufen kann nicht nur mit dem Fernrohr auf die Stadt geblickt werden, sondern im Echofenster seine einem Echo lauschen. Die weit entfernten Kirchtürme der Reformierten Kirche, der Stadtwald, das neugebaute moderne Stadion für 22.000 Zuschauer, der Blick auf das Klinikgelände und das städtische Familienerlebnis-, Frei- und Thermalbad. Zudem gibt es eine Kletterwand mit 430 Griffen, die mit Anmeldung erklettert werden kann.

Debrecen-06-Aqua

Aquaticum Debrecen

Bäder – eine Besonderheit in Ungarn. Jede Stadt hat mindestens ein Thermalbad, dazu kommt ein Familienerlebnisbad und natürlich ein Strandbad (Freibad) mit verschiedenen Becken zum Schwimmen und Planschen. Im Aquaticum Debrecen wurde 2014 alles neu renoviert und saniert. Das Familienbad mit seinen vielen Grünpflanzen ist ein schöner Ort, falls mal die Sonne nicht scheint. Und von der neuen Sauna, dem neuen Wellnessbereich und und und gar nicht zu sprechen. Pfiffig finde ich die Idee mit einer Art flachen eleganten Armbanduhr das Schließfach zu öffnen und damit Bezahlen zu können. Damit erübrigt sich das Mitnehmen von Geldbörse und sperrigem Schließfachschlüssel während des Aufenthaltes.

Grün und der Stadtwald

Debrecen-09-Stadtwald

Stadtwald im Hintergrund der begehbare Springbrunnen

Tatsächlich, es ist kein Park – es ist ein Wald. Abgesehen, dass auch Wege darin verlaufen, wirkt es stellenweise wie ein Bannwald. Es gibt auch Parks, in ihm haben wir das Schild 5 % entdeckt. Trotz vieler Grünflächen – es ist die nördliche Tiefebene – es gibt keine Hügel und keine Berge, Debrecen liegt auf 121 Meter Höhe.

 

Shopping

Es gibt ein Einkaufszentrum, das Shops und Marken anbietet, die es auch bei uns in den deutschen Städten gibt. Die Preise sind in diesem Fall wie bei uns.
In der großen Markthalle werden regionale Produkte angeboten, so auch Trüffel und andere schmackhafte Pilze. Wer über den Blumenmarkt läuft kann die Menschen beobachten, mit welcher Pflanze sie das heimische Gärtchen verschönern werden.

Essen

Debrecen-10-Wuerste

Original Debrecen Würste

Die besten Debreciner Würste kommen natürlich aus Debrecen selbst. Im verkehrsberuhigten Bereich, neben dem Kossuth Platz und nahe der großen reformierten Kirche, ist das Hotel „Zum Goldenen Stier“ mit geschichtsträchtigem Ambiente, das auch für Nichthotelgäste einen günstigen Mittagstisch anbietet.

 

Abends waren wir in der Schrottbar – Roncsbár

Debrecen-11-SchrottbarEin Lokal, dessen Interieur schon das Interesse weckt. Da muss noch keine Band oder sonstiges Event geboten sein. In einem Raum ist die Decke mit Schlagzeugbecken behängt … kurzum ein überlegtes Zusammenhängen von Fundstücken vom Schrottplatz und Flohmarkt.

Link zur Roncsbar

 

Fazit:

Debrecen ist ein sehr hübsches sauberes Städtchen. Auch geeignet für einen Wochenend-Städteurlaub – ob als Familie, Single oder Ehepaar. Debrecen ist mit dem Flieger von München in zwei Stunden erreichbar. Ungarn ist günstiger, um sich im Thermalbad oder in der Wellnessoase verwöhnen zu lassen. Auch das kulturelle Angebot ist überraschend gut. Das Agora-Museum hat Spaß bereitet und es fasziniert mich immer wieder.

Großes Danke auch an Lívia Darin-Séllei vom Tourismusbüro in Debrecen, die uns eine umfangreiche sehr informative Stadtführung schenkte.

Text und Fotos: Inge Veil-Köberle

Wer noch einen weiteren Bildereindruck gewinnen möchte:

Mai 28, 2016
von upperswabia
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Ungarns größter Zoo ist in Nyíregyháza

Und manchmal fällt einem einfach nichts mehr ein, so erging es uns nach dem Besuch des Sóstó-Zoos. Sprachlosigkeit. Einfach nur WOW. Der größte Zoo in Ungarn ist gerade erst 18 Jahre alt geworden und er beherbergt 5000 Tiere und eine Vielfalt von 500 Tierarten. Die Wege sind schmal, die Gehege sind groß und teilweise unter Eichenbäumen, ja fast schon Wald. Die Tiere sind nach Kontinenten zu finden. Und wir sahen sehr viele Jungtiere im Mai. In Australien sind die Kängurus sogar mit Jungtier im Beutel und in Afrika die Löwen und Elefanten zu entdecken.

Der Zoo umfasst 35 Hektar (= 350.000 m²). Manchmal hat man den Eindruck das Tier anfassen zu können. Das Tier läuft nah am Gehegezaun und eigentlich könnte ich es mit dem Finger berühren. Auf die Frage, ob das nicht gefährlich ist, antwortete Zsuzsa Petró: „Das war noch nie ein Problem, eher dass die Tiere gefüttert werden“. Die Gehege sind sehr großzügig angelegt und viele haben am Besucherweg eine Glasscheibe, so daß man das Tier sehr nah sehen kann. Es kann also passieren, dass zwischen weißem Tiger und Besucher nur die Glasscheibe trennt.

Weisser-TigerZsuzsa Petró beeindruckt uns, sie läuft am Gehege vorbei, ruft einen Tiernamen und der Blick des Tieres dreht sich zu ihr. Die Tiere kennen sie und sie weiß von jedem Tier (Säugetier) den Namen, in welchem Jahr es geboren wurde oder wielange es schon im Zoo lebt. Sie ist ein wandelndes Zoolexikon. Seit 16 Jahren arbeitet sie hier, sie ist im Erstberuf Lehrerin, hat hier in den Ferien gearbeitet und ist geblieben. „Es ist meine Familie“, sagt sie und wenn man wieder den Blick des Tieres auf sie gerichtet sieht, ihrem Wissen lauscht, dann hegt man keinen Zweifel mehr.

Es gibt auch einen Bereich mit „Bauernhoftieren“ im Zoo. Dazu erklärte sie: „Es ist auffallend, dass viele Kinder zwar wissen wie ein Elefant aussieht, aber eine Kuh sei lila“. Daher hat der Zoo einen Streichelbereich für naturfarbene Bauernhoftiere eingerichtet. Als Lehrerin weiß sie, wie sie Wissen kindgerecht anbietet. Einfache Schautafeln und trotzdem – die Tafeln an den Gehegen mit dem Tierartnamen sind in fünf Sprachen angeschrieben.

Stolz ist sie auf den Nachwuchs, den die Tiere haben. Man hatte das Gefühl, dass die Tiere sich in dem Zoo besonders gerne paaren und Nachwuchs bekommen. Am Beispiel der Nashörner erklärt sie, wie wichtig es ist, dass ein Zoo ein Auge auf bedrohte Tierarten hat und alles dafür tut, dass sie nicht aussterben. In Nyíregyháza leben beispielsweise noch drei von weltweit rund 200 einhörnigen Rhinozerosse. Der Zoo steht unter anderem deshalb mit anderen Zoos weltweit in Kontakt, um Anpaarungspartner für die Tiere zu finden und zusammen zu führen. Übrigens später sahen wir, dass ein Nashorn sich in seinem Schlammwasserloch verkroch und die Dame dazu ebenfalls. „Breeding season“ (Fortpflanzungszeit), frohlockte Zsuzsa.

Knapp eine halbe Million Besucher kommen jährlich in den Zoo. Eine Hauptattraktion gibt es nicht, es gibt derer viele! Hier ist auch die größte „Sammlung“ von Tigern zu finden: fünf weiße bengalische Tiger, Tiger aus Malaysia und aus Sumatra sowie die größten ihrer Art aus Sibirien, die über 250 kg schwer werden. Es fällt auf, dass die Tiere grundsätzlich in guter Verfassung und Kondition sind. Das bringt eine art- und wesensnahe Haltung mit sich.

Orang-Utan-DameBei den Schimpansen fiel ein Tier auf, das kaum Haare auf dem Kopf hatte. „Das Männchen ist bereits 55 Jahre alt“, erzählt Zsusza. Bei einem Durchschnittsalter von rund 25 Jahren erklärt sich diese dünne Haarpracht des Menschenaffen. Ebenfalls wissenswert: die ältere Orang-Utan-Dame, die sich ein Tuch über den Kopf legte ist wie eine Kinderkrankenschwester, sie hilft jüngeren Orang-Utan-Weibchen bei der Aufzucht der Kinder.

Besonders populär nicht nur bei den Kindern ist auch das Victoria-Haus, weil man zwischen freifliegenden bunten Vögeln laufen kann. Welches Gekreische hier größer ist, wechselt natürlich. Übrigens können sich die Tiere zurückziehen, wenn es ihnen zu viel ist.

Wir sind uns noch nicht sicher, lag es an Zsuzsa Petró oder an diesen nahen Blicken der Tiere, die uns so sehr begeisterten. Jedenfalls haben wir Tiere gesehen, die wir noch nie gesehen hatten. Daher: Ein Zoobesuch darf keineswegs fehlen, wenn man in der nördlichen Tiefebene in Ungarn verweilt. Und für Zooliebhaber lohnt die Reise nur wegen diesem Zoo. Der Zoo hat ein eigenes Hotel, genannt „Hotel Dzsungel„, wer dort nächtigt hat die Eintrittskarte inklusive.

Danke Zsuzsa Petró für Ihre kurzweilige Führung im größten Zoo in Ungarn.

Link zur sehenswerten Webseite des Sóstó Zoos

Ort:  Sóstó Zoo, Sóstói út, 4431 Sóstófürdő,

Autor und Fotos: Inge Veil-Köberle