Oberschwaben-Welt

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Juni 4, 2016
von upperswabia
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Kutschfahrt im Hortobágy Nationalpark

Kutschfahrt-01Eine weitere Möglichkeit den Nationalpark Hortobágy in Ungarn näher zu erleben ist eine Kutschfahrt in die große und flache Gras- und Salzsteppe. Wer sie gesehen hat, kann ahnen wie im Hochsommer bei Hitze die Luft anfängt zu flimmern oder es Luftspiegelungen gibt. Doch bleiben wir bei dem frühsommerlichen Kutschausfahrt. Der Schafschwingel blüht, es ist ein Gras, das die Grassteppe leicht rötlich färbt.

Kutschfahrt-GestütStartpunkt für die Kutschfahrt ist das Gestüt Máta Ménes, das mit 250 Pferden ein bedeutender Zuchtstandort in Ungarn ist. Das Gestüt blickt auf eine mehr als 300 Jahre alte Geschichte zurück. Gezüchtet wird das traditionelle ungarische Noniuspferd. Es gibt 60 Nonius Zuchtstuten am Gestüt. Ihr körperlicher Aufbau und ihre Ausdauer waren zu Napoleons Zeiten ein Zuchtziel. Heute ist es das ideale Freizeitpferd, da es ruhig und ausdauernd ist. Noniuspferde sind dunkel, hellbraun oder schwarz. Die schönen Pferde können in den Stallungen und in der Puszta im Herdenverband bewundert werden.

Kutschfahrt-03Die Kutschfahrt mit Führung in die Puszta führt in den fast 2 Stunden vorbei an einer Herde Wasserbüffel mit einem Hirten in seiner historischen Tracht, eine Herde Graurinder schaut neugierig auf die Besuchern, Zackelschafe in der Ferne. Höhepunkt dieser Ausfahrt ist eine Vorführung von in Tracht gekleideten Reitern. Der Hosenrock wird aus sechs Meter Stoff genäht. Zur Tracht gehören zudem ein Hut mit breitem Rand sowie eine Weste.

Zuerst dreht ein vierköpfiges Graurinder-Ochsengespann, das nur mit der Stimme gelenkt wird seine Runde um unser Kutschengespann. Fast ein Jahr dauert es bis ein Ochse in einem Gespann mitlaufen kann. Der Kutscher ruft dessen Namen und sagt links oder rechts. Sie sind mit einem Joch lose verbunden. Die Pferdehirten reiten mit den Noniuspferden. Der ungarische Sattel der Pferdehirten hatte ursprünglich keinen Bauchgurt, doch Steigbügel. Nur Räuber hatten früher Bauchgurte, die den Sattel am Pferd festhielten. Für die Pferdehirten ist es leichter ohne Bauchgurt abzusteigen oder auch das Kunststück, dass das Pferd sich flach auf den Boden legen kann. Die Pferdehirten knallen mit der Kreiselpeitsche auf galoppierenden und liegenden Pferden und demonstrieren die Unerschrockenheit der Noniuspferde. Dass Pferd und Reiter sich flach auf den die Grassteppe legten hatte, den Grund in der flachen Puszta nicht entdeckt zu werden. Das Knallen der Kreiselpeitsche erinnert an einen Pistolenschuss. Es diente zu Kriegszeiten dazu, die Tiere zu konditionieren nicht zu erschrecken. Das sitzende Pferd ist eine untypische Haltung eines Pferdes, doch es wird ebenfalls von dem Pferd auf Zuruf und Tätscheln des Reiters ausgeübt.

Kutschfahrt-ZackelschafeDie Kutschfahrt ging weiter zu einem entfernten Stall, der mit seinem Reetdach fast den Boden berührte. Hier sind im Winter die Zackelschafe untergebracht. Leider konnten wir die große Herde nicht von nah sehen – sie weidete in weiter Ferne. Einzelne Tiere waren allerdings noch im Stall. Am Ende der Kutschausfahrt sahen wir wieder einen Reiter, der eine Herde Pferde vor sich hertrieb. Was gibt es schöneres als eine galoppierende Pferdeherde.

Nach der Kutschfahrt gab es noch die Möglichkeit einem Töpfer bei seiner Arbeit zuzuschauen, der schwarze Tonkrüge herstellte mit traditionellem Dekor und Muster.

Möglich ist auch selbst einen Ausritt zu Pferde mit Führer in die Puszta zu unternehmen. Auch hier ist eine Anmeldung bzw. eine Terminvereinbarung notwendig.

Foto und Autor: Inge Veil-Köberle

Kutschfahrt-Pferdeherde-01

Link zum Gestüt Mátai Ménes
Ort: Gestüt Hortobágy-Máta (aus Richtung Debrecen kommend am Nationalpark Besucherzentrum vorbei, weiter geradeaus, über die berühmte neunbögige Brücke und sofort danach rechts abbiegen. Der Beschilderung folgen.

Juni 4, 2016
von upperswabia
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Safari im Hortobágy Nationalpark Ungarn

Straße-Nr-33Wer denkt bei Ungarn an Safari? Die sehr gerade Asphaltstraße mit der Nummer 33 führt von der Stadt Debrecen mitten durch die Puszta in das Dorf Hortobágy. Nahe dem Verkehrskreisel ist das Besucherzentrum des Nationalparks mit seinem integrierten Museum und der Kranich-Sonderausstellung im ersten Stockwerk. Die Nationalparkmitabeiterin Kristin Brabender zeigt uns im Museum die präparierten Vögel und Lebewesen, die im Nationalpark lebend entdeckt werden können. Auch der Bodenaufbau der Salzsteppe ist im musealen Aufbau nachvollziebar.

In der Sonderausstellung ist interaktiv sehr viel über die Kraniche zu lernen. Der Kranich ist das Wappentier des Nationalparkes und seine Flugroute kann visuell auf einer Karte verfolgt werden. Ein sehr wichtiger Zwischenstopp für die Kraniche ist der Nationalpark im Herbst. Hunderttausende der Kraniche bleiben im Herbst mehrere Tage im Nationalpark, während sie im Frühjahr nur eine kurze Rast einlegen. „Es ist ein faszinierendes Naturereignis“, erzählt Kristin Brabender zu dem aus der ganzen Welt Vogelbeobachter anreisen. Doch es ist nicht nur der Kranich, der die Ornithologen nach Hortobágy kommen lässt. Auch der größte flugfähige Vogel, die Großtrappe sowie Silber-, Purpur-, Seiden- und Kuhreiher sowie Steppen-, Wiesen-, Schwarz-, Rotweihe, Wald-, Sumpfohreule und viele andere mehr sind im Hortobágy Nationalpark zu beobachten.

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Kristin Brabender im Safari Park Hortobágy

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Przewalsky Herde im Nationalpark Hortobágy Nationalpark

Allerdings denkt man bei Safari auch an größere Tiere in freier Wildbahn. Mit dem Safari-Geländewagen fährt uns Kristin Brabender in den geschützten Teil des Nationalparkes. Ohne Führung und Anmeldung kann dieses Gelände nicht betreten werden. Nach einigen Schlaglöchern sehen wir die Wildpferde und die -rinder. Das Przewalski-Pferd, das einzige Wildpferd, das bis heute in reiner Form überlebt hat, lebt hier. Die Safari-Park Direktorin Brabender kennt die Pferde und freut sich über jedes neues Fohlen, das Ende Mai täglich erwartet geboren wird. Seit über 10 Jahren arbeitet sie im Nationalpark. Sie kam von Deutschland im Rahmen ihrer Diplomarbeit über den Kölner Zoo nach Hortobágy und blieb bei „ihren“ Wildpferden.

1968 waren die Tiere beinahe ausgestorben. Mit nur 12 Wildpferden wurde wieder eine Population aufgebaut, die heutzutage rund 2.000 Tiere umfasst. In Hortobágy leben rund 350 Tiere – die größte Herde in Europa. Die Population wächst stetig, sodass Tiere an andere Reservate und Zoos weitergegeben werden können.

 

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Auerochsen und -rinder im Hortobágy Nationalpark

Bei dem Wildrind handelt es sich um eine Rückzüchtung des Auerochsen, dem Urahn des europäischen Hausrindes, der 1627 ausstarb. Verschiedene Aufzeichnungen und Fragmente, die teilweise tausende Jahre alt sein können, helfen den Wissenschaftlern bei ihrer Zuchtarbeit. Da kann es schon sein, dass mal ein spanischer oder ein afrikanischer Stier eingesetzt wird. Rückzüchtung bedeutet, dass Merkmale wie kurze Beine für den Stall und die Mast sinnvoll sind. Allerdings nicht in der freien Wildbahn, hier sind lange Beine sinnvoller. Schaut man den Tieren in die Augen, kann man das ein oder andere Gen durchaus erkennen. Wie gut, dass wir mit einem Geländewagen unterwegs sind. Tipp von Brabender: Nicht wegrennen, wenn der Stier auf einen zukommt, das wird als Angriffswunsch interpretiert.

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Auerochsen Hortobágy Nationalpark

Übrigens: die Auerrinder, auch Urrind genannt, tragen gelbe Ohrmarken, denn sie werden „regulatorisch“ als Hausrinder gesehen. Wer auf der Safari „Jäger“ sehen will, der entdeckt diese im Safari-Informationszentrum. Hier leben in verschiedenen Gehegen Wildkatzen, ein Goldschakal, ein Rot- und Feuerfuchs. Diese sind auch in der freien Wildbahn immer häufiger zu sehen. Drei Wölfe sind in einem großen Gehege. „Diese wird es nicht in freier Wildbahn geben“, weiß Brabender.

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Wildkatze im Hortobágy Nationalpark

Hortobagy-Goldfuchs Safari in der Puszta? Nach dieser Führung auf jeden Fall empfehlenswert! Wo es die gibt? Beim Besucherzentrum direkt in Hortóbagy nachfragen. Die cremefarbenen Safarifahrzeuge starten im Hof des Besucherzentrums.

Link zur Sonderausstellung Kranich im Besucherzentrum Hortobágy
Link zum Safari Informationszentrum in Hortobágy

Ort: Besucherzentrum Hortobágy, Petöfi tér, 4071 Ungarn

Foto und Autor: Inge Veil-Köberle

Mai 29, 2016
von upperswabia
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Ökotourismus am Theiss-See und Wasserpromenade

Der Theiss-See ist ein künstlicher See (127 km²) und nach dem Plattensee (Balaton) die zweitgrößte Wasserfläche in Ungarn. Der See entstand durch das Anstauen der Theiß (auch Theiss geschrieben, ungarisch Tisza genannt).
Die Theiss ist neben der Donau der wichtigste und größte Fluß in Ungarn. In früheren Zeiten überflutete er oft die Puszta. Deshalb wurde zu Beginn der 70er Jahre die Bewässerungshauptkanäle reguliert. Glücklicherweise kamen längst verschwundene Wasservögel wieder zurück. Der Theiß-See gehört ebenfalls zum Nationalpark und zum Weltkulturerbe. Das nördliche und mittlere Gebiet gehören zum Vogelreservat Theiß-See.

Ein Spazierweg, der für einen Halbtagesausflug lohnt, ist der „Theiß-Blümchen-Weg“. Dieser Lehrpfad, in einem urwaldähnlichen Wald, ist 1,5 Kilometer lang und hat mehre spielerische Aktivitätsstationen – wie beispielsweise Ringe werfen (es sind aus weichen Zweigen geformte Ringe, die auf einzelne stehende Stöcke geworfen werden). Das macht nicht nur kleinen Kindern Spass und macht den Spaziergang abwechlungsreich. Natürlich kann man am Wegesrand auch seltene Pflanzen entdecken, vor allem mit einer fachkundigen Führung.

Ein Aussichtspunkt erlaubt den Blick auf den See „Borzonat“. Mitte Mai blühte hier schon die gelbe Sumpflilie. Ein schöner Anblick an dem 127 km² größen See, der eigentlich aus vielen toten Armen der Theiß besteht und meist nur bis zu 1,20 m tief ist. Neben einer Vielzahl verschiedenster Pflanzen findet man auch über 200 Vogelarten und über 70 Libellenarten.

Folgt man dem Weg, sieht man am Wegesrand plötzlich viele Gummistiefel in verschiedenen Größen hängen. Diese sollte man anziehen, wenn man einen kleinen Abstecher auf den Lehrpfad einschlägt. Hier wird gezeigt, wie Menschen früher im Theißgebiet gelebt haben und beispielsweise gefischt haben. Manchmal haben sie sicherlich auch einen Linienfisch gefangen, den es auch heute noch gibt. Das besondere an diesem Fisch ist, dass er auch Lungen besitzt, durch die er bei Trockenheit atmen kann. Am Ende dieses Lehrpfades zieht man das Boot erneut an einem Seil auf die nächste Seite und wechselt nach dieser Matsch-Erlebnis wieder in die eigenen Schuhe.

Mittlerweile einzigartig ist die Eintagsfliege in dem Theiß Gebiet. Die 10 cm lange Theißfliege gab es vor vielen Jahren überall in Mitteleuropa, mittlerweile nur noch hier an der Theiß. Die Fliege, die zur Gattung der Hafte gehört, ähnelt einer Heuschrecke. Zehn Stationen beschreiben auch in deutscher Sprache das Leben dieser Fliege: nach drei Jahren Entwicklungszeit schlüpft sie zwischen Ende Mai und Mitte Juni. Diese Zeit nennt man auch „Theißblüte“, die dem Weg den Namen „Theiß-Blümchen-Weg“ verleiht. Mehrere Tausend Exemplare schwirren über dem Gewässer, paaren sich, legen Eier und sterben. Ja, die Theißfliege muss sich beeilen, lebt sie als Eintagsfliege doch nur wenige Stunden! Da die Theißfliege sehr empfindlich auf Umwelteinflüsse reagiert, steht sie für gutes und gesundes Wasser.

Unser Führer Franz Kiss erzählt, dass bei den Überschwemmungen im Jahr 2000 hochgiftiges Zyan in die Theiß kam. Verursacht wurde dies durch einen Dammbruch in Rumänien. Es bestand die große Furcht, dass die Population der empfindsamen Fliege zerstört wäre und womöglich ausgerottet sei. Doch glücklicherweise waren schon im darauffolgenden Jahr wieder Theißfliegen zu sehen.

Um mehr von diesen weitverzweigten Sümpfen, Wäldern und Wasserwegen zu sehen steigen wir ins Kanu. Die Theiß ist anfangs sehr breit und wir sehen zahlreiche Motorboote fahren. Im ersten Moment war dies ein schöner Anblick, doch brachten die Wellen diese Motorboote unser Kanu manchmal ganz schön in Bewegung. Nicht gerade das, was sich Landratten so wünschen. Was uns auch etwas Schwierigkeiten bereitete, war die Orientierung. Eine Beschilderung suchten wir vergebens und uns war nicht immer klar, ob der Weg nun ins Schilf führt oder unser Wasserweg darstellt. Nach einer Stunde waren wir gefühlt noch nicht sehr weit. Wir hatten Ehrenrunden auf den einzelnen Seeplattformen gedreht und steuerten einen kleinen Hafen an. Die Frau erzählte uns, dass wir wieder ein Stück zurück mussten, weil wir eine Abzweigung verpassten. Dabei waren wir noch auf der übersichtlichen und vielbefahrenen Strecke! Wir entschieden, die Kanutour abzubrechen.

Klar, es gibt Karten, es gibt auch Hinweise, doch keine Hinweisschilder. Da das Gebiet öfters überschwemmt wird, wären diese auch nicht von langer Dauer. Später sagte uns ein junger Mann, im Theißgebiet und seinen vielen Wasserarmen können sich auch Einheimische verirren.

Unsere Empfehlung: Entweder die Kanufahrt mit einem Führer oder die Strecke mit einem Motorboot sozusagen vorher abfahren.

Ausgangsort: Szabics Kikötö (Hafen) és Szabadidöpart, 5358 Tiszafüred

Auf unserer Tour sahen wir schon viele Vögel rechts und links. Wir können nur ahnen, welch seltene scheue Arten uns vielleicht in den abgelegenen Wasserstraßen begegnet wären.

Die Topadresse um Vögel zu beobachten ist das Vogelreservat, die Wasserpromenade, das mit einem kleinen Boot vom Ufer (Delfin Hafen, Poroszló) erreicht werden kann. Das Vogelreservat Theiß-See – Vízí Sétány –  hat lange Stege zwischen Schilf, die zu Beobachtungshütten und zu einem Aussichtsturm führen. In diesen Beobachtungsschutzräumen ist ein Vogelexperte des Nationalparks, der die Vögel und ihre Besonderheiten zeigen und erklären kann. Ein Muß für jeden Ornithologen. Dank an Ágnes Kemecsel für die Sensibiliserung für diesen Vogel-Naturschutzpark und die Vielfalt der Lebenswesen in diesem Naturschutzgebiet.

Link über den Nationalpark zur Infoseite

Link zur Wasserpromenade ( Vizisetany )

Startpunkt: Delfin Kikötö (Delfin-Hafen), Poroszló

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Mai 29, 2016
von upperswabia
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Debrecen – zweitgrößte Stadt Ungarns

Die zweitgrößte Stadt in Ungarn hat 210.000 Einwohner, liegt in der Nördlichen Tiefebene, nahe der Rumänischen Grenze und ist eine der sonnenreichsten Regionen in Ungarn. Eine aufstrebende Stadt, die die letzten Jahre sehr viel renoviert und gebaut hat. Über 30.000 Studenten verteilt auf 15 Fakultäten sind in Debrecen am Lernen. Neue und alte Gebäude stehen nebeneinander. Die Innenstadt ist sehr gepflegt, modernes und traditionsbewußtes Denken liegen nah beieinander. In den Außenbezirken fällt auf, dass ein kleines Schrebergartenhaus neben einem neuen Einfamlienhaus stehen kann. Debrecen gilt als wohlhabende Stadt.

Debrecen-01-Wappen

Wappen Stadt Debrecen

Das Wappen zeigt einen Phönix und ein Lamm. Wie Phönix aus der Asche versteht es die Stadt immer wieder neu aufzustehen, trotz aller Widerstände. Die Geschichte sagt, dass die Kirche einmal vollständig niederbrannte bis auf den Stein mit der Abbildung dem Lamm, der nicht zerstört wurde. Das Lamm Gottes ist das älteste Zeichen für Jesus Christus und dessen Auferstehung.

Kirche – Glaubensfreiheit

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Grosse Reformierte Kirche und Kossuth-Statue

Die große reformierte Kirche bildet das Zentrum und ist zugleich die größte protestantische Kirche in Ungarn. 3000 Menschen kann das Gotteshaus aufnehmen. Vor der Kirche erinnert eine Gedenktafel daran, dass ein Stadtvater zur reformatorischen christlichen Gemeinde einmal sagte: „Wenn aus diesem abgebrochenen Ast ein eigener Strauch erwachsen sollte, dann wird aus der reformatorischen Bewegung eine Religion.“ Nun, der Stadtvater sah einen Strauch wachsen und die Religion feiert im Jahr 2017 ihr 500jähriges Bestehen.

Religionsfreiheit hat in Debrecen eine hohe Bedeutung, so die Tourismus Managerin Lívia Darin-Séllei. Es gibt zwei Synagogen, eine griechisch orthodoxe Kirche und an fast jedem Eingang der Stadt steht eine protestantische Kirche. 1991 (2001) entschuldigte sich Papst Johannes Paul II in der großen reformierten Kirche dafür, dass es Zeiten gab, bei denen die christlichen Glaubensbrüder verfolgt und weggebracht wurden. Ein sehr wichtiges Signal für die protestantische Gemeinde.

Kultur

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Theater Debrecen

Ungewöhnlich ist die Tatsache, dass eine Stadt, die die größte protestantische Gemeinde in Ungarn hatte und eine Hochburg des Calvinismus war, ein Theater im Jahre 1861 baute. Grund war „Weil wir es können“ und so wurde es gebaut. Allerdings tragen die Felder, die für den Bau des Theaters geopfert werden mussten, bis heute den Namen „Traueräcker“. Trotzdem für Neuerungen waren die Debreciner grundsätzlich immer offen. Heutzutage gibt es fast jedes Wochenende ein Festival, im Theater wird internationales Programm angeboten. Der Blumenkarneval, ein Ereignis, das tausende von Besuchern anzieht, ist ein Umzug mit farbenprächtigen blumengeschmückten Wagen, Figuren und Tieren.

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Déri-Museum in Debrecen

Debrecen hat mehrere Kunstmuseen – zwei seien genannt das Déri-Museum und das Moderne Kunstmuseum. Der Grundstock für das erstgenannte Museum bildete die Sammlung von asiatischen, ägyptischen und griechischen Schätzen sowie heimischer Volkskunst, die der Wiener Seidenfabrikant Frigyes Déri vor knapp hundert Jahren der Stadt gestiftet hat. Hier hängen auch drei Ölgemälde mit jeweils sechs Quadratmeter von Munkácsy Mihály (1844 bis 1900) in einem eignes dafür temperierten Raum. Sie stellen die letzten Tage Jesus dar.

Bildung

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Reformiertes Kollegium Innenhof

Das Reformierte Kollegium ist seit dem 16. Jahrhundert ununterbrochen ein Ort an dem die akademische Bildung das Ziel war. Westliche und geistliche Strömungen wurden in den Lehrplan aufgegriffen. Der Andachtsraum wird heute noch von den Schülern genutzt. Das Parlament tagte 1849 in diesem Raum, als Lajos Kossuth über die Unabhängigkeit Ungarns abstimmen lies. Namensschilder an den Sitzplätzen erinnern daran, wer wo saß.

Das Kollegium bildete auch die Grundlage für die Gründung der Universität im Jahre 1912. Im Schulmuseum wird eine Europakarte gezeigt, auf der weitere reformatorische Kollegien angezeigt sind. Mit Hilfe eines Trafos, der angekurbelt wird, leuchten die Lämpchen der verschiedenen Orte in Europa auf. Auch die ausgestellte Dampfmaschine im Schulmuseum funktioniert heute noch und zeigt, dass interaktive Lehrmaterialien bereits Ende des 18. Jahrhunderts eingesetzt wurden. In einem weiteren Teil des Gebäudes ist die größte kirchliche Bibliothek in Ungarn aufbewahrt. Die Bibel kann hier in 200 (Korrektur: 250) verschiedenen Sprachen eingesehen werden. Weiter ist auch eine Ausstellung der Kirchenkunst zu besichtigen.

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Springbrunnen vor dem Universitätsgebäude

Das Hauptgebäude der Universität ist ein klassizistischer Bau. Wer es betritt kann sich gut vorstellen, welche Ehre es doch ist studieren zu dürfen. Vor dem Eingang breitet sich ein großes Springbrunnenbecken aus, in dem jeder Student ein Bad nimmt – wohlgemerkt nach seinem Abschluß. 😉  Die Universität beherbergt 22 verschiedene Fakulitäten wie Medizin, Agrarkultur und Jura. Nach einigen neueren Gebäuden schließt sich der botanische Garten und das Agora an das Unigelände an.

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Innenansicht Agora Museum

Agora ist ein Science Museum, in dem spielerisch physikalische und naturwissenschaftliche Phänomene ausprobiert werden kann – nicht nur was für Kinder, macht auch Erwachsenen sehr viel Spaß. Wir waren die letzten Besucher, die das Haus an diesem Tag verlassen haben. Im gelben Raum hatten wir festgestellt, wie leicht es ist „farbenblind“ zu sein. Eine andere Form zu sandeln erkennt man im nachfolgenden Video. Berge werden angehäufelt, tiefe Meere entstehen, wenn der Sand herausgenommen wird. Es gibt ein deutsches Begleitheft, das die Phänomene gut erklärt. Leichter verständlich als es in einem Physikbuch steht. Und dazu viele BetreuerInnen, die in englischer oder deutscher Sprache an den Stationen zur Lösung halfen oder Impulse gaben.

Aqua, Aqua, Aqua

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Wasserturm in Debrecen

Einen begehbarer Wasserspringbrunnen, der abends illuminiert ist, habe ich in dieser Form auch noch nie gesehen. Die höchste Fontäne ist 18 Meter hoch, die konnten wir sehen, als wir auf die Plattform des noch heute genutzten Wasserturmes (Nagyerdo) gestiegen sind. Der 42 Meter hohe Wasserturm wurde 2015 renoviert. Nach 207 Stufen kann nicht nur mit dem Fernrohr auf die Stadt geblickt werden, sondern im Echofenster seine einem Echo lauschen. Die weit entfernten Kirchtürme der Reformierten Kirche, der Stadtwald, das neugebaute moderne Stadion für 22.000 Zuschauer, der Blick auf das Klinikgelände und das städtische Familienerlebnis-, Frei- und Thermalbad. Zudem gibt es eine Kletterwand mit 430 Griffen, die mit Anmeldung erklettert werden kann.

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Aquaticum Debrecen

Bäder – eine Besonderheit in Ungarn. Jede Stadt hat mindestens ein Thermalbad, dazu kommt ein Familienerlebnisbad und natürlich ein Strandbad (Freibad) mit verschiedenen Becken zum Schwimmen und Planschen. Im Aquaticum Debrecen wurde 2014 alles neu renoviert und saniert. Das Familienbad mit seinen vielen Grünpflanzen ist ein schöner Ort, falls mal die Sonne nicht scheint. Und von der neuen Sauna, dem neuen Wellnessbereich und und und gar nicht zu sprechen. Pfiffig finde ich die Idee mit einer Art flachen eleganten Armbanduhr das Schließfach zu öffnen und damit Bezahlen zu können. Damit erübrigt sich das Mitnehmen von Geldbörse und sperrigem Schließfachschlüssel während des Aufenthaltes.

Grün und der Stadtwald

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Stadtwald im Hintergrund der begehbare Springbrunnen

Tatsächlich, es ist kein Park – es ist ein Wald. Abgesehen, dass auch Wege darin verlaufen, wirkt es stellenweise wie ein Bannwald. Es gibt auch Parks, in ihm haben wir das Schild 5 % entdeckt. Trotz vieler Grünflächen – es ist die nördliche Tiefebene – es gibt keine Hügel und keine Berge, Debrecen liegt auf 121 Meter Höhe.

 

Shopping

Es gibt ein Einkaufszentrum, das Shops und Marken anbietet, die es auch bei uns in den deutschen Städten gibt. Die Preise sind in diesem Fall wie bei uns.
In der großen Markthalle werden regionale Produkte angeboten, so auch Trüffel und andere schmackhafte Pilze. Wer über den Blumenmarkt läuft kann die Menschen beobachten, mit welcher Pflanze sie das heimische Gärtchen verschönern werden.

Essen

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Original Debrecen Würste

Die besten Debreciner Würste kommen natürlich aus Debrecen selbst. Im verkehrsberuhigten Bereich, neben dem Kossuth Platz und nahe der großen reformierten Kirche, ist das Hotel „Zum Goldenen Stier“ mit geschichtsträchtigem Ambiente, das auch für Nichthotelgäste einen günstigen Mittagstisch anbietet.

 

Abends waren wir in der Schrottbar – Roncsbár

Debrecen-11-SchrottbarEin Lokal, dessen Interieur schon das Interesse weckt. Da muss noch keine Band oder sonstiges Event geboten sein. In einem Raum ist die Decke mit Schlagzeugbecken behängt … kurzum ein überlegtes Zusammenhängen von Fundstücken vom Schrottplatz und Flohmarkt.

Link zur Roncsbar

 

Fazit:

Debrecen ist ein sehr hübsches sauberes Städtchen. Auch geeignet für einen Wochenend-Städteurlaub – ob als Familie, Single oder Ehepaar. Debrecen ist mit dem Flieger von München in zwei Stunden erreichbar. Ungarn ist günstiger, um sich im Thermalbad oder in der Wellnessoase verwöhnen zu lassen. Auch das kulturelle Angebot ist überraschend gut. Das Agora-Museum hat Spaß bereitet und es fasziniert mich immer wieder.

Großes Danke auch an Lívia Darin-Séllei vom Tourismusbüro in Debrecen, die uns eine umfangreiche sehr informative Stadtführung schenkte.

Text und Fotos: Inge Veil-Köberle

Wer noch einen weiteren Bildereindruck gewinnen möchte:

Mai 28, 2016
von upperswabia
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Ungarns größter Zoo ist in Nyíregyháza

Und manchmal fällt einem einfach nichts mehr ein, so erging es uns nach dem Besuch des Sóstó-Zoos. Sprachlosigkeit. Einfach nur WOW. Der größte Zoo in Ungarn ist gerade erst 18 Jahre alt geworden und er beherbergt 5000 Tiere und eine Vielfalt von 500 Tierarten. Die Wege sind schmal, die Gehege sind groß und teilweise unter Eichenbäumen, ja fast schon Wald. Die Tiere sind nach Kontinenten zu finden. Und wir sahen sehr viele Jungtiere im Mai. In Australien sind die Kängurus sogar mit Jungtier im Beutel und in Afrika die Löwen und Elefanten zu entdecken.

Der Zoo umfasst 35 Hektar (= 350.000 m²). Manchmal hat man den Eindruck das Tier anfassen zu können. Das Tier läuft nah am Gehegezaun und eigentlich könnte ich es mit dem Finger berühren. Auf die Frage, ob das nicht gefährlich ist, antwortete Zsuzsa Petró: „Das war noch nie ein Problem, eher dass die Tiere gefüttert werden“. Die Gehege sind sehr großzügig angelegt und viele haben am Besucherweg eine Glasscheibe, so daß man das Tier sehr nah sehen kann. Es kann also passieren, dass zwischen weißem Tiger und Besucher nur die Glasscheibe trennt.

Weisser-TigerZsuzsa Petró beeindruckt uns, sie läuft am Gehege vorbei, ruft einen Tiernamen und der Blick des Tieres dreht sich zu ihr. Die Tiere kennen sie und sie weiß von jedem Tier (Säugetier) den Namen, in welchem Jahr es geboren wurde oder wielange es schon im Zoo lebt. Sie ist ein wandelndes Zoolexikon. Seit 16 Jahren arbeitet sie hier, sie ist im Erstberuf Lehrerin, hat hier in den Ferien gearbeitet und ist geblieben. „Es ist meine Familie“, sagt sie und wenn man wieder den Blick des Tieres auf sie gerichtet sieht, ihrem Wissen lauscht, dann hegt man keinen Zweifel mehr.

Es gibt auch einen Bereich mit „Bauernhoftieren“ im Zoo. Dazu erklärte sie: „Es ist auffallend, dass viele Kinder zwar wissen wie ein Elefant aussieht, aber eine Kuh sei lila“. Daher hat der Zoo einen Streichelbereich für naturfarbene Bauernhoftiere eingerichtet. Als Lehrerin weiß sie, wie sie Wissen kindgerecht anbietet. Einfache Schautafeln und trotzdem – die Tafeln an den Gehegen mit dem Tierartnamen sind in fünf Sprachen angeschrieben.

Stolz ist sie auf den Nachwuchs, den die Tiere haben. Man hatte das Gefühl, dass die Tiere sich in dem Zoo besonders gerne paaren und Nachwuchs bekommen. Am Beispiel der Nashörner erklärt sie, wie wichtig es ist, dass ein Zoo ein Auge auf bedrohte Tierarten hat und alles dafür tut, dass sie nicht aussterben. In Nyíregyháza leben beispielsweise noch drei von weltweit rund 200 einhörnigen Rhinozerosse. Der Zoo steht unter anderem deshalb mit anderen Zoos weltweit in Kontakt, um Anpaarungspartner für die Tiere zu finden und zusammen zu führen. Übrigens später sahen wir, dass ein Nashorn sich in seinem Schlammwasserloch verkroch und die Dame dazu ebenfalls. „Breeding season“ (Fortpflanzungszeit), frohlockte Zsuzsa.

Knapp eine halbe Million Besucher kommen jährlich in den Zoo. Eine Hauptattraktion gibt es nicht, es gibt derer viele! Hier ist auch die größte „Sammlung“ von Tigern zu finden: fünf weiße bengalische Tiger, Tiger aus Malaysia und aus Sumatra sowie die größten ihrer Art aus Sibirien, die über 250 kg schwer werden. Es fällt auf, dass die Tiere grundsätzlich in guter Verfassung und Kondition sind. Das bringt eine art- und wesensnahe Haltung mit sich.

Orang-Utan-DameBei den Schimpansen fiel ein Tier auf, das kaum Haare auf dem Kopf hatte. „Das Männchen ist bereits 55 Jahre alt“, erzählt Zsusza. Bei einem Durchschnittsalter von rund 25 Jahren erklärt sich diese dünne Haarpracht des Menschenaffen. Ebenfalls wissenswert: die ältere Orang-Utan-Dame, die sich ein Tuch über den Kopf legte ist wie eine Kinderkrankenschwester, sie hilft jüngeren Orang-Utan-Weibchen bei der Aufzucht der Kinder.

Besonders populär nicht nur bei den Kindern ist auch das Victoria-Haus, weil man zwischen freifliegenden bunten Vögeln laufen kann. Welches Gekreische hier größer ist, wechselt natürlich. Übrigens können sich die Tiere zurückziehen, wenn es ihnen zu viel ist.

Wir sind uns noch nicht sicher, lag es an Zsuzsa Petró oder an diesen nahen Blicken der Tiere, die uns so sehr begeisterten. Jedenfalls haben wir Tiere gesehen, die wir noch nie gesehen hatten. Daher: Ein Zoobesuch darf keineswegs fehlen, wenn man in der nördlichen Tiefebene in Ungarn verweilt. Und für Zooliebhaber lohnt die Reise nur wegen diesem Zoo. Der Zoo hat ein eigenes Hotel, genannt „Hotel Dzsungel„, wer dort nächtigt hat die Eintrittskarte inklusive.

Danke Zsuzsa Petró für Ihre kurzweilige Führung im größten Zoo in Ungarn.

Link zur sehenswerten Webseite des Sóstó Zoos

Ort:  Sóstó Zoo, Sóstói út, 4431 Sóstófürdő,

Autor und Fotos: Inge Veil-Köberle

Mai 28, 2016
von upperswabia
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Museumsdörfer gibt es auch in Ungarn

In Sóstó gibt es ein Freilichtmuseum, das nur wenige Schritte vom Zoo Sóstó und fünf Kilometer von der Innenstadt Nyíregyháza entfernt ist. Im Jahre 1971 wurde es eröffnet und zeigt auf 7,5 Hektar wie im 18. und 19. Jahrhundert die Menschen in Nord-Ost-Ungarn gelebt haben. Es ist ein Studium der volkstümlichen Architektur. Häuser, Ställe und Gebäude – auch öffentliche Gebäude wie eine Kirche, eine Schule und ein Krämermarkt wurden an ihrem ursprünglichen Standort penibel abgebaut und im Museum detailgetreu wieder aufgebaut. „Ein originales Haus zu finden wird immer schwieriger“, weiß die Museumsdirektorin Sarolta Szabó. Aus Holz gebaute Gebäude sind schnell beseitigt, wenn es darum geht Platz zu machen. „Schwierig ist es auch öffentliche Gebäude wie eine Kirche oder den Glockentrum aus einer Gemeinde wegzunehmen“, weiß die deutschsprechende Szabó. In solchen Fällen wird eine Rekonstruktion, ein detailgetreuer Nachbau, in die Wege geleitet.

Es gibt auch ein Gebäude, in denen viele der alten Handwerkskünste präsentiert werden. An Wochenenden sind diese Handwerker vor Ort. Der Lebküchler, der Schuster, der Hutmacher, der Blaufärber, der Küfer, der Radmacher und der Riemenschneider, alle zeigen noch wie gearbeitet wurde – selbstverständlich mit Werkzeugen aus dieser Zeit.

An der Dorfschule Barabás aus dem vorherigen Jahrhundert wird gezeigt, dass Jungen und Mädchen getrennt voneinander Unterricht hatten. Dafür saßen alle sechs Klassenstufen in einem Raum zusammen. Was mir noch nie in einem Freilichtmuseum aufgefallen ist, ist der Friedhof. Hier im Múzeumfalu gibt es Grabsteine, gußeiserne Grabkreuze und Grabhölzer. Die Grabhölzer der protestantischen Christen waren Holzstelen, die wie aufrechtgestellte geschnitzte Boote wirken.

Ein armes Bauernhaus aus der Region Nyírség scheint in die Erde gebaut zu sein, und das Dach hat Bodenkontakt – übersetzt wird dieses Haus als Erdstall bezeichnet. Ein wertvolles Gebäude aus dem Jahre 1816 ist mit geschnitzten Gangpfosten, gesägte Bretterverzierungen und mit Mauerwerk gebaut. Typisch für die Region war auch eine Trockenmühle. Es ist ein schilfbedeckter Rundbau, in dem Getreide gemahlt wurde. Ebenfalls ist auf dem Gelände ein Krämerladen mit einer Dorfkneipe im Nebenraum.

Wie auch in deutschen Freilichtmuseen – es tut sich immer was. Es gibt  regelmäßig Konzerte, Vorführungen, Führungen oder Veranstaltungstage, die einem Motto, einer Jahreszeit gewidmet sind. Es gibt im Sóstói Múzeumfalu einen deutschsprachigen schriftlichen Museumsführer … siehe auch auf der Museums-Webseite in Kurzform.

Besonderen Dank an die Museumsdirektorin Sarolta Szabó für den gemeinsamen Museumsrundgang.

Fotos und Autor: Inge Veil-Köberle

Ort: Sóstói Múzeumfalu, 4431 Nyíregyháza-Sóstófürdö, Tölgyes 1

Mai 28, 2016
von upperswabia
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Ungarn hat Europas größten Bäderkomplex

Ungarn ist reich an Thermalquellen. Viele Städte haben daher eine hohe Bäderkultur. Bei unserer Studienreise in die nördliche und südliche Tiefebene hatte jeder der Städte mindestens ein Thermal- und Familienbad. Es gibt auch Strandbäder. Damit sind Freibäder gemeint, die mit warmem Wasser locken. Der größte Bäderkomplex Europas befindet sich in der Puszta in Hajdúszoboszló.

Es gibt ein Heilbad, das ganzjährig von 7 bis 19 Uhr geöffnet ist. Drei Heilbecken und ein großer Bereich für Anwendungen bei gesundheitlichen Problemen locken die Gäste. 35 Ärzte sind bereit, um die optimale Therapie für den Besucher zu erarbeiten. Es gibt Anwendungen, da habe ich mir ehrlich gesagt noch nie einen Kopf gemacht, wie was wieder in Form gebracht oder die Schmerzen gelindert werden können. 40 verschiedene Behandlungsmethoden wie „Kohlendioxid-Behandlungskabinen“ für verstopfte Venen aber auch Licht- und Magnettherapie. Es sei „DAS Heilbad für Rheumatiker“. Die heilende Wirkung sei ärztlich bestätigt und anerkannt für chronische Gelenkentzündungen, Arthrose, chronische Nervenerkrankungen und so weiter. Auch soll es gegen Unfruchtbarkeit helfen. Die drei überdachten Heilwasserbecken waren sehr gut besucht und auch die offenen Becken waren an dem doch sehr frischen Tag gut besucht.

Das 30 Hektar große Freibad in einem parkartigen Gelände haben wir nicht komplett erwandert. Es war uns zu kalt Mitte Mai und ein Regenschauer erwischte uns auch noch bei unserem Spaziergang auf dem Gelände. Es gibt 13 verschiedene Becken mit so verlockenden Namen wie Sprudelbecken, Wellenbad, Piratenschiff – es gibt sogar einen Bootsteich. Weiterhin findet sich auf dem Gelände eine FKK Insel und sogar eine FKK Sonnenterrasse nur für Frauen. Eindrucksvoll sei der mediterran angelegte Badestrand mit einem sehr großen Becken. Fairer Weise sei erwähnt, dass das eine oder andere Becken im Außenbereich bedingt durch den kalten Frühling noch nicht in Betrieb war bzw. gerade gesäubert wurde.

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Blick auf den Extrembereich im Aqua-Park

Angrenzend an das Freibad ist der Aquapark, er kostet extra Eintritt – während das Heilbad, das Freibad und das Aqua-Palace Erlebnisbad mit einem Ticket genutzt werden kann. Im Aquapark sind 15 verschiedene Riesenrutschen. Das Rutschenparadies ist 16 Jahre alt – neu ist der Extrembereich im Jahr 2014 dazugekommen. Hier gibt es weitere Angebote wie Freifall-Tunnel oder Superwelle. Im Mai können die Rutschen und der Extrembereich nur am Wochenende genutzt werden.

Kurzum die Anlage ist megagroß und wir sind genügsam und bleiben im Aqua-Palace – sozusagen das Indoor-Erlebnisbad. Auch hier lässt es sich gut aushalten. Es wird auffallend viel mit dekorativen Elementen gearbeitet. Im Außenbereich stehen lebensgroße Elefantenfiguren oder Nashörner in den unterschiedlich tiefen Becken. Auch im Innenbereich wird das Erlebnis mit einer konstruierten Landschaft erzeugt. Krokodile, die vor dem Becken das Maul aufreißen. Im Kinobad kann im warmen Wasser nebenbei Fernsehen geschaut werden. Unter Dach sind acht verschiedene Beckenlandschaften zu finden, wie z. B. das Römische Bad oder das Höhlenbad. Übrigens ist ein Stock höher, richtig gelesen – es gibt noch ein Stockwerk über den verschiedenen Becken – dort können Babys und Kleinkinder sich im flachen Wasser austoben und verschiedene Rutschen ausprobieren.

Nicht, dass dies schon genug sei – es gibt auch noch Bereiche, die die Wellness-Palette abdecken und für mich neu ein Becken, in dem Stehsurfen getestet und gelernt werden kann.

Kurzum der größte Bäderkomplex ist mit hohem Eifer daran interessiert, seinen Gästen immer wieder was Neues anzubieten. In den Sommerferien können sich hier mehrere tausend Menschen aufhalten. „Wir haben 3000 Sonnenliegen, die sind im Sommer alle in Benutzung“, erzählt die Managerin Melinda Csiszár, die uns freundlicher Weise eine Kurzführung gab und zustimmte, dass ich nachfolgenden Plan der Anlage hier auf dem Blog veröffentlichen darf. Ich finde, da braucht es einen Plan um die Größenverhältnisse zu erkennen. Übrigens unten rechts mit der Nummer 28 – das ist die Schwimmhalle „Árpád“, die für internationale Wettkämpfe genutzt wird. Sie ist 50 Meter lang, hat acht Bahnen und ist „nur“ 25 bis 27 Grad warm. Ich denke, so lässt sich die Weite dieses Bäderkomplexes erahnen. Einfach nur „Mega“.

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mehr zu diesem Bäderkomplex auch in deutscher Sprache.

Ort: HUNGAROSPA Hajdúszoboszló, Szent István Park 1-3, H-4200 Hajdúszoboszló

Mai 27, 2016
von upperswabia
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Ungarn – Hirtenmuseum im Hortobágy Nationalpark

Der Hortobágy Nationalpark (Hortobágyi Nemzeti Park) ist mit über 810 Quadratkilometer der größte Nationalpark Ungarns. Er wurde 1973 gegründet und 1999 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Das Besucherzentrum im Dorf Hortobágy ist ideal um weitere Informationen zu erhalten. In benachbarten Gebäuden sind die Kunsthandwerkerhöfe, das Hirtenmuseum, das Handwerkermuseum ein Gasthaus und auch Markstände für Souvenirs untergebracht. Folgt man der Hauptstraße, überquert man die legendäre neunbogige Steinbrücke. Angeblich soll man drüberlaufen und man verjüngt sich 9 Jahre. Habs probiert. Hat sich glaube ich nicht viel geändert.

Wer an Ungarn denkt, denkt meist an unendliche Weiten, flaches Grasland, Pferde- und Viehherden sowie Ziehbrunnen in der Landschaft und an die folkloristischen Tänze. Einiges dieser Romantik wurde im Hirtenmuseum etwas zurecht gerückt.

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ein präpariertes Mangalica (Wollschwein)

Die klassischen ungarischen Nutztiere sind die Pferde, das Graurind, die Zackel- und Rackaschafe sowie das Mangalica (Wollschwein). Bedingt durch die großen Weideflächen wurden die Tiere in Herden gehütet. Zwischen den Hirten gab es eine strenge Hierarchie: der Pferdehirte (Csikós) hatte die höchste Anerkennung, gefolgt vom Rinderhirten (Gulyás), dem Schäfer (Juháse) und zuletzt der Schweinehirte (Kondós). Auch heute noch gibt es noch Hirten in der Puszta, die die Herden vom Sankt Georgstag (April) bis zum Katharinentag hüten. Doch anders als heute lebten die Hirten in der Puszta nicht mehr in Zopfhütten aus Schilf, der ihnen als Schutz gegen den immer vorhandenen Wind diente. Heute gibt es einen Schichtbetrieb, so daß drei Hirten sich eine Woche aufteilen.

In der Weite der Grassteppe waren die Ländereien eingeteilt. Jedes Gebiet hatte seinen Ziehbrunnen, um die Tiere mit Wasser zu versorgen. Historischen Quellen deuten auf Viehtriebe ab dem 14. bis zum 19. Jahrhundert hin. Mit der rasanten Entwicklung der Städte in Nürnberg und Augsburg, Ulm und weiteren Städten im süddeutschen Raum entstand großer Hunger in der Bevölkerung, der mit Hilfe der Graurindherden aus Ungarn gestillt wurde. Das Graurind war ein Exportschlager. Die Rinder verloren auf dem langen Weg kaum an Substanz und das Fleisch galt als Leckerbissen. In den 60er Jahren lebten nur noch wenige Graurinder in Ungarn. Einigen engagierten Tierzüchtern ist es zu verdanken, dass die Rasse nicht ausgestorben ist. Heute leben wieder 25.000 Graurinder im Nationalpark Hortobágy.

Hätten Sie es gewußt? Die Ungarische Post oder der Puszta-Fünfer, wie es spektakulär auf touristischen Prospekten gezeigt wird, ist nicht aus der Tradition der Pferdehirten entstanden. Sondern, ein österreichischer Maler namens Ludwig Lieb malte einen Reiter stehend auf zwei Pferden, davor drei weitere Pferde. Dieses Bild erst weckte den Ehrgeiz der ungarischen Pferdehirten dieses waghalsige Reiterkunststück zu beherrschen.

Das Kunststück, dass das Pferd die umkreisende knallende Reitpeitsche ertragen mußte hatte realen Bezug. Damit wurden die Tiere daran gewöhnt bei Pistolenschüssen nicht zu erschrecken. Der Peitschenknall erinnert an einen Schuss. Nützlich war das Kunststück, dass sich ein Pferd flach auf den Boden legen kann. Damit konnte sich Pferd und Reiter in der flachen Tiefebene etwas verstecken.

Pfingstkönig ist eine alte Tradition, die auch in Hortobágy am Pfingstsamstag zelebriert wird. Die Reiter zeigen ihr Können und der Gewinner wird ein Jahr im nahen Gasthaus freigehalten. Unter anderem versuchen Reiter einem ausgewählten Kollegen ein Tuch oder ähnliches im rasanten Galopp zu entreißen. Eine besondere Technik braucht es mit der Peitsche einen Gegenstand exakt zu treffen. Eine Teildisziplin ist in vollem Galopp mit einem gefüllten Glas zu reiten. Gewinner ist, wer am wenigsten verschüttet hat. Die Kunststücke sind vielfältig und bringen den Zuschauer immer wieder zum Erstaunen.

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So sah eine Zopfhütte aus einer Art Schilfgras. Die Hütte bot Schutz vor Wind und war oben geöffnet, so dass der Rauch des Feuers abziehen konnte.

Hirtenmuseum-04-Hortobagy Der Filzmantel des Hirten war je nach Reichtum und Rangordnung aufwendig bestickt. Dagegen bestand der Alltagsmantel aus dem Fell eines Zackelschafes. Auch am Hut konnte genau erkannt werden, aus welcher Region der Träger kommt und welchen Rang er hat. Der Hut musste so stabil gefilzt sein, dass der Hirte darauf stehen konnte. Ein solcher Hut schützte auch vor Stockschlägen. Die Hirten hatten zudem sehr aufwendig geschnitzte Werkzeuge.

Übrigens: die Familie des Hirten wohnte im Dorf. Ein Oberhirte hatte ein Stück Land und Tiere für den Notfall. Zusammen mit seinen Hirten betreute er einen Bezirk in der Puszta in dessen Zentrum bis zu vier Brunnen standen und Wasser für bis zu 1000 Rindern bot. Die Rinder werden dreimal am Tag getränkt, daraus ergibt sich ein Hütegebiet mit cirka 5 Kilometer Radius.

 

Hirtenmuseum-01-HortobagyHerzlichen Dank an László Lisztes, der uns die Geschichte der Hirten mit seiner Person und seinem Wissen interaktiv wiederbelebt hat.

Link zum Hortobágy Nemzeti Park

Ort: Hortobágy Nationalpark, Petöfi tér 9, 4071 Hortobágy

Mai 27, 2016
von upperswabia
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Ungarn – Vogelkrankenhaus Hortobágy

Hortobágy liegt im Herzen der Puszta in Ungarn in der nördlichen Tiefebene. Neben dem kleinen Dorf ist das Informationszentrum des Nationalparks Hortobágy sowie das Hirtenmuseum, das Handwerkermuseum, die Handwerkerhöfe und ein Gasthaus. Das Vogelkrankenhaus ist ebenfalls am Ortseingang – kurzum alles ist um den Verkehrskreisverkehr angeordnet. Wenige Meter nach dem Hirtenmuseum überquert man die legendäre neunbogige Steinbrücke.

Besuch in einem Vogelkrankenhaus

Im Eingangsbereich erwartet uns zuerst ein kleiner musealer Raum mit präparierten Vögeln und Tieren, die Gefahr oder Nahrung für sie sind. Die Namen der Tiere sind in ungarischer, deutscher und englischer Sprache angeschrieben. Trotz geöffneter Fenster roch es unangenehm. Hinter der nächsten Tür ging es zur Pflegestation der Vögel. Während in den Wintermonaten drei bis vier verletzte Vögel in der Woche angeliefert werden, sind es im Sommer täglich soviele.

Die Hauptgründe sind Unfälle, Elektroschock und Vergiftungen. Unfälle entstehen, wenn der Vogel mit einem Auto oder einem Lastwagen zusammenstößt. Im Nationalpark verläuft die Straße 33, eine wichtige Ost-West-Verbindung. Schon im Mittelalter war dies eine wichtige Handelstraße, genannt Salzstraße. Es kommt immer wieder vor, dass ein Kranich oder Mäusebussard etwas tiefer fliegt, ein fahrendes Auto trifft und sich dabei den Flügel brechen kann. Neu war uns die Verletzungsart Elektroschock. In Ungarn gibt es noch viele alte Überspannleitungen mit Kabel, die relativ nah beieinander sind. So kann ein Storch, wenn er seine Flügel ausspannt beide Kabel berühren und erhält dabei einen Stromschlag. Das hat zur Folge, dass die Gliedmaßen nah am Kabel verbrannt sind und ambutiert werden müssen. Der dritte Einlieferungsgrund: rund 10 Prozent der Vögel haben Rattengift gefressen. Die Menschen legen vergiftete Maiskörner aus, um das Rattenproblem in Griff zu bekommen. Die vergifteten Ratten sind leichte Beute für die Greifvögel, die sich daran selbst vergiften.

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Füttern eines Seeadlers im Vogelkrankenhaus Hortobágy

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Blick ins OP-Zimmer Vogelkrankenhaus

Mittlerweile wurden viele Elektroleitungen in die Erde verlegt oder sind besser isoliert. Trotzdem gibt es noch tausende Kilometer dieser tödlichen Leitungen. János Balàres ist Mitarbeiter und erklärt uns die Arbeit im Vogelkrankenhaus. Neben den Zimmern gibt es auch einen OP-Raum. „Es kann einer OP zugeschaut werden oder wie ein gebrochener Flügel geschient wird“, erzählt er und zeigt die Stifte und Hilfsmittel. Der kranke Vogel bleibt mehrere Monate im Krankenhaus. Der Heilungsprozess einer Schleiereule nach einem Unfall mit gebrochenem Flügel kostet 100.000 Forint, ca. 300 Euro. Wenn der Flügel wieder geheilt ist, kommt der Vogel stufenweise in immer größere Volieren, um das Fliegen wieder zu üben und sich wieder selbst zu versorgen. Es ist ein stufenweises Lernen. „Kommen sie zu schnell in die große Voliere, verletzen sie sich wieder“, erzählt János. Es gibt auch Vögel, die aufgrund ihrer Amputation nicht mehr freigelassen werden können. So auch ein Steinkauz, der allerdings mit einer Steinkauz-Patientin gemeinsam den Nachwuchs ausbrütet. In einem weiteren Raum lernt der Eulennachwuchs das Fliegen. Ihre Eltern können nicht mehr fliegen und so wird ein Trainingscamp für die Jungvögel eingerichtet. In einem nachgebauten Naturraum bewegt sich eine Maus, die es gilt zu fangen.

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Schleiereulen

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Waldkauz

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Storch mit Jungtier

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Seeadler

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Wer paßt auf das Jungtier auf?

Es gibt auch eine Voliere mit Elektroleitungen. „Wenn sich die Vögel darauf setzen, erfahren sie einen leichten Stromfluss. Sie erleiden keine Schmerzen, doch das wenige reicht aus, um sie darauf zu konditionieren nicht mehr auf die Leitungen zu sitzen“, beschreibt János den Lerneffekt.

Die „Überlebungsvoliere“ ist sechs Meter hoch und hat einen Durchmesser von 25 Metern. Hier lernen die Vögel wieder selbst Beute zu fangen und auch die Gefahren der Natur einzuschätzen. In der Großvoliere mit 50 Meter Durchmesser müssen die Vögel lernen wieder sich Rangordnungen zu erkämpfen. So sind Mäusebussarde, Seeadler und Störche gemeinsam darin untergebracht. Der Mäussebussard lernt sehr schnell, dass er die Beute des Seeadlers nicht angreifen darf. Er würde im Kampf unterliegen. Und ein Mäussebussard lernt auch sehr schnell, dass eine Storchenmama sehr aggressiv werden kann, wenn er sich den gerade ausgeschlüpften Jungstörchen nähert. Ein Elternteil paßt immer auf die Eier bzw. die Jungtiere auf.

János stellt uns noch den Kohlraben (Holló) vor. Er heißt Negro und begrüßt uns mit „Servus Negro“.

Janos-Balares-im-Hintergrund NegroIm Vogelkrankenhaus sind sechs Angestellte beschäftigt und zwei Freiwillige, die am Wochenende aushelfen. Im Nationalpark Hortobágy können Mäusebussarde (Egerészólyom), Seeadler (Rétisas), Weißstörche (Fehér Gólya), Steinkauz (Kurik), Schleiereulen (Gyöngybagoly) und sehr seltene Vogelarten beobachtet werden. Im Herbst verweilen mehrere tausend Kraniche einige Tage im Nationalpark bevor sie weiter nach Afrika in ihr Winterquartier ziehen. Es muss ein gigantisches Naturschauspiel sein.

Das Vogelkrankenhaus beeindruckt. Zahlreiche Schulklassen und Familien zählen zu den Besuchern und erfahren einmal mehr, wie wichtig es ist, Verantwortung für Tiere und Umwelt zu übernehmen. Die Einrichtung ist auf Spenden angewiesen, das bei dem niedrigen Einkommen der Ungarn hohe Anerkennung verdient. Herzlichen Dank an János Balàres, der uns diesen Einblick und Informationen in die Arbeit im Vogelkrankenhaus gab.

Fotos/Autor: Inge Veil-Köberle

Ort: Madárkórház Alapítvány, Hortobágy, Petöfi tér 6, 4071 Ungarn

Link zum Vogelkrankenhaus (Madarpark)
Link zu einem Video des Vogelkrankenhauses Madarpark

 

 

Mai 22, 2016
von upperswabia
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Oberschwaben in Ungarn – Studienreise

Die einwöchige Studienreise ist fast zu Ende. Veröffentlichen habe ich noch nicht viel – doch das kommt. Wer auf Mobile schaut, wird einen ersten unvollständigen Eindruck erhalten von dieser Reise, die mich überzeugte von Ungarn. Ein sehr dicht gedrängtes Programm, das in Zusammenarbeit mit dem Ungarischen Tourismusamt ausgearbeitet wurde. Wunsch war Natur, Kultur, Geschichte, sportliche Aktivität wie Kanu fahren, Schwimmen, Reiten in der Nördlichen Tiefebene, auch Pusta (Puszta) genannt. Wie es dazu kam: „natürliche Neugier“. Wir waren noch nie in Ungarn. Ungarn, das Land der Pferdeliebhaber und der Vögelenthusiasten. Das Land der heißen Quellen, der Naturparks und Naturschutzgebiete und die Kultur der Hirten und Puszta-Bewohner. Die Stadt Debrecen als zweitgrößte Stadt in Ungarn (210.000 Einwohner, davon 30.000 Studenten) hat sehr viel Flair.

Wir haben Natur pur wie den Naturschutzpark im Theißgebiet erlebt, das Vögelbeobachtungsreservat an der Theiß besucht, Safari und Kutschfahrt im Hortobágy Nationalpark erfahren und einige Museen gesehen und auch das Vogelkrankenhaus in Hortobágy besucht. Den größten Zoo, der Sóstó-Zoo in Ungarn mit 35 Hektar in Nyíregyháza hat uns begeistert. Weiße Löwen, weiße Tiger und und und – es ist ein Zoo der Superlative. Riesig war auch die Badewelt in Hajdúszoboszló, auf über 30 Hektar gibt es neben verschiedenen Thermalbecken, Freibadbecken mit Wellen, in verschiedenen Größen und Tiefen, extreme Rutschen und in unserem Fall – es hat geregnet – waren wir in dem ungewohnt großen Badelandschaftsbereich unter Dach. Auch dort, es gab nicht nur ein großes Becken sondern thematisch verschiedene Becken – wie eine Badebereich, der wie in einer Tropfsteinhöhle angelegt war. Wassertemperaturen kuschelig warme mindestens 30 Grad warm und 39 Grad warmes Wasser knabbert anders an der Haut.

Die Stadt Debrecen in der Nördlichen Tiefebene schon allein ist einen Kurzurlaub wert und ist mit dem Flugzeug von München in etwas mehr als eineinhalb  Stunden erreichbar.

Nun aber kurz Innehalten und ich hoffe auf Ihre / Deine Geduld.

Bis die Tage …
schreibt eine überraschte geflashte begeisterte werbende Ungarn-Studienreisende, die die Liebenswürdigkeit von Oberschwaben nicht vergessen hat.