Oberschwaben-Welt

Kultur Leben Ausflüge

Januar 25, 2017
von upperswabia
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Warum nach Ungarn – überraschend anders – 10 Tage Puszta

Im Mai 2016 besuchten wir das erste Mal Ungarn. „Überraschend anders“ wirbt der Tourismusflyer. Im nachhinein – es stimmt. Ungarn, mit seinen Thermen, Nationalparks, seinen verschiedenen Landschaften, der Natur, seiner Kultur und seinen Menschen. Gerne wieder.

Fast eine Woche erkundeten wir die Region in und um Debrecen. Der Name kommt bekannt vor? Die Wurst Debrecziner wurde hier erstmals hergestellt. Die zweitgrößte Stadt Ungarns mit fast 210.000 Einwohnern liegt im östlichen Teil des Landes nahe der rumänischen Grenze.

WÄHRUNG
Ungarn ist Mitglied in der EU, doch bezahlt wird in der ungarischen Währung Forint.
1 Euro entspricht ca. 310 HUF (Ungarischer Forint).

ANREISE
Wir sind mit dem eigenen PKW in Ungarn unterwegs gewesen. Es ist zwingend erforderlich eine Vignette sich für die ungarischen Straßen zu besorgen, am besten im Internet. Die Autobahnen sind sehr gut ausgebaut. Der Straßenzustand kann abenteuerlich werden in abgelegenen Gebieten, ähnlich unseren ungeteerten Feldwegen.

Link zum Kauf der E-Vignette – Maut in Ungarn https://www.tolltickets.com/country/hungary/vignette.aspx

HOTEL

Unser Hotel südlich von Debrecen war das Clubhotel Erdospuszta. Ein Vier*Hotel mit großzügigem Gelände in einem Waldstück. Im Hotel gab es ein Restaurant, einen Wellness- und Fitnessbereich. Weiterhin gab es auf dem Gelände einen kleinen Vergnügungspark für jüngere Kinder (Wasserlauf, Bootsrunde, Kinderboxautos), ein Schwimmbad, ein kleiner See mit Ruderbooten und Tretbooten. Zum Clubhotel gehört ein Bauernhof, der sozusagen seine Ernte frisch und direkt ans Hotel liefert. Ebenfalls kann Reitunterricht in der Reithalle gebucht werden. Pferdeställe sind neben der Reithalle. Beliebt ist das Gelände aufgrund seiner Vielseitigkeit und seiner idyllischen Lage auch bei Hochzeitsgästen. Während unseres Aufenthalts wurden vier verschiedene Hochzeiten gefeiert. Trotzdem war es ruhig in der Nacht.

Wir genossen den abendlichen Aufenthalt im Wellnessbereich nach unseren Tagestouren. Ob Infrarot-Sauna, das Dampfbad, die warmen Wasserbecken innerhalb sowie im Freien. Im Sommer kann es in der Puszta sehr heiß werden. Das Hotel liegt in einem Pinienwald und somit auch im Sommer natürlich vor der Hitze geschützt. Im Restaurant gab es gutes reichhaltiges Frühstück und auch Abendessen. Selbst kalorienarme leichte Kost, genannt Wellness-Menüs wurden angeboten.
Aufgrund der vielen Angebote auf dem Gelände ist der Aufenthalt auch dort kurzweilig.

Webseite des Clubhotels Erdospuszta (mittlerweile 4,5 Sterne!)

Die Innenstadt von Debrecen ist vom Hotel ca. 15 Kilometer entfernt. Es gibt den Hotelservice, der einen in die Stadt fährt und nach Vereinbarung auch wieder abholt. Taxis fahren ebenfalls. So sind wir von der Innenstadt bis ans Hotel für weniger als 9 Euro heimgefahren. Der Preis kann vor dem Start vereinbart werden.


TAG 1 – Hortobágy

Ziel ist das Dorf Hortobágy, das der Namensgeber und Eingang zum Nationalpark ist. Die Straße Nr. 33 ist eine der wichtigsten Straßen in Ungarn, es ist eine ehemalige Handelsroute. Die Straße geht durch den Nationalpark. Am Eingang des Dorfes Hortobágy sind das Vogelkrankenhaus, das Museum sowie Besucherzentrum, die Handwerkerhöfe, das Hirtenmuseum, die Ausstellung der Hortobáger Csárda. Parkplätze sind vorhanden. Mittagessen gab es in der in der Großen Tscharda von Hortobágy. Ein Gasthaus mit traditionellem Essen. Es war gut und preislich haben wir zu viert umgerechnet 30 Euro bezahlt. In Deutschland wäre es doppelt so teuer gewesen.
Mehr lesen über das Vogelkrankenhaus
Mehr lesen über die Museen in Hortobágy


TAG 2 – Ökotourismus Theiß

Die Straße mit der Nr. 33 führt auch zum Ökozentrum der Theiß, ungarisch Tisza am Hafen in Tiszafüred. Der Theiß ist neben der Donau der größte Fluss in Ungarn. Er verläuft von Nord nach Süd. Da die Puszta ein sehr flaches Land ist, wurde sie oft weitflächig überflutet. Deshalb wurden Anfang der 70er Jahre die Bewässerungshauptkanäle reguliert. Wir besuchten den Ökolehrpfad, erfuhren von der Theißblüte und liefen den Lehrpfad der Pákász. Wir wagten eine Kanutour und fuhren nachmittags zur Wasserpromenade (Vizi sétány). Parkplatz und Startpunkt mit dem Boot: 3388 Poroszló, Delfin kikötő . Zum Steg der Wasserpromenade fährt ein Boot. An dem Steg sind mehrere Hütten, die mit Ferngläsern ausgestattet sind, mit denen verschiedene Vögel zu beobachten sind. Es ist ein Vogelnaturschutzgebiet.
Mehr lesen über das Ökozentrum

Auf der Heimfahrt von Tiszafüred nach Debrecen haben wir in der Gaststätte Patkós Csárda gegessen. Sie liegt direkt an der Straße Nr. 33. Essen war gut.


TAG 3 – Sóstó Zoo

50 Kilometer nördlich von Debrecen liegt Nyiregyháza. Dort besuchten wir den Sóstó Zoo. Der größte Zoo mit Tieren, die wir bisher noch nicht gesehen hatten. Auffallend waren auch die vielen Tierbabies.
Mehr lesen zum Sóstó Zoo mit vielen Fotos

Wenige Meter entfernt besuchten wir das Museumsdorf. Ebenfalls nur wenige hundert Meter entfernt ist das Aquarius Bad und das Zoo-Hotel mit einem Eingang in den Zoo.
Mehr lesen zum Museumsdorf

TAG 4  – Größtes Erlebnisbad

Hajdúszoboszló – dieser Ort liegt etwa 25 Kilometer von Debrecen entfernt.
Der Aqua Palace ist das größte Erlebnisbad in Ungarn, sogar in ganz Europa.
Mehr lesen zu diesem Mega Badeparadies

Zum Abendessen waren wir bei Stefan, der sich etwas außerhalb eines kleinen Dorfes ein idyllisches Refugium geschaffen hat. Tuba Tanya nennt er seine Oase, gewidmet einer Tante. In seinem Garten beherbergt er typische ungarische Tiere wie das Langhorn und das Mangalica Schwein (Wollschaf). Er tischt nicht nur ein leckeres Abendmahl auf, sondern unterhält die Gäste mit ungarischer Folklore.
Mehr lesen über Tuba Tanya


TAG 5 – Safari im Nationalpark Hortobágy

Zurück in den Nationalpark Hortobágy. Diesmal stand Safari auf dem Programm. Startpunkt ist wieder das Besucherzentrum. Dort wartet der helle Jeep, mit dem es in die geschützte Zone des Nationalparks geht. Der Nationalpark hat verschiedene Zonen. Wer die Hauptverkehrsstraße N. 33 von Ost nach West fährt, quert den Nationalpark. In diesem Bereich kann die Fläche landwirtschaftlich von Hirten genutzt werden. Die Safaritour wird von einem Führer begleitet und führt in den Kern des Nationalparks. In dem eingezäunten Gebiet leben Przewalski-Pferde,  Auerochsen sowie weitere seltene geschützte Wildtiere.
Mehr lesen zur Safari im Hortobágy Nationalpark

Pferdelieber können nicht weit weg vom Besucherzentrum auch eine Kutschfahrt mitmachen. Nach Großen Tscharda von Hortobágy beginnt die Brücke mit den 9 Löchern (neun Bogen) – ein bekanntes Fotomotiv. Gleich nach der Brücke wird rechts abgebogen und der Straße gefolgt. Vorbei an Weiden, einer Jugendherberge, nach einer Kurve folgt ein Kutschenmuseum und am Ende der Straße ist das Gestüt Hortobágy-Matá. Hier werden die bekannten Nonius-Pferde gezüchtet und gehalten. Es gibt eine kleine Gaststätte. Hier kann man sich anmelden für eine Kutschfahrt, die ebenfalls von einer meist deutschsprachigen Führung begleitet wird. Zu sehen sind Wasserbüffel, Graurinder sowie ein vierspänniges Ochsengespann. Eine Besonderheit ist, dass diese (sehr locker miteinander verbunden sind und NUR auf den Ruf des Kutschers laufen. Neun Monate dauert es bis die Ochsen auf die Rufe des Kutschers reagieren und so zuverlässig und beeindruckend unsichtbar lenkbar sind. Weitere drei folkloristisch gekleideten Reiter zeigen auf ihren Pferden die Reitkünste in der Puszta. Später sieht man noch eine Herde von Zackelschafen. Eine Kutschfahrt mit Führung, die sehr zu empfehlen ist.
Mehr zu lesen über die Kutschfahrt beim Gestüt Hortobágy-Matá


TAG 6 – Stadtrundgang Debrecen

Debrecen ist die zweitgrößte Stadt in Ungarn mit ca. 210.000 Bewohnern. Kultur, Kunst, Genuss, ein Stadtwald, ein begehbarer Springbrunnen, eine Universitätsstadt und ein Science Museum und und und. Kurzum eine Stadt, die nicht nur bei einem Wochenendtrip erkundet werden kann.
Mehr dazu im Überblick zur Stadt Debrecen

 

TAG 7  – Stadtrundgang Kecskemét

Die Stadt wird auch die Obststadt genannt, da die Region bekannt ist für ihren Obstanbau. Beim kurzen Stadtrundgang besuchten wir einen Handwerkermarkt auf dem Platz vor der Kirche und dem wunderschönen Rathaus. Ein Blick in die Eingangshalle lohnt sich und wird vom Wachpersonal erlaubt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

TAG 8  –  Homoki Lodge bei Rusza – Luxury Glamping

Die Homoki Lodge ist eine ehemalige Hofstelle, die zu einem luxuriösen Reiterferienort für eine begrenzte Anzahl von Besuchern ausgebaut wurde. Unser Ziel war das Reiten in den Weiten der Puszta. Die Pferde grasten auf der Weide mit Blick auf die Terrasse, auf der wir frühstückten und zu Abend gegessen hatten. An einem Abend war eine Musikergruppe zu Gast, die Volkslieder und mit den Gästen einen ungarischen Tanz einstudierte. Da konnten auch die Tanzmuffel nicht mehr sitzen bleiben. Einzigartig sind die sieben Jurten. Der Inhaber Oliver war im Erstberuf Architekt und hat die Jurten aus wind- und wetterfesten Material entworfen und gebaut. In einer Jurte ist Whirlpool, Fernsehen, Minibar und Sitzgelegenheit sowie Bad eingebaut. Im Bett unterm Jurtendach öffnet ein Rundfenster den Blick in den Nachthimmel.
Link zu Homoki Lodge, Rusza


Tag 9 – Szeged

Nach unserem morgendlichen Ausritt in Rusza sind wir nachmittags nach Szeged gefahren. Es ist die drittgrößte Stadt in Ungarn. Die Stadt wurde 1879 von einem Hochwasser bis auf wenige Häuser zerstört. Der Wiederaufbau wurde nach neuesten Standards von europäischen Großstädten praktiziert. Es gibt Jugendstilhäuser und große Stadtpalais. Imposant ist der Dom. Nach dem Hochwasser entschlossen sich die Bewohner von Szeged eine neue Kirche zu bauen. Der Grundstein wurde 1914 gelegt und 1930 vollendet. Es ist die einzige Kathedrale, die im 20. Jahrhundert erbaut wurde. Ebenfalls beeindruckend ist die Synagoge.


Tag 10 – Bugaz Puszta

Auf dem Weg ins 170 Kilometer entfernte Budapest legten wir noch einen Stopp ein um eine Ungarische Pferdehirten Show in der Bugaz Puszta zu sehen. Am Ende des Dorfes Bugaz ist ein Gasthof, der den Eingang des Nationalparks symbolisiert. Hier können die Eintrittskarten für die Vorführung gekauft werden. Zu Fuß ist es ein 1,5 Kilometer langer Sandweg. Eine Pferdekutsche pendelt zwischen 11.00 und 11.30 Uhr zum Vorführplatz. Täglich von Mai bis September startet um 12.15 Uhr die fast einstündige Show. Weiterhin ist ein Blick in die Stallungen und in das Hirtenmuseum möglich.

Die Show wird in ungarischer, deutscher und englischer Sprache moderiert. Gezeigt wird der legendäre Puszta Fünfer. Ein Reiter steht mit jeweils einem Bein auf einem Pferderücken. Davor sind drei Pferde, die er mit dem Zügel festhält. Er galoppiert stehend mit diesen fünf Pferden. Die Pferdehirten zeigen Geschicklichkeitsspiele wie Hinlegen und Hinsetzen der Pferde sowie die Tradition des Peitschenknallens.


Tag 11 – Ungarns Hauptstadt Budapest

Besuch der Großstadt Budapest mit seinen mondänen Thermen, seinen zahlren Museen, Kulturtempeln, Kirchen und seinem Kulturprogramm.

Januar 25, 2017
von upperswabia
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Tuba Tanya – urige ungarisches Gasthaus

Eine uriges Gasthaus ist das Tuba Tanya bei Nagyhegyes, Eigentümer und Wirt ist Stefan. Er hat sich etwas außerhalb des Dorfes ein idyllisches Refugium geschaffen. In seinem großen Garten beherbergt er typische ungarische Tiere wie das Ungarisches Steppenrind (Graurind), das Mangalica Schwein (Wollschaf). Tuba Tanya heißt diese Oase. Es gibt ein altes bäuerliches Langhaus, das restauriert wurde und wie ein Museum wirkt. Der Ofen in dem Gebäude nutzt er um Köstlichkeiten zu backen. Später konnten wir es genießen. Im nächsten Haus ist die heimelige große Stube, in der seine Gäste verwöhnt und mit ungarischer Volksmusik unterhält. Und die ungarischen Gäste singen fleißig mit. Es gibt noch zwei weitere Häuschen, in denen übernachtet werden kann. Stefan kümmert sich persönlich um seine Gäste und fast jeden Abend ist das Haus voll. Klein, fein, familiär ist es bei Stefan. Beim Rundgang in seinem Garten kommen wir auch am Holzofen vorbei, in der die Entenbrüstchen schmoren, die es später zum Abendessen gibt.

Stefan, Inhaber von Tuba Tanya

Blick in die gute Stube von Tuba Tanya

Leckere Entenbrüstchen zum Abendessen, Tuba Tanya

Und die Musik spielt auf in der Tuba Tanya

Wo sich Esel, Graurind, Wollschaf gute Nacht sagen – da ist gut sein. Tuba Tanya

Wo sich Esel, Graurind, Wollschaf gute Nacht sagen – da ist gut sein. Tuba Tanya

Wo sich Esel, Graurind, Wollschaf gute Nacht sagen – da ist gut sein. Tuba Tanya

Kurzum – wenn ich Ungarn wieder besuche, dann muss ich auch bei Stefan vorbei. In Ungarn hat es mich überrascht, wieviele Menschen die deutsche Sprache sprechen. Stefan spricht sehr gut Deutsch, da er viele Jahre in Deutschland gearbeitet hat. Wir waren angemeldet zum Abendessen. Auch wenn es etwas abgelegen ist, das findet sogar ein Bus voller Gäste. Und dann gibt es keinen Platz mehr in der guten Stube.

Ort: Tuba Tanya in 4064 Nagyhegyes, Kinizsi utca 133/18 hrsz.
Link zur Webseite Tuba Tanya

Januar 22, 2017
von upperswabia
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Wartefeld der Christbäume

Wartefeld.
Da liegen sie,
die ausgedienten Christbäume
noch grün, groß, prächtig – doch etwas dürr.
Dazwischen in einem Topf
eine kleine junge Edeltanne mit Wurzelwerk,
ebenfalls aufs Feld geworfen.
Christbäume sie dienten als Weihnachtsschmuck,
als Träger für Glaskugeln, Kerzen, Lichterketten.
Sie durften zusehen, wie Geschenke ausgepackt werden,
wie die Familie feierte, sich freute, diskutierte, sich wiedersah.
Das neue Jahr begann. Hoffnung und Zuversicht.
Der Christbaum senkte seine Nadeln, verlor sie.
Ausgedient. Gemeinsames Warten aufs nächste Fest.
Sie dienen wieder, die alten ausgedienten Christbäume –
doch dann fürs Funkenfeuer.
Anfang März.

ausgediente Christbäume

Januar 19, 2017
von upperswabia
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CMT – Caravan Motor Tourismus – Urlaubsmesse Stuttgart

Sie nennt sich die weltweit größte Urlaubsmesse, die auch fürs Publikum öffnet. Neun Tage dauert die Messe, zwei Wochenenden sind in dieser Ausstellungszeit. An den Wochenenden ist es natürlich sehr voll in den Gängen. Doch auch an einem Werktag braucht es Geduld, bis ein Tourismusexperte Zeit für einen hat. Insgesamt präsentieren sich 90 Länder sowie 360 Regionen.

Wer hier ohne konkretes Ziel die neun großen Messehallen auf und ab schlendert, läuft Gefahr sich zu verlaufen oder kauft vor Begeisterung ein Wohnmobil ;-). Busgroße, mit allem Schnickschnack ausgestattete Wohnmobilheime sind zu bewundern. Auf den Preis schauen wird nicht, es geht ja um Inspiration, Fernwehinfizierung und mobile Freiheit. Auch der Allradjeep mit Aufbau für unwegsames Gelände zieht die Blicke magisch an. Also … wer hier spontan unbeabsichtigt ein Wohnmobil kauft …. Gratulation.

Fotografenliebling war auch das knallrote Gespann – Fiat und Wohnmobil aus dem Museum Hymer aus Bad Waldsee. Angestanden sind die Menschen, um mal schnell ein Foto davon zu machen. Und irritiert blieb der eine oder andere Besucher vor dem Porsche mit dem Fahrradständer stehen.

Fiat und Wohnwagen vom Hymer Museum

Apropos Fahrrad – das wird der Trend dieses Jahr, gerade in Baden-Württemberg. Karl Drais fuhr am 12. Juni 1817 mit seinem Laufrad in Mannheim. Die Laufmaschine gilt als Urform unseres heutigen Fahrrades. Baden-Württemberg feiert das 200jährige Jubiläum mit vielen Aktionen und Veranstaltungen. Es gibt eine Große Landesausstellung zum Jubiläum im Technomuseum in Mannheim.

Mobil sind die Baden-Württemberger. Laut Statistik gibt der Baden-Württemberger 1076 Euro pro Person und Jahr für Urlaub aus, während es deutschlandweit 954 Euro sind. Wer die Halle 6 betritt, in dem die zahlreichen Regionen Baden-Württembergs vorgestellt werden, könnte jedes Wochenende in eine andere Ecke im Ländle reisen. Es ist stets ein Mix aus Kultur, Wandern und Genuss. Ob im romantischen Taubertal oder im Stauferland, auf der Schwäbischen Alb, im Schwarzwald usw. Und es gibt Probiererle und was zum Gugga auf den Ausstellungsständen und Showprogramm auf der SWR-Bühne. Der Hallenboden ist grün, das eine natürliche heimelige Stimmung gab. Oberschwaben hat sich mittlerweile als Region einen Namen gemacht – es ist nicht mehr die Region zwischen Schwäbischer Alb und Bodensee. Tja – da schaff ich auch mit – wenn auch ehrenamtlich. Schwerpunkte sehe ich also für dieses Jahr im Ländle die Fahrradreisen, das Wandern –  sei es auf einem der Pilgerwege oder oifach so in der schönen Landschaft unterwegs. Übrigens, die Gruppe mit der Springseilakrobatik erntete viel Beifall.

Ja  und sonst? Die östlichen Länder wie Albanien, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Slowenien wurden von den Besuchern sehr gut besucht. Albanien ist das diesjährige Partnerland mit Schwerpunkt Camping und Caravaning auf der CMT17. Ein 300 Kilometer langer Adriasandstrand lockt.
Leer war es am Ausstellungsstand Türkei. Die politische Situation lockt die Besucher nicht ins Land. Ein Mitarbeiter am Infostand Griechenlands: „Die Urlauber suchen sich neue Ziele. Türkei wird gemieden, auch  Ägypten, Tunesien – es sind die muslimisch geprägten Länder.“ Dies kann er deutlich beobachten.

Kurzum – der Baden-Württemberger bleibt den Krisengebieten fern – doch er bleibt reisewillig und sucht anderweitig das Abenteuer.

Und wo würdest Du gerne mal Urlaub machen?

Januar 14, 2017
von upperswabia
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Krippen und Legosteine – am Sonntag gibt’s Ufos

Nach Heilig Drei König fliegen die ausgedienten Christbäume aus dem Wohnzimmer auf die Straße. In Oberschwaben werden sie oft von den örtlichen Vereinen eingesammelt und für den Funken, der nach dem Aschermittwoch folgt, wiederverwendet. Die hauseigene Krippe wird wieder eingepackt und wartet aufs nächste Christkind. Wer es bisher terminlich noch nicht untergebracht oder Besuch hat kann aufwendige skurrilen Krippen immer noch anschauen. Im Kloster in Bad Schussenried werden bis Anfang März viele verschiedene Krippen gezeigt. Zu sehen gibt es Miniaturkrippen, Krippen mit beweglichen Figuren und auch mehrere Quadratmeter große Krippenlandschaften, die früher in Kirchen aufgebaut waren. Bei der Ausstellung 2016/2017 werden erstmals Krippenberge gezeigt. Figuren die komödiantisch, ernsthaft, frech und fröhlich in der Krippenlandschaft stehen und den neugeborenen Jesus Christus begleiten. Doch auch sehr ernsthafte und naturnahe und modellierte Figuren, Tiere und Gebäude. Es lohnt, weil die Krippenlandschaften zu großen Wimmelbüchern mutieren und Kinder wie ihre Eltern, Großeltern und Freunde sich einen Spaß draus machen können, wer das grimmigste oder die fröhlichste Figur entdeckt hat.

Das Kloster Schussenried hat mehrere Stockwerke. Tipp: Unbedingt auch in den Bibliothekssaal schauen und den fliegenden Mönch suchen. Auf einem anderen Stockwerk gibt es eine Legoausstellung. Gebaut und präsentiert von den Ulmer Klötzlesbauern. Neben zahlreichen Original-Modellen gibt es auch tüftlige Eigenkreationen aus vielen vielen bunten Legosteinen.

Am Sonntag, 15. Januar 2017 darf mitgebaut werden mit vielen Legos. Thema sind Ufos und Raumschiffe.

Die Ausstellung der Krippen sowie „Faszination Lego ist noch bis 5. März im Kloster Bad Schussenried

Öffnungszeiten:  bis 29. Januar Di – Fr von 10 – 13 Uhr und 14 – 17 Uhr; Sa + So 10 – 17 Uhr
ab 31. Januar bis 26. Januar 2017 nur am Wochenende, Sa + So + Fe von 13 – 17 Uhr
Link: Kloster Schussenried

Ort: Kloster Bad Schussenried, Neues Kloster 1, 88427 Bad Schussenried

Krippenausstellung Kloster Schussenried (Archiv Oberschwaben-Welt)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Figuren Krippenausstellung (Archiv – Oberschwaben-Welt)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Krippenmuseum in Oberstadion ist ganzjährig geöffnet und wirbt damit eine der bedeutendsten und größten Krippenausstellungen in Europa zu zeigen. Die diesjährige Sonderausstellung widmet sich den Krippen aus Erz und Gips der vergangenen 100 Jahren. 120 verschiedene Krippen, die aus den Erzen Bronze, Eisen, Kupfer, Silber und Zinn angefertigt wurden.

Mehr zum Krippenmuseum Oberstadion

Öffnungszeiten:  Mo – Sa von 14 – 17 Uhr; So + Fe von 11 – 17 Uhr
Link: Krippenmuseum Oberstadion

Ort: Krippenmuseum Oberstadion, Kirchplatz 5/1, 89613 Oberstadion

 

 

Dezember 31, 2016
von upperswabia
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Fernsehturm Stuttgart

Der erste Fernsehturm, der Prototyp aller Fernsehtürme weltweit ist der Stuttgarter Fernsehturm. Der Bauingenieur und Brückenbauer Prof. Fritz Leonhardt (1909 – 1999) hat den Urahn aller Fernsehtürme im Februar 1956 nach 20-monatiger Bauzeit eröffnet. Damals vor 60 Jahren gehörte der 217 Meter hohe Turm zu den höchsten Bauwerken der Welt. Der Fernsehturm ist ein Lehrstück an deutscher Ingenieurskunst. Die Idee war nicht nur einen Sendemast für das Fernsehen zu haben, sondern auch einen Turm, der touristisch und auch für ein Restaurant genutzt werden kann. Der Stuttgarter Fernsehturm gilt als Meisterwerk der Ingenieurskunst, da er mit einer Stahl-Betonkonstruktion gebaut wurde und auch heute noch mit seinem Design zeitlos wirkt.

 

Obwohl der Turm damals bei den Stuttgartern für viel Protest sorgte, als Schandmal bezeichnet wurde, gilt er heute 60 Jahre später als Wahrzeichen. Auch die Kosten wurden 1956 mit 1,7 Millionen Deutsche Mark geschätzt, tatsächlich betrugen die Gesamtkosten am Bauende 4,2 Millionen Deutsche Mark. Diese Kosten wurden damals schon nach fünf Jahren mit den Eintrittsgeldern wieder ausgeglichen. Der Fernsehturm wurde immer wieder renoviert und umgebaut.

Nach der jüngsten Renovierung ist seit Anfang 2016 der Fernsehturm wieder für die Besucher geöffnet. Es gibt einen Turm-Shop mit zwei Kassen. Zwei Aufzüge, die bis zu 15 Personen aufnehmen. Der Personenaufzug fährt in 39 Sekunden auf die Aussichtsplattform in 150 Meter Höhe. Die Aussichtsplattform ist zweigeschossig, da die über ein Meter hohe Brüstung den kleineren Kindern keine Sicht ermöglicht. Daher geht es für die Kinder auf die zweite Ebene. Das Restaurant ist eine Etage tiefer. An einem Spitzentag besuchen bis zu 5000 Personen den Turm. Das heißt Wartezeiten bis maximal eine Stunde vor den beiden Kassen. Der Fernsehturm und das Turm & Panoramacafé sind barrierefrei zugänglich. Kinderwägen und Hunde dürfen allerdings nicht mit auf die Aussichtsplattform.

Ort: Fernsehturm Stuttgart, Jahnstraße 120, 70597 Stuttgart

Preise
Erwachsene 7 Euro, Kinder bis 15 Jahre 4 Euro, Kinder unter 6 Jahre frei
Familienticket: zwei Erwachsene plus eigene Kinder bis einschl. 15 Jahre – 20 Euro

Guten-Morgen-Ticket (Sa+So bis 10 Uhr) – Erwachsene 4 Euro; Kinder < 16 Jahre frei
Guten-Abend-Ticket (So+Mo ab 20 Uhr) – Erwachsene 4 Euro; Kinder < 16 Jahre frei

 

Dezember 24, 2016
von upperswabia
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Spätromantische Weihnachten anno dazumal

weihnachtsgurke-web
Die Weihnachtsbotschaft ist schon längst verklungen,
verhallt auch sind der sel’gen Engel Lieder,
der Stern blickt nicht mehr auf die Krippe nieder,
des heller Strahl ins Morgenland gedrungen.

Maria hält ihr Kind nicht mehr umschlungen;
auch geht kein Schwert durchs Mutterherz ihr wieder;
denn längst schon hat des Himmelreichs Gebieter
sich auf zum Thron der Herrlichkeit geschwungen.

Und dennoch feiern wir lobsingend heute
die Nacht, in deren Schoß uns war geboren
er, der vor unsrer Niedrigkeit nicht scheute,

sich unsre arme Knechtsgestalt erkoren
und liebend sich dem Tode gar zur Beute,
weil ohne ihn auf ewig wir verloren.

von Julius Sturm 1816-1896 Dichter der Spätromantik 

Dezember 14, 2016
von upperswabia
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Ein jüdischer Schwabe erfindet Hollywood

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Plakat Carl-Laemmle-Ausstellung im Haus der Geschichte Stuttgart

Die Rede ist von Carl Laemmle, der im oberschwäbischen Laupheim 1867 geboren wurde, in die USA auswanderte und Hollywood gründete. Er war seiner Zeit ein internationaler erfolgreicher Kinoproduzenten, heute würde man sagen ein „Global Player“. Er gewann dreimal den Oscar. Seine Heimatstadt unterstützte er in der Wirtschaftskrise mit Spenden. Schon 1933 begann er Affidavits (Bürgschaften) für jüdische Deutsche auszustellen. Laemmle starb am 24. September 1939 an einem Herzinfarkt. Am 17. Januar 2017 wäre sein 150ster Geburtstag gewesen. Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg widmet ihm die bisher weltweit umfangreichste Ausstellung seines Lebenswerkes.

Carl Laemmle bestieg Ende Januar 1884 als 17jähriger den Dampfer „Neckar“. Das kleine unkomfortable Auswandererschiff startete in Bremerhaven und schipperte zwei Wochen über den Atlantik nach New York. Einzig mit einer kaufmännischen Ausbildung im Gepäck versuchte er mit schlecht bezahlten Jobs zu überleben. Es dauerte weitere 22 Jahre bis er eine Änderung seiner Karriere wagte. Er plante seine Selbständigkeit. In Chicago besuchte er eher zufällig ein Nickelodeon. In diesen damaligen Kinos liefen Kurzfilme, die für einen Nickel (fünf amerikanische Cent) gezeigt wurden. Laemmle war begeistert und wenige Tage später kaufte er sich ein Nickelodeon. Das Geschäft lief gut und er kaufte nach zwei Monaten das Nächste.

Laemmle hatte ein gutes Gespür für die Sehnsüchte der Menschen. Drei Jahre später (1909) produzierte er seinen ersten Kurzfilm. Mit der prominenten Besetzung dieses Filmes „Hiawatha“ erschuf er den noch heute für Hollywood typischen Starkult. Er selbst liebte Indianer-Filme.

Weitere fünf Jahre später – es gab schon bekannte Filmfabriken in Kalifornien – kaufte er sich eine Hühnerfarm. Daraus entwickelte sich eine Film-Studio-Stadt, die er im März 1915 glanzvoll als Universal City eröffnete. Detailgetreu wurden auf diesem Gelände alle Arten von Kulissen für die Filme hergestellt. Nachgebaut wurde alles, ob es eine große Wild-West-Stadt, die ägyptischen Pyramiden, ein deutsches Dorf oder das Areal in Monte Carlo mit seinem Palastgebäude, dem Casino und dem Hotel. Nichts schien unmöglich. Der Kaviar oder der Champagner allerdings mussten beim Filmdreh echt verzehrt werden. Sein Motto: „It can be done“. Die Filmstadt wurde zum Symbol der unbegrenzten Möglichkeiten. Zwei Elektrizitätswerke, ein Krankenhaus, eine Schule sogar ein Zoo wurden für die Angestellten gebaut.

Ungewöhnlich war auch, dass Frauen bei Universal gefördert wurden. Zwischen 1912 und 1919 waren elf Regisseurinnen für mehr als 170 Filme verantwortlich. Im Jahre 1921 gründete er in Deutschland die Deutsche Universal Film AG. Es war der Grundstein um mit deutschen Schauspielern und Regisseuren Filme zu produzieren.

Die Filme entstanden wie im Fließband. Laemmle galt als größter Filmverleiher und Filmproduzent. Rund um den Globus hatte er mittlerweile 120 Niederlassungen aufgebaut.

Julian Laemmle wurde von seinem Vater anlässlich seines 21. Geburtstages am 28. April 1929 zum General Manager von Universal ernannt. Papa Carl Laemmle war kein Fan von Horrorfilmen. Sein Sohn Julian, der sich später selbst Carl Laemmle Junior nannte war im Gegensatz dazu davon sehr überzeugt. Unter seiner Verantwortung entstanden Filmklassiker wie Dracula und Frankenstein. Die Universal Studios wurden zur Geburtsstätte des Horrorfilmes. Börsenkrach und der Nationalsozialismus zeugten Ängste und Ungewissheiten in dieser Epoche. Die Horrorfilme entführten die Zuschauer in das furchteinflössende Reich des Unbekannten, der künstlich geschaffenen Kreaturen, der blutsaugenden Vampire und der Untoten.

Seine Geburtstage feierte Lämmle sehr glanzvoll mit vielen Prominenten. Seine Geburtstagstorte ward so schwer, soviel Jahre er feierte. So sind die bekannten Schauspieler aus „Dick und Doof“ ebenfalls auf seinem 66. Geburtstag (1933) anwesend. Diese Geburtstagsfotos gelten als Dokumentation des Who is Who der Filmgeschichte.

Laemmle engagierte sich gegen die Nationalsozialisten. Nach der Reichspogromnacht verstärkten sich die Proteste gegen NS-Deutschland. Sein Film „Im Westen nichts Neues“ aus dem Jahre 1930 gilt als sein größter künstlerischer Erfolg. Dieser Antikriegsfilm machte ihn gleichzeitig zum Hassobjekt der NSDAP. Lämmle stellte Bürgschaften (Affidavits) an jüdische Deutsche aus. Anfangs waren es Verwandte und Freunde, dann auch völlig fremde Personen. Mit einer Bürgschaft garantierte er, dass er die Person notfalls mit seinem Privatvermögen in den USA unterstützen würde. Wie viele Menschen er damit rettete ist noch unklar, denn als er keine Bürgschaften mehr ausstellen durfte, versuchte er auch andere davon zu überzeugen dieses Papier auszustellen.

Im März 1936 kündigte Laemmle seinen Rücktritt aus Universel City an, davor hatte er noch einen neuen Star „John Wayne“ unter Vertrag genommen.

Lämmles letzter Film war „Die weiße Krankheit“ von Hugo Haas. Die Science-Fiction Geschichte war eine Warnung vor Hitler. Die Premiere erlebte Laemmle nicht mehr. Fünf Monate nach seinem Tod am 3. Februar 1940 wurde der Film in New York uraufgeführt.

In der Ausstellung sind viele originale Dokumente wie Notizbücher, Briefe, Schriftverkehr, private Fotos und Filmplakate zu sehen. Es werden Filmausschnitte gezeigt, filmhistorische Zusammenhänge und Besonderheiten benannt. So wird im Film „Foolish Wives“ (1922) erstmalig im amerikanischen Film sehr offen mit Erotik umgegangen. Neben der Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm wie die Laemmles Geburtstagswoche oder die Themenwochen für Schulklassen.
Zur Ausstellung wurde ein Katalog veröffentlicht unter ISBN 978-3-3 933726-52-0

Beispiel für einen Schülerworkshop:
„Im Westen nichts Neues – ein amerikanischer Antikriegsfilm in der Weimarer Republik“
Im Workshop lernen die Jugendlichen den Film und die Rezeptionsgeschichte kennen. Einen Tag nach der Premiere der deutschen Fassung 1930 kam es zu Krawallen in Berlin. Es kam zur Zensur. Der Film wurde 1931 in Deutschland verboten.

Die Ausstellung endete 2017.

Dezember 12, 2016
von upperswabia
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Die Schwaben – zwischen Mythos und Marke

Im Alten Schloss in Stuttgart widmet sich bis Ende April 2017 eine Ausstellung dem Thema Kunst und Kultur in Schwaben.

Plakat zur Sonderausstellung Die Schwaben

Plakat zur Sonderausstellung Die Schwaben im öffentlichen Raum

Diese Sonderausstellung ist natürlich auch empfehlenswert für den Oberschwaben und die Oberschwäbin. Nett startet mein Besuch schon am Empfang, als ich die Postleitzahl angab und mit dem Satz begrüßt wurde: „Oh, sie kommen sogar von Bayern“. Ich atmete tief ein, blieb ernst, schaute nach den hinter mir Wartenden und sagte kurz: „Nein – es ist Oberschwaben und liegt in Baden-Württemberg“.

Ja – auch nach über 25 Jahren ist es in Baden-Württemberg noch nicht überall durchgesickert, dass Orte mit 8er-Postleitzahl nicht automatisch in Bayern liegen.
Im ersten Ausstellungsraum besingt mich das Duo Äffle und Pferdle mit dem Bananenblues an. Dann folgen Filmausschnitte mit Herrn Binzle, Herrn Pfleiderer und Herrn Häberle. Breit schwäbisch schwätzend, so dass ich mit besorgtem Blick auf die Italiener schaute, die neben mir stehen. Wie sich das wohl für Nichtmuttersprachler anhört, fragte ich mich. Jedenfalls auch auf meinem Audioguide wurde schwäbisch erklärt und ich verstand es. Denn Schwäbisch isch nicht gleich Schwäbisch.

Der Blick geht auf die Exponate. Im ersten Schaukasten stehen die „Sieben Schwaben“ als Tonfiguren. Hergestellt wurden diese Figürchen von Anton Sohn, der 1769 in Kümmerazhofen bei Bad Waldsee geboren wurde. Er wurde auch bekannt für seine zeitkritischen Karikaturen.

Neu war für mich, dass unser Beistelltisch zu Hause nach dem Sgabillo (Ulmer Hocker) von Max Bill aus Ulm nachempfunden wurde. Und zum Thema „Häuslebauer“ folgte das Statement: „Die Schwaben sind weltoffen und weit gereist, aber auch verdruckt und hocken am liebsten im eigenen Häusle“ – doch dazu später noch ein Hinweis. Imposant ist der wohl höchste Kirchturm in Schwaben, ja sogar der Welt – das Ulmer Münster. Und so steht ein Modell aus Lego imposant in der Ausstellung. Auch die Nachbildung des Hubschrauberflugfahrrades von Gustav Messmer kann genau angeschaut werden.

In der Auswahl der bekannten Persönlichkeiten aus Schwaben stand schon Bärbel Stolz dabei. Neben mir standen Ü70 Besucher, die meinten „dr Name sagt mer nix“. Auch als Prenzlschwäbin war sie für die drei Besucher vollkommen unbekannt. Das Internet isch halt auch noch nicht ganz erforscht. Übrigens der Ferdinand Porsche isch koi Schwob, dafür Claus Kleber.

Gelernt habe ich, dass die Bezeichnung Sueben auf eine germanische Stammesgruppe zurückzuführen ist. Und aus dem Wort „Sueben“ hat sich der spätere Stammesname „Schwaben“ abgeleitet. Geschichtlich werden die Zusammenhänge einfach erklärt. Der Sprecher war mir irgendwie vertraut. Später mehr.

Das Sprichwort aus dem 15. Jahrhundert musste ich 2mal lesen: „Hier stehen wir Helden, sagte der Frosch zum Schwaben“. Anmutig war die Heilige Maria Magdalena aus dem Kloster Heiligkreuztal bei Riedlingen. Der Bildhauer Hans Multscher war berühmt für seine sehr detailgetreuen naturalistischen Gesichter und seine üppig fallende Gewänder.

Historisch betrachtet gab es in Schwaben, dazu gehörte auch Konstanz, Ulm und Augsburg immer wieder verschiedene politische, kulturelle als auch künstlerische Zentren in den jeweiligen Epochen. Ob es um Themen wie Astronomie, Gold- und Schmiedekunst, Kirchenmalerei, Bildhauer und Erfindergeist drehte – es waren viele gscheite Köpfle im Ländle unterwegs. Allerdings sei auch erwähnt, dass von den Literaten wie Schiller, Hegel, Uhland, Hauff und Mörike der Hang zu einer romantischen Verklärung immer mitschwingte.

Übrigens ist auch das Triptychon von Biberach ausgestellt.  Es zeigt drei verschiedene bemalte Wandtafeln. Auf einem der Tafeln sät ein Bauer auf dem Acker ohne maschinelle Hilfsmittel. Die mittlere Tafel zeigt den Blick auf die Reichsstadt Biberach. Der Maler Adolf Hildenbrand malte diese drei Bilder für die Sparkasse Biberach im Jahre 1938. Es zeigt eine Stadt ohne Autos, Fabrikgebäuden, Elektroleitungen und Eisenbahn, obwohl es diese gab. Für Hitler galt Oberschwaben als das idealistische Bild für die schwäbische Tugendhaftigkeit. Sogar das „Urtum des Deutschen“ wurde in Porträts von Bauern hinein interpretiert.

In einem weiteren Bereich der Ausstellung ist ein Sprachlabor eingerichtet. Dort kann die verschiedenen Bedeutungen, Betonungen von Begriffen gehört und gelesen werden. Es ist Martin Luther (1483 bis 1546) zu verdanken, auch der entstehenden Buchdruckskunst, dass sich ein Hochdeutsch als Schriftsprache entwickeln konnte.

Ein weiterer Aspekt in der Ausstellung gilt den Schwabenklischees. So wurden zwar die ersten Bausparkassen in Schwaben gegründet, doch die meisten Häuslesbesitzer sind im Saarland und in Rheinland-Pfalz. Erst an dritter Stelle folgt Baden-Württemberg.

Und zum Thema „Schwäbische Spätzle“ hatte ich noch nie unterschieden zwischen einem  Spätzleschwob, einem Spätzlewunder oder was ein Spätzleshaker ist. Diese Hilfsmittel können sogar im Museumsshop gekauft werden.

Am Ende des Ausstellungsrundgangs verabschiedet der Audioguideführer mit dem Hinweis sich auch ins Gästebuch einzutragen. Und der Schwätzer war kein geringerer als Dodokay alias Dominik Kuhn. Hatte ich es doch geahnt. Nett wars in der Ausstellung. Ach – das sei noch erwähnt: Karl und Renate aus Biberach schrieben ins Gästebuch: „Oberschwaben isch s’kurz komma“.
Mit Kindern geht man auch ins Kindermuseum. Es ist eine Mitmachausstellung mit dem Titel die 7 Superschwaben. Die schaue ich mir beim nächsten Mal an.

https://www.landesmuseum-stuttgart.de/besucherinformation/

Ort: Altes Schloss, Schillerplatz 6, 70173 Stuttgart

Dezember 11, 2016
von upperswabia
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Besuch der Villa Reitzenstein Stuttgart

Die Villa wurde 1910 in der Gänseheide in Stuttgart erbaut. Im Park kann zum Fernsehturm geblickt werden und auf die Landeshauptstadt, die sich im Tal ausbreitet. In der Villa Reitzenstein residiert der Ministerpräsident des Bundeslandes Baden-Württemberg. Und auch das Staatsministerium ist seit 2016 im nahegelegenen neu gebauten modernen Bau, dem Eugen-Bolz-Haus, untergebracht.

Doch zurück zur Geschichte der Villa Reitzenstein. Gebaut hat sie Helene von Reitzenstein. Sie war einer der beiden Töchter des Buchverlegers und Multiunternehmers Eduard von Hallberger, der auch die Deutsche Verlagsanstalt gründete.  Geboren ist sie 1853. Mit 23 Jahren heiratete sie den fünf Jahre älteren preußischen Rittmeister Carl Friedrich Freiherr von Reitzenstein. Ob es der Adelstitel war oder der Wunsch nicht mehr bei den Eltern leben zu müssen. Sie war sehr reich, reicher als ihr Ehemann und doch war es eine unglückliche und kinderlose Ehe. Carl Friedrich starb am Roulette-Tisch in Baden-Baden. Mit 43 Jahren wurde sie Witwe. Sie macht das Beste aus dieser Zeit und reiste. Ihre Freundin Charlotte, zweite Frau des Königs von Württemberg war elf Jahre jünger. Nach einer Weltreise entschloss sich Helene auf der Gänseheide zu bauen. Damals galt guter Geschmack und der beste Blick über den Talkessel erstrebenswert und weniger der Protz und Pomp. Wer heute im Park der Villa Reitzenstein steht kann ahnen, wie grün von Wald und Wiesen gesäumt sich damals der Ausblick ausbreitete.

Helene von Reitzenstein beauftragte die zwei Architekten Schlösser und Weirether. Die jungen Architekten sollten Reisen und den besten Plan mitbringen. 1910 wurde die Villa gebaut. Der Stil eher klassizistisch, dem höfischen Baustil zugewandt als nach den Trends der Zukunft orientiert. Im nachhinein erzählen die mittlerweile berühmten Architekten vom Auftrag ihres Lebens. Helene von Reitzenstein hatte auch die Idee mit ihrer verwitweten Freundin Königin Charlotte von Württemberg in der Villa zusammen zu leben. Das hatte allerdings Charlotte nie vor. So verlor auch Helene das Interesse an der Villa und verkaufte sie.  1925/1926 verkaufte sie die Villa für einen Siebtel der ursprünglichen Baukosten, so die Überlieferung. Helene von Reitzenstein zog nach Darching am Starnberger See und kehrt nie wieder lebend nach Stuttgart zurück.

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Der zweite Staatspräsident von Württemberg, Johannes von Hieber kaufte also das repräsentative Haus und so begann die Ära der Villa Reitzenstein als Sitz von Staatsmännern und Ministerpräsidenten. Die berühmte Bibliothek galt viele Jahre als der schönste Raum und diente für besondere Gäste um wichtige Gespräche zu führen.

Politisch gesehen haben die Gemäuer der Villa Reitzenstein viel erlebt. Das von der Erbauerin eingerichtete Raucherzimmer hatte bei seiner Renovierung vor wenigen Jahren eine dicke Schicht Ruß an den Wänden angesammelt. Bei der Generalsanierung wurden die originalen Wandvertäfelungen mit ihren feinen Holzintarsia sowie den eingearbeiteten Perlmutfiguren vom Ruß befreit und somit wieder sichtbar.

Nach dem aufrechten Staatsmann Eugen Bolz folgte der skrupellose Wilhelm Murr. Es folgt die Zeit der NSDAP. Neun Ministerpräsidenten ab 1952 sind seither in der Villa Reitzenstein tätig gewesen. Aktuell ist es Minister Wilfried Kretschmann. Die Villa Reitzenstein wurde von 2012 bis August 2015 generalsaniert und das ehemalige Gebäude für das Staatsministerium wird abgerissen und das Eugen-Bolz-Haus errichtet. Der Park der Villa Reitzenstein wird im Frühjahr/Sommer für 14 Samstage den Bürgern eröffnet. Im August 2015 bezieht der Ministerpräsident die Büroräume in der Villa Reitzenstein. Am 18. November 2015 wird die Villa Reitzenstein eröffnet. Das neue Büro- und Kantinengebäude wird im April 2016 bezogen.

Zurück zu den Räumlichkeiten. Ein Blick in das Gobelinzimmer. Die drei wertvollen Wandteppiche wurden von Helene von Reitzenstein gekauft und stellen Frühling, Sommer sowie Herbst und Winter dar. Herbst und Winter ist übrigens auf einem Wandteppich abgebildet. Dieser Raum diente als Speisezimmer. Bei der Renovierung wurde die Decke mit einer lichtgebenden Kassettendecke ausgestattet, so dass er mittlerweile als ein heller Besprechungsraum genutzt wird.

In der Empfangshalle sind schon viele wichtige Persönlichkeiten empfangen worden wie Wladimir Putin, Jassir Arafat oder der Dalai Lama.

Auffallend im blauen Saal ist die Wandtapete und der Kronleuchter aus wertvollem Muranoglas.

Weiterhin sind an den Wänden die Porträts der Ministerpräsidenten angebracht. Lothar Späth, Erwin Teufel, Günther Oettinger. Oettingers Porträt wurde am 26. Januar 2016 enthüllt. Es zeigt links neben seinem Kopf ein Einschlussloch. Die Künstlerin Anke Doberauer möchte es als Hinweis auf das kriegerische Jahr 2015 sehen. Oettinger kommentierte es spontan mit „Tatort Baden-Württemberg“.

Empfangssaal der Villa Reitzenstein

Empfangs- und Ordenssaal der Villa Reitzenstein

Detail der Wandtapete im Blauen Saal der Villa Reitzenstein

Detail der Wandtapete im Blauen Saal der Villa Reitzenstein

Bibliothekssaal Villa Reitzenstein

Bibliothekssaal Villa Reitzenstein

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Kabinettsaal Villa Reitzenstein

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Porträt von Minister Günther Oettinger

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Detail Wand Holzintarsien Villa Reitzenstein

Buchtipp: Wer mehr über die Villa Reitzenstein, ihre wechselvolle Geschichte, Anekdoten der Staatsmänner und Ministerpräsidenten lesen möchte, empfehle ich das Buch „Die Villa Reitzenstein – Macht und Mythos“ von Thomas Borgmann empfohlen. (ISBN 978-3-8425-1446-1)

Ort: Villa Reitzenstein, Eingang Richard-Wagner-Straße 15, 70184 Stuttgart