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Reise nach Weimar – Stadtspaziergang und Bauhaus

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Weimar, Weimar, Weimar. Da liegt so ein Städtchen mit gerade mal 65.00 Einwohner in Thüringen. Mitteldeutschland. Im Jahr 1999 war Weimar Kulturhauptstadt. Kultur, Kultur und nochmals Kultur. Es gibt diese Orte in der Welt, da muss man sich schon richtig wehren um nicht neugierig zu werden auf die Geschichte, die von diesem Ort ausgeht. Selbst wenn einen Geschichte nie interessiert hat, doch hier mal ein Name, dort mal ein Name. Es ist auffallend, wieviele berühmte Namen sich in all den letzten 500 Jahren in Weimar aufhielten oder dort verweilten.

 

Im 18. Jahrhundert sorgte die Mäzenin Herzogin Anna Amalie (1759 bis 1807), die davon überzeugt war, dass mit Literatur, Kunst und Musik die Zukunft kreativer und somit auch wirtschaftliches Wachstum und auch Zukunft gestaltet werden kann. Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750), Johann Wolfgang Goethe (1749 bis 1832),  Friedrich Schiller (1759 bis 1805), Christoph Martin Wieland (1733 – 1813) lebten einige Jahre in Weimar. Wieland kam nach Weimar, weil die Herzogin einen Lehrer für ihren Sohn brauchte. In Weimar gibt es ein Archiv für Goethe, ein Schillermuseum und eine herzogliche Bibliothek. Das Archiv von Wieland blieb allerdings in Biberach an der Riss.

Der Inhalt der Bibliothek der Herzogin Anna Amalia muss beeindruckend gewesen sein. Heute dient sie nachwievor als öffentlich zugängliche Archiv- und Forschungsbibliothek für die Epoche zwischen 1750 und 1850. Dieser wunderschöne  Rokkokosaal brannte vor wenigen Jahren. Viele der Bücher sind für immer verloren und so manche werden wieder rekonstruiert. Vor dem Brand hat es wenige Menschen gekümmert, welche Literatur den Lesern zur damaligen und zur heutigen Zeit zur Verfügung stand. Heute stehen die Menschen Schlange um den Hauch von damaligem Weltwissen zu sehen. Und es gibt auch Forscher, die diese Ansammlung von Wissen in Weimar sehr schätzen.

Hochschule für Musik, das Denkmal zeigt Carl August, nicht zu sehen ist die Herzogin Anna Amalia Bibliothek.

Goethes Wohnhaus mit Originaleinrichtung

Schillers Wohnhaus – hinter dem Gebäude ist das Schiller-Museum

Die Gebäude, die Gaststätten, in der Goethe, Schiller, Wieland und weitere sich trafen und darin auch lebten – diese Orte gibt es heute noch. Ist Weimar deshalb eine Museumsstadt? Irgendwie nicht, selbst wenn all diese Kultur ausgeblendet wird, es ist ein Städtchen hübsch und fein. Es gibt viel gutes Essen und auch leckeren Kuchen. Die Thüringer Rostbratwurst gibt es auf dem Marktplatz neben geschichtsträchtigen Häusern. In den Gassen und Strassen sind viele kleine Läden, die zum Einkaufen frohlocken. Ach und der Ginko, dieser besondere Baum mit seinen Blättern ist der Glücksbringer von Weimar, auch ihm wurde ein Museum und ein Lädle gewidmet.

Museum Neues Weimar

Wie schon erwähnt,  es gibt diese „Geschichtswichtigkeiten“. Die erste demokratische Verfassung Deutschlands wurde am 14. August 1919 in Weimar verkündet. Irgendwie passierte immer etwas in Weimar.

Das Neue Weimar ist zwar mittlerweile auch schon älter. Es startete um 1900 und war die Vorbereitung, damit sich Bauhaus entwickeln konnte. Und gefühlt hat sich seither nicht mehr viel geändert – hinsichtlich Stil, Architektur, Lernen, Wir sind heute noch von den Ideen des Bauhauses fasziniert. Was wäre IKEA ohne die Entwicklung des Bauhauses, dieser Schule, die Design, Funktion, Vereinfachung zusammenbrachte. Schon erstaunlich, wenige Jahre haben zu einem Wandel geführt und seither hat sich nicht mehr soviel verändert.

Der Tipp sich vor dem Bauhaus-Museum die Ausstellung im Mueseum Neues Weimar anzuschauen kam von unserem Hotelier der Pension am Goethehaus. Die Ausstellung ist eine sehr gute Vorbereitung diesen Wandel zu der damaligen Zeit zu verstehen. Ohne diese dort beschriebenen Ereignisse, hätte die Idee des Bauhauses nicht fußen können. Diese Veränderungen in der Gesellschaft wird im Museum multimedial in kurzen knappen Videos effektiv beschrieben.

Beispiele – ein Text in der Ausstellung:
„Der Historismus ist ein Phänomen des 19. Jahrhunderts. Man will im Rückgriff auf vergangene Stile Gegenwart wie Zukunft meistern.“ Flucht in die Vergangenheit oder Aufbruch in die Moderne“

Links Buchdeckel Ausgabe für den Soldaten, rechts Buchdeckel Vorzugsausgabe im Jugendstil des Werkes „Also sprach Zarathustra“

Mit Friedrich Nietzsche, dem Philosophen, kommen Verbindungslinien zusammen. So ist sein Buch „Also sprach Zarathustra“ ein Anknüpfungspunkt. Für Nietzscheaner ist es  Offenbarung. Für den Komponisten Richard Strauss war es eine Inspiration. Henry van de Velde las ebenfalls. Er entwarf 1897 einen meisterlichen Umschlag für eine Vorzugsausgabe des Werkes Zarathustra her. Später wurde das Kultbuch sogar als Kriegsausgabe gedruckt.

 

Harry Graf Kessler (Weltbürger) und Elisabeth Förster-Nietzsche (Schwester von Friedrich Nietzsche) setzte sich am Weimarer Hof dafür ein, Henry van de Velde nach Weimar geholt wurde.

Henry van de Velde erhält wichtige Bauaufträge in Weimar. Seine Bauten folgen der organischen Form von innen nach außen.  Er gehörte zu den Kunstreformern, die die Zierelementen in der Kunst in Frage stellten. Es entstand der Wille, dass die Kunst eine neue Einfachheit braucht. Das war die Aussage zur Jahrhundertwende um 1900.

1907 wurde der Deutsche Werkbund gegründet. Künstler, Handwerker und Unternehmer sollten zusammenwirken. Seither gibt es auch den Begriff  der „deutschen Wertarbeit“.  1914 fand die erste Leistungsschau in Köln statt, die Henry van de Velde als Vorsitzender eröffnete. Der damals 31jährige Walter Gropius unterstützte van de Velde. Dann kam der erste Weltkrieg. Krieg verhindert Reformen.  So war van der Velde trotz deutschem Pass im Krieg ein feindlicher Ausländer und wurde nicht mehr gelitten. Er verließ Weimar im Jahre 1917. Allerdings wurde der Architekt Walter Gropius aufgrund seiner Empfehlung der erste Leiter des entstehendenen Bauhauses.

Kurz: Die Ausstellung hat wie oben angedeutet einen Faden, in dem diese Vorstufe, dieses Neue Weimar sehr gut nachzuvollziehen ist und somit Grundlage, dass Bauhaus entstehen konnte. Doch die Geschichte des Bauhauses ist im anderen Museum, die übrigens mit einer Kombikarte sehr gut zu verbinden sind.

Das Bauhaus Museum wurde im April 2019 eröffnet. Auf drei Stockwerken können die Auswirkungen von Design, Denken, Schule kennengelernt werden.

Das Museum zeigt die Entwicklungen in der „Kunstschule“ Bauhaus.
Das Staatliche Bauhaus wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet. Es war eine Zusammenführung von Kunst und Handwerk. Und wie schon gesagt, es prägt heute noch den modernen Stil. Die künstlerische Ausbildung wurde reformiert, das Handwerk war die Grundlage. Das Weimarer Bauhaus war ein lebendiges Schulexperiment bei dem es um die Kreativität erweckt werden sollte, bevor die Dinge gestaltet werden sollten.

So simple können die Lernstufen, die Lernbereiche eines Bildungsplanes dargestellt werden. Jede*r Schüler*in musste diese Lerneinheiten bearbeiten.

 

Das waren die damaligen Entwicklungen von Stühlen, die zu Anfangszeiten im Bauhaus designt wurden. Reduktion auf einfache Formen lautete das Credo. Wir kennen all diese Stühle, sie können auch hundert Jahre danach immer noch in genau dieser Form gekauft werden.

Stuhlformen – Ergebnis von Ideen im Bauhaus vor über 100 Jahren.

 

Schon damals wurde darüber nachgedacht, wie die Arbeitswege in der Küche reduziert werden können.

Für das Haus am Horn, das ehemalige Haus von Henry van de Velde, wurde eine Küche entworfen, die die Wege reduziert, die Arbeitsschritte erleichtern soll. Auch die unterschiedlichen Arbeitshöhen wurden bedacht.
Anstatt von Gefässen wurden Schubladen für Vorräte geschaffen.
Die Frankfurter Küche wurde 1927 von der Architektin Schütte-Lihotzky konzipiert.

Das Weimarer Bauhaus war staatlich. Nach Landtagswahlen im Februar 1924 kündigte die Regierung vorsorglich die Arbeitsverträge von Gropius und den Bauhaus-Meistern. Im April 1925 wurde das Bauhaus aufgelöst. Zwei weitere Male wurde das Bauhaus aus politischen Gründen geschlossen. 1932 in Dessau und 1933 in Berlin.

 

 

 

 

 

 

 

 

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