Immer wieder gehört: So ein Almabtrieb oder Viehscheid ist sehenswert und im Anschluss wird zünftig im Festzelt gefeiert. Nun gut. Zeit und Wetter paßte und so besuchte ich meinen ersten Almabtrieb. Gegen 8.30 Uhr sind die Tiere im Tal von Oberstaufen. Zu diesem Ereignis kamen viele andere Menschen auch. Eine Parkplatz fürs Auto war daher etwas schwieriger zu finden. Gut war, dass ein Buspendelverkehr zwischen Oberstaufen und der Weissachmühle eingesetzt wurde. Die Mühle ist im Tal nahe dem Festplatz und der Wiese, in der die Tiere ihren jeweiligen Besitzern zugeordnet werden. Ein Bus nach dem anderen füllte sich und fuhr ins Tal hinab. Am Viehscheidplatz warteten nicht nur einige große Lastwagen, die die Tiere zu den heimischen Ställen fuhren sondern auch viele Besucher.
Es ist laut. Jede Kuh hat eine Glocke um den Hals. Es gibt eine Weide mit verschiedenen Gatter. Einige Männer sortieren die Rinder in verschiedene Gatter. Von dort laufen die Tiere dann in den Transporter, der sie nach Hause in den Stall fährt. Die Kühe mit ihren großen bimmelnden Glocken fressen das Gras und schauen sich die Zuschauer an. Keine Kuh gleicht der anderen. So viele verschiedene Kuhgesichter und Fellzeichnungen. Meist ist es Braunvieh, so lautet der Name dieser Art von braunen Rindern. Schön auch zu beobachten, wie so mancher Kuhkopf die Besucher mit großen neugierigen Kuhaugen genauer anschaute.
Die Tiere werden gruppenweise von fast hundert Tieren den Berg entlang der Straße hinabgetrieben. Insgesamt kommen an die 1000 Tiere an den Viehscheidplatz in Oberstaufen aus verschiedenen Almen. Auf der Wiese werden sie sortiert und und werden ihren Eigentümern übergeben. Mehrere Tausend Besucher schauen dieser Ankunft und auch dem Abtransport zu. Es wird auch gebannt zugeschaut, wenn ein Jungrind nicht in den Anhänger möchte und der Landwirt mit dem störrischen Tier an seine Grenzen kommt.
Ob es Lärm ist oder einfach eine Klangmelodie aus vielen großen Glocken kann jeder selbst entscheiden. Voraus läuft beim Abtrieb die Leitkuh. Sie trägt einen Kopfschmuck aus Blumen. Manchmal trägt die Kuh einen Spiegel im Blumenarrangement auf der Stirn. Dieser Spiegel soll die bösen Geister vertreiben.
Gegen 12 Uhr sind die meisten Tiere im Tal angekommen und unterwegs in ihre heimatlichen Ställe. Auf dem Gelände füllt sich das Festzelt, es wird zünftige Musik gespielt. Ein kleiner Markt mit verschiedenen Händlern bietet Produkte an. Neben den klassischen Angeboten wie modische Ketten gibt es auch Stände, die Kuhglocken in verschiedenen Größen als Souvenir verkaufen.
Kleiderordnung: Die Mehrzahl der Besucher trägt Dirndl oder Lederhose. Auch hier eine Augenweide an Variationen. Bei den Damen vielfältiger als bei den Herren. Sehen und Gesehen werden scheint auch zum Fest zu gehören. Verpflegung und Trinkbares: Super. Trotz hohem Besucherandrang zur Mittagszeit – es gab fast keine Wartezeiten. Beim Pendelverkehr wieder zurück nach Oberstaufen gab es allerdings längere Wartezeiten bis die Busse die Besucher wieder den Berg hinauf zu deren Autos fuhren.
Im September ist Hochsaison der Almabtriebe, auch Viehscheide genannt.