„Das Automuseum von Fritz B. Busch in Wolfegg wird geschlossen“, das war eine Nachricht, die ich übers Netz entdeckte und beschloss das Museum kurzerhand nochmals zu besuchen. Es sind einige Jahre vergangen seit meinem letzten Besuch. Erinnern konnte ich mich nur noch an die Oldtimer-Sportwagen. Liebenswert sind auch die Geschichten, die es zu dem jeweiligen Auto gibt. Nun beim wiederholten Besuch fielen mir noch mehr „kultige Oldtimer“ auf.
Auf diesem Ford Capri RS aus dem Jahre 1972 sind zahlreiche Signaturen auf dem Autolack verewigt. Die ARD sammelte in den 70er Jahren die Unterschriften vieler bekannten Persönlichkeiten. Das Auto mit seinen 150 PS wurde bei der Fernsehlotteriesendung der ARD „Ein Platz an der Sonne“ versteigert. Seit einigen Jahren steht der Ford im Automuseum in Wolfegg.
Wer den Film „Zurück in die Zukunft“ kennt, schaut sich mit neugierigem Blick das Future-Fahrzeug der Vergangenheit an. Der Dieselstar, es ist der erste Diesel, der 250 Kilometer in der Stunde fuhr. Das Auto wurde konstruiert, gebaut und gefahren von Fritz B. Busch. In der Museumswerkstatt in Wolfegg ist Dieselstar entstanden. 1975 stellte Busch mit ihm einen neuen Weltrekord auf. Auf den Salzfeldern in Utah hatte Busch einen Wagen gesehen, der geradeaus fahren konnte und den Weltrekord platzierte. Als Busch wieder in Deutschland war, baute er den Dieselstar und fuhr ihn im November auf dem VW-Testgelände nahe Wolfsburg. Doch das war keine Gradausfahrt – sondern es gab Kurven. Trotzdem. Busch toppte den Weltrekord deutlich. Auf einer Strecke von einem Kilometer bei stehendem Start kam er auf eine Geschwindigkeit von 136, 1 Kilometer/Stunde. Der amerikanische Rekord lag bei 113,4 Kilometer/Stunde.
Auch Puppchen steht hübsch und rein in der Reihe. Das Auto heißt eigentlich Wanderer und war beliebt. Wanderer war ein solider preisgünstiger Kleinwagen, der 70 Kilometer in der Stunde schaffte. Zudem war er gut für Bergpässe geeignet. Ungewöhlich war, dass dieser Wagen schon im Jahr 1911 eine Hupe, ein Verdeck und eine Beleuchtung hatte. Den Kosenamen „Puppchen“ erhielt das Auto nachdem ein Lied aus der Operette „die keusche Susanne“ von Gilbert damals zum Gassenschlager wurde.
Wer in die Lichter dieses Wagen schaut, fragt sich vielleicht schiele ich? Erinnerungen an Clarence von Daktari. Nein. Es ist ein Peugeot 202 Convertible Coupé aus dem Jahre 1938. Schon damals verbrauchte das Auto nur 7,2 Liter auf 100 Kilometer, sensationell wirtschaftlich. Und der Blick … so eng kann ich gar nicht schauen 😀 – trotzdem faszinierendes Vehicle.
Ein „Herzerwärmer“ ist auch die Geschichte von Goliath.
Dieses Auto war im Dienst von 1933 bis 1982 des Honighändlers Erich Pass und hat 600.000 Kilometer gefahren. Ein Auto das fast 50 Jahre im Dienste war. Fritz B. Busch holte es 1982 in Bremerhaven ab und parkte es im Museum.
Der legendäre Fort Modell T – die Thin Lissy steht ebenfalls in Wolfegg. Das Auto erblickte die Straßen 1926. Insgesamt wurde das Ford T-Modell von 1909 bis 1927 über 15 Millionen Mal gebaut. Dieses T-Modell hat Amerika motorisiert. Und in Wolfegg steht sie still und fast unscheinbar zwischen anderen Autolegenden.
Charmant auch die Geschichte zum Messerschmidt. Ein netter kleiner roter Flitzer mit durchsichtigem Dach, welches aufgeklappt werden kann. Eine Ankedote erzählt, dass der Fahrer nicht mehr wußte, wie er es öffnen kann. Er parkte zudem unter einem Balkon, dass natürlich dass Öffnen der Tür nach oben verhinderte. Der Fahrer rief um Hilfe.
Der Janus – ein Autotyp den ich zum ersten Mal im Museum wahrgenommen hatte, besitzt zwei Türen die vorne und hinten zu öffnen sind. Der Fahrer sowie Beifahrer saßen in Fahrtrichtung, während die Rückbanksitzenden nach hinten sahen, Rückwärtsfahrer. Dies hat oft dazugeführt, dass den Mitfahrern speiübel wurde. Der Spruch entstand „ Vorne protzen, hinten kotzen“.
Was mir ebenfalls neu war, dass die Heckflossen der 60er Jahre auch gut als Parkleithilfe dienten. Ja, es sind die vielen Geschichten, die die Oldtimer unvergessen und zu Lieblingen machen. Erwähnt seien die schönen Sportwagen, die motorisierten Fahrräder und Motorräder, einige Traktoren sind ebenfalls noch in der Ausstellung
Wer also das Automuseum von Fritz B. Busch nochmals in seinem alten Zustand sehen will – muss bis Ende Oktober nach Wolfegg fahren. Danach werden die Fahrzeuge umgeordnet, neugeordnet und die Sammlung geht zu Teilen ins Traktormuseum nach Mühlhofen-Uhldingen. Von 1973 bis 2016 erzählten die Autos Zeitgeschichte aus dem Blickwinkel des Sammlers, Journalisten, Autobauers Fritz B. Busch. Er verstarb im 2010. Wehmut schwingt mit, wenn sich dieser Originalschauplatz neu ordnert, doch es geht weiter. 2017 wird das Automuseum Wolfegg eröffnet. Projektleiter Flosbach kümmert sich schon um jüngere Oldtimer. Autos, die die heutigen Vierzigjährigen erstmals gefahren sind oder schon als Kinder mitgefahren sind.
Die nächste Generation von jüngeren Oldtimer wird sich im Museum sammeln und Erinnerungen wecken.
Ehemaliges Museum: Automuseum Fritz B. Busch in Wolfegg am Schloss, Schlossplatz 1, 88364 Wolfegg
Blick in die ehemalige Fritz B. Buch Ausstellung in Wolfegg
NACHTRAG April 2017
Es ist eröffnet. Nicolas Flosbach hat zu Ostern das neue Automobilmuseum Wolfegg in den Räumlichkeiten des ehemaligen Fritz B. Busch Museums der Öffentlichkeit präsentiert. Wie im Herbst im persönlichen Gespräch angekündigt werden nun Oldtimer aus den 70er und 80er Jahren zu sehen sein. „Ein Highlight stellt die Einradanhängersammlung dar“, wie Flosbach sagte.
Blick in das neue
Automobilmuseum Wolfegg
Öffnungszeiten: April bis Oktober, Montag bis Sonntag von 9.30 bis 17.00 Uhr
Ort: Automobilmuseum Wolfegg, Fritz B. Busch Weg 1 88364 Wolfegg