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Kunstausstellung „Alles Maskerade!“

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Nach dem Besuch der Ausstellung „Alles Maskerade!“ – Fasnacht, Karneval und Mummenschanz drängt sich die Frage auf  „Wie viele verschiedene Masken trägt der Mensch?“. Die Ausstellung startete am 16. November im Museum Villa Rot sowie in der Kunsthalle Rot.

„Ausbrechen aus dem Regelwerk“, ist ein umfassenderer Aspekt der von Museumsleiterin Dr. Stefanie Dathe kuratierten Ausstellung. Das gilt nicht nur für die schwäbisch-alemannische Fasnacht, den Karneval oder weiteren Traditionen aus dem alpenländischen Raum. Es kann auch in Großstädten und auf anderen Kontinenten beobachtet werden, in Gruppen oder als Einzelkunstwerk. Maskeraden können bizarr, politisch, soziokulturell, kritisch, ästhetisch schön sein. Und bei alledem folgen sie erstaunlicher Weise festen Regeln.

Pressefoto Axel Hoedt Katze

Pressefoto Axel Hoedt Katze

Der erste Raum im Museum Villa Rot ist den Fotografien von Axel Hoedt gewidmet. Er stammt aus dem Breisgau, kennt die alemannische Fasnacht seit Kindertagen und lebt heute als Mode- und Porträtfotograf in London. Seine porträtierten Masken und Hästräger wirken streng. Doch auch Polaroid-Schnappschüsse mit einer Unschärfe, spielen mit dem Blick auf die Realität.

Im Kontrast zur ländlichen Region stehen die Maskeraden von Leigh Bowery (1961-1994). Er gehörte zu den inspirierendsten Figuren der Londoner Modewelt und Nachtclubszene. Mit seiner narzisstisch-exhibitionistischen Selbstinszenierung erklärte er seinen Körper zum Kunstwerk. Alles ist möglich und Verkleidung macht Spaß, war sein Motto. Fotografisch begleitete ihn Fergus Greer, dessen Aufnahmen gezeigt werden.

Der Wiener Klaus Pichler fotografierte Menschen in ihrem alltäglichen Lebensraum. Als Beispiel sei ein perfekt kostümierter Batmann mit seiner Familie in einer gutbürgerlichen Wohnung genannt. Bizarr. Ein tagsüber arbeitender erfolgreicher Unternehmer kommt heim in seine Wohnung, wechselt die Kleidung, schlüpft in die Batmann-Rolle. Und dies unabhängig von närrischen Zeiten, sondern als Ausbrechen aus einem leistungsorientieren, zivilen Leben und das bewusste Eintauchen in eine Gegenwelt.

Faszinierend auch die „Urban Camouflage“ – siehe Video am Ende des Beitrages. In Möbelhäusern, Supermärkten oder auch Baumärkten haben Sabina Keric und Yvonne Rundio sich dem Prinzip Tarnung genähert. Unsichtbar hinter dem Konsumdschungel. Sie haben sich mit Konsumartikeln ein Ganzkörperkostüm kreiert und mit der vorübergehenden Unsichtbarkeit experimentiert. Tarnkappen werden auch „Ghillie Suits“ genannt. Die beiden Künstlerinnen haben diese aus dem militärischen Kontext kommenden Tarnkappen, sich mit der Umgebung zu „verschmelzen“ auf das städtische Konsumverhalten übertragen.

Ästhetisch bezaubernd hat die holländische Künstlerin Imme van der Haak in ihrem Video „Beyond the Body“ die vertraute Vorstellung von Körperlichkeit verarbeitet. Ein tanzendes Paar, das in einer Stoffhülle aus Seide sich bewegt. Auf der Stoffhülle hat sie die menschliche Gestalt von Mutter und Großmutter drucken lassen. Doch im Tanz changiert dieser Wechsel der Körper. Sie verschmelzen für das Auge. Weiter vollzieht sich der wechselnde Blick auf Maskulin und Feminin. Ein sehr feinsinniger Blick, wie wichtig oder unwichtig der Körper, die Körperlichkeit ist.

In der Kunsthalle zeigt Thomas Hörl seine Performance zu den Gasteiner Perchten. Die Perchten in Bad Gastein gehören zu den ältesten Brauchtumsveranstaltungen und sind in das immaterielle UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen werden. Hörl nähert sich künstlerisch mit Collagen, Filmen und einer Rauminstallation diesem vielgestaltetem Ritual. Auch Gender-Fragen greift er auf.

Werke von Miguel Walch in der Kunsthalle Rot - Foto ivk

Werke von Miguel Walch in der Kunsthalle Rot – Foto ivk

Ein Kontrast bieten die Masken des Tiroler Larvenschnitzers Miguel Walch, die in der Kunsthalle zu sehen sind. Die alpenländische Maskenschnitzerei folgt dem Trend von lebensechten Teufelsfratzen der Krampusse, fremdartigen Fabelwesen und fiktiven Geschöpfen aus der Fantasiewelt von J.R.R. Tolkiens. In diesem Fall gruselig schön.

Es ist wieder eine Ausstellung, die viele Aspekte aufgreift. Mehr als hier genannt. Sein und Schein, ein immerwährendes Thema. Masken in verschiedenen Formen. Verkleidungen und Inszenierungen im internationalen Kontext. Es wird ein vielfältiges Spektrum angeboten zwischen Tradition und Postmoderne. Inspirierend und das eine oder andere Video kann aufgrund seiner Intensivität und seiner Aussagen nochmals gesehen werden, wie das „Un Ballo in Maschera“ von Yinka Shonibare MBE. Der in England geborene und in Nigeria aufgewachsene Künstler ist ein Wanderer zwischen den Kulturen mit einem Sinn, globale Konfliktherde zu erkennen und zu adaptieren.

Dieses nachfolgende Video ist nicht in der Ausstellung zu sehen. Es stammt aus der Serie, welche die beiden Künsterlinnen schufen. Erwähnenswert ist, dass die Besucher in dem Supermarkt die Performance oft einfach ignoriert haben.

Ort: Museum Villa Rot & Kunsthalle Rot, Schlossweg 2, D-88483 Burgrieden – Rot
Link zur Webseite: Museum Villa Rot und Kunsthalle Rot

Von Urban Camouflage, ein Projekt der Künstlerinnen Sabina Keric und Yvonne Rundio.

 

 

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