Die ehemalige Reichsstadt Ravensburg in Oberschwaben feiert jedes Jahr kurz vor den Sommerferien das Rutenfest. Es ist ein mehrtägiges Heimat- und Kinderfest, das seit der Barockzeit gefeiert wird. Über 5500 Schüler und Erwachsene nehmen an dem historischen Festzug am Montag Morgen teil. Und zig tausende Besucher schauen sich das bunte Treiben an. Der Festzug startet am Oberturm, führt durch die Innenstadt und endet in der Kuppelnau. Dort ist der Festplatz der Ravensburger seit dem 16. Jahrhundert.
Die Kinder und Jugendliche stellen im Festzug die Zünftemitglieder sowie weitere historischen Figuren dar und präsentieren Einrichtungen aus der 900jährigen Geschichte der Stadt Ravensburg.
Der Name des Festes, hat einen historischen Bezug. Im Mittelalter waren es die Rutengänge, die ursprünglich einen wenigen freudigen Anlass zelebrierten. Die Lehrer zogen mit ihren Schülern ins Grüne, um für die damalige Züchtigung die nötigen Ruten zu schneiden. Eine Rute ist ein einzelner, dünner, langer biegsamer Zweig.
Im Jahr 1645 genehmigten die Räte diesen Ausflug mit dem Namen „in die Ruten gehen“ Später Jahren wandelte sich dieser Rutengang in eine Tradition mit einer heiteren festlicheren Note. Waren anfangs nur die Eltern dabei, folgten später – vermutlich Ende 17. Jahrhundert die geistlichen und weltlichen Obrigkeiten dieser Tradition.
Zudem finden Schießwettbewerbe statt, wie das Adlerschießen, Bogenschießen und Wappenschießen der Ravensburger Schulen. Während die Gymnasiasten seit 1823 mit der Armbrugst auf einen Adler aus Holz schiessen, begleiten die Realschüler diese Wettbewerbe erst seit 1967. Sie schießen mit Pfeil und Bogen auf eine Scheibe mit hölzernen Türmen und Tore. Im Jahr 2001 wurde für die Werkrealschulen das Wappenschießen eingeliedert. Es wird mit einer Armbrust auf ein Stadtwappen geschossen. Jede Schulart ermittelt eine Schützenkönigin oder einen Schützenkönig.
Nachfolgend ein Eindruck dieses zweistündigen Festumzuges.
Der Festumzug gliedert sich in vier Teile. Teil EINS stellt das Historische Rutenfest dar mit den Rutenkindern. Auch das Rutentheater aus dem 1823 und die teilnehmenden Kinder des aktuellen Theaterstücks sind dabei. Der ZWEITE Teil widmet sich dem Thema mit „Sang und Klang“ hinausgezogen. Es zeigt in bunten Motiven die Grundschüler wie sie damals Schulausflüge zu Fuß oder mit Kutsche unternahmen. Symbolisch ist die Schwäbische Eisenbahn dabei, die erste Bahnlinie gibt es seit 1847. Der Erntedank mit Gärtner und anderen Zünften wird gefeiert. Die historischen Gebäude als auch die Krämer- und Jahrmärkte sind seit 850 Jahren elementar. Erinnert wird auch an den Hütekindermarkt mit den Tiroler und Schweizer Kindern. Im DRITTEN Teil wird die Geschichte der Reichstadt dargestellt. Als Ravensburg eine paritätische Stadt bis 1809 war. Katholische und evangelische Schulen feierten lange Jahre getrennt das Rutenfest. Im historischen Teil wird ein Augenmerk auf die Welfen und Staufer in Ravensburg gelegt. Ravensburg wurde um 1030 gebaut. Im letzten Teil wird an die heutigen Partnerstädte sowie an die Mitgliederinnen und Mitglieder der Stadtverantwortlichen, des Gemeinderates, der Schulleitungen und der Kirchen den Festzug bedacht.