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Filmtipp: Der Staat gegen Fritz Bauer

Für alle, die noch nie etwas von Fritz Bauer gehört haben. Der Film „Der Staat gegen Fritz Bauer“ ist ein Polit-Thriller – klug gemacht, filmtechnisch verdichtet, gespielt in der jungen BRD. Kurzum sehenswerter Film, der nebenbei dokumentarisch kurzweilig deutsche Geschichte aufarbeitet und auch einen Retroblick in die späten 50er und frühen 60er Jahre zeigt. Fritz Bauer ist wichtig für die deutsche Geschichte, vielleicht hätte es ohne ihn nie die „Ausschwitz-Prozesse“ gegeben.

Handlung: Deutschland 1957. Die junge Bundesrepublik will die NS-Zeit hinter sich lassen. Fritz Bauer, ein Generalstaatsanwalt kämpft hartnäckig daran, die Täter im eigenen Land vor Gericht zu stellen: Zwölf Jahre nach Kriegsende erhält Fritz Bauer (Burghart Klaußner) den entscheidenden Hinweis, dass sich der frühere SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann in Südamerika versteckt. Der junge Staatsanwalt Karl Angermann (Ronald Zehrfeld) beginnt mit Bauer, die Hintergründe zu recherchieren. Doch es gibt Widerstände in den höchsten Kreisen.

Drehbuchautor Oliver Guez aus Paris

Drehbuchautor Oliver Guez aus Paris – Foto Veil-Köberle

Berührend und beeindruckend, Oliver Guez (Drehbuchautor) sagte beim Filmgespräch im Kino Traumpalast in Biberach: „Es hat mich interessiert, wie Deutschland mit dieser Geschichte seine Demokratie aufbaut“. Guez ist Politikwissenschaftler, Journalist, Autor mit französicher Staatsangehörigkeit. Er hat das Buch „Heimkehr der Unerwünschten. Eine Geschichte der Juden in Deutschland nach 1945“ geschrieben. „Der Staat gegen Fritz Bauer“ ist sein erstes Drehbuch. Der Film wurde mittlerweile in 17 Länder weltweit verkauft wie Japan, USA, Argentinien, Israel und viele Länder in Europa. Im Filmgespräch wurde auch deutlich, dass dieses Phänomen die Geschichte des eigenen Landes nicht so genau wissen zu wollen, zu verhüllen, stillzuschweigen, ein internationales Phänomen ist.

Bei der Filmpremiere in Biberach waren einige Kinobesucher da, die die Zeit von Fritz Bauer Anfang der sechziger Jahre live miterlebt haben. Kinder, Jugendliche, die die Diskussionen der Eltern gehört haben, ob es richtig war Adolf Eichmann, den SS-Obersturmbannführer und verantwortlich für die Deportation der Juden, seinem Todesurteil in Israel zu überlassen. Ein Rechtsanwalt erzählte, dass er damals das Buch von Fritz Bauer las und dies mit ein Grund war, dass er Jurist wurde. Er hatte das Buch dabei, es wurde deutlich, wie diese Geschichte ein Wendepunkt in seinem Leben wurde.

Doch wurde auch klar, dass das Interesse an Fritz Bauer erst wieder in den letzten Jahren gestiegen ist. Die Menschen, die erst in den 60er Jahren und später geboren wurden kennen diese geschichtlich wichtige Person kaum.

Der Schauspieler Burghart Klaußner spielt Fritz Bauer ausgezeichnet. Eine Rolle, die ihm wie auf den Leib geschrieben ist bzw. von ihm gespielt wird. Oliver Guez sprach mit ihm zuletzt vor wenigen Tagen auf der Deutschlandpremiere in Berlin, so Guez: „Klaußner erzählte mir, dass es für ihn eine Traumrolle ist. Er erzählte es mir und freute sich dabei wie ein kleines Kind“. Auf die Frage, wie dokumentarisch die Geschichte ist, antwortete Guez: „Fritz Bauer war so, wie er gespielt wurde. Allerdings ist Karl Angermann eine fiktive Figur. Er ist eine Filmfigur, die mehrere wichtige Wegbegleiter von Fritz Bauer in einer Person vereinigt. Es ist nicht möglich in der vorgegebenen Filmzeit die verschiedenen wichtigen Wegbegleiter vorzustellen.“

Text von Inge Veil-Köberle

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