Jedes Jahr an Heilig-Abend treffen sich gegen 17 Uhr viele Biberacher, mit ihren Familien und Kindern auf dem Marktplatz in Biberach an der Riß. Der große Christbaum ist erleuchtet, die umliegenden festlich beleuchteten Patrizierhäuser mit ihren Schaufenstern geben soviel Licht, daß die Helfer der Hospitalrat Stiftung Lebkuchen an die Kinder verteilen können. Nach der Überlieferung und mit Blicka auf alte Urkunden aus dem Jahre 1820, hatte ein Apotheker für arme Kinder eine Christkindles-Figur an seinem Haus herabgelassen. Ein Konditior erweiterte diese Idee um 1868 und verteilte Lebkuchen. Seit 1904 pflegt diesen Brauch die Stiftung „Hospital zum Heiligen Geist“ weiter.
„Rablassa“ oder „ralassa“ ist schwäbischer Dialekt und bedeutet Herunterlassen. Chrischkindle leichter zu verstehen steht für Christkind.
Auf dem Marktplatz werden gegen 17.30 Uhr alle Lichter ausgeschaltet. Es ist fast ganz dunkel, die Musikanten spielen die Biberacher Pastorale. Bei den Klängen von „Stille Nacht“ und „Herbei, o ihr Gläubigen“ wird vom Giebel das Christkindle bis zum ersten Obergeschoss herabgelassen. Das Christkindle ist eine Figur, die mit Sternen gestaltet und medaillonartig eingerahmt ist. Es stoppt und wird langsam bei dem Lied „Wie können wir Vater der Menschen dir danken“ wieder nach oben gezogen und entschwindet scheinbar in den Himmel. Die Glocken der Stadtpfarrkirche läuten, die Häuser und der Christbaum werden wieder beleuchtet und die Menschen gehen nach Hause.
Die derzeitige Figur des Biberacher Chrischttkindle ist eine Arbeit des Bildhauers Georg Lesehr aus dem Jahre 1959/60.
Bild und Hörbeitag der Pastorale siehe Biberacher Christkindlesmarkt