Schneetreiben. Winterzeit. Advents- und Weihnachtsmärkte. Vorweihnachtliche Treffen mit Arbeitskollegen, Freunden, Vereinsmitgliedern und einfach so auf dem Adventsmarkt. Dieses Jahr scheinen weniger Menschen unterwegs zu sein. Die kunsthandwerklichen Verkaufsstände sind leichter zu sehen, die Wartezeiten an den Ess- und Trink-Angebotshütten sind kürzer. Geht die Regelmäßigkeit verloren die vielen vorweihnachtlichen Märkte zu besuchen? Keine Neugier, ob sich was verändert hat im Angebot wie all die letzten Jahre?
Die Betonschutzteile an den Eingängen der ganz großen Weihnachtsmärkte erinnern an den Anschlag letztes Jahr in Berlin. So mancher Homosapiens geht zum eigenen Schutz vor Gefahren wohl einfach nicht mehr aus dem Haus. Auch hörte man die letzten Tage eher ein vorwurfsvolles „bist Du noch nicht eingedeckt mit Filz, Gestricktem und Krimskrams sowie Selbstgebasteltem?“ Kunsthandwerkliches wird nicht nur ignoriert sondern offen negativ bewertet. Und auch das Glühweinbesäufnis wird kritisch benannt.
War es früher tabu Negatives über einen Event zu sagen scheint es nun eher hipp zu sein. Allerdings gab es immer schon Negatives und Positives und es hielt sich im Grunde die Balance, so die Regel, so die Hoffnung.
Die Oberschwäbische Dorfweihnacht ist jedes Jahr am ersten Adventswochenende im Museumsdorf Kürndorf bei Bad Schussenried. Es ist ein Freilichtmuseum, das an diesem Wochenende Kunsthandwerkliches anbietet, oberschwäbisch Kulinarisches aus der Backstube, sowie auch Theater und Musik wird angeboten. Die alten Bauernhäuser sind festlich geschmückt und warm. Und gerade diese Stuben wirken heimelig und die Besucher kommen ins Gespräch, egal ob sie sich vorher gekannt haben oder nicht. Gemütlich.
Ob es nun doch eine Mütze mit folkloristischem Muster oder schlichte einfarbig – diese Wahl hat die/der Käufer. Eine winterliche Kombination aus Schal, Mütze und Handschuhe aus wärmender Alpakawolle gibt es alternativ dazu. Leckeres Apfelgelee aus seltenen Apfelsorten von Ruth Lang. Albert Gerner aus Erlenmoos präsentiert seine selbstgeschnitzten Figuren in der umgebenenden Holzhütte. Fotografieren seiner Werke ist erlaubt mit seinem Kommentar „Wer diese so nachschnitzen möchte, der soll es tun. Und wer sie kaufen möchte, das freut mich“, so Gerner. Ein schöner handgeflochtener Korb, ein handgefertigter Ring, einer Gruppe von Frauen beim Klöppeln zu schauen – in jedem Haus etwas anderes Sehenswertes. Auch gibt wird in einem Haus beraten und fachgesimpelt wie und mit welchem Model die schwäbischen Springerle gelingen.
Auch individuelle Puppenkleider zu günstigen Preisen lassen sich finden. Wohlduftende selbstgemachte Seifen fanden ebenfalls ihre Liebhaber. Vermutlich kommt doch kein Gast nach Hause ohne etwas zu kaufen, was tatsächlich noch gefehlt hat.
Und für alle anderen sind die beleuchteten Museumsräume, der seltene Teddybär, das Kinderporzellan aus dem Jahre 1910 oder die alte Eisenbahn Grund genug um über Uromas Schätze zu erzählen.
Ach was soll es. Es gibt die Nörgler und Besserwisser. Jeder darf für sich entscheiden, wieviel Nostalgie, wieviel Modernität, wieviel Wärme und wieviel Distanz er braucht. Es ist nur zu hoffen, dass jeder sich hin und wieder überraschen und verzaubern lässt von etwas, mit dem er nicht gerechnet hat. Und Geschmäcker sind glücklicher Weise verschieden.
In diesem Sinne fröhliche Adventszeit.
Ort: Museumsdorf Kürnbach, Griesweg 30, 88427 Bad Schussenried-Kürnbach