Bad Saulgau ist eine Stadt, mitten in Oberschwaben. Sie hat über 17.000 Einwohner und ist sogar größer als Sigmaringen, die dem Landkreis den Namen gibt. Erst seit 2000 trägt die Stadt das Prädikat Bad, das Orten mit einem Heilquellen- und Kurbetrieb vergeben wird. Die Therme Sonnenhof befindet sich am westlichen Stadtrand. Die Stadt liegt an der Oberschwäbischen Bäderstraße und hat eine historische gemütliche Innenstadt, die für Einkäufe und kulturelles Leben gerne genutzt wird.
Am Marktplatz steht die Stadtkirche St. Johannes Baptist. Die hochgotische Pfeilerbasilika zeigt Merkmale der Romanik und Gotik. Als 1985 der Innenraum der Kirche restauriert wurde, wurde mit einer modernen Ausstattung kombiniert. Das Bild „Geißelung Christi“ von Otto Dix hängt in der Kirche. In der vergoldeten Kugel unterhalb des Hahnes auf dem Kirchturm befindet sich eine Dokumentenrolle mit geschichtlichen Zeugnissen.
Zu Bad Saulgau gehören 13 Teilorte mit weiteren kleineren Orten, genannt Weiler zwischen 300 und 800 Einwohnern. Sich in diesem Landstrich mit dem Auto zu bewegen heißt kleinere und größere Landstraßen wie die B32, hin und wieder einige Häuser und viel grüne Landschaft mit Wäldern, Seen, Wiesen und Äckern zu sehen. Ländlich geprägt überrascht das Städtchen mit seinem Umland. Hübsche Villen, ungewohnte Gebäude auch ein Mix aus historisch und modern. Der Schein, die Zeit sei still gestanden, täuscht.
Wer auf dem Weg nach Bad Saulgau fährt, je nachdem von welcher Richtung, kann über viele Kilometer weder an einer Bäckerei für einen Imbiss stoppen noch eine Tankstelle finden. In Bad Saulgau ist das alles an jedem Ortseingang, auch Lokale gibt es mehrere. Die neue B32 umfährt die Stadt. Historisch war Bad Saulgau oft ein Ort, an dem sich schwäbische Erfinder und Tüftler gesammelt haben.
So entstand um 1900 eine Produktionsstätte für Maschinen zur Grasbearbeitung sowie Getreidemaschinen, genannt Josef Bautz. Auch die Oldtimer-Traktoren gleichen Namens haben Bezug zu Bad Saulgau. 1939 wurden die Produktionshallen für die Rüstungsindustrie beschlagnahmt, um Raketenteile herzustellen. Eine Tatsache, die in der ländlichen Region Oberschwaben immer wieder auftaucht. Schwäbische Tüftler und Erfinder gab und gibt es im süddeutschen Ländle an Orten. Während dem zweiten Weltkrieg wurde in der Provinz im Stillen produziert, während die Zentren zerbombt wurden.
Kulturell sei die Städtische Galerie „Die Fähre“ genannt, die sich seit 2010 im Alten Kloster Bad Saulgau befindet. Eine Besonderheit ist, dass der ehemalige Klostergarten mit seinem Kreuzgang eine gläserne Überdachung bekommen hat und heuer dort Konzerte und Veranstaltungen stattfinden. Die Fähre wurde 1947 gegründet und wurde zu einer wichtigen Kunst- Ausstellungsadresse in Oberschaben. Im Erdgeschoß und im ehemaligen Kreuzgang wird ein repräsentativer Querschnitt der „Kunst in Oberschwaben seit 1900“ präsentiert.
Im Stadtmuseum wird die 500jährige habsburgische Vergangenheit Saulgaus als eine der „fünf Donaustädte“ gezeigt. Erwähnenswert ist Willi Burth (1904-2001), ein Kinopionier, der für seine technischen Entwicklungen mehrfach ausgezeichnet wurde. Das Stadtfest, das im meist im Juli gefeiert wird, nennt sich Bächtlefest.
Im nahegelegenen Sießen befindet sich das Franziskannerinnen Kloster Sießen, in der die Arbeiten der Schwester Maria Innocentia Hummel ausgestellt sind. Sie hatte die Vorlage für die weltweitberühmten Hummel-Figuren geschaffen. Führungen geben Einblick in das Werk der gläubigen Künstlerin.
Bad Saulgau ist auch eine Hochburg der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Der Narrenruf der Dorauszunft Saulgau e. V. 1355 lautet „Doraus, detnaus – bei d’r alta Lenda naus“. Eine Besonderheit der Saulgauer Fasnet ist das „Dorausschreien“, ein aus dem 13. Jahrhundert überlieferter Bettelbrauch, mit dem die Stadtbewohner in Notzeiten bei der Landbevölkerung Nahrung erbaten. Die Narrenfigur bettelt mit einem bodenlosen Korb, der an einer langen Stange befestigt, nach Gaben.
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Kloster Sießen
Narrenzunft Dorauszunft Saulgau e.V. – Achtung mit Blasmusik beim Start