Es folgt nun der dritte Teil unserer Lausitz-Erkundungsreise.
Teil 1 der Lausitz Entdeckungsreise standen Cunnewalde, Löbau, Oberscunnersdorf, Herrenhut, Zittau.
Es folgten im Süden Zittau und das ehemalige Burg- und Klostergelände Oybin.
Östlich von Bautzen liegt die deutsch-polnische Stadt Görlitz.
Teil 2 der Lausitz Entdeckertour gibt Einblick auf die Burg und ehemaligen Kloster Oybin, die Stadt Görlitz, die Königshhainer Berge, die Stadt Niesky, der Boxberg, die Geburtsstadt von Konrad Zuse, Hoyerswerda sowie bekannt aus Krabat, die Mühle in Schwarzkolm sowie Bautzen.
Teil 3 – widmet sich den Besuchen in der Glasbläserstadt Weißwasser, dem Kromlauer Park sowie Pücklers Park. Außerdem der Cottbuser Ostsee, Cottbus, das imposante F60 Besucherbergwerk bei Lichterfeld sowie ein Blick am Fenster zum Tagebau bei Wetzlow.
Ich kann nicht anders, doch diese Flicken auf der Straßen haben ja schon künstlerischen Charakter. Hier auf einer Straße nach Weisswasser. Übrigens dieses Patchworkstraßenmuster wirkt geschwindigkeitsbremsend.
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Weißwasser
Weißwasser am nördlichen Rand der Oberlausitz ist eine ehemalige Glasmacherstadt. Mehrere Glasfabriken gab es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In der Nähe des Bahnhofs stehen noch die Ruinen einer Fabrik und der Neubau der Stölzle Lausitz GmbH, die 2021 den Designpreis für Glas gewonnen hatte. Und ja – das Design, die Form erkennen wir wieder, weil es momentan in vielen Einkaufsläden (Möbelhäuser, Haushaltswarenabteilungen usw.) steht.
Das Glasmuseum in der Villa Gelsdorf beherbergt das einzige ostdeutsche Glasmuseum. Herstellung, Glasgravur und die besondere Form der Veredelung werden erklärt. Die Sammlung des Wilhelm Wagenfeldt, er war ein Bauhaus-Schüler und Pionier des Industriedesigns begeistert. Wer diese Sammlung sieht, erkennt viele Glasformen, die bis heute noch verwendet und genutzt werden. Es ist ein Wiedersehen von schönem Design, was wiederum beweist, wie zeitlos dieses Design bis heute ist.
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Kromlauer Park mit der berühmten Rakotzbrücke.
Berühmt deshalb, weil dieses Foto immer wieder zu sehen ist und anfangs dachte ich, es ist irgendwo im Ausland. Diese Bilderbuch-Brücke nahe Bad Muskau wurde von Gutsbesitzer Friedrich Hermann Rötschke mit einem schönen Park im Jahre 1844 in Auftrag gegeben. Die Brücke, genannt Rakotzbrücke ist ein freitragender Bogen aus Basalt- und Granitgestein. Die Rakotzbrücke wird auch Teufelsbrücke genannt. Im Mai/Juni blühen die Rhododendrons, die wie Büsche entlang des Sees wachsen. Sicher sehr malerisch und duftend. Der Park ist insgesamt zirka 200 Hektar groß.
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Pücklers Park mit seinem Alten und Neuen Schloss.
Seit 2004 gehört der Pückler-Park zum UNESCO Weltkulturerbe. Der exzentrische Fürst Hermann Pückler ließ diesen Park anlegen. Der junge Mann begann 1815 den größten und schönsten Landschaftspark im englischen Stil in deutschen Landen zu bauen. Schon seine Vita ist lesenswert, er war ein nachgefragter Landschaftsarchitekt, populärer Schriftsteller und Weltreisender. Seine Ehefrau Lucie riet ihm, sich von ihr scheiden zu lassen, damit er eine Geldheirat in England organisieren konnte. Auch Lucie wollte das gemeinsame Projekt, diesen grandiosen Landschaftspark an der Neiße, verwirklichen.
Der Park kann heute länderübergreifend zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkundet werden. Es gibt viele Wege und wenige Schilder, die einem einen Überblick geben, wo man sich gerade befindet.
Das Alte Schloss, einem Renaissancebau stammt aus dem 16. Jahrhundert. Im Neuen Schloss ist die Dauerausstellung zu Fürst Pückler zu sehen, sowie ein kleiner Museumsshop und ein Café. Herrlich ist der Blick von der Terrasse auf die Schlosswiese und in den Park. Beim Umherspazieren sind die unterschiedlichen Sichtachsen nachzuvollziehen.
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Seit Polen zur Europäischen Union gehört, ist der Grenzpfosten nur ein Zeichen. Zu welchem Land der Park gerade gehört spielt in dem Park fast keine Rolle mehr. Spazieren, Fahrradfahren, Ausblicke genießen. Grenzenlos.
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Rosenpark Forst
Die Königin der Blumen, die Rose hat auch in Ostdeutschland einen Park bekommen. Angelegt wurde er 1913 zur Rosen- und Gartenausstellung. Heute präsentieren sich auf 17 Hektar mehrere tausend Rosenstöcke. Um die 900 verschiedene Sorten, sehr bekannter und vielen nahmhaften Rosenzüchtern sind auf dem Gelände zu sehen.
Ende Juli war allerdings etwas Blühpause bei den Rosen oder der viele Regen in dem diesjährigen Sommer wählte die regenfreudigen Rosen heraus. Es ist bekannt, dass bei regnerischen Sommern die Rose mit ihren Blüten geizt. Ich gebe zu, anfangs war ich enttäuscht, doch die Entdeckungstour begann, als ich mich darauf fokussierte, welche trotz diesen Wetterbedingungen blühte und sich mit ihren Blüten präsentierte.
Cottbuser Ostsee
Als Süddeutsche wusste ich mit diesem Namen zuerst nichts anzufangen. Doch vor Ort bekommt dieses Großprojekt eine ganz andere Dimension. Der ehemalige Tagebau in Cottbus-Nord wird in einen nutzbaren See umgewandelt. Dieses Projekt nennt sich Cottbuser Ostsee. Es ist eines der größten Rekultivierungen von einem Tagebauabbau. Nach 30 Jahren Kohleförderung entsteht aus dem ehemaligen Tagebau Cottbus-Nord ein mehrfach nutzbarer See: der Cottbuser Ostsee. ((Das Projekt ist eines der größten in der Rekultivierung von Tagebauen)). In der Rekultivierung von Tagebauen, ist dies eines der größten Projekte. Die Flutung des künftigen Sees begann dieses Jahr. Flutung heißt, es wird Wasser in dieses große Areal eingeschleust. Es wird mehrere Jahre dauern, 6 Jahre laut Plan, bis der See entstanden ist. Es dauert Jahrzehnte bis in dem See eine Flor und Fauna sowie Lebenstiere leben, wie in einem natürlich entstandenen See. Es wird das größte künstlich angelegte Gewässer in Deutschland werden.
Auf dem Aussichtsturm, ein 34 Meter hoher Stahlbetonturm lässt sich erahnen wir groß der See im Jahr 2030 sein wird. Die Fläche liegt bei 1900 Hektar. Der drittgrößte See in Deutschland.
Wie der ganze Plan ist und wie die Cottbuser Ostsee geplant wurde siehe unter dem Link auf Youtube: Der Cottbuser Ostsee – Rekultivierung des Lausitzertagebaus
Cottbus
Cottbus ist eine Universitätsstadt und wirbt darum, dass Studenten hier sehr günstig und sicher eine Wohnung finden. Der Altmarkt ist sehr einladend. Im nahen Branitz, am östlichen Teil von Cottbus beginnt der Park, welcher das Meisterstück von Fürst Pückler werden sollte. Kleiner als in Bad Muskau, aber aus einer baumlosen flachen Wüste, sollte ein grünes Paradies entstehen. Er starb und fand zusammen mit seiner geschiedenen Frau Lucie ihre Ruhestätte.
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Besucherbergwerk F60 bei Lichterfeld
Im Land des Tagebaus zu reisen, die vielen schönen Seen, die nun Naherholungsgebiete, sind zu besuchen. Die Lausitzer Seen sind eine Besonderheit. Der aktive Tagebau ist selten einsehbar. Es heißt dann meist Privatgelände. Doch diese riesige Maschinen, sogenannte Abraumförderbrücken live zu sehen, ist beeindruckend. So gibt es auch das Besucherbergwerk F60 bei Lichtfeld, nahe Finsterwalde. Es ist nicht mehr aktiv. Auch hier ist ein Naherholungsgebiet entstanden mit vielen Freizeitmöglichkeiten. Das Besucherbergwerk F60 gleicht da eher einem Freilichtmuseum. Dieser Koloss aus Stahl ist 502 Meter lang und 80 Meter hoch. Es ist das größte fahrbare Arbeitsgerät auf der Welt. Der Eiffelturm liegend wäre kleiner. Die F60 wurde zwischen 1989 und 1991 montiert und im neuen Braunkohletagbau Klettwitz-Nord eingesetzt. Allerdings nur 13 Monate und dann wurde dieser Tagebau wieder stillgelegt. Die Gemeinde Lichterfeld-Schacksdorf sah es als Chance. Es wurde ein Förderverein gegründet, die Förderbrücke gekauft, für einen symbolischen Betrag und seither kümmern sich die Mitglieder darum, dass Besucher erfahren können wie der Tagebau und diese Maschine funktioniert hat.
Eine Schaufel faßt 5 Tonnen Erde, 43 Schaufeln sind vorhanden. Damit konnten 60 Meter Abraum über dem Kohleflöz abgetragen werden. Dieser Koloss war also nur dafür zuständig, die Erde wegzuschaufeln, dass man überhaupt an die Kohle rankam. Die F60 ist Symbol für diesen Gigantismus in einem der größten Bergbaugebiete der Welt. Von dieser Art von Förderbrücken sind nur noch vier im Betrieb. Apropos in Betrieb. Wer eine Abraumförderbrücke Typ F60 (= 60 m Abtragleistung) bei der täglichen Arbeit zuschauen möchte, sollte an den Aussichtspunkt „Fenster zum Tagebau“, Welzow über die Spremberger Straße fahren. Link zum Fenster zum Tagebau
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Was wir nicht gemacht haben, zum Excursio Besucherzentrum, Welzow, Heinrich-Heine-Straße 2 gefahren. Im Excursio können sogar Touren mit dem Mannschaftstransportwagen in den Tagebau gebucht werden.
Fazit. In einigen Jahren wird es diesen Tagebau nicht mehr geben, da es keinen Kohleabbau mehr in Deutschland geben wird. Dieser Mix aus Faszination der Technik und auch diese tiefen Einschnitte in die Natur und die Renaturierung ist gewaltig. Ein O-Ton blieb mir ebenfalls noch im Gedächtnis, wie eine junge Frau enttäuscht war, wie wenig Seen es in Oberschwaben gibt. In der Lausitz gibt es sehr sehr viele Seen. Seen die nach dem Kohleabbau entstanden sind und heute wunderschöne Naherholungsgebiete sind. Auch der O-Ton, eines Anglers: Jeder Baggersee braucht ebenfalls Jahrzehnte bis sich dort wieder Fische heimisch fühlen.
Empfehlenswerter Reiseführer sind wie sooft für den schnellen Überblick von Marco Polo der Lausitz Führer zwischen Spreewald und Zittauer Gebirge. Für mehr Info uns Inspiration das Handbuch für individuelles Entdecken aus der Serie Reise Know Hov – Oberlausitz, Lausitzer Seenland mit Zittauer Gebirge.
Diese drei Teile zur Lausitz sind weder gesponsert, bezahlt noch dienen diese als Werbeanzeige. Es ist meine Freude mit diesem Beitrag auf eine Region in Deutschland hinzuweisen, in der jeder einzelne Besuchsort noch eine Vielzahl von Entdeckungen erlaubt. Sozusagen der Schnellüberblick, der sogar noch kürzer als der Reiseführer sind. Doch ich wünsche mir, dass mein Beitrag Lust auf mehr macht.