Das Freilichtmuseum in Neuhausen ob Eck, nahe Tuttlingen ist eine Reise wert. Und falls es eher regnerisches Wetter ist, dann gilt dies trotzdem. Denn bei Platzregen, so wie es wir erlebten, gibt es genügend Häuser und Gebäude um unterzustehen. 25 historische Gebäude stehen dort und zahlreiche Haustiere leben auf dem großzügigen Gelände. Über dem Museumseingang gibt es auch eine Gastwirtschaft mit schwäbischer Küche, so lässt es sich gut aufwärmen. So etwas kann auch im August notwendig sein. In den Gebäuden gibt es Hinweistafeln und zahlreiche schriftliche Erklärungen, weiterhin gibt es täglich Führungen und Themenangebote.
Freilichtmuseen sind gar nicht so häufig. Ihre Aufgabe ist es zu zeigen wie vor hunderten Jahren das ländlich-bäuerliche Leben aussah. Es wird geschildert, wie die Menschen gelebt, gearbeitet und gewohnt haben. In Neuhausen stehen 25 wieder aufgebaute historische Gebäude aus den Regionen Schwäbische Alb, Schwarzwald, Bodensee, Hegau. „Aufgebaut“ bedeutet, dass diese Häuser ursprünglich an einem Ort standen und dort nicht mehr stehen durften, doch von besonderem historischen Wert sind. Deshalb wurden diese Gebäude penibel genau abgebaut und auf dem Museumsgelände genau so wieder aufgebaut. In dem Freilichtmuseum wurde ein kleines Dorf mit Kirche, Bauernhaus, Schul- und Rathaus, Kaufhaus, Schmiede, Hafnerei, Farrenstall und Brunnen aufgebaut.
Ein besonderes Augenmerk gilt dem jüngsten „aufgebauten Gebäude“, das Pfeiffersche Kaufhaus. Hier handelt sich um ein Kaufhaus mit einer langen Tradition und von dem in den 50er und 60er Jahren nachgesagt wurde, dass es dort alles zu kaufen gab. Ein Blick in die original aufgebauten Regale lässt schmunzeln. Da stehen noch Verpackungen, die man vielleicht sogar noch selbst als Kind einkaufte und mittlerweile aus dem Supermarkt verschwunden sind. Andererseits die Haribogroßpackung sieht aus wie heute. Haribo gibt es übrigens seit 1920. Der Postkartenständer erinnert daran, dass es in den 70er Jahren eine Zeit lang Mode war Tierpostkarten zu sammeln und diese als Wunsch zu versenden. „Genau diesen Hund will ich haben“ oder „so möchte ich mal ein Pferd haben“, lautete der Kinderausspruch. Oder die Hüte aus dem Stoff Cord. Das war damals modern. Die Schaufensterauslage sei originalgetreu aufgebaut worden. Franz Pfeiffer, der Inhaber dieses Ladens lebte dort bis zu seinem Tod 1995. Er war Junggeselle. Seine Oma hatte diesen Laden eröffnet und sie hatte eine sehr bewegende Lebensgeschichte.
Eine weiteres seltenes Gebäude ist die Seilerei. Es ist ein 80 Meter langes Gebäude in dem früher bis zu 100 Meter lange Seile und bis zu 10 Zentimeter dicke Taue gefertigt wurden. Die Taue wurden im Bergbau als auch auf dem Schiff eingesetzt.
Auffallend im Museumsgelände sind die vielen Tiere, die hier ständig leben. Es sind Haustiere wie Schweine, Kühe und Kälber, Ziegen, Schafe, Hühner, Gänse und Esel. Ab dem Frühjahr, um 14 Uhr werden täglich schwarzgefleckte Schweine vom Museumsdorf durch den Museumswald zurück ins Dorf geführt. Dies hatte in der Region eine lange Tradition. Die Schweine mussten sich ihr Futter selbst suchen, denn Stallfütterung gab es vor rund 200 Jahren nicht. Diese schwarzgefleckten Schweine sind Schwäbisch-Hällische Landschweine, das ist eine mittlerweile seltene Rasse. Ein Gastbeitrag von Angela Jaissle beschreibt dieses „die Sau rausgelassen“
Mehr Informationen zu den Gebäuden und zur Anfahrt auf der Museums-Webseite.
Ort: Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck, Mühlheimer Straße, 78579 Neuhausen ob Eck
Nachfolgende Bilder in der Diashow zusammengestellt wurden meist von der neunjährigen Lauren fotografiert. Die zwölfjährige Klara gab ihr Tipps.