Die 13. Re:publica ist wieder vorbei. Dieses Jahr das Motto tl;dr (Internet-Slang für too long; didn’t read). Ebenfalls auf dem Gelände war die MEDIA COVENTION Berlin und die TINCON.
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Die TINCON mit ihren Angeboten richtet sich an Menschen zwischen 13 und 21. Themen sind Kultur, Technik, Games, Bildung, Science, YouTube, Code, Musik, Lifestyle, Politik und Gesellschaft. Also um alles was junge Menschen im Alltag tangiert. Die TINCON war in einem eigenen Gebäude und es durften Besucher, die älter als 21 Jahre teilweise, ebenfalls an diesen Sessions (Vorträge, Angebote, Workshops) teilnehmen. Mein gesehener Vortrag von Linus Neumann, Sprecher des Chaos Computer Clubs, den ich empfehle ist noch nicht online. Doch unter nachfolgender Rubrik sind weitere Sessions, die sich sehr interessant anhören gelistet.
Nachtrag: Hier unter diesem Youtube-Link: Linus Neuman – Wie Hacker hacken
https://tincon.org/sessions/
Bei weit über 600 Sessions in drei Tagen ist es ratsam sich seine Veranstaltungen rauszupicken. Dieses Jahr eröffnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Viele der Session werden nach der Veranstaltung, teilweise auch im Live-Stream im Internet veröffentlicht. Auch der Astronaut Alexander Gerst war am letzten Tag am Abend auf der Bühne. Weiterhin die Friday-for-Future Repräsentation Luisa Neubauer.
Der Mythos, dass die re:publica nur für Nerds ist, ist falsch. Es geht eher um unsere Gesellschaft und was die Digitalisierung mit uns macht und was wir daraus machen können.
O-Ton einer Journalistin aus Paris, die auch fast jedes Jahr nach Berlin auf die re:publica anreist: „Hier finde ich Themen, die ich zukunftsweisend sind in der Ausbildung für junge Journalisten“. So war FakeNews vor einigen Jahren auf der re:publica ein Thema. Sie dachte damals nicht, dass es einmal so ein wichtiges Thema für die Gesellschaft ist.
Nachfolgende Session mit Ingrid Brodnig über das Thema Humor in digitalen politischen Debatten war aufschlussreich und sie hat eine analytische Ader, wenn sie referiert. Meines Erachtens wurde in den letzten Monaten das Wort Satire mißbraucht. Mancher Humor wird nicht deshalb witzig, weil man Satire darunter schreibt, so meine Meinung. Brodnig Zitat: „Mir ist es lieber, dass sich eine Satireseite über die Regierung lustig macht, die Flüchtlinge mit voller Härte behandelt – als eine Satireseite, die sich über Flüchtlinge lustig macht. Nicht nach unten treten, sondern nach oben treten.“ Satire hat die Chance Dinge verständlicher zu machen und manchmal wirkt Satire realer als die Wirklichkeit.
Weiterhin greift sie das Thema Sexismus auf. Am Beispiel Sigi Maurer (ab 18.34 Minute) erklärt sie an diesem Fall einen sexistischen Angriff. In diesem Fall lernt man auch, dass es in Österreich mit den Beleidigungen etwas anders abläuft als in Deutschland. Es ist bewundernswert wie in solchen Situationen noch mit Humor geantwortet werden kann.
Ziel sollte sein, dass Humor Klarheit bringt, Humor soll Betroffene stärken und Humor kann auch entlasten, aber nicht auf Kosten anderer.
Auch ein immer wiederkehrendes Thema war der Hass und die Drohungen an Frauen.
So wird eine Frau, als Journalistin durchaus abwägen, ob sie ein Thema annimmt, wenn es absehbar ist, dass sie mit Hass, Morddrohungen, Vergewaltigungswünschen konfrontiert wird. Dabei seien es nicht nur digitale Drohnungen sondern können durchaus mit analogen Konsequenzen zusammenhängen.
Ein Vortrag re:publica 2019 – Digitaler Hass gegen die Demokratie – siehe Grafik Minute 4,10 – https://www.youtube.com/watch?v=OGP7Wi1wy4s gibt einen ersten Einblick in das Thema.
Ein ganz anderer Vortrag zum Thema Smartcitys, Digitalisierung im Dorf kam von den Masterstudenten der Medienakademie Stuttgart, Jonas Wagner und Daniel Geiger. Es ist alles schön und gut mit der Digitalisierung, doch es wird vergessen, dass auf dem Dorf nicht alle Zugang zum Internet haben. Digitalisierung und ihre Umsetzung kann nur gelingen, wenn auch eine Nachfrage da ist. Am Beispiel einer kleinen Box mit Knopf am Rollator kann die Oma aus Dietenheim an der Iller auch ohne Handy nach einem Fahrdienst rufen. Denn das Smartphone ist zu komplex.
Ziel ist auch, dass Projekte in den Gemeinden in der erstellten Internetplattform „mein digitales Dorf“ eingetragen werden, so dass andere Kommunen daraus Inspiration und Handlungshilfen finden.
Link zur Plattform: https://meindigitalesdorf.de/
Zum Thema Schule sprach Alexandra Habicher und die Geschäftsführerin Myrle Dziak-Mahler, die an Europas größter lehrerbildende Universität (15.000 Studierende) sind. Die Schule muss komplett neu gedacht werden, weil sie sich bisher am Bildungssystem des 20. Jahrhunderts orientiert. Damit bereitet es Schüler*innen für die Aufgaben der Vergangenheit vor, nicht aber auf eine sich zunehmend verändernde Gesellschaft und ihre Herausforderungen.
Soweit. Der eine oder andere Vortrag ist noch nicht online, die ich empfehle anzuschauen. Doch jeder kann sich ja selbst, anstatt eines langweiligen Krimiabends in die Sessions reinhören. Sehenswert ist auch die Session mit Hannibal – eine investigative Recherche der TAZ, die kaum in die Öffentlichkeit dringte, obwohl diese real und spannender ist als ein Krimi. (Link fehlt nocht)
Mein neues Lieblingswort ist „Realtitätsschock“ – ein sehr schönes Wort. Intensiv gehört auf der Session von Sascha Lobo. Die einen sagen, es sei keine gute Rede gewesen, die anderen erkannten etwas anderes. Sascha Lobo und Prof. Dr. Gunter Dück haben den unterhaltenden Part auf der re:publica und geben Gedankenimpulse vor.
Wer Muse hat am Wochenende und sich informieren, über den Tellerrand schauen möchte – nachfolgender Link führt auf Youtube zu den veröffentlichten Vortrags-Liste, die aktualisiert wird.
https://www.youtube.com/user/republica2010/videos?view=0&sort=dd&flow=grid
Nachtrag: Ein sehenswerter Vortrag von Linus Neumann:
Wie Hacker hacken … und möglichst nicht mich
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