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Bundesfestung Ulm – Fort Oberer Kuhberg

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Kennen Sie die Bundesfestung in Ulm? Und wußten Sie, dass dort ein Konzentrationslager war?

Es ist eine Festung, die der Deutsche Bund gebaut hatte von 1842 bis 1859. Aus Sorge, dass nach dem französischen Krieg die Franzosen unter Napoleon wieder angreifen werden. Die Festung sollte Schutz für 100.000 Mann dienen. Lange gerade Mauer- und Walllinien bildeten den Festungsgrundriss. Elf Meter hohe Mauern und zahlreiche Geschütz- und Gewehrscharten sollten keinen Angriff ermöglichen. Hohe Erdwälle, erdbedeckte Dächer und auch ein Wall vor der Festung sollten Schutz bieten. Viel bedacht, ungewöhnlich im Bau und doch kaum fertiggestellt war diese Anlage militärisch betrachtet veraltet. Die Festung war nie Ziel eines Angriffs und auch nicht in Kriegshandlungen verwickelt. Die Bundes- und Reichsfestung Ulm ist heute Deutschlands größtes erhaltenes Festungsensemble.

Weitere Infos unter Festung Ulm

Die Bundesfestung Ulm ist Teil des Forts Oberer Kuhberg. Ins Innere der Festung und ins Museum kommt man an jedem ersten Sonntag im Monat um 14 Uhr. Es gibt eine  bis zu zweistündige Führung. Als wir etwas später ankamen, war das Tor geschlossen (links von diesem Eingang). Also pünktlich sein.

Bundesfestung Ulm – Eingang zur KZ-Gedenkstätte (DZOK – Museum).

Ebenfalls in der Bundesfestung ist das Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg Ulm e.V. KZ-Gedenkstätte (DZOK). Dieser Ort mit Dauerausstellung ist sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Ein ehrenamtlicher Guide wie Otto Benz gibt Einblick in das Gebäude und das Leben im Konzentrationslager. Das Gespräch startet um 14.30 Uhr (Eintritt 2 Euro, Winterschließung beachten. Der Ort ist kalt; es wird festes Schuhwerk und entsprechende Kleidung empfohlen)

Offene kalte lichtlose Nischen für die Inhaftierten in den Kasematten Bundesfestung Ulm

In der Bundesfestung war von November 1933 bis Juli 1935 ein Konzentrationslager des Landes Württemberg. Kein Konzentrationslager, in dem Menschen vergast und getötet wurden. Es galt eher noch als das Experimentierfeld des NS-Regimes, wie weit Menschen gedemütigt, misshandelt und gefoltert werden können. Es durften zu dieser Zeit (1933) keine Menschen zu Tode kommen, doch die Bedingungen waren alles andere als menschenwürdig. Das nationalsozialistische Regime nannte es damals Schutzhaft. Das Regime inhaftierte mehr als 600 politische und weltanschauliche Gegner. Der Widerstand sollte gebrochen werden. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ steht in leuchtenden Buchstaben im Museumsraum. Prominente wie Alfed Haag und Dr. Kurt Schumacher wurden in Einzelhaft gesteckt. Schumacher war 1930 bis 1933 sozialdemokratischer Reichtstagsabgeordneter. „Seine Rhetorik wurde gefürchtet, er hätte womöglich die anderen Inhaftierten mobilisieren können“, so Otto Benz, der die Sonntagsführung in der Gedenkstätte gab. Schumacher beteiligte sich stark für den Wiederaufbau der SPD (1945 bis 1949) und war Oppositionsführer, der Gegenpart von Konrad Adenauer.

Auszüge aus der Reichtagsrede von Kurt Schuhmacher 23. Februar 1932, vor seiner Inhaftierung:

„Es hat keinen Zweck gegen die Ungeheuerlichkeiten, die aus dem Munde der Herren Goebbels und Strasser kamen, mit einem formalen Protest anzugehen. Diese Dinge sind ja nur Teile eines ganzen Systems der Agitation (Anm: Agitation = Politische Hetze / Werbetätigkeit für bestimmte politische Ziele) …
Die ganze nationalsozialistische Agitation ist ein dauernder Appell an den inneren Schweinehund im Menschen …
Wenn wir irgendetwas am Nationalsozialismus anerkennen, dann ist es die Tatsache, dass ihm zum ersten Mal in der deutschen Politik die restlose Mobilisierung der menschlichen Dummheit gelungen ist …“ (Auszüge der Rede Dr. Kurt Schuhmacher, 23.03.1932)

Dieses frühe Konzentrationslager in der Bundesfestung ist das einzige (von ca. 80), dessen Gebäude und Gelände fast unverändert ist. An diesem Erinnerungs- und Lernort lässt sich der Wandel von der ersten Demokratie (Weimarer Republik) zur NS-Diktatur nachvollziehen.

 

Link zur Website Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg Ulm

Auf dieser Webseite gibt es zudem eine Datenbank, die von 345 sicher nachgewiesenen Häftlingen Infos zur Inhaftierung, den Haftgründen sowie auch weitere Informationen zu Recherchezwecken anbietet und weiter ergänzt wird.

 

Blick auf das Museum im inneren Bereich der Bundesfestung

Bundesfestung Ulm Außenbereich

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