Es gibt Wochenenden die sind gefüllt mit Möglichkeiten von Treffen, Begegnungen mit Menschen, die gut tun. Es ist die barocke Fülle des Lebens. Und dies bei sommerlichen Temperaturen, die zudem die Nachtaktivität fördern. Einfach mitmachen, einfach dabei sein, ob ruhig beobachtend im Menschengewimmle oder an einem Tisch sitzend mit einem Getränk in der Hand. Faszination Mensch. Ja – das gibt es im positiven Sinne.
Rosenmarkt Ummendorf
Ich beginne von vorne. In Ummendorf bei Biberach an der Riss startete der Rosenmarkt am 29. Juni 2019. Ort ist der Schlossgarten mit seiner einzigartigen Atmosphäre. Morgens kurz vor 9 Uhr an einem Sommertag. An diesem Markt werden Rosenpflanzen, Kräuter, Stauden und weiteres kunsthandwerkliches für den Garten verkauft. Und wer keinen Platz im Garten mehr hat findet auch etwas für die Eigendekoration. Der Rosenmarkt gehört zu den schönsten in Oberschwaben. Als Garten- und Rosenliebhaberin liebe ich es diese Vielfalt der Blütenformen, die Düfte und lese, studiere die Namen der Rosen. Dieses Jahr war der Trend zu offenen Rosenblütenformen noch deutlicher zu erkennen. Bienenfreundlich soll der Garten sein. Weiterhin blühen dieses Jahr die Rosen sehr üppig, was wiederum eine Motivation ist sich ein weiteres Exemplar in den Garten zu holen. Obwohl es dort ja eigentlich keinen Platz mehr gibt. Gesagt, getan, reserviert, bezahlt – Abholung später. Die Zeit ist begrenzt, weil die Tochter zum Schulfest geht.
Schulfest
Das Fest der Schule ist seit Jahren auch immer an diesem Tag. Anfangs waren die Eltern unterstützend dabei – mittlerweile nur noch Hilfe, wenn es die Jugendlichen brauchen. Sie wollen ja selbständig sein. Gut so. Als Eltern gibt es dann oft noch andere Helferdienste. Meine Person war dieses Jahr nicht eingeteilt, doch ich erhielt die freudige Nachricht, dass das Mädchenfilmteam zusammen mit mir zur Preisverleihung nach Karlsruhe fährt. Wir sind gespannt, ob wir einen Preis gewonnen haben.
Die Neugier des Menschen
Zurück auf den Rosenmarkt und meinen Einkauf abgeholt. Bei der Gelegenheit einen Bekannten getroffen. Sein Enkel und meine Tochter sind in der selben Klasse, stehen nun gemeinsam am Stand an der Schule. Wir lachten, dann können wir hier ja auch an einem Getränkestand stehen und schwätza. Ich erzählte ihm, dass ich im Anschluss zu dem Barcamp Bodensee fahre. Die wenigsten Menschen, wissen was ein Barcamp ist. Und seine Reaktion nach meiner Erklärung war klassisch: Warum soll ich auf eine Veranstaltung gehen, wo ich niemand kenne und wo kein Thema vorgegeben ist.
„Wo ich niemand kenne“ – da sage ich, dass ich einige der Personen kenne, weil sie oft in den Sozialen Medien aktiv sind und es schön ist, diese auch mal wieder live zu sehen.
Doch ich stutze auch, weil mir oft gesagt wurde, unterstellt wurde, dass ich ja eine einsame Person sein muss, wenn ich Personen übers Internet kenne. Es ist doch wichtiger, die Menschen um einen herum kennen zu lernen. Ich sage dann immer: Genauso wichtig.
Auf der Fahrt nach Friedrichshafen denke ich, dass ich diesen Bekannten dreimal bisher gesprochen habe in den letzten zwei Jahren. Keine 10 Minuten, vorhin war es länger, dafür komme ich später aufs Barcamp. Erst letztes Jahr habe ich realisiert, dass wir einige gemeinsame Gesprächspunkte und Netzpunkte haben und soeben noch mehr. Doch auch, wenn man aus demselben Dorf kommt sieht man sich nicht häufiger. Gefühlt ist es oberflächlicher, als wenn ich aufs Barcamp gehe und eine Person treffe, die ich zwar nur einmal live gesehen habe, dafür regelmässig auf den verschiedenen Social Media Angeboten. Kurzum – es braucht immer Zeit auch Menschen kennenzulernen. Unabhängig, ob ich regelmässig die Tweets, Posts, Fotos online sehe oder auf einem Fest mir 45 Minuten Zeit nehme um gemeinsam ein Schwätzle zu halten. Alles braucht Zeit.
Barcamp Bodensee #bcbs19
Auf dem Barcamp Bodensee, dieses Jahr wieder auf dem Campus der Zeppelin University angekommen, sehe ich wieder Thomas mittlerweile in Begleitung seiner kleinen Tochter. Jahrelang nicht mehr gesehen und dieses Jahr auf der re:publica wieder. Ihn habe ich vor einigen Jahren auf einem Barcamp erlebt, wie er einer Bloggerin kurzerhand geholfen hat ein WordPress-Problem zu lösen. Einfach so. Das hat ihn für mich unvergesslich gemacht. Menschen mit dem Herz am richtigen Fleck. Das mag ich.
Auch war Alex da, weit angereist. Ich sagte ihm, dass wir uns nur einmal in Berlin gesprochen hatten. Er: Das war 2012. Ich lachte: „Ja, stimmt“. Ich finde es faszinierend, eine kurze Begegnung und trotzdem noch in der Erinnerung. Ich mag das. Es waren auch viele vertraute Namen da und ich trotzdem hatte ich keine Zeit mit diesen zu quatschen. Doch alle Wiederzusehen ist fein.
Foto/Tweet von Dan Iel Geh … und der Bodensee im Blick und zum Baden einladend.
Noch 'ne kleine Schwimmsession #bcbs19 pic.twitter.com/Lpk5Yk8F2R
— Dan Iel Geh (@DaGr77) June 29, 2019
Dabei wird ein Barcamp besucht, um selbst eine Session (Vortrag, Workshop) zu geben oder auch um sich von den Sessions inspirieren zu lassen. Obwohl man nie vorher weiß, was es an Vorträgen und Präsentationen an dem Tag gibt, es ist immer was dabei, was überrascht und als „wieder was gelernt“ abgespeichert werden kann. Unkonventionelles Lernen nenne ich das.
Lernen
Der fünfzehnjährige Felix gab eine kleine Einführung wie er sich seinen Unterrichtsstoff auf seinem kleinen Notebook organisiert, zeigte wie die Antworten und Korrekturen ablaufen. Er ist an einer Gemeinschaftsschule. Weiterhin gab er Einblick wie er seinen Internetauftritt aufgebaut hat und wo er verbessern will. Und jeder der sowas macht, weiß wieviel Zeit es braucht. Respekt.
Doch es kam auch die Frage, ob er noch Sport macht.
Ich dachte für mich, schon seltsam, dass man sich traut dies einen Schüler zu fragen, wobei einen erwachsenen Webseiten-Gestalter würde man das nicht mehr fragen. Übrigens Felix hat einen Ausgleich zum Tüfteln am Computer.
Auch ein Thema war: Raus aus der Einsamkeit von @ursulakraemer
https://twitter.com/search?q=%23bcbs19&src=typd
Nachfolgend der Sessionplan für den 29. Juni am Bodensee-Barcamp.
Ausklang an so einem Barcamp-Abend kann das Werwolf-Spiel sein. Oliver Gassner war der Moderator und wir, eine kleinere Gruppe hatten Spaß, wer wenn warum verdächtige ein Werwolf zu sein. Wer glaubt eine gute Menschenkenntnis zu haben, wird nach dem Spiel feststellen: Stimmt nicht. Der Mensch und seine Komplexität. Wundervoll. Unerklärlich warum es soviel Freude machen kann mit „fremden Menschen“ um einen Tisch zu sitzen und zu hoffen, dass wir uns einmal wiedersehen.
Barcamps sind eine richtig gute Sache.
Vielleicht ist es einfach der Typus von Mensch, der sich bei diesen Anlässen trifft. Menschen, die sich vielfältig ehrenamtlich engagieren, Wissen haben und dies mit anderen Teilen, die das Herz am richtigen Fleck haben und sich auf Neues einlassen. Einfach so. Und nebenbei wird gelernt und über den eigenen Horizont hinausgeschaut. Von daher ist es eine gute Vernetzungsplattform und auch eine Unterstützung von Ehrenamt.
Wer auf Twitter, Instagram ist kann gerne mal unter #bcbs19 nachschauen was online gezwitschert und gepostet wurde.