Er ist beeindruckend und doch wirkt er kleiner als erwartet. Der jüdische Friedhof ist im Stadtzentrum von Laupheim. Mitten zwischen Wohnhäusern ist der mit einer mannshohen Mauer umgebene Friedhof zu finden. Unter alten Bäumen erinnern an die tausend Grabsteine sowie Grabstellen an die vielen jüdischen Mitbürger in Laupheim, die hier bis zum Nationalsozialismus gelebt haben. Es ist ein Denkmal. Der älteste noch lesbare Grabstein stammt aus dem Jahre 1740. Gepflegt wird dieser historische Ort von der Stadt und von Privatpersonen.
Im Jahre 1730 siedelten die ersten jüdischen Familien auf dem Judenberg in Laupheim an. Eine Synagoge und ein Friedhof wurden errichtet. Die Synagoge wurde mehre Male zerstört, die meisten Grabsteine blieben unbeschadet.
Viele der Gräber stammen aus der Zeit 1850 bis kurz vor 1900. Bekannte Namen wie Einstein, Guggenheim, Lämmle und Steiner sind auf den Grabsteinen zu lesen. Die Gräber sind mit hebräischen als auch in deutscher Schrift versehen. Bis zirka 1860 sind teilweise lange hebräische Inschriften auf den Grabsteinen vermerkt.
Laut einer ausführlichen Beschreibung haben die Angehörigen ab cirka den 1880er Jahren ausgefallene Umschreibungen auf die Steine des Verstorbenen geschrieben. Die nüchternen Sätze wie „er starb am“ oder „sie verschied …“ wandelten sich in abwechslungsreichere kreativere Sätze als Inschrift auf den Grabsteinen. Selten wurden allerdings Krankheiten oder die Todesursache in hebräischer Schrift verewigt. Als Beispiel sei der Tod eines jungen Mannes im Fluss Riss genannt.
Grabsteine ab dem 20. Jahrhunderts verraten nicht mehr das Lebensalter des Verstorbenen und auch der Familienname wurde immer seltener genannt. Auch die hebräischen Schriften verschwanden auf dem Grabmal. Erst in den Jahren 1945 bis 1947 wurde mit hebräischen Inschrift deutlich benannt was zum Tode führte.
Im Jahr 2010 verstarb Ernst Schäll mit 83 Jahren. Nach ihm wurde der Platz vor dem jüdischen Friedhof benannt. Er hat drei Jahrzehnte den jüdischen Friedhof gepflegt, die verwitterten Steine restauriert und sich für das „Nicht-Vergessen“ engagiert. Bis zu seinem Tod hat er 120 Steine repariert.
Am Platz ist auch die Dokumentationsstätte zum jüdischen Friedhof zu finden. Das Haus diente früher als Leichenhaus. Heute ist das renovierte schlichte Haus zusammen mit dem Friedhof, das einzig sichtbare Zeugniss von Laupheims jüdischer Geschichte. Mit 800 Mitgliedern war es Mitte des 19. Jahrhunderts die größte jüdische Landgemeinde im Königreich Württemberg. Der Nationalsozialismus beendete diese reiche historisch wichtige Geschichte in Laupheim.
Link zur NS-Dokumentation in Oberschwaben – Erinnerungswege
Link zur Stiftung Steinheim Institut
Kontakt für Besuchergruppen ist über das Museum Laupheim, Telefon 07392 968000 zu erhalten.