So einfach ist das gar nicht mit den Titeln für eine Ausstellung, erzählt Kuratorin Dr. Barbara Renftle von der Stiftung BC – pro arte bei der Eröffnung der Ausstellung „Stein oder Nichtstein“ der Arbeiten von Alf Setzer und Amely Spötzl.
Schon beim Eintritt liegt vor einem eine lange Skulptur aus Stein von Alf Setzer. Der Sockel wirkt naturbelassen, aus dem Steinbruch herausgebrochen, transportiert und abgelegt. Darauf liegt eine ovale geschliffene perfektionierte Form, ebenfalls aus dem Material Marmor. Doch beide sind eine Einheit. Dabei wirkt im Gegensatz zum Sockel das ovale Objekt wie wenn es aus vielen dünnen Pappe Schichten aufeinander gestapelt wäre. Mit der Kontursäge hat der Bildhauer Alf Setzer diese dünnen Linien in den Stein gefräst und auch linienartige etwas breitere Aussparungen gesägt. Die Hand will drüber streicheln, ob es wirklich Stein ist. Es wirkt eher wie warme Pappe, die auf einem marmornen Bodensockel liegt. Eine naturbelassene Form versus eines streng bearbeiteten geometrischem Objektes. Dieses Objekt spielt damit, was Stein oder Nichtstein sein kann. Es täuscht optisch und eröffnet damit im Kontrast neue Strukturen, die nun eher wahrgenommen werden.
Ebenfalls einen fesselnden Blick erhält eine große Fotografie. Eine Frau mit weißer Bluse (Amely Spötzl) senkte ihren dunkelhaarigen Kopf in eine rundliche Ansammlung von grauen weichen Weidenkätzchen. Der gesenkte Kopf, der Blick auf den freien Nacken, die Schultern deuten mit dem gesammelten Blütenhaltern der Weide eine geometrische Form an. Diese Anordnung wirkt zart und feminin. Die Haare sind geflochten und in einer Kranzform um den Kopf penibel genau angeordnet. Schon diese Frisur wirkt wie ein Kunstwerk. Und so mancher Allergiker würde am liebsten niesen – schon beim Anblick der Fotografie.
Nebenan sind Brombeerzweige auf einer Rolle aufgewickelt. Wieder lockt der Streicheleffekt, da diese gewickelten Dornen gefahrlos wirken und somit kann ihre geometrische Form in Ruhe angeschaut werden. Ein anderes Objekt zeigt in runder Form viele angeordnete Brombeerzweigestücke. Diese Zweigestücke zeigen ihren Durchmesser und lassen teilweise jeweils ein gerundetes Fünfeck erkennen. Es ist wieder das Wechselspiel von geometrischen und organischen Formen, die sich erst im Vergleich, aufeinander aufmerksam machen.
Zarte Zeichnungen präsentieren eine Vervielfachung einer Blattkontur. Ein dichtes Netz an organischen Linien ergibt ein geometrisches Ornament. An der nächsten Wand hängen Steinrechtecke, möglicherweise aus Granit, in die viele parallele Linien gefräst wurden. Das Steinbild wirkt wie ein feiner Wandteppich. Kontraste von Stein und Nichtstein, von naturbelassen organisch zu konstruiert geometrischen Formen – unsere Sehgewohnheiten werden irritiert und aktiviert. Ob Bild, Skulptur, Objekt oder Installation, die Naturmaterialien und pflanzlichen Rohstoffe sind das Grundwerkzeug der beiden Bildhauer.
Amely Spötzl studierte Bildhauerei und Freie Kunst an der Alanus University of Arts and Social Sciences in Alfter / Bonn.
Alf Setzer studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Er lehrt in der Werkstatt für Bildhauerei in Stuttgart an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste.
Link zur Einladungskarte, die die beschriebenen Werke teilweise zeigt.
Am Freitag, 26. Juni 2015, 19 Uhr findet ein Öffentliches Galeriegespräch mit Amely Spötzl und Alf Setzer in der Ausstellung statt. Die Ausstellung wird gezeigt vom 30. April bis 26. Juni 2015
Besuchszeiten: Dienstag bis Freitag, 13.30 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung
Telefon: 07351 / 5703319
Ort: Stiftung BC – pro arte, Bismarckring 66, 88400 Biberach