„Kennst Du Biberach? „
„Meinst Du das aus dem Volkslied ‚Auf der Schwäbische Eisenbahna‘?“
„Ja, genau. ‚Schtuagart, Ulm ond Biberach, Meggabeura, Durlesbach …‘“.
Der Bahnhof Durlesbach ist seit langem stillgelegt. Doch die Route ist eine der wichtigsten Verkehrsadern an den Bodensee. Heute wie damals – durch das schöne Oberschwaben.
Das Biberacher Museum widmet seine Sonderausstellung bis 6. Januar 2014 dem Thema Schwäbische Eisenbahn Biberach und was dies für Oberschwaben bedeutete. Von Anfang an gab es Bedenken, Widerstände und Diskussionen zum Thema Eisenbahn. Vergleichsweise spät 1843 entschied sich das Königreich Württemberg in das Eisenbahnzeitalter einzusteigen. Zu diesem Zeitpunkt waren in Württemberg bald 20 Jahre an Diskussionen, politischen Debatten und Gutachten passiert, ob es sinnvoll ist die Verkehrswege des Landes zu verbessern. Die Eisenbahn stellte die folgenreichste technische Errungenschaft des 19. Jahrhunderts dar und ist somit eng mit der Industrialisierung dieser Epoche verbunden.
Mit der „Schönen Württembergerin“ reiste es sich schnell nach Oberschwaben und sie war dem Albaufstieg gewachsen. Das Aussehen dieser Schnellzuglokomotive erinnerte an die Pazifik-Züge aus Amerika und das Führerhaus war stromlinienförmig. „Wie man dahinfliegt, wenn man mit der Eisenbahn fährt“, beschrieben damals die Fahrgäste das Reisen. Der Zug fuhr von Stuttgart an den Bodensee in sieben Stunden. Bemerkenswert, dass mit der Schwäbischen Eisenbahn auch der Tourismus an den Bodensee sich rasant entwickelte. Friedrichshafen wurde 1811 gegründet und hatte, als der überdimensionale Bahnhof gebaut wurde, etwas mehr als 800 Einwohner. Mit der Schwäbischen Eisenbahn wuchs die Gemeinde in kürzester Zeit.
Biberach wurde dank der Bahn zu einem Hauptumschlagplatz für Holz. Das Oberland war ein sehr waldreiches Gebiet und das bevölkerungsdichtere Unterland benötigte Holz. Zudem zogen viele Unterländer nach Oberschwaben. Für Nicht-Schwaben: Oberland ist südlich der Schwäbischen Alb und zum Unterland gehört sozusagen der Großraum Stuttgart.
Übrigens die Schwäbische Eisenbahn wurde in sechs Jahren von Stuttgart bis an den Bodensee gebaut – händisch! Die Arbeiter wurden schlecht bezahlt, mussten ihr Werkzeug selbst mitbringen und wie viele von ihnen tödlich verunglückten, die Zahlen wurden nicht dokumentiert.
Auf der Strecke gab es 1928 das erste Zugunglück in Ummendorf bei Biberach. Den Fahrgästen ist nichts passiert. Doch dieses Unglück war so spektakulär, dass sich vermutlich einer der ersten Schaulustigen-Tourismus entwickelte. Das Dokumentationsvideo ohne Ton kann auf Youtube angeschaut werden.
Weitere Informationen zur Entstehungsgeschichte des Liedes „Auf der Schwäbischen Eisenbahn“ auf Wikipedia.
Fazit:
Die Ausstellung schildert die tiefgreifenden Folgen, die der Bahnbau mit sich brachte und berichtet in unterhaltsamer Weise von Technikangst, Fortschrittsglaube und den Anfängen des Tourismus.
Die sehr kurzweilige und unterhaltsame Führung durch die Ausstellung ist sehr empfehlenswert, siehe Termine
Verlängert bis 19. Januar 2014