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Gewinner der Biberacher Filmfestspiele 2015

bifife_2015_logo_datum_kopie_0_204_150Ein Juwel für Freunde des Filmes sind die Biberacher Filmfestspiele. Jedes Jahr ist in den Herbstferien ist das fünftägige Familienfest der deutschsprachigen Filmemacher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in der obschwäbischen Kleinstadt Biberach an der Riß. Dieses Jahr waren es fast 60 Filme die der Intendant Adrian Kutter ausgewählt hat. Familienfest auch deshalb, weil sich die Filmschaffenden gerne treffen in Biberach und die Reaktionen beim Publikum erleben können. Es gab eine Weltpremiere: der Spielfilm Vanessa wurde uraufgeführt, sowie eine Deutschlandpremiere des Filmes Vor.Seit.Schluß!.

Folgende Biber (der Oscar in Biberach) wurden vergeben:

Goldener Biber für GOD OF HAPPINESS

Preis für den besten Spielfilm, dotiert mit 8.000 EURO durch die Stadt Biberach.
Regisseur Dito Tsintsadze

D/F/GEO 2015 | Länge: 90 min | Altersfreigabe ab 12 Jahren

Giorgi lebt seit einigen Jahren in einer armseligen Bude in einem Industriegebiet in Stuttgart. Der Traum des Georgiers ein bekannter Schauspieler zu werden, ist längst geplatzt. Als sich seine Tochter Tina ankündigt, bringt es seinen deprimierenden Alltag durcheinander. Tina möchte ihren erfolgreichen Vater, der vorgibt Schauspieler zu sein, besuchen. zu sein. Er inszeniert, zusammen mit seinem afrikanischen Mitbewohner Ngudu und der abgehalfterten Varieté-Darstellerin Mia das Leben, das er seit Jahren vorgaukelt. Das Schmierentheater fliegt natürlich nach kürzester Zeit auf und Giorgis trostloses Leben enthüllt sich vor Tina. Doch Ngudu weiß, bei Tina Verständnis für das verkorkste Leben ihres Vaters zu wecken.

Auszug aus der Begründung der Jury:
Jury: Prof. Jürgen Haase, (Vorsitzender), Hasso Hartmann,
Muriel Baumeister, Michaela Kezele, Natja Brunckhorst

… Voller Humor und Witz, der ins Absurde hinübergleitet, erleben
Vater und Tochter ungewöhnliche Tage. Es ist scheinbar eine kleine Geschichte, die man glaubt zu kennen, die einen aber immer wieder mit außergewöhnlichen Situationen, poetischen Einfällen und einem lakonischen Sprachwitz, einen Film erleben lassen, in dem das Leben einem
wie ein Spiel vorkommt. Regisseur Dito Tsintsadze hat einen besonderen Blick und Humor das menschliche im Alltag zu einem optischen und
schauspielerischen Erlebnis werden zu lassen.

 

Debüt-Biber für WANJA

Preis für den besten Debüt-Spielfilm; gestiftet durch den Landkreis Biberach und die OEW gestiftet in Höhe von 3.000 EURO.
Regisseurin Caroline Hellsgard

D 2015 | Länge: 87 min | Altersfreigabe ab 12 Jahren

Nach ihrem langen Gefängnisaufenthalt versucht Wanja alle Fallen zu umgehen, die sie zurück in die Suchtgefahr und in zwielichtige Kreise bringen könnten. Sie nimmt harmlose Jobs an, bei denen sie sich um Tiere kümmert, bezieht eine betreute Sozialwohnung. Bei ihrer Arbeit auf der Trabrennbahn, wo sie für die Pflege der Pferde zuständig ist, lernt sie die sechzehnjährige, etwas widerspenstige Emma kennen. Bald empfindet Wanja Zuneigung zu Emma. Eine aufgewühlte Jugendlichen, in der sie sich selbst wiedererkennt und harte Drogen nimmt. Wanja steuert auf den Absturz zu.

Auszug aus der Begründung der Jury:
Gräfin Sandra Bernadotte (Vorsitzende), Dr. Vladimir, Ignatovski, Martin Enlen

Die Debüt-Jury hat sich einstimmig entschieden, einen Film auszuzeichnen, der eine Thematik klischeefrei, echt, glaubwürdig und vor allem ehrlich umgesetzt hat. …
Dieser Film hat uns nachdenklich gestimmt, bewegt, hat etwas in uns ausgelöst, beschäftigt und wird uns in intensiver Erinnerung bleiben.

 

Fernsehbiber für VORSTADTROCKER

Preis für den besten Fernsehfilm,
von Hans W. Geißendörfer dotiert mit 3.000 EURO.
Regisseurin Martina Plura

D 2015 | Länge: 88 min | Altersempfehlung ab 12 Jahren

Journalist Viktor hat seinen Job bei einem großen Enthüllungsmagazin verloren und fristet sein Dasein als Hausmann in der Vorstadt mit Putzen, Kochen, Tochter Nele wickeln. Ehefrau Alex sorgt als Tierärztin für das Familieneinkommen. Eines Tages zieht im Nachbarhaus Herr Neumann ein. Viktor findet heraus, dass der Neue in Wahrheit der untergetauchte Motorradrocker-König Rolf Olsen ist und wittert die ganz große Story…

Auszug aus der Jury-Begründung:
Jury: Harry Baer (Vorsitzender), Christoph Schrewe, Annette Ernst

… Überzeugt hat uns der wüste Humor. Der frische Blick auf ein beschädigtes Männerbild. Die visuelle Kreation einer eigenen Welt. Die Regieleistung von Martina und die Kamera-Arbeit ihrer Zwillingsschwester Monika Plura. Das Comedy-Timing von Fabian Busch, Aljosha Stadelmann und Lisa Wagner. Die Chance ein junges Publikum zu erreichen. Die anarchische Kraft dieses kleinen Debütfilmes ist sensationell. ..

 

 

Doku-Biber für A MAN CAN MAKE A DIFFERENT

Preis für den besten Dokumentarfilm.
Dotiert ist er mit 3.000 EURO durch LIEBHERR.
Regisseurin Ullabritt Horn

D 2015 | Länge: 90 min | Altersfreigabe ab 12 Jahren

70 Jahre nach Beginn der Nürnberger Prozesse entstand mit diesem Film ein berührendes Porträt über den Chefankläger im Nürnberger Einsatzgruppenprozess gegen die Mordbanden der SS und noch immer aktiven Friedenskämpfer, den heute 95-jährigen Benjamin Ferencz. Er ist nicht nur Zeitzeuge des Holocaust sondern treibende Kraft im Kampf gegen den Krieg selbst. Sein Mittel: Die Durchsetzung des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag.

Auszug aus der Jury-Begründung:
Jury: Angela Henkel (Vorsitzende), Sigrid Klausmann-Sittler, Franz Stadler

Unverbiegbar, kompromisslos, witzig, fit wie ein Turnschuh. Das ist der Protagonist des Dokumentarfilms „A man can make a difference“. Er ist 95 Jahre alt. Benjamin Ferencz, der aus Rumänien in die USA emigrierte Sohn jüdischer Eltern machte sich schon als junger Jurist einen Namen, bevor er zu seiner eigentlichen Aufgabe fand. Ursprünglich damit beauftragt, Beweismaterial gegen Naziverbrechen zu sammeln, lernte er das ganze Ausmaß der Vernichtungsmaschinerie kennen. Die Überführung der Täter sollte zu seinem Lebenswerk werden. Gerechtigkeit statt Rache. Als einer der Ankläger der Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse setzte er, nach jahrzehntelangem Ringen, gegen alle Widerstände, die Gründung des Internationalen Strafgerichtshofs durch. Benjamin Ferencz ist ein Beispiel für uns alle. Er sagte: „Wenn du nicht durch die Tür kommst, nimm das Fenster.“

 

Kurzfilm-Biber für ER UND SIE

Preis für den besten Kurz-Spielfilm, dotiert ist der Preis mit 2.000 EURO durch die Film Commission Region Ulm.
Regisseur Marco Gadge

D 2015 | Länge: 16 min | Altersempfehlung ab 12 Jahren

Thomas konnte nicht ahnen, dass seine „Liebste“ beschließt, übers Handy die Beziehung zu beenden. Da steht er nun auf dem Parkplatz einer Raststätte mitten in Sachsen. Erst mal Zigaretten holen. Und einen Schnaps trinken. Auf einmal kommt Annemarie durch die Tür. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?

Auszug aus der Jurybegründung:
In „Er und Sie“ von Marco Gadge geht es um Gegensätze wie Trennung und Begegnung, Hoffnung und Verzweiflung, Mitleid und Schadenfreude, Jugend und Alter. Man lacht, man schluckt. … Mit „Er und Sie“ ist dem Autodidakten ein kleines Meisterwerk gelungen. Er erzählt seinen Film mit jener komödiantischen Qualität, die wir gerne öfter sehen würden.

 

Schüler-Biber geht an IM SPINNWEBHAUS

Die Schüler-Jury vergibt den Schülerbiber, dotiert in Höhe von 3.000 Euro durch die Kreissparkasse Biberach
Regisseurin Mara Eibl-Eibesfeldt

D 2015 | Länge: 92 min | Altersempfehlung ab 12 Jahren

Jonas ist 12 Jahre alt und übernimmt zuversichtlich die Verantwortung für seine beiden jüngeren Geschwister, als seine Mutter sie allein zurücklässt. Doch ihre Abwesenheit zu verheimlichen, überfordert Jonas. Er isoliert sich und die Geschwister zunehmend und sie gleiten in eine eigene Phantasiewelt ab. Was als Abenteuer beginnt, wird zum Kampf um Leben und Tod. Allein die Freundschaft mit dem geheimnisvollen Felix gibt Jonas Hoffnung und Mut.

Auszug aus der Jury-Begründung:
Jury: Philipp Lück (Vorsitzender), Isabell Gerst, Kathrin Hobler, Nico Kleiner, Jannik Riedler

Der Film, der dieses Jahr unseren Schülerbiber erhalten soll, ist perfekt für alle Altersklassen geeignet; spricht Jugendlich anders als Erwachsene und Kinder an. Ein extravagantes Kindermärchen für Junge, ein Albtraum für die meisten Erwachsenen und für Jugendliche ein Erlebnis aus Märchen, Erwachsenwerden und Leid in schwarz-weißen Bildern. Die Möglichkeit, den Film so auszulegen, wie man will und das Ende zu erhalten, das man sehen möchte, ist für uns die Krönung dieser 92-minütigen Reise.

 

 

Publikums-Biber geht an NACHT DER ANGST

Die fünfköpfige Publikums-Jury vergibt den Publikums-Biber, der mit 2.000 Euro dotiert ist.
Regisseurin Gabriela Zerhau

D 2015 | Länge: 89 min | Altersempfehlung ab 12 Jahren

Nach einer traumatischen ersten Geburt im Krankenhaus hat Sesha ihr zweites Kind bei Emma im Geburtshaus geboren. Seither verbindet die beiden Frauen eine starke Zuneigung, misstrauisch beobachtet von Seshas Ehemann Peter und Mutter Doris. Jetzt erwartet Sesha Zwillinge. Die Information von Emma, dass somit eine Geburt im Geburtshaus nicht möglich ist, ignoriert Sesha. Sie taucht mit plötzlichen Wehen bei Emma im Geburtshaus auf, es kommt zur Katastrophe. Ein halbes Jahr später steht Emma vor Gericht…

Auszug aus der Jurybegründung:
Jury: Roswitha Malewski (Vorsitzende), Andreas Kolesch, Erkan Lüleci, Liina Margerita Airikkala, Hans-Jürgen Post

In diesem Film geht es um Verantwortung. Wer übernimmt sie, wer trägt sie, wem gegenüber muss man sich am Ende für sein Handeln verantworten? Könnte es sein, dass Menschen, die ihr Leben ihrem Beruf unterordnen, die Kinder und Ehepartner hintenan stellen, sich auch mal selbst überschätzen? Sich alles zutrauen und das dann zu viel ist? Dass sie andere Menschen dadurch gar gefährden können? …
Die Herausforderung aus den emotional hoch besetzten Themen Schwangerschaft, Geburt und Behinderung ein bis zum Schluss fesselndes Gerichtsdrama zu machen, war sicher eine riesige Herausforderung. … Hebammen führen momentan einen zähen Kampf um ihr Überleben. Wir sind überzeugt davon, dass die Thematik dieses Films unserer aller Aufmerksamkeit bedarf.

 

Ehren-Biber

Der Preis wird vergeben für besondere Verdienste um den deutschen Film. Er ist undotiert und wird vom Verein Biberacher Filmfestspiele e.V. verliehen –
dieses Jahr erhält in Klaus Maria Brandauer

 

Lobende Erwähnung  der Spielfilm-Jury für Anna Posch

Für die besondere schauspielerische Leistung erhält in dem Spielfilm CHUCKS die Darstellerin Anna Posch eine Lobende Erwähnung.

Begründung: Lobende Erwähnung der Spielfilm-Jury für Anna PoschAnna Posch, kraftvoll, mutig, verletzlich füllt diese Rolle voll aus.
Aus diesem Grund spricht die Jury Anna Posch eine lobende
Erwähnung aus, die trotz ihres jugendlichen Alters eine
unglaubliche Leistung gezeigt hat.

Handlung im Film: Liebe. Leide. Tanze. Jetzt! Mae zieht als Punk in den Converse- Schuhen ihres verstorbenen Bruders durch die Straßen Wiens. Sie lebt von Dosenbier, besprayt Wände, versucht sich bei Poetry Slams. Ein bürgerliches Leben interessiert sie nicht, sie sucht Grenzerfahrungen. Als sie im Aids-Hilfe-Haus eine Strafe abarbeiten muss, lernt sie Paul kennen und verliebt sich in ihn. Nach dem preisgekrönten Roman von Cornelia Travnicek.

Hinweis – der Film wurde am 25.9. in Österreich im Kino gezeigt. Nicht in Deutschland.

 

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