Sind die Menschen noch an Kirchen interessiert? Spielen Krippenlandschaften, die Darstellung der Weihnachtsgeschichte, für die Menschen noch eine Rolle? Können diese teilweise aufwendig hergestellten Figuren, Details, Gebäude, Landschaften überhaupt noch begeistern?
Ja, sie können es. Mit ein bißchen Hintergrundwissen und begeisternden Mitarbeitern im Krippenmuseum Oberstadion kommt Licht in diese langjährige Tradition des Krippenbaus.
Es gibt einen sehr informativen Film im Krippenmuseum Oberstadion, der zusammen mit dem italienischen Krippenmuseum Luttach im Ahrntal gedreht wurde. Dieser Kurzfilm gibt Einblick wie aus einem Lindenholzstück ein Gesicht geschnitzt wird, wieviele Arbeitsschritte es dauert, bis das Gewand mit seinen Falten an der Figur fixiert ist. Auch wie aufwendig es ist die Gebäude in eine genauso aufwendige Szenerie zu bauen. Nach diesem Film erkennt man viel mehr Details in den aufwendigen Landschaften. Die Museumsführerin Kolombe erzählt, dass bei einer Kinderführung auch zuerst der Film angeschaut wurde. Nach der Ausstellung wollten die Kinden den Film nochmals sehen. „Wir müssen nachschauen, ob wir auch alles gesehen haben“, zitiert sie ein Kind.
Übrigens sind es Unikate im Krippenmuseum. Die Künstlerinnen und Künstler gehören zu den bedeutenden Krippenbauern in Deutschland, Österreich, Italien. Die Krippen wirken wie aus einer anderen Zeit, doch sie sind beispielsweise 1995 gebaut worden. Im 700 Quadratmeter großen Museum sind Arrangements aufgebaut, die das Leben Jesu darstellen. Zum Beispiel wie er Laufen lernte. Auf diesem Platz steht nahe eine Hütefrau mit ihren Gänsen. Sie symbolisiert das „Geschnattere“, das ebenfalls zum Leben dazu gehört. „Ein Krippenbauer überlässt nichts dem Zufall in dem gebauten Werk. Jede Farbe, jedes Detail hat seine Bedeutung“, weiß Kolombe. Sie hat es erfahren von den Krippenkünstlern selbst. „Die Krippenbauer sind sehr bibelfest und die biblische Symbolik wird bewahrt und eingehalten“, weiß sie. Das Lamm über den Schultern eines Hirten präsentiert immer den Neuanfang, die Geburt Jesu, erzält sie.
Neben der Dauerausstellung wird auch immer eine Sonderausstellung für die Dauer eines Jahres konzipiert. Im Jahr 2015 sind es Leihgaben aus einer umfassenden privaten Sammlung von afrikanischen Krippen. Das Ehepaar Sieglinde und Udo Hergesell, sie erhielten für ihr außerordentliches Engagement auf dem Krippenkongress 2008 die Ehrenurkunde, gab 123 Weihnachtskrippen aus 21 Ländern Afrikas ins Krippenmuseum. Die Figuren der Weihnachtsgeschichte sind aus verschiedenen Materialien wie aus Bananenblätter geformten, aus Bronze gegossen, oder auch aus feingeschnitztem schwarzem Ebenholz. Viele Länder, viele Stile – ob schlicht oder aufwendig, die Figuren wirken und zeugen davon, dass es immer noch wichtig ist, die Weihnachtsgeschichte in Figuren greifbar zu gestalten. Und das Jesukind mit dem Gesicht eines Erwachsenen liegt unscheinbar in der Krippe in der beleuchteten Glasvirtrine. In dieser Version von Christkind wird erkennbar, das in Afrika das Alter hoch angesehen ist.
Bei all dieser Vielfalt ist zu spüren wie die Krippenbauer sich verpflichtet haben das biblische Thema mit ihren Figuren umzusetzen. Mit ihrem Talent sind sie heute noch aktiv und haben ihre Fans. Hohe Handwerkskunst gepaart mit künstlerischem Ansinnen. Sehr detailgetreu nachgebildet und manchmal meint man ein vertrautes Gesicht darin zu erkennen. Kein mittelalterliches Gesicht, sondern wie soeben auf der Straße getroffen. Zeitgenössisch. Vielleicht hat der Krippenbauer das eine oder andere Gesicht in seinem nahen Umfeld in Holz oder Ton nachgebildet. Da stehen nun die zwei Brüder, als Hirten-Figuren in mittelalterlicher Kluft in einer neapolitanischen Krippenszenerie. Die realen Personen, die für die Figur Modell gestanden haben, gehen vielleicht jeden Tag zum Arbeiten ins Büro. Historie wird ins Heute gebracht.
mehr Informationen zum Krippen-Museum in Oberstadion
Ort: Krippen-Museum Oberstadion, Kirchplatz 5/1, 89613 Oberstadion