Berberaffen in Oberschwaben. Wer hätte das vermutet. Wobei der Affenberg bei Salem überregional sehr bekannt ist. Es ist das größte Affenfreigehege in Deutschland und es ist immer was los. Trotzdem gibt es kein Gedränge, da der Rundweg vorgegeben und das Gelände eher weitläufig ist.
Das Freigehege ist ein Waldstück mit 20 Hektar. Wie der Zaun aussieht, den dieses Gelände umschließt, sieht man nur am Eingang. Keine Gitter, keine Absperrgräben, keine Glasscheiben – es ist ein Rundgang im Wald. Am Wegesrand sind Holzgeländer und dort sitzen die Berberaffen, warten auf die Besucher und lassen sich mit hauseigenem Affenberg-Popcorn (ohne Zucker und Zusatzstoffe) füttern. Und wenn sie keine Lust auf die Besucher haben, dann laufen sie weg zurück in den Wald.
Der Affenberg nahe Salem ist das größte Affenfreigehege in Deutschland. Über 200 Berberaffen leben dort in mehreren Gruppen. Zwischen März und Juli werden die Babys geboren. Übrigens haben die Affenbabys zuerst ein fast schwarzes Fell, das sich in den nächsten Lebenswochen in ein graues, braunes bis rotbraunes Fell wechselt.
Das ausgegebene Popcorn, dass die Mitarbeiter an die Besucher ausgeben dient dazu einen Kontakt zu den Affen herzustellen. Mit flacher Hand wird das Popcorn angeboten. Der Berberaffe greift danach. Kurzer Blick. Es ist was anderes, wenn ein Affe exakt nach einem Popcornkrümmel auf der eigenen Innenhandfläche greift, als wenn ein Pferd den Zucker aus der gleichen hingehaltenen Hand mit den Lippen greift. Vielleicht ist es der eine oder andere Affenblick, der einen offen und beobachtend fasziniert. Und es sind ganz individuelle Gesichter. Keines gleicht dem anderen. Maximal eine Ähnlichkeit, wie unter Familien.
Die Berberaffen gehören zu den anpassungsfähigsten Primaten. Sie leben in Wäldern, Busch- und Felsgebieten. Es wird geschätzt, dass es noch 10.000 Tiere weltweit gibt. Die Tierart steht auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Positiv in Salem ist auch, dass das Gelände so groß ist, dass sich Gruppen bilden können und Jungtiere auch wechseln können. Auch bei Affen ist es wichtig, sich auswählen zu können mit wem man leben möchte. Im Herbst, von Oktober bis Januar beginnt die Paarungszeit. Nach 165 Tagen kommt ein Affenbaby zur Welt, sehr selten sind es Zwillinge.
Das Popcorn dient nur zur Kontaktaufnahme. Daher gibt es die Anweisung: Berberaffe sitzt auf dem Geländer, dann ist er bereit. Es lockt, das weiche Fell zu streicheln, die Hand dem Affen zu reichen. Es ist verboten. Die Berberaffen achten sehr darauf, dass ihre Individualzone eingehalten wird. So lieb und nett wie sie ausschauen, es sind Wildtiere und die Männchen haben rasiermesserscharfe Eckzähne. Und auch die Weibchen mit Jungtieren achten sehr darauf, dass die Distanz eingehalten wird. Eine Drohgebärde ist das Formen ihres Mundes zu einem O. Sieht harmlos aus, wie ein angedeuteter Kussmund, doch Achtung: Es bedeutet: Lass das! Verschwinde!
Kurzum: Abstand halten! Und nicht streicheln. Auch das Tier anzustarren wird als Bedrohung empfunden.
Und der eine oder andere Berberaffe hat Narben. Einer hatte eine deformierte Nase. Muss wohl ein heftiger Kampf gewesen sein vor langer Zeit, den es ist verheilt. Die Berberaffen werden bis zu 30 Jahre alt und die Spuren des Alters sind zu sehen. Dunklere Flecken oder graue Haare im Gesicht sind Hinweise auf das Alter.
Berberaffen können nicht sprechen, sie schnattern. Das ist eine rhythmische Kieferbewegung bei leicht geöffnetem Mund. Der Unterschied zur Drohgebärde mit dem O-förmigen Mund ist, dass der Mund dann weit nach vorne gestreckt ist und die Augen weit aufgerissen sind. Eine Lieblingsbeschäftigung ist das Lausen. Das machen sie gerne. Und das WIE ist lustig zu beobachten.
Interessant ist auch der Aspekt, dass die familiäre Herkunft eines Affen wichtig ist. Wer als Tochter einer Affenchefin geboren wird, wird ebenfalls Chefin. Der soziale Status der Mutter wird weitervererbt. Die Männchen kümmern sich um den Nachwuchs, ohne zu wissen, ob es ihr Nachwuchs ist. Laut der sehr informativen Broschüre des Affenberges dienen die Affenjungen, um ins Geschnatter mit anderen Männchen, eventuell auch Ranghöheren zu kommen.
Affenbabys begeistern sehr. Wenn sie huckepack auf Mamas Rücken sich festklammern, ihre ersten Kletterversuche am Baum wagen, eventuell abstürzen und gleich wieder den Baum hochklettern. Diese Babies sind also im späten Frühjahr bzw. Frühsommer am Besten zu entdecken. Im Herbst sind sie schon etwas älter, doch mit ihrem frechen wachsamen Gesicht erkennbar als Jungtier. Im Winter muss es ebenfalls schön sein, wenn die ersten Schneeflocken den Wald pudern und die Affen sich aneinander kuscheln. Sie tragen dann ein sehr dichtes Winterfell.
Und von Frühjahr bis Mitte August ist auf dem Gelände eine Ansammlung von bis zu 200 Störchen mit Jungtieren zu beobachten. Ein Wildgehege mit Damwild sowie der See mit Enten und seinen Fischen laden ein für eine Ruhepause, um der Natur und der Tierwelt zu zuschauen. Schön ist es in Oberschwaben.
Ort: Affenberg Salem, Mendlishauser Hof, 88682 Salem