Der Kletterpark im Tannenbühl in Bad Waldsee ist immer wieder ein sehr schöner Familienausflug wert. Gerade an heißen Tagen ist es im Wald angenehm kühl. Es ist erholend und hat doch einen gewissen sportlichen Anreiz sich zwischen den Bäumen von Plattform zu Plattform zu bewegen. Voraussetzung ist allerdings, dass man schwindelfrei ist und keine Höhenangst hat. Denn viele Meter unter einem ist der Waldboden, kein Netz dazwischen. Gesichert wird natürlich, mit einem Sicherheitskörpergurt.
Am Parkplatz ahnt man noch nicht, welche Wimmellandschaft sich einem im Wald eröffnen wird. Hoch oben verläuft ein Hängesteg, dort verläuft ein Seil, gezackt genähte Bänder, ein Seil oder schwebende Balken. Es rauscht eine Person hoch oben von einem Baum zum anderen, seilbahnartig. Gestartet wird auf der mehrstöckigen Plattform, die es erlaubt in die unterschiedlichen verschiedenen Parcours einzusteigen. Am Boden weisen die Mitarbeiter die Besucher ein, welche Regeln und Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden müssen. Sichern mit zwei Karabinerhacken ist Pflicht. Ab dem Betreten der Plattform sind die Karabiner an einem Seil eingeklickt. Unter den Augen des geschulten Teams wird es getestet und geprüft. Und dann geht es los, eins nach dem anderen.
Der Parcours Eins ist einfach, doch aufgrund der kurzen Warteschlange starteten wir mit der zweiten Tour. Diese Runde hat schon 21 Elemente und dauert fast ne Stunde. Bei der Tour Drei wird es noch kniffliger. Es erfordert Nachdenken, wie die eine oder andere Aufgabe gelöst werden kann. Beim vierten Parcours bewegt man sich in sechs Meter Höhe. Die Neunjährige lächelt und will auch die Tour Fünf schaffen.
Die ersten fünf Touren können ab 125 cm Körpergröße geschafft werden, wobei Parcours Fünf schon fortgeschrittene Elemente inne hat. Grundsätzlich begleiten Erwachsene ihre Kids. Erst ab dem 14. Lebensjahr dürfen die Jugendlichen auch alleine unterwegs sein, wenn auch nicht in jedem Parcours.
Die fünfte Tour dauert im Regelfall fast eine Stunde und bewegt sich bis auf zwölf Meter Höhe. Nach der gefühlten Hälfte der 21 Aufgaben kamen wir an eine Übung, die für uns verzwickt war. Der an einem Seil befestigte Holzblock schwankte stark und die Schrittweite oder Greifweite aufgrund der Schwingung war für das Mädchen ziemlich weit. Sie kämpfte und schaffte es. Doch danach flossen die Tränen. Auch ich selbst hatte es geschafft mich so stark zu verdrehen, dass sich das Seil um die Sicherheitsleine wickelte und ich nochmals zwei Blöcke zurückdrehen und hangeln musste. Wenn eine Aufgabe aus dem selbstgewählten Rhythmus gerät, braucht es starken Körpereinsatz. Irgendwie hatten wir beide an dieser Übung keine Freude. Wir machten eine Pause auf der kleinen Plattform und die Nachfolgenden überholten uns. Es gibt Notausstiege, das heißt, wenn einen die Kraft verlässt gibt es Stellen oder am Ende einer Aufgabe, wo man wieder auf die Erde gleiten kann. Meist erfordert es nochmals die eine oder andere Übung um zum Notabgang zu kommen. Sie wollte aufhören, es ging noch nicht. Nach zwei weiteren Aufgaben wollte sie keinen Notausstieg mehr sondern weiter machen.
Insgesamt war zu beobachten, dass es auch in anderen Familien kurz mal Stellen gab, die zu knifflig waren und die Jüngeren an ihre Grenze kamen und streikten. Es wurde dann eine Pause gemacht. Es ist Kraftaufwand und es werden alle Muskeln eingesetzt, auch Lachmuskeln. Übrigens auf den Parcours bewegen sich Personen im Alter von sieben bis über 60 Jahren. Erfrischend ist es auch, wenn ein Enkelkind hilfreiche Tipps an seine Großmutter gibt. Insgesamt fühlte es sich „entschleunigt“ an im Parcours. Konzentration auf jeden Schritt und Tritt, eine Aufgabe nach der anderen und Blick auf die Kids. Nichts anderes ist wichtig. Mit Respekt beobachtet man wie die anderen die Übungen lösen. Es gibt oft mehrere Möglichkeiten wie so eine Aufgabe bewältigt werden kann. Geschicklichkeit und Nervenkitzel ist dabei und trotzdem ist es herrlich diesen Rundumblick in den Wald von oben einnehmen zu dürfen.
Übrigens sind die Kinder, die wir beobachtet haben und eine Pause machten, später alle wieder im Parcours unterwegs gewesen. Das ist gut so. Und meine Neunjährige wollte unbedingt noch den ersten Parcours schaffen. Dieser war dann „ziemlich leicht“. Bewundernswert – bis zum Schluss hat sie darauf geachtet, dass die Karabinerhaken richtig eingehakt und geschlossen sind. Wir waren vier Stunden unterwegs mit einer Pause von 15 Minuten. Und die Zeit verstrich wie im Fluge. Für die Neunjährige war es ihr allererster Besuch in einem Kletterpark. Kein Thema, wir kommen wieder. Und wie sagte der Chef als er uns so anschaute: „Die Mama wird wohl einen Muskelkater bekommen, die Tochter wohl nicht“. Ja, er hatte Recht. Schon erstaunlich wo der Körper überall Muskeln hat. 🙂
Ort: Kletterpark Tannenbühl, Tannenbühl 2, 88339 Bad Waldsee
Öffnungszeiten – täglich, ganzjährig. Im Winter je nach Witterung.
Anfahrt bzw. auf Google Maps
Nachtrag:
Gleich rechts vom Blockhaus, in dem die Eintrittskarte, die Garderobe, die Sicherheitsgute ausgegeben werden, gibt es auch einen Verkaufsstand für Essen, Getränke und Eis. Nebenan ist auch der KIDDY PARCOURS Tannenbühl bei Bad Waldsee