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Normandie entdecken – Nordosten

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Was verbindest Du mit der Normandie?

Die Normandie ist im Norden von Frankreich und landwirtschaftlich geprägt. An der Küste sind Seebäder und es gibt eine Steilküste ähnlich wie in Südengland. Einzubeziehen sind für die Planungen die Gezeiten an der Küste in Nordfrankreich. Eine Strandwanderung entlang der Klippen kann bei Flut nicht möglich sein. Der Tidenhub, das heißt der Anstieg des Wasser bei Flut, kann an einigen Stellen 14 Meter sein.

Es gibt in der Normandie viele Kühe und Pferde auf der Weide zu sehen. Die Normandie ist so groß wie Belgien. Es soll über 1400 Gestüte in der Normandie geben. Was ich verdrängte in der Vorbereitung, waren die Kriege und Schlachten, die für die europäische Geschichte von hoher Bedeutung waren. Doch dazu später mehr.

Unser Plan war die verschiedenen Regionen in der Normandie kennen zu lernen. Erstes Ziel war Étretat im Nordosten der Normandie. Die normannische Küste beginnt nordöstlich in Le Tréport und endet 600 Kilometer westlich am Mont Saint Michel.

Besuch der nordöstlichen Normandie

Die Klippen stehen steil an der Küste. Sie sind über hundert Meter hoch und meist kreideweiß. Es gibt wenige Zugänge zum Kiesstrand. Am Ende grasgrünen Täler und Schluchten liegen Orte und Städte wie Fécamp, Yport oder Étretat.

Fécamp besteht aus zwei Orten, einmal mit kleineren Kneipen am Hafen und der andere Teil des Ortes liegt oberhalb der Klippen nahe der von fern sichtbaren Kirche Chapelle Notre Dame de Salut, einer Wallfahrtskirche für die Fischer. Im Ort selbst ist das Kloster und die „Église Sainte-Trinité“ zu sehen. Diese Kathedrale ist in ihrer Länge nur drei Meter kürzer als Notre Dame in Paris. Auffallend ist auch der Palais Bénédictine. Ein Gebäudearrangement, das märchenhaft wirkt. Es ist eine Mischung aus Gotik, Renaissance und Barock. Hier wird der berühmte Kräuterlikör  „Bénédictine“ hergestellt. Es gibt eine Führung zur Geschichte des Liköres der Benediktinermönche sowie des Erbauers des Palastes und im Anschluss kann dieser verköstigt werden. Wir sind gleich zu den „Riechkästen“ gegangen und konnten auch ohne Führung den Likör gegen einen kleinen Obulus verkosten.

Der Strand besteht aus Kieselsteinen und somit rollen die Wellen die Kieselsteine hin und her, was ein lautes Meeresrauschen erzeugt.

Es gibt einen gut ausgeschilderten Wanderweg von Fécamp nach Yport und weiter nach Étretat. Vorbei an Weiden mit Kühen. Selbst die unterschiedlichen Arten von Kühe zu sehen ist ein Erlebnis.

 

 

 

 

 

 

 

Abstandshalter

Ètretat ist ein sehr beliebtes Seebad. Im Vergleich zu Yport oder Fécamp war es stärker mit Besuchern frequentiert. Das liegt sicher darand, dass dieses hübsche Fachwerkstädtchen und seine imposanten Felsen ohne große Wege zu erreichen ist. Wir sahen zwei Inderinnen, die mit reich verzierten Sandalen und Pfennigabsatz zu den Klippen fürs Fotoshooting aufstiegen. Kurzum – im Vergleich zu den anderen beiden Orten deutlich touristischer.

 

 

Besuch der Stadt Rouen

Einen Tagesausflug unternahmen wir nach Rouen. Rouen liegt an der Seine im Landesinneren und ist die Hauptstadt der Region Normandie. Trotz Zerstörungen während des Krieges sind viele Fachwerkhäuser erhalten. Die Altstadt ist verkehrsberuhigt. Verschiedene Türme überraschen mit unterschiedlichem Glockengeläut. Es gibt mehrere sehr schöne Kirchen im Altstadtbereich. Die Cathédrale Notre Dame und auch die Saint Maclou mit ihren Fassaden beeindrucken. Auf dem alten Marktplatz, der umgeben ist von dicht aneinander stehenden Fachwerkhäusern, wurde Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Diese Frau, die als Retterin Frankreichs gefeiert wurde und später aufgrund politischer Ränkespiele als Ketzerin 1431 verbrannt wurde. Im Jahre 1920 wurde sie von Papst Benedikt XV selig gesprochen. Auf diesem Platz wurde nach dem zweiten Weltkrieg eine Kirche zu ihrer Erinnerung erstmalig gebaut.

Übrigens das Musée des Beaux Arts präsentiert übergroße Bilder im überdachten Lichtinnenhof mit einem kleinen Café. In der Dauerausstellung werden Werke aus den letzten fünf Jahrhunderten gezeigt, doch es gibt auch einen wechselnden Ausstellungsbereich.

Zweitgrößte Hafenstadt Frankreichs: Le Havre

Ausflug nach Le Havre. Die Stadt feiert ihr 500jähriges Bestehen.
Le Havre hat um die 177.000 Einwohner und hat den zweitgrößten Hafen in Frankreich. Während Rouen als Fachwerkmetropole bezeichnet wird, ist in Le Havre fast nichts mehr da, was an das Stadtbild vor dem zweiten Weltkrieg erinnert. Der Architekt Perret gestaltete die Stadt neu, seine Material war der Beton, der Baustil klassizistisch geprägt. Es ist das einzige Stadtensemble des 20. Jahrhunderts, das auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO steht. Besonderheiten sind das Rathaus und die filigrane Fußgängerhängebrücke, die über das Stadtbassin führt. Das Stadtbassin ist ein Wasserbecken. Das Gebäude Espace Oscar-Niemeyer steht nahe dem Bassin und dazwischen ist das Memorial für die Opfer des zweiten Weltkrieges. Der Espace wird umgangssprachlich auch „Großer Vulkan“ genannt. Le Havre ist eine der wenigen europäischen Städte, in der Oscar Niemeyer seine architektonische Handschrift hinterlassen hat. In diesem futuristischen Bau Espace befindet sich das Kulturzentrum.

Ungewohnt und beeindruckend ist die Kirche „St. Joseph“. Ein Betonbau, der an einen Wolkenkratzer in New York erinnert. Von außen wirkt die Kirche unnahbar, doch im Inneren über dem Altar richtet sich der Blick hoch in den Turm. Außenhöhe des Turmes ist 107 Meter. Obwohl Betonbau und es bei Regen mittlerweile reintropft – eindrücklich ist die Symbolik über dem Altar. Der Blick in den Turm mit den vielen kleinen viereckigen Glasfenstern. Es sind 12.768 farbige Gläser in sieben Farben, die wiederum in rund 50 Abstufungen variieren. Von den dunkelsten bis zu den hellsten Farben in der Spitze des Turmes. Die vertikale Dimension der Kirche wird somit verstärkt. Die Grundsteinlegung der Kirche war am 21. Oktober 1951 und sie kam zehn Jahre nach ihrer Erbauung schon in das Verzeichnis der Kulturdenkmale.

Das Kunstmuseum der Stadt, das Musée Malraux (MuMa) hat dienstags geschlossen. Oft haben die Museen ja am Montag geschlossen. Die Kathedrale Notre Dame wurde wieder rekonstruiert. Sie war ebenfalls sehr stark zerstört. Die Wand, an der das Kruzifix mit Jesus hing, blieb von den Bomben im zweiten Weltkrieg unversehrt.

Überrascht war ich, dass diese große Stadt so wenige Einkaufsgeschäfte in der Innenstadt hat. Doch vorbei an der Innenstadt folgen die Docks Vauban. In diesen ehemaligen Lagerhallen sind die Bekleidungsgeschäfte der nationalen und internationalen Modeanbieter zu finden.

Abstand

Kloster de Montivilliers

Knapp zehn Kilometer nördlich von Le Havre liegt Montivilliers mit seiner ehemaligen Abtei, die „Abbaye de Montivilliers“. Viele der Bauteile wurde aufwendig rekonstruiert. Der Audioguide ist auch in deutscher Sprache erhältlich und erklärt ausführlich die Geschichte und Bedeutung der normannischen Klöster auch mit Blick auf die französische Geschichte. Wir haben nicht alles angehört, doch es gab Informationen, die zur besseren Einordnung der weiteren Kirchen und Klöster in der Normandie hilfreich waren. Museumspädagogisch wurde die Führung per Audioguide zur Ausstellung mit Musik und visuellen Effekten aufgearbeitet.

Nach unserer nordöstlichen Visite in der Normandie reisten wir weiter über Caen in die Nähe von Bayeux. Vorbei an den unterschiedlichen Küstenorten wie Honfleur, Trouville sur Mer und Deauville. Städte, die den Glanz der Belle Époque erahnen lassen. Dieser Küstenabschnitt wird auch Blumenküste genannt und hat weite Sandstrände.

Angenehm ist es, dass es im Sommer in der Normandie später dunkel wird als in Süddeutschland. Anfang Juni war es um 22 Uhr noch recht hell. Das lockte auch am Abend noch, einen längeren Spaziergang zu wagen.

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