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10 Jahre Dokumentarfilm „Die Blutritter“ von Douglas Wolfsperger

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Dokumentarfilm "Die Blutritter" von Douglas Wolfsperger - Foto Inge Veil-Köberle

Dokumentarfilm „Die Blutritter“ von Douglas Wolfsperger – Foto Inge Veil-Köberle

Filmgespräch-Splitter anlässlich dem 10jährigen Jubiläums des Dokumentarfilmes „Die Blutritter“ von Douglas Wolfsperger. Die Mitwirkenden glänzten beim Wiedersehen und Filmgespräch mit entwaffender Ehrlichkeit.

Es gab noch Plätze bei der Kinovorführung. Die Mitwirkenden saßen nach dem Film auf der Bühne und blickten zurück auf die Ereignisse, die sich aufgrund des Filmes in den letzten 10 Jahren ergaben.

Jürgen, der sich damals outete, weil er einen Lebensgefährten hat, bekam Morddrohungen. Die letzte Morddrohung kam vor zwei Wochen.

Nichtsdestotrotz wird der 70jährige Jürgen in wenigen Wochen seinen neuen jungen Lebenspartner heiraten. Der Lebenspartner im Film vorgestellt war ebenfalls anwesend, doch diese Liebe endete vor acht Jahren, beide sind nachwievor freundschaftlich verbunden.

Ronja, eine Stute, die Liebe von Georg starb kurz nach der Premiere vor 10 Jahren. Das Pferd wurde im Stall vergiftet. Ronja hatte im Film sehr warm und liebevoll ihren Besitzer angeschaut. Eine sehr emotionale Szene, denn diese gegenseitige Zuneigung war sichtbar.

Wolfsperger hat ihn eingeladen an diesem Fest zu kommen. Sein Blick ins Publikum zeigte, dass er hoffte. Doch Georg kam nicht.

Die 84jährige Franziska, liebevoll als die Hollywooddame bezeichnet, trug auswendig auf der Bühne ein selbstgeschriebenes inhaltsvolles Gedicht vor. Nachträglich zu Jürgens 70sten Geburtstag.

Ein Redakteur von der Schwäbischen Zeitung stellte die Frage, die sich vermutlich sonst keiner traute zu stellen: „Sind sie noch mit ihrer Frau zusammen?“. Es ging um die Szene, als die dunkelhäutige Frau in der Mitte, ihre Hand sowohl auf dem Schenkel ihres Mannes als auch auf dem Schenkel von Bäckermeister Stefan parkte. „Ja, wir sind seit 13 Jahren ein Paar und wir haben eine siebenjährige Tochter“, erzählt der 74jährige. Und Stefan sagte in seiner Frohnatur: „Und ich bin immer noch nicht erledigt“. Damit spielte er auf seinen Status „ledig“ an.

Metzgermeister Bendel sind es auch heute noch zu viel Blutszenen im Film. Das war schon vor 10 Jahren Kritik und es fiel ihm heuer wieder auf. Zu dem Gesagten im Film steht er. Und er ist stolz, dass seine Söhne im nachfolgen. „Die besagten Szenen mussten drinbleiben nach dem Wunsch des Regisseurs“, so Bendel.

Auch Indianerfreund  Alois sagte: „Douglas hat uns etwas gefragt und wir haben spontan geantwortet. Und wenn wir sagten, dass muss raus, hat er es trotzdem drin gelassen.“ Es sind Sätze dabei, die passen auch heute noch. Und es war auch „Gschwätz“ dabei“, sagte Alois. So manches würde er heute nicht mehr sagen.

Fast die Hälfte der Kinobesucher haben den Film zum ersten Mal gesehen und waren sehr  berührt. Ob es eine Fortsetzung geben soll, steht in den Sternen. Altoberbürgermeister Gerd Gerber kann sich eine Fortsetzung vorstellen, weil sich die Gründe, weshalb am Blutritt teilgenommen wird, mittlerweile seiner Meinung nach vielfältiger wurden. Und es geht ja um die Geschichten der Menschen, ein unerschöpfliches Thema.

Wolfsperger erzählt, dass ein Film aus vielen gesammelten Szenen besteht. „Sowas lass ich auf mich zukommen, und es kommt“, beschreibt er seine Dreherfahrungen. So die Geschichte mit dem Verlobungs- und Hochzeitsbild von Jürgen oder die Szene mit Stefan, seinem  Freund und seiner Frau. „Das war alles vorher nicht geplant, es ist spontan, wird gedreht, gesammelt und erst beim Schneiden des Filmes fällt die Entscheidung was reinkommt“, sagt Wolfsperger.

Fazit: Ein wundervoller Abend, Filmgespräche bilden weiter und sind unterhaltend. Entwaffnende Ehrlichkeit berührt.

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